Freitag, 5. Juni 2020

Wie sich der Kirchenbezirk Weiach seit 1821 verändert hat

Die Broschüre «ein nöüer Kirchenbauw allhier zu Weyach». 300 Jahre Kirche Weiach, 1706–2006. (Online-Ausgabe, April 2007, PDF, 16.75 MB) wird aktuell im Auftrag der Evangelisch-reformierten Kirchenpflege Weiach vollständig überarbeitet. Und zwar so, dass neu der gesamte Kirchenbezirk, wie man ihn als Betrachter vor Ort erlebt, in angemessener Weise zur Sprache kommt.

Dabei steht die Kirche immer noch im Zentrum. Eigene Kapitel erhalten aber neu das Pfarrhaus, die Pfarrscheune, der Friedhof (sowohl im alten Kirchhof wie ausserhalb der historischen Mauern), das Waschhaus des Pfarrpfrundgutes (heute eine Garage), sowie das Alte Gemeindehaus. All diese Bauelemente machen optisch und funktional den Kirchenbezirk Weiach aus und zwar sowohl historisch wie auch in der gegenwärtigen Nutzung.

Plan der Pfarrpfrundgüter von 1821

Der älteste erhalten gebliebene, nach vermessungstechnischen Kriterien erstellte Plan des Kirchenbezirks ist 1821 vom Geometer Rudolf Diezinger (1770-1847) gezeichnet worden:


Der «Grundriss des Pfarrpfrundguts Weÿach» zeigt zwei Inselkarten.

Eine bildet den bereits erwähnten, als Kirchenbezirk bezeichneten Kernbereich der Pfrundgüter unmittelbar bei der Kirche ab und umfasst den «Garten samt dem kleinen Baumgärtlein» (B) sowie einen grossen «Baumgarten» (C; im nördlichen Teil heute neuer Friedhofsteil; Bezeichnungen nach Diezinger).

Die andere zeigt ein weiteres Grundstück, das Teil der Hofwiese mitten im Dorf ist und damit nur wenige Schritte entfernt zwischen Chälen, Bühl und Oberdorf liegt.

Zu dieser zweiten Inselkarte kommen wir im morgigen WeiachBlog-Beitrag. Dieser Beitrag zeigt auf, wie sich der Kirchenbezirk in den letzten zweihundert Jahren verändert hat.

Diezinger 1821 vs. ARE 2020

In der nachstehenden Gegenüberstellung links der Plan Diezingers von 1821, rechts die aktuelle Situation des Amtlichen Vermessungsplans im GIS Kanton Zürich (Amt für Raumentwicklung):


Was hat sich in den letzten 200 Jahren verändert?

Man muss schon genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen.

1. Ein Fixpunkt ist die Kirche, die ihren Grundriss in den letzten 315 Jahren nur bezüglich des südwestlichen Vorbaus verändert hat. Das bereits auf der Darstellung von Heinrich Meister aus dem Jahre 1716 erkennbare Vordach vor dem Hauptportal wurde 1859 um einen nordwestlichen Fachwerk-Teil erweitert und gleichzeitig die Kirchhofmauer auf der Nordwestseite in die Verlängerung der Kirchenfassade umplatziert.

2. In der Südwestecke der Ummauerung stand ab 1802 ein Ersatzbau für das im Zweiten Koalitionskrieg (mutmasslich 1799) abgebrannte Gemeindehaus, der 1857 durch einen Neubau (Assek.-Nr. 237) ersetzt wurde. Und zwar so nach Nordwesten versetzt, dass er nicht mehr an der Aussenmauer platziert war, sondern nun wie selbstverständlich als Eckstein in die Anlage integriert wurde.

3. Die Südwestfassade des Alten Gemeindehauses von 1857 wird ebenfalls mit einer neu erstellten Friedhofmauer weitergeführt, für die aber wohl eine Aufschüttung nötig wurde. Noch unklar ist, ob diese südwestliche Friedhofmauer bereits 1838/39 erstellt wurde und an die Südwestfassade des Vorgängerbaus von 1802 anschloss und die Mauer bei der Versetzung des Gemeindehauses nach Nordwesten dann verlängert wurde, oder sie erst 1857/59 im Zuge des Neubaus entstanden ist.

4. Belegt ist jedenfalls durch einen Vertrag von 1838 zwischen dem Kanton Zürich als Eigentümer der Pfrundgüter (Pfarrhaus, Pfarrscheune, etc.) und der Gemeinde Weiach als Eigentümerin von Kirchhof und Kirche, dass damals vereinbart wurde, das alte Waschhaus (das Teil der Mauer zwischen dem Kirchof und der Hofstatt der Pfrundliegenschaft war) abzubrechen und innerhalb der Hofstatt ein neues Waschhaus (Assek.-Nr. 241) zu errichten.

5. Die auf dem Vermessungsplan mit «17.2» bezeichnete Gartenlaube des Pfarrhauses besteht offensichtlich bereits 1821. Auch die der Büelstrasse entlangführende Mauer des Pfarrgartens ist augenscheinlich in ihrer Position unverändert. Die mit einem in nordwestlicher Richtung zeigenden Pfeil versehene Struktur auf der Südwestseite der Strasse zeigt übrigens den Verlauf des Mülibachs, der damals noch offen verlief.

6. Die Pfarrscheune (heute Kirchgemeindehaus) ist noch unterteilt in den nordwestlichen «Schopf» mit Pultdach und die eigentliche «Scheuer» (Bezeichnungen nach Diezinger).

7. Die Verkleinerung der Grundfläche des Baumgärtleins (südöstlicher Teil des heutigen Pfarrgartens) geht zurück auf eine Landabtretung in den 1940er-Jahren an Albert Erb, den damaligen Eigentümer der Liegenschaft Oberdorfstrasse 1. Davon wird ein späterer Beitrag handeln.

Quellen
  • Weiach: Pfrundgüter Garten und Baumgarten bei Kirche und Pfarrhaus und Hofwies; Grundrisse (Nr. 1); 1821. Signatur: StAZH PLAN R 1189
  • Vertrag zwischen dem Baudepartement des Kantons Zürich und der Gemeinde Weiach betreffend Versetzung des zur Pfrundlokalität gehörenden Waschhauses und Erweiterung des Kirchhofes. 1838. Signatur: StAZH M 30.606
  • Geografisches Informationssystem des Kantons Zürich. Amtliche Vermessung schwarz/weiss. 2020. Link auf obigen Ausschnitt: https://maps.zh.ch/s/ymioe86b

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