Mittwoch, 25. Juli 2007

Das Erdbeben vom 25. Juli 1855

Unsere mittlerweile 301-jährige Kirche hat schon vieles erlebt. Interessanterweise traf es nicht nur die grosse Sonnenfinsternis gerade auf den Zeitpunkt ihres Baus, auch bei Renovationen geschah Ungewöhnliches. So bei der Kirchturm-Renovation von 1855:

«Am 25. Juli wurde nachmittags 1 Uhr 05 Minuten ein so starkes Erdbeben verspürt, dass die Arbeiter von den Gerüsten sich begaben, die Dielen krachten, was an den Wänden hing, sich hin und her bewegte und alles Volk erstaunt zusammenlief. Am 26. vormittags und am 28. während des Mittagläutens wiederholten sich dieselben Erschütterungen.»

Epizentrum Vispertal

Diese Erdstösse führten in Weiach zu keinen Schäden, im Wallis aber sehr wohl, wie ein Artikel des Schweizerischen Erdbebendienstes mit dem Titel «Das nächste Erdbeben kommt bestimmt» erläutert:

«St. Niklaus, 25. Juli 1855, kurz vor ein Uhr Mittags, es ist regnerisch trüb. Die meisten Leute sitzen noch beim Essen als ein dumpfes Geräusch aus dem Untergrund zu vernehmen ist, dann ein erster Schlag, gefolgt von starkem schütteln, Gegenstände rutschen durch den Raum, Deckenteile brechen ein und Risse ziehen sich durch das Mauerwerk. Alle flüchten in Panik aus den Häusern. Draussen, unsichtbar im Nebel und in den von den Gebäuden aufsteigenden Staubwolken stürzen mächtige Felsblöcke mit lautem Krachen von den steilen Bergflanken herab. Ein sicherer Ort ist nirgends zu finden.

Erst nachdem sich der Staub gesetzt hat, sind die Folgen des Erdbebens zu erkennen: Zwischen Visp und St. Niklaus ist kaum ein Gebäude unbeschädigt geblieben. Zum Teil sind ganze Wände eingestürzt, der Kirchturm von Visp steht ohne Spitze da. Ein Kind ist von einer umstürzenden Mauer erschlagen worden, Verletzte müssen mühsam über herabgestürzte Felsmassen zu Tal getragen werden. In den folgenden Tagen richten einige der unzähligen Nachstösse weitere Schäden an.
»

Schäden bis zu 9 Milliarden Franken

Solche Erdbeben können sich auch heute jederzeit ereignen. Weil die Gebäude heute wesentlich zahlreicher und teurer sind als noch vor 150 Jahren, müsste in der Schweiz heute bei einer Wiederholung dieses Erdbebens mit Gebäudeschäden von 580 - 8720 Millionen Franken gerechnet werden.

Die Streuungsbreite der Schadensumme entspricht dem Unterschied zwischen einer optimistischen und einer worst-case-Schätzung und umfasst nur die Gebäudeschäden. Andere Sachwerte und wirtschaftliche Folgekosten sind nicht eingerechnet. Auch Verluste an Menschenleben und deren finanzielle Folgen nicht.

Quellen
  • Zollinger, W.: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). 1. Aufl. 1972, 2., ergänzte Aufl. 1984.
  • Deichmann, N.; Fäh, D.: Das nächste Erdbeben kommt bestimmt. Obwohl sie weniger häufig auftreten als in der Türkei, sind Erdbeben eine in der Schweiz stark unterschätzte Naturgefahr. Presseartikel des Schweizerischen Erdbebendienstes, ETH Zürich
[Veröffentlicht am 18. November 2007]

Sonntag, 22. Juli 2007

Juliwetter 1957

Wie sehr das Wetter vor 50 Jahren vom damaligen Dorfchronisten Walter Zollinger noch aus der Sicht der Landwirte gesehen wurde, das zeigt sich praktisch in jeder Monatsbeschreibung. So auch in dieser hier:

«Heiss beginnt der Juli, 35° am Nachmittag des ersten Tages auf der schattseitigen Laube unseres Hauses und so gings während der ganzen Woche weiter, sogar auf über 36° stieg das Quecksilber. Dann aber wandte sich das Blatt plötzlich, und die nachfolgenden drei Wochen brachten fast täglich längere oder kürzere Regengüsse, vornehmlich nachts. Die Nachmittagstemperaturen sanken entsprechend und hielten sich nur mehr zwischen 18 bis höchstens 25°. Wohl waren die Abende meist ordentlich; aber für die Erntearbeiten, die nun fällig geworden wären, immer zu spät. Erst gegen Ende des Monats besserte es und die letzten zwei Tage waren wieder prächtige Sommertage. Nun „läufts“ in den Roggen- und Weizenfeldern unten!»

Mit «unten» meinte der im Oberdorf nahe der Mühle wohnhafte Zollinger die Ebene zwischen Kaiserstuhl und dem Weiacher Hardwald vor Rheinsfelden.

Bereits im WeiachBlog erschienene Wetterartikel


Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 5 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)

[Veröffentlicht am 2. November 2007]

Samstag, 14. Juli 2007

Die Funkstille brechen...

Nach wochenlanger Sendepause (seit 12. Juni 2007, 16:53) habe ich mich heute dazu entschlossen, den WeiachBlog ab sofort wieder mit neuen Inhalten zu bestücken. Geplant war das zwar schon lange, aber eben ...

Es gibt Gründe, die dagegen sprechen: wenn man(n) sich beruflich verändert, dann bindet das halt Ressourcen. Schliesslich will man ja im neuen Arbeitsumfeld als Top-Performer und nicht als lahme Ente auffallen.

Allerdings gibt es auch etliche Gründe auf der Befürworterseite. Das wären erstens einmal die regelmässigen Besucher dieses Blogs:

  • die Weiach-Fans mit einer Engelsgeduld, die trotz unangekündigter Sendepause unverdrossen mindestens einmal täglich auf WeiachBlog vorbeischauen und noch nie gemotzt haben - obwohl der Autor ja per e-mail erreichbar wäre (ich denke da vor allem an eine Zürcher Anwaltskanzlei, die hier aus Gründen des Datenschutzes nicht genannt wird),
  • die stillen Subscriber, welche WeiachBlog über ihren Newsreader abonniert haben.
  • die "Eingeborenen", von denen einige ab und zu auch diesen Blog lesen und - selten aber immerhin - sogar kommentieren. Die meisten davon offline oder per privater e-mail.

Dann natürlich der nicht abreissende Strom von Weiach-Bezogenem, das durch den Blätterwald rauscht und - zweckentsprechend - auch Kommentare und Verweise auf neuere Ausgaben der Weiacher Geschichte(n). Die aktuelle Nr. 92 wurde am 2. Juli sogar vom Tages-Anzeiger verwertet.

Finden wir also die Balance - und die wird einstweilen vor allem im Nachholen von Artikeln mit Datum ab dem 28. Mai liegen. Inhalte gibt es mehr als genug. Nur müssen sie halt einmal in Form gegossen werden.

Neues gibt's also einstweilen unterhalb dieses Postings - nicht drüber wie sonst üblich. Jedenfalls so lange, bis das Datum des 13. Juli erreicht ist. Bin gespannt, wie lange das dauert.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Wenn OL-Läufer Eichen pflanzen

Dass unter Jägern und Förstern nicht immer eitel Freude über die OL-Läufer herrscht, ist bekannt. Deshalb freut ein Artikel über gegenseitige vertrauensbildende Massnahmen - besonders wenn sie mit langfristigen Wirkungen verbunden sind.

Der Titel «Kapreöli planzten Eichen» auf der Website des im Zürcher Unterland tätigen OLC Kapreolo sagt denn auch exakt, worum es ging: um die Zukunft eines Waldes, er u.a. auch unser Wald ist:

«Stadel/Weiach/Bachs: Normalerweise rennen sie an den jungen und alten Bäumen herum. Am vergangenen Samstagmorgen jedoch [d.h. am 31. März] pflanzten 15 Mitglieder des Glattaler OL Klubes Kapreolo für einmal 100 Eichen und montierten alte und nun wirklich gefährliche Umzäunungen, sowohl für das Wild wie auch für OL Läufer, im Stadlerberg ab. Hintergrund ist natürlich ein gutes Einvernehmen mit den weiteren Waldbenützern wie Forst- und Jagdbehörden im Hinblick auf die Durchführung der Anfang September 07 stattfindenden SOM [Schweizer OL-Meisterschaft]. Wie meinte denn auch Förster Roland Steiner beim anschliessenden Essen diplomatisch: „Wir beide haben halt ab und zu unterschiedliche Auffassungen……„

Unter der Anleitung der beiden Förster Roland Steiner und Max Holenweg, sowie Jagdobmann Kurt Griesser (Jagdgesellschaft Sanzenberg) erledigten die OL Läufer diese Arbeiten trotz zu Beginn nasser und kalter Witterung in schnellem Tempo. So dass Förster Steiner plötzlich fragte: "Kann man Euch mieten?" Bereits nach 13 Uhr konnte zum Risotto- und Wurstessen am warmen Lagerfeuer geschritten und das eine oder andere Gespräch geführt werden.

"Eichen setzen wir jetzt aus klimatischen Gründen und weil Eichenbäume wegen den zu erwartenden, wärmeren und trockeren Sommer robuster als zB. Rotbuchen etc. sind", so Förster Steiner. "Zudem lieben Wildschweine diese Art von Baum sehr und mit der jetzigen Anpflanzung hoffen wir, dass wir diese Schweine in einigen Jahren dadurch etwas mehr von den Feldern - wo sie für die Landwirte meist grössere Schäden anrichten - im Wald zurückbehalten werden können." Bis es allerdings soweit sein dürfte, werden noch einige Jahrzehnte vergehen und der eine oder andere der nun gepflanzten Bäume eingehen. Um die noch ganz jungen Eichen vor voreiligem "Ab-Frasse" durch Kollege Wild zu schützen, wurden sie mit einem Holzpfahl und grünem Kunststoffgehege mit Kabelbinder geschützt.
» (wü/zvg)

Die Renaissance der Eichen ist besonders interessant. War Weiach doch einst für seine Eichenwälder weitherum berühmt. Diese standen zwar vor allem im Hard, wo der Boden über dem Kies schneller austrocknet und feuchtigkeitsliebendere Bäume als die Eiche Probleme bekommen. Dasselbe Phänomen ist auch auf den Ebenen den Steins und des Sanzenbergs zu beobachten. Und es wird - da gehe ich mit Förster Steiner einig - wohl noch zunehmen. Also ist es ein Gebot der Stunde, vermehrt trockentolerante Eichen zu setzen.

Quelle
  • Wuelsi: Kapreöli planzten Eichen. Source: Website des OLC Kapreolo - datiert: 1. April 2007. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors; Daniel Wülser, Bülach

[Veröffentlicht am 24. November 2007]