Samstag, 15. Juli 2006

Eine nautische Meile? Warum nicht zweieinhalb?

Eine neue Allianz der Diktatur der Mehrheit, bestehend aus dem Fluglärmforum Süd, der Region Ost und der Stadt Zürich, hat gestern ihre hässliche Fratze gezeigt.

Mit einer gemeinsamen Pressekonferenz hat sich die Nimby-Koalition von Ost und Süd gemeinsam darauf eingeschossen, alle Nachteile des Flughafens Zürich dem Norden zuzuschieben.

Die dort Wohnenden sollen bitteschön (wieder) zu alleinigen Fluglärmschluckern werden. Das bringt der profitierenden Mehrheit im Süden und Osten alle Vorteile. Spült Geld in deren Kassen. Und das wiederum bringt Wählerstimmen.

Natürlich haben diese Biedermänner mit keinem Wort die Frage der Entschädigung für das Abfallkübeldasein einer ganzen Region thematisiert. Denn das würde ihnen bei der profitierenden Mehrheit in ihrem Gebiet wiederum überhaupt keine Sympathie eintragen.

Alle Vorteile und nix dafür zahlen. Das könnte denen so passen.

Deutsche Sperrzone am Rhein

Der gekröpfte Nordanflug nach derzeitiger Planung hält zwar den zur Landesgrenze nötigen Mindestabstand von 1 nautischen Meile (1852 m) ein. Würde Deutschland eine Sperrzone bis an den Rhein einrichten, wäre ein Mindestabstand von 2,5 nautischen Meilen (4630 m) erforderlich.

Wenn wir in Weiach genauso egoistisch denken würden wie diese "Allianz der Diktatur der Mehrheit", dann würden wir jetzt zusammen mit Hohentengen und dem Landkreis Waldshut in Berlin für die sofortige Einführung dieser Sperrzone lobbyieren gehen.

Denn rein aus dem Blickwinkel des Fluglärms betrachtet, brächte uns diese 2.5-Meilen-Zone nur Vorteile.

Aber im Gegensatz zu diesen windigen Nimby-Politikern sind wir keine Brandstifter. Wir sind solidarisch. Wir übernehmen seit über 30 Jahren wesentlich mehr als unseren gerechten Anteil an den negativen Auswirkungen des Flughafens. Und wohlverstanden: alles gratis und franko. Jedenfalls bisher.

Quellen

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die DVO mit ihren diskriminierenden Sperrzeiten ist eine Diktatur einer Minderheit, die sich auf das Machtzentrum der "Kolonialmacht" Deutschland in Berlin stützt. Wäre Zürich kein ausländischer Flughafen, würde man selbstverständlich nur von Norden landen, und das mit weniger als 6.5h Nachtruhe! Wir wollen nur, dass man uns nicht diskriminiert, weil wir keine deutschen Übermenschen sind.

Die Einrichtung eine militärischen Sperrzone ist ein krigerischer Akt. In Europa gibt es sowas nur in Zypern wegen des Konflikts zwischen Griechenland und der Türkei.

Auch mit gekröpften Anflügen bleibt die Region südlich vom Flughafen mit Wallisellen und Opfikon das am stärksten belastete Gebiet um Kloten.

Jeder, der in den letzten Jahrzehnten nach Weiach, Höri oder Stadel unter eine bestehende Anflugschneise gezogen ist, hat keine Legitimation, sich zu beschweren. Der Schulterschluss pro GNA war längst überfällig und wird in Bern hoffentlich auch endlich ernst genommen.

Gruss vom bösen "Thomas" aus dem Südanflug-Nein-Forum

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Nur so zur Erinnerung, Thomas:

1. Die Zürcher haben zugelassen, dass der Flughafen die Verwaltungsvereinbarung aus dem Jahre 1984 über Jahre hinweg verletzte.

2. Politiker auch aus dem Kanton Zürich waren massgeblich daran beteiligt, den Staatsvertrag zu kippen und haben so die einseitig von Deutschland verfügten DVO überhaupt erst provoziert.

Wenn man dem Landkreis Waldshut nicht jahrelang in der Manier einer Kolonialmacht die Einhaltung der Verwaltungsvereinbarung vorenthalten hätte, dann wären wir jetzt nicht so weit.

Bei jedem Krieg ist die Frage zu stellen, wer angefangen hat.

Im übrigen entscheiden wir selber, ob wir die Legitimation haben, uns zu beschweren. Dazu brauchen wir keine Belehrungen im paternalistischen Teile-und-herrsche-Stil des "bösen Thomas".

Anonym hat gesagt…

Der Staatsvertrag hat ein diskriminierendes Element gehabt, nämlich die Wochenendregelung, deshalb konnte man dazu nicht Nein sagen.

Selbst (oder gerade dann) wenn man für sog. "gerechte" Lärmverteilung ist, kann man nicht einsehen, dass gerade dasjenige Gebiet, das am dichtesten besiedelt ist und das bis kurz vor Pistenschwelle bezüglich Lärmschutz gerade zu den sensibelsten Zeiten die schlechteste Regelung haben soll!!!

Anonym hat gesagt…

.. nicht Ja sagen natürlich.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Natürlich war der Staatsvertrag nicht optimal. Das war aber auch nicht zu erwarten, nachdem der Flughafen Zürich es mit den Deutschen durch jahrelanges Missachten der Verwaltungsvereinbarung endgültig vergeigt hatte. Und das alles, um eine schliesslich kläglich gescheiterte Hubstrategie durchzuziehen.

Aus Sicht der Deutschen ist der Südschwarzwald eine Erholungszone und Fremdenverkehrsgebiet. Daher die Wochenendregelung.

Anonym hat gesagt…

Der gekröpfte Nordanflug nach derzeitiger Planung hält zwar den zur Landesgrenze nötigen Mindestabstand von 1 nautischen Meile (1852 m) ein.

Wie kommst du auf die Idee, ein solcher Abstand zu einer Landesgrenze sei notwendig?

Wenn wir in Weiach genauso egoistisch denken würden wie diese "Allianz der Diktatur der Mehrheit", dann würden wir jetzt zusammen mit Hohentengen und dem Landkreis Waldshut in Berlin für die sofortige Einführung dieser Sperrzone lobbyieren gehen.

Diese Zusammenarbeit zwischen dem Flughafen-Norden und dem deutschen Süden ist längst Realität. Weisst du das denn nicht?

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Zur ersten Frage: auf die Idee bin ich nicht selber gekommen. Das steht so im Zürcher Unterländer (vgl. die Quellenangaben). Hätte das also auch in indirekter Rede schreiben können, dann wär's klarer gewesen.

Zur zweiten Frage: Hübsche Unterstellung in Frageform. Dass Kontakte bestehen ist ja klar. Oder willst Du uns zu verstehen geben, das allein sei schon Landesverrat?

Ich beende nun diesen Tastaturkrieg getreu dem Motto: "Wer mit grossen Herren Chriesi isst, dem werden die Stiele ins Gesicht geschmissen."

Anonym hat gesagt…

Der Pfannenstiel ist ebenso eine Erholungsregion für die städtische Bevölkerung. Und zudem sollten Wohnregionen die höhere Priorität bei Lärmschutz haben als sog. Erholungsregionen, denn in Wohngebieten halten sich viel mehr Personen auf und v.a. will man zuhause schlafen und nicht auf irgend einem Acker draussen.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Und indirekt wird damit behauptet, im Zürcher Unterland und Südschwarzwald wohne niemand, da seien nur Äcker?

Die Deutschen würden wohl entgegnen: Eine Naherholungszone wie der Pfannenstil ist keine Touristenregion, die wie der Südschwarzwald von den Touristen lebt.

Anonym hat gesagt…

Es hat nie jemand gesagt, nördlich von Kloten wohne niemand.

Aber wir haben im Süden über mehrere Kilometer vor dem Pistenanfang mit Opfikon, Schwamendingen und Wallisellen ein überbautes Gebiet städtischer Dichte.

Hingegen haben die Anwohner im Norden i.d.R. 2-3km Abstand zu den Fliegern und werden nicht direkt in einem Zehntel dieser Distanz überflogen. (Bsp Bülach - Stadtzentrum ist ca. 3 km von der Flugachse weg) Auch ist die Topographie südlich ansteigender, sodass die Flieger über eine längere Distanz tiefer über Boden fliegen als im Norden.

Ausserdem hat ein Teil der Nordanwohner keine Legitimation, sich zu beklagen - diejenigen nämlich, die unter eine bereits bestehende Flugschneise gezogen sind.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Auch eine dichte Besiedlung gibt dem Süden keine Legitimation zu verlangen, dass der Norden den ganzen Fluglärm zu schlucken habe.

Die Distanz zum Boden ist nur bedingt indikativ für die Menge des Fluglärms. Da spielt auch noch die Topographie mit.

Was den Abstand betrifft: Es ist nicht gerade zielführend, das Bülacher Stadtzentrum als Referenz heranzuziehen. Wenn schon müsste man die Distanz zum Kasernenareal angeben, wo schon seit Jahrzehnten Wohnhäuser stehen. Diese Distanz ist wesentlich kleiner.

Wovor die Bülacher Angst haben ist v.a. eine Parallelpiste zum RWY-16. Denn die würde direkt über Bülach führen. Und damit über ein Regionalspital das in den letzten Jahren auch mit Kantonsgeldern für Millionen ausgebaut wurde (Dielsdorf wurde dafür vom Kanton abgewürgt).

Für die, die das noch nicht gemerkt haben: auch Bülach-Südwest ist mittlerweile eine städtisch dicht besiedelte Gegend. Die von euch so hochgejubelte kantonale Raumplanung hat das nicht verhindert.

Das ist kein Wunder, denn wenn dieses Instrument auch nur ansatzweise Zähne hätte, dann wären Entschädigungen an Landbesitzer im Norden fällig geworden. Diesen Ärger wollte sich aber kein kantonaler Politiker auf den Hals ziehen. Denn: Wer will im Süden für seine Ruhe zahlen? Kaum einer. Beim gratis Trittbrettfahren waren aber über Jahrzehnte alle Südler gern dabei.

Im übrigen entscheiden wir - wie oben schon einmal erwähnt - immer noch selber, wer von uns die Legitimation hat, sich zu beschweren. Diese von euch benutzte "Teile-und-herrsche"-Strategie geht nicht auf.

Ihr nehmt euch dieses Recht ja auch ganz selbstverständlich heraus, obwohl schon seit Jahrzehnten klar ist, dass man dieses seit 1976 bestehende Pistensystem auch anders nutzen könnte als über eine "natürliche" Nordausrichtung.

Wer also in die Verlängerung von Piste 32 oder 34 gezogen ist, dessen Legitimation zur Beschwerde kann genauso in Frage gestellt werden. Extrapoliert doch die Entwicklung einfach über die nächsten Jahrzehnte. Wo werden wohl die meisten Leute hinziehen? Dorthin, wo es noch Baulandreserven hat.

Der Bauboom unter dem Final Approach 28 in Kloten ist der beste Beweis dafür. Vor wenigen Jahren waren dort noch Wiesen und Äcker. Heute ist schon fast das gesamte Areal mit Mehrfamilienhäusern zugepflastert. Völlig verrückt.

Fazit: Wer es nicht schafft, solche Entwicklungen mit wirksamen raumplanerischen Instrumenten zu verhindern, der muss sich danach nicht wundern, wenn die dort Einziehenden irgendwann über den Fluglärm klagen.

Wer zu lange selbstzufrieden an eine zahnlose Raumplanung samt Richtplanung geglaubt hat, den bestraft das Leben.

Anonym hat gesagt…

1. auch die westlichen Teile Bülachs sind immer noch ca. 2 Kilometer von der Flugachse entfernt - ein entscheidender Unterschied zu Opfikon, Schwamendingen und Wallisellen.

2. Es gibt sehr grosse Unterschiede bezüglich Dicht der Besiedlung.

3. Wir haben schon raumplanerische Elemente. RELIEF z.B. zeigt einen sinnvollen Weg in die Zukunft. Man schaltet diesbezüglich in den Gebieten, die für die Allgemeinheit eine Last zu übernehmen hätten auf stur. Mit 2 robusten Verfahren könnte man die Nachtruhe für alle Anwohner verlängern und die Zahl lärmbelasteter Leute gem. IGW dabei erst noch verringern mit positiven Effekten auf die Entwicklungsspielräume der Gemeinden (weniger Bauverbote wegen Lärm).

Auch wenn man sowas wie RELIEF 10-20 Jahre früher schon hätte bringen sollen, ist dies keine Entschuldigung dafür, heute auf eine intelligente Raumplanung zu verzichten. Es ist nie zu spät etwas gutes zu tun.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Die Bülacher haben sich - wie erwähnt - überlegt, was eine Parallelpiste bedeuten würde. Da geht's weniger um aktuelle Überflugsrouten. Trotzdem: im Kasernenquartier hört man die Flugzeuge sehr wohl und sehr deutlich.

Die Raumplanung bleibt unter anderem deswegen Stückwerk, weil es nichts kosten darf.

Was die so genannt robusten Verfahren nach RELIEF wert sein dürften, das können wir uns im Norden ausrechnen. Schliesslich hat man uns seit 30 Jahren belogen und mit immer mehr Lärm eingedeckt.

Die Art und Weise wie man sich bei der Kantonsregierung darauf kapriziert, Immissionsgrenzwerte (IGW) und die dazu passenden Zonenlinien aus dem Ärmel zu schütteln, ist überhaupt nicht dazu angetan, Vertrauen zu schaffen.

Was ich damit meine? Heute legt man uns ein Planungspapier vor und morgen haut man uns per Mehrheitsentscheid an anderer Stelle wieder übers Ohr. So läuft das nun seit Jahren.

Die Unterländer sind zwar grundsätzlich geduldige Zürcher und nicht solche Aufrührer wie die vom See. Trotzdem werden sie irgendwann einmal nicht mehr einfach so bereit sein, dieses hinterhältig-abgekartete Spiel mitzuspielen. Irgendwänn isch gnueg Heu dune!