Freitag, 30. Dezember 2016

Dezemberwetter 1966: «Verleiderisches» Wetter

Walter Zollingers Beurteilung des Dezembers vor 50 Jahren ist ziemlich vernichtend, was aber beim Vergleich mit dem November, der dem traditionellen Namen Wintermonat durchaus Ehre machte (s. WeiachBlog Nr. 1331), nicht wirklich verwundern kann:

«Dezember. Wir beginnen da gleich mit den

Höchsttemperaturen morgens +8° mittags +9° abends +8°
Tiefsttemperaturen morgens -3° mittags -2° abends -4°.

Also eigentlich milder als der Vormonat. Der Föhn regiert eben öfters und war bis ins Tiefland spürbar. Im grossen-ganzen aber ziemlich niederschlagsreich: vierzehn Mal leichter oder stärker regnerisch, achtmal Schneefall, an neun Tagen stürmische Winde, immer Hochnebeldecke oder trübe und stark bewölkt, ganz wenig Sonne.

Mein Tagebuch vom 13.12. hält fest: "Verleiderisches Wetter, nun schon seit bald einer Woche, auch nachts, Regen, Regen" - und am 30.12.: "Regnerisches, langweiliges Jahresende!" Also trotz der "grössern Wärme" gegenüber dem November eben doch ungefreut, nass, kalt. Der Jänner des neuen Jahres macht's hoffentlich doch etwas besser!
»

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1966 – S. 8. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1966].

[Veröffentlicht am 1. Januar 2018 um 21:37 MEZ]

Dienstag, 20. Dezember 2016

Gebäudeversicherungskataster bereits 1809 erstellt

Die Gründung einer staatlichen Brandassekuranzkasse für Gebäude wurde im hiesigen Kanton 1808 beschlossen - nachdem die Aargauer schon 1805 eine solche gegründet hatten (vgl. WeiachBlog Nr. 31: Die Habsburger sind schuld).

Diese Kassen gibt es bis heute: als kantonale Gebäudeversicherungen. In unserem Fall ist es die Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (http://www.gvz.ch), welche eine wichtige Rolle beim Brandschutz einnimmt und unsere Feuerwehren massgeblich finanziell alimentiert. Zur Geschichte der GVZ vgl. den Artikel Weiacher Geschichte(n) 109 vom Dezember 2008.

Gemeinderat für Datenerfassung eingespannt

Die Brandassekuranz basiert auf detaillierten Aufnahmen aller Gebäude im Kanton (in der Anfangszeit waren einige hochriskante Anlagen, in denen mit Feuer und Sprengstoff hantiert wurde, nicht versicherbar). So kommt es, dass für die Zeit nach 1808 der Gebäudebestand in einem einzigen Verzeichnis nachvollzogen werden kann, den sogenannten Lagerbüchern.

Mehrere Jahre war der Verfasser dieser Zeilen der Ansicht, der erste Kataster aller versicherten Weiacher Gebäude sei 1812 erstellt worden. Denn die Einträge im ältesten Lagerbuch der GVZ datieren auf dieses Jahr. Das erste Gebäudeverzeichnis samt Nummerierungsplan und erster Schatzung muss aber bereits 1809 erstellt worden sein.

Das geht einerseits aus der «Memorabilia Tigurina» von 1820 hervor, wo es heisst, das im Dezember 1808 beschlossene Gesetz über die Brandassekuranz sei «auf den er¬sten May 1809» in Kraft gesetzt worden. Und weiter unten: «Zur Errichtung eines allgemeinen Brand-Catasters wurden die Gemeindräthe beauftragt, Schatzungs-Tabellen über alle in dem Bezirk ihrer Gemeinde gelegenen Gebäude zu verfertigen und solche zu diesem Endzweck der Regierungs-Commission einzugeben». (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 109, Kasten «Brand-Assekuranz» - das Zürcher Lexikon zum Thema)

Andererseits ergibt sich dies auch aus dem Regierungsratsbeschluss zum Brandunglück vom 19. November 1810 in Weiach. Das Protokoll der damals «Kleiner Rat» genannten Regierung führt den Eintrag unter dem 20. Dezember 1810 (StAZH MM 1.35 RRB 1810/1441). Dort wird das abgebrannte Objekt als «im Brandversicherungscadaster der Gemeinde Weyach mit No. 79» bezeichnetes Gebäude identifiziert.

Sind die Lagerbücher nur die Sicherungskopien?

Das in der Gebäudenummernkonkordanz der Gemeinde Weiach (erstellt im Sommer 2002) als «Nummerierungssystem 1812» bezeichnete Nummernschema ist also eigentlich ein «System 1809».

Es hat - wenig verwunderlich bei einem Projekt dieser Grössenordnung - offensichtlich einige Zeit gedauert, bis alle Gemeindecadaster bei der Assekuranzkasse eingetroffen sind und dort fein säuberlich in Folianten verzeichnet waren.

Vielleicht diente das Lagerbuch sogar lediglich als zentrale Kopie der in der Gemeinde geführten Verzeichnisse. Das würde jedenfalls den seltsamen Namen erklären. Die Bücher wären also quasi das Backup gewesen. Gut möglich, dass in der Praxis jeweils mit dem Original der Gemeinde gearbeitet wurde - die war ja näher dran. Und dass lediglich Mutationen im Lagerbuch nachgetragen wurden.

Denn bei der Feuerschau mussten - wieder gemäss Memorabilia Tigurina - die Gemeinderäte «durch die alljährlich vorzunehmende Feuerschau, die Vermehrung oder Verminderung des Assekuranzwerths der Gebäude» bestimmen. Meldungen an die Kasse waren nur erforderlich, wenn sich bei einer Versicherungssumme bis zu 5000 Gulden (und diesen Wert dürften in Weiach nur wenige Gebäude überschritten haben) eine Differenz von mehr als 20% Mehr- oder Minderwert ergab.

[Veröffentlicht am 1. Januar 2018 um 12:36 MEZ]