Donnerstag, 28. August 2014

Augustwetter 1964: Fiserlen und Bindfäden

Nachdem die Weiacher Bauern sich noch im Juli 1964 über mangelnde Niederschläge beklagten, war dies im darauffolgenden Monat weniger ein Problem, wie man den Wetteraufzeichnungen von Walter Zollinger entnehmen kann:

«August: Er ist etwas "kühler" als der Vorgänger, obwohl er auch recht viele schwüle Nachmittage bringt. Aber es regnet auch öfters, nämlich: am 2.8. nachmittags, am 7.8. abends gewittriger Schauer, vom 9. auf den 10. nachts, am 11.8. abends, am 12.8. etliche ergiebige Schauer nachmittags und abends, am 17./18. nachts, am 18. fast den ganzen Tag (erst spätabends etwas sonnig), am 21.8. nachmittags "fiserlen", am 22. vormittags wie "Bindfäden" und am 29. nachm. nochmals ein Gewitter, nachher anhaltender Regen bis über Mitternacht hinaus. - Es wird in der ersten Monatshälfte noch geemdet, soweit wenigstens etwas zu finden ist. Aber man nimmt alles zusammen, meist eintägiges natürlich.

Höchsttemperaturen morgens 20°, mittags 28°, abends 21°
Tiefsttemperaturen morgens 9°, mittags 15°, abends 13°
».

Unter den Bindfäden, die vom Himmel regnen kann sich auch ein nicht im Kanton Zürich heimischer Leser etwas vorstellen. Aber unter «Fiserlen»? Das Schweizerische Idiotikon nennt als Bedeutung «leicht, fein regnen» bzw. schneien. Man kann den Begriff in diesem Kontext also wohl mit «Sprühregen» umschreiben.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1964 – S. 6. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1964].
[Veröffentlicht am 8. Dezember 2014]

Dienstag, 26. August 2014

Ausgelaufenes Öl nach Unfall angezündet

Mineralöle sind das Blut der aktuellen Zivilisations-Version. Auch bei uns. Bereits vor 50 Jahren. Nur war damals die Bewältigungsstrategie bei Unfällen noch eine ganz andere als heute.

In der Jahreschronik von Walter Zollinger findet man unter der Rubrik «Verkehrswesen/Unfälle» folgenden Eintrag:

«am 9. Juni, abends ca. 6 Uhr: ein Oeltankanhänger überschlug sich auf der Glattfelderstrasse, direkt in einen Weizenacker, kurz vor dem Ofenhaus; Das auslaufende Oel musste, um ein Versickern zu verhüten, gleich angezündet werden. Eine dicke, schwarze Rauchwolke war weithin sichtbar und "alarmierte" so die Dorfbevölkerung.»

Schon ein etwas eigenartiger Problemlösungsansatz, nicht wahr? Würde man sich heute so etwas erlauben, dann wäre eine Untersuchung durch die Strafverfolgungsbehörden ziemlich wahrscheinlich.

Denn was passiert, wenn man die Sauerei anzündet? Das Problem wird nicht etwa kleiner, im Gegenteil: Luftverschmutzung durch Russpartikel, Verbrennungsrückstände auch am Boden, etc. Und trotzdem ist das Erdreich noch belastet. Ausserdem: die Lungen der auf dem Schadenplatz beschäftigten Personen haben garantiert keine Freude an dieser Zusatzbelastung.

Heute wird eingedämmt

Wenn heute ein solcher Unfall passiert, dann gehen die Einsatzkräfte anders vor:
  • Der Tankanhänger wird gesichert und provisorisch abgedichtet, damit nicht noch mehr Öl ausläuft. 
  • Ist ein Gewässer in der Nähe, wird eine Ölsperre gesetzt. 
  • Das ausgelaufene Öl wird an ein Bindemittel adsorbiert und abgeführt.
  • Das verseuchte Erdreich wird mit einem Bagger abgetragen (sog. Auskofferung) und entweder in einer KVA verbrannt oder einer Bodenwaschanlage zugeführt.
Wie von der Berufsfeuerwehr des Flughafens Zürich auf Anfrage zu erfahren war, wird im Kanton Zürich bei solchen Vorfällen jeweils noch das Pikett des AWEL aufgeboten. Ein Spezialist des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft entscheidet dann zusammen mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr vor Ort, was im konkreten Fall das beste Vorgehen ist.

Gefährliche Kurven

Bezogen auf den oben erwähnten Unfallort beim Ofen-Hof kommen einem gleich noch zwei weitere Gedanken:
  1. betreiben die heutigen Eigentümer der nahe gelegenen Weiacher Kies AG eine Bodenwaschanlage.
  2. ereignen sich am mutmasslichen Unfallort vom 9. Juni 1964, einer Kurvenkombination auf Weiacher Gemeindegebiet rund 200 Meter östlich des Ofen, auch heute noch regelmässig Unfälle. Man kann die in den letzten Jahrzehnten dort umgekippten Anhänger wohl kaum mehr zählen.
Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1964 – S. 20. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1964]

Donnerstag, 7. August 2014

Grundwasserpumpwerk führt zu Wasserzählern

An der Gemeindeversammlung vom 24. Juni 1964 stand das Trinkwasser im Zentrum. Es ging um die «Genehmigung des Projektes für die Erstellung der Grundwasserfassung und des Pumpwerkes "Rhein" (Bruttokredit Fr. 297'200.-)», wie Walter Zollinger in seiner Jahreschronik 1964 schreibt.

Und trotz des Geldsegens, der mit der Weiacher Kies AG die Gemeindekasse erreicht hatte, war Überzeugungsarbeit gefragt, denn einfach so investieren die Weiacher nicht in neue Infrastruktur:

«Herr Ingenieur Werner vom techn. Bureau Gujer in Rümlang referierte eingehend über dieses dringend benötigte Vorhaben. Es wurde denn auch genehmigt und soll nun so rasch als möglich ausgeführt werden.» (Jahreschronik 1964 - S. 10)

Mit Datum vom 7. August 1964 liess der Gemeinderat die Baute offiziell publizieren:


Der Bauherr, die Politische Gemeinde Weiach, vertreten durch das Technische Büro H. Gujer, Rümlang, schrieb da eine «Grundwasser-Pump- und Transformatorenstation am Rhein» aus. (Bild aus: Jahreschronik 1964, S. 9a)

Vor 50 Jahren noch keine Wasserzähler!

Dass man die Wasserverbraucher auch in die Finanzierung einbinden wollte, ist nur folgerichtig. Als nächstes Traktandum folgte deshalb die «Aenderung von Art. 16 der Verordnung über die Wasserversorgung (Erhöhung des Wasserzins-Pauschaltarifes); dies im Hinblick auf die grossen Kosten des oben genehmigten Projekts.»

Man stellt mit Erstaunen fest, dass es damals noch keine Wasserzähler gab. Nur eine Pauschalgebühr. Das blieb aber nicht mehr lange so.

Wie man den Weiacher Geschichte(n) Nr. 33 (Gesamtausgabe S. 66, Link vgl.unten) entnehmen kann, gab es nach Aussage des früheren Gemeindepräsidenten Ernst Baumgartner-Brennwald (im Amt von 1966 bis 1982) Ende der 50er Jahre zunehmend Streit, wer zuviel Wasser verbrauche. Verdächtigt wurden besonders die Bauern.

Schon drei Jahre später wurden sie eingeführt

Deshalb brauchte es also die zusätzliche Wasserfassung und das dazugehörende Pumpwerk. Und bald waren auch Messgeräte erforderlich, um eine verursachergerechte Abrechnung zu ermöglichen:

«1967 war die Gemeinde genötigt, eine abgeänderte Verordnung über die Wasserversorgung zu erlassen. Die Eröffnung des Grundwasserpumpwerkes an der Rheinhalde hatte bald gezeigt, dass die bisherigen bescheidenen Verbrauchertarife bei weitem nicht mehr ausreichten, um auch nur einen Teil der Betriebskosten zu decken. Nun wurden Wassermesser eingebaut und das Wasser zu 40 Rappen pro m3 abgegeben sowie ein Grundtarif pro Wohnung erhoben.» – W. Zollinger. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach, Dielsdorf 1972, S. 63/64.

Weiterführende Literatur zur Wasserversorgung
[Veröffentlicht am 19. August 2014]