Montag, 1. September 2025

Der Aufruf «Pro Ortsmuseum» aus den Gründerzeiten

Anfangszeiten haben eine belebende Wirkung. Man kann und muss an seinem Konzept feilen, wo nötig das Umfeld einbeziehen, die eigene Sache bekannter machen. 

Exakt das hat die «Kommission für das Ortsmuseum Weiach» (so nannte man sie damals noch) auch getan, um das Jahr 1968 herum, als das Museum – gerade frisch aus dem Ei geschlüpft – der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

«Pro Ortsmuseum» war einer ihrer Slogans, der wohl entfernt an «Pro Patria» erinnern sollte. Eine Bezeichnung, die ins Herz zielt und Türen wie Portemonnaies öffnen kann. Man denke nur an die Zuschlags-Briefmarken der Post, die wohl bekanntesten Botschafterinnen der Bundesfeierspende.


Nachstehend der Volltext dieses Aufrufs, der – wohl im Sommer 1968 (genauer wissen wir es nicht) – im Ortsmuseum aufgelegen hat:

ORTSMUSEUM WEIACH

"Pro Ortsmuseum"

Lieber Besucher,

Sie haben unser "Ortsmuseum" besucht, besichtigt und hoffentlich auch kritisiert. Unser Ortsmuseum in Anführungszeichen ist noch gar kein richtiger, vollständiger Ort, ein lebendiger Ort so wie wir ihn vorstellen, ein Ort wo wir das Vergangene, Traditionelle, die Bräuche und Sitten, unser Dorf vorstellen können. Es fehlt uns noch viel, Ausstellungsmaterial und vorallem Ihre Mithilfe. Sie haben es sicher bemerkt. Die heutige Ausstellung gibt uns einen kleinen Einblick in die Kirchgemeinde. Eine Ausstellung, für die wir noch mehr Material zur Schau hätten bringen können. Aber es fehlt uns der Platz. Dort wo wir Ihnen die alten Schriften zeigten, möchten wir wieder eine typische Weiacherstube einrichten, mit all ihrer Eigenarten und Besonderheiten. Ausstellungen, wir denken vorallem an das Schul-, Forst- und Landwirtschaftswesen, möchten wir gerne in die oberen Räume verlegen. Auch Stall und Scheune und die Winde könnten wir dafür sehr gut brauchen.

Wir allein können das nicht. Dazu braucht es Hilfe aus dem ganzen Dorf. Schenken Sie uns alle Ihre Gegenstände aus der alten Zeit: Tische, Stühle, Betten, Kasten, Schränke, Geschirr, Leib- und Bettwäsche, Arbeitsgeräte, einfach all das was Sie entbehren können und für unser Ortsmuseum von bleibendem Wert ist. Als Gegenwert können wir Ihnen keine klingenden Münzen abgeben, wir sind arm. Dafür aber die Gewissheit, dass Ihr wohlbehüteter Schatz oder aber auch das achtlos behandelte Altertum, der Nachwelt, Ihren Kindern und Kindeskindern immer erhalten bleibt. Hier im Dorfe, wo sie hingehören, wo sie nur ganz allein ihren besondern Wert bewahren und nicht irgendwo bei einem Trödler und dann zweckentfremdet in einer Hotelhalle.

Sie haben auf Ihrem Rundgang festgestellt, dass wir nicht ein "Museum" schaffen wollen, ein verschlossener Raum, verträumt und verstaubt. Nein, wir wollen Räume voller Leben, Erinnerungen, Wärme. Mitten in der heutigen Hast ein Ort, ein Haus wo man miteinander zu diskutieren beginnt und das alte Weych zurückruft das sicher keinen schöneren und besseren Zeiten entgegensah als wir heute, auf das wir aber einfach stolz sind.

Helfen Sie uns.

Wenn Sie etwas für uns haben, telefonieren Sie der Gemeinderatskanzlei. Wir kommen bei Ihnen vorbei.

Herzlichen Dank.

Kommission für das Ortsmuseum Weiach

Ein Aufruf, der auf fruchtbaren Boden fiel

Angesichts der Entwicklung des Ortsmuseums kann man mit Fug und Recht festhalten, dass die Hauptintentionen der Gründergeneration sich nachhaltig verwirklicht haben. Auch der obere Stock gehört – entgegen den ursprünglichen Absichten des Gemeinderates – seit einem halben Jahrhundert als fixer Bestandteil zum Konzept des lebendigen Weiacher Dorfmuseums. Die beiden «leeren» Zimmer im Obergeschoss sind entscheidende Elemente. So kann es sich immer wieder neu präsentieren. 

Im Zentrum steht die grosse Ausstellung im Herbst. Dieses Jahr wird wieder Weycher Handwerk und Gewerbe das Thema sein. Der Gwunder auf die neuen Ausstellungsinhalte und die stets erfüllte Erwartung, sich nicht nur anhand der dort präsentierten Objekte der Sachkultur der eigenen Wurzeln erneut gewahr zu werden, sondern auch zu Speis und Trank ins Gespräch kommen zu können, sichert unserem Museum Lebendigkeit und Identität. 

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