Freitag, 30. Juni 2006

WeiachBlog tritt kürzer

Bloggen braucht Zeit. Diese heute im Bernetblog präsentierte Erkenntnis ist für mich nicht neu. Zusammen mit der Recherche verschlingt meine Art von Citizen journalism etliche Stunden pro Woche. Zeit, die ich nicht mehr habe. Jedenfalls im Moment nicht.

Vom täglichen zum unregelmässigen Erscheinen

Der wirtschaftliche Überlebenskampf fordert unnachgiebig seinen Tribut. In Businesschinesisch ausgedrückt: ich muss vermehrt auf den return on investment achten. Auf den, der in harter Währung gemessen wird. Also: Weniger l'art pour l'art beim privaten Steckenpferd. Mehr l'art pour dollar in meinem angestammten Berufsfeld.

Deshalb tritt WeiachBlog ab sofort kürzer. Aus einem daily (jeden Tag ein Artikel) wird ein unregelmässig erscheinendes Format (Artikel nur dann, wenn ich halt grad noch Zeit und Lust zum Bloggen übrig habe).

Kein Zurückdatieren mehr

Unregelmässig erschien WeiachBlog ja bisher schon, wie ein Blick in die Aggregatoren und Feeds beweist.

Aufmerksame Beobachter haben festgestellt, dass der Zeitstempel 23:55 auffallend häufig vorkommt. Es ist nun beileibe nicht so, dass ich immer zur gleichen Zeit posten würde. Nein, mit 23:55 sind Artikel gekennzeichnet, die nicht an dem über dem Titel angegebenen Datum selber, sondern später veröffentlicht wurden, z.B. am darauffolgenden Tag - in Einzelfällen eine Woche später und mehr.

Die Software von Blogger.com erlaubt es nämlich, Artikel mit irgendeiner Datums- und Zeit-Angabe der Jahre 1990 bis 2007 zu versehen und sie so zu veröffentlichen. Mit dem tatsächlichen Publikationszeitpunkt hat diese Angabe NICHTS zu tun - jedenfalls nicht zwingend.

Deshalb wird gleichzeitig eine weitere Änderung eingeführt: die Praxis des Zurückdatierens wird aufgegeben. Jeder Artikel trägt ab heute exakt den Datumzeitstempel seiner erstmaligen Publikation.

Dank an meine Stammleserinnen und -leser

Aus den Sitemeter-Auswertungen weiss ich, dass WeiachBlog eine kleine Gruppe von regelmässigen Leserinnen und Lesern hat. Bei ihnen möchte ich mich speziell bedanken. Es macht grosse Freude für Euch zu schreiben. Es motiviert mich, wenn ich sehe, dass jemand über eine halbe Stunde auf WeiachBlog verbracht und ein Dutzend Seiten oder mehr angeklickt (und vielleicht sogar gelesen) hat. Umso schwerer fällt mir das Kürzertreten.

Danke für Euer Verständnis, dass die Zeit täglicher Beiträge (zumindest vorübergehend) vorbei ist. Zum Trost: es gibt ja noch das bisher gepostete Material. Die publizierten 235 Artikel umfassen - in Schriftgrösse Arial 10 in ein Word-Dokument kopiert - bereits gegen 640'000 Zeichen oder etwa 320 A4-Seiten. Da gibt es wohl für die meisten noch einiges zu entdecken.

Dienstag, 27. Juni 2006

Telefonnummernsalat

Bis noch vor wenigen Jahren war die Welt der Telefonnummern überschaubar. Weiacher Telefonnummern konnte man sich leicht merken. Es genügte, die letzten vier Ziffern im Kopf zu haben, denn die ersten drei samt Vorwahl waren fix: 01 858.

Einzige Ausnahmen: die Unternehmen auf dem Gelände der Weiacher Kies AG im Hard sowie die Keller Verpackungen AG mit 01 859, sowie der Ofen, ein Einzelhof südöstlich des Kieswerks, der physisch von Glattfelden aus angeschlossen ist und daher als führende Ziffernfolge die 01 867 aufweist.

Der Wechsel von 01 auf 044 ist noch das kleinste Problem. Seit die Telefonnummern nicht mehr an den Wohnort gekoppelt sind, man sie also beim Zügeln mitnehmen kann, entsteht nun nämlich langsam aber sicher ein wahrer Telefonnummernsalat.

In Ansätzen sieht man den im Firmenverzeichnis auf der Website der Gemeinde.

Wer sich ein genaueres Bild machen will, kann das auf tel.search.ch mit der Ortssuche nach "Weiach" tun.

Von den (mit heutigem Datum) 480 Einträgen die auf "Weiach" lauten, beginnen zwar immer noch die meisten mit 044 858 und einige seit geraumer Zeit mit 044 885.

Neu tauchen nun aber gehäuft Nummern auf der Basis "043 433 ...." auf. Es scheint also doch kein völlig willkürliches Vergabesystem zu sein.

Montag, 26. Juni 2006

Ursula Gut ist als Regierungsrätin nicht akzeptabel

Am 9. Juli wählt der Kanton Zürich ja bekanntlich eine neue Regierungsrätin - als Ersatz für die unter Getöse ausgeschiedene Dorothée Fierz (sogar ihre Immunität will man nun aufheben lassen).

Da muss man sich wohl oder übel ein Bild machen über die Kandidatinnen, welche den so abrupt vakant gewordenden Sitz einnehmen wollen. Und liest dazu Zeitungen, Blogs und Flugblätter.

Gut will den Norden zum Lärmkübel machen

Dies gelesen (in einer schon ein paar Tage alten NZZ):

«Ihre Position zum Anflugregime ist bis jetzt nicht klar, Frau Gut.

Gut: Ich bin gegen die Südanflüge, aber ich betone - und ich sage es immer wieder -, ich stehe auch ein gegen zusätzliche Ostanflüge.

Woher soll denn geflogen werden?

Gut: Es soll die Nordausrichtung beachtet werden. Der Flughafen wurde gegen Norden ausgerichtet, und man muss versuchen, dabei zu bleiben. Es ist deshalb gut, dass die Gespräche mit Deutschland wieder aufgenommen wurden. Aber eine Einigung wird nicht gratis zu haben sein. Da werden wohl auch andere Themen einbezogen.
»

Und das gedacht: aus Weiacher wie aus Zürcher Unterländer Sicht ist eine solche Kandidatin nicht akzeptabel. Denn: diese Dame will uns zum alleinigen Gratis-Lärmabfallkübel degradieren. Und findet das auch voll in Ordnung, denn es sei ja schon immer so gewesen.

So nicht! Von dieser Partikulärinteressen-Vertreterin von der Goldküste ist für den Norden zumindest punkto Fluglärm nichts Gutes zu erwarten.

Deshalb dürfte die Links-Grüne Ruth Genner selbst für FDP- und SVP-Wähler im Unterland zumindest zum kleineren Übel avancieren.

Quelle

  • Differenzen nicht nur in der Steuerpolitik. Die Regierungsratskandidatinnen Ursula Gut (fdp.) und Ruth Genner (gp.) im Streitgespräch. In: Neue Zürcher Zeitung, 3. Juni 2006.

Links

Sonntag, 25. Juni 2006

Besitzerzertifikat für den Sitzplatz in der Kirche

Zu Zeiten als noch die ganze Dorfgemeinde regelmässig in die Kirche ging, war es gang und gäbe, dass die Sitzplätze fix zugeteilt waren. Man nannte sie «Kirchenorte», sie wurden vererbt wie sonstiger Besitz und hatten als Rechtstitel auch einen gewissen Handelswert.

Im Archiv des Ortsmuseums Weiach habe ich kürzlich diese Bescheinigung hier gefunden (für grösseres Bild drauf klicken):



Der Formularvordruck zeigt ganz deutlich, dass es Männerorte und Weiberorte gab, die nach Sitzbänken getrennt waren, lautet der Text doch wie folgt:

«Hiemit wird beurkundet:
Dass der rechtmässige Besitzer des Weiber-Orts
Bank N° II. Platz 6
sei
Rudolf Meierhofer A. Friedensr. im Bühl.

NB. Gegenwärtiger Schein bedarf bei allfälliger
Handänderung der Erneuerung.

Weiach
Actum den 3ten Jan. 1848

Im Namen der Kirchenpflege

Der Präsident
sig. [unlesbares Kürzel]

Der Actuar
sig. C. Hirzel Pfr.
»

Interessant, dass der Besitzer nicht etwa die Frau selber ist, sondern ihr Ehemann.

Der Unterzeichnete ist kein Unbekannter. Pfarrer Hirzel war ein Reformer, dem die Weiacher u.a. die Einführung der Seidenraupenzucht verdankten. Er verfasste auch etliche Kapitel der grossen (landwirtschaftlichen) Ortsbeschreibung von 1850/51.

Samstag, 24. Juni 2006

Zirkus Balloni von Primarschülern übernommen

Ein Zirkus? In einem kleinen Dorf wie Weiach? Muss eine Sinnestäuschung sein, denkt man sich. Nein, das ist Wirklichkeit. Die Primarschule macht's möglich.

Ein ziemlich ungewöhnlicher Anblick bot sich in der ganzen vergangenen Woche auf der Wiese hinter dem neuen Schulhaus. Da stand ein grosses Zirkuszelt, dazu ein kleiner Wagenpark:




Werbetrommel gerührt

Am Mittwoch folgte die offizielle Einladung - in Form eines weissen Zettels, der in allen Briefkästen landete:

«Die Primarschule Weiach präsentiert am 23. Juni ihre Zirkusnummern. Um 19.00 Uhr beginnt die Vorstellung hinter dem Schulhaus.
Türöffnung: 18.30 Uhr
Eintritt für Erwachsene: 4 Fr.
Eintritt für Kinder: 2 Fr.
Vorverkauf: Mi 21.6. von 10.30-11.30 und am Do 22.6. von 13.30-14.45 Uhr
Abendverkauf: Fr 23.6. ab 18.30 Uhr
Vielseitige Verpflegungsmöglichkeit in der Pause und anschliessend an die Vorstellung.
Wir danken den Sponsoren: Migros, Raiffeisenbank, Thurella Eglisau, Pro Juventute, Weiacher Kies, Ingold, Restaurant Wiesental, Landi, Rest. Bären, Griesser Stefan, Wiesendanger Urs, Ziegler Delikat Essen, Grossenbacher U. Kosmetik-Institut, Garage Zimmermann, Archidekturbüro
[sic!]G. Trachsel, Fischbeiz Keiserstuhl, Marlis Meier Kosmetik, Schmid André».

Am Donnerstag flatterte dann noch ein roter, fast gleich aussehender Zettel mit Korrekturen und Ergänzungen in die Briefkästen:

An Sponsoren kamen dazu: «Eberle Ernst Elektro GmbH, Bäckerei Schlatter, Müller Gemüse Steinmaur, Haarstudio Marlis und viele Eltern.»
«Griesser Stefan» wurde mit dem Zusatz «Compusport» präzisiert, aus dem «Archidekturbüro» wurde ein «Architekturbüro», aus der «Fischbeiz Keiserstuhl» die in «Kaiserstuhl», und aus «Marlis Meier Kosmetik» ein «Marlis Maier Kosmetikstudio».

Auf der Hinterseite noch ein spezieller Hinweis auf den «WM-Zirkus». Nach der Zirkusvorstellung wurde nämlich ab 21 Uhr das Spiel Schweiz-Südkorea in der Turnhalle auf Grossleinwand übertragen. «Fifa World Cup Live in Weiach».

Einige Impressionen - von hinter den Kulissen

Mich interessierte das Treiben ausserhalb des Zelts. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Fauchend lächelnde Wildkatzen gab es da:



Letzte Anweisungen von den Profis ("Was, die sind no am Schminke??? Ihr müend die jetzt sofort hole!!!)...



...aber auch kurze Lagebesprechungen zwischen Lehrerinnen:



Angespanntes Warten auf den Einsatz...



... und entspanntes Palaver zwischen Jungmännern (man beachte die Körperhaltung):



Die Schulprojekte des Circus Balloni

Der Kleinzirkus Balloni ist nicht der einzige, der Mitmach-Happenings anbietet, aber wohl einer der günstigeren in diesem Gebiet. Die folgende Beschreibung seines Ansatzes für Schulprojekte habe ich auf der Homepage www.circusballoni.ch gefunden und zitiere sie hier in voller Länge:

«Dies ist ein Grobmuster, ein Grundkonzept, gewachsen aus unseren Erfahrungen.

Es versteht sich als Art und Möglichkeit eine Zirkuswoche im Rahmen eines Schulprojektes oder einer Ferienaktion durchzuführen. In jedem Fall richten wir uns aber stark nach den Vorstellungen und besonderen Gegebenheiten vor Ort. Dass heisst, dieses Papier ist lediglich eine Diskussionsbasis und soll von Fall zu Fall angepasst werden.

Ein paar Grundgedanken:
-- Oberstes Ziel ist es mit den Kindern und/ oder Jugendlichen, sowie den LeiterInnen (oder der LehrerInnenschaft) eine schöne, fätzige, lustige, interessante und lehrreiche Woche zu verbringen.
-- Wir gehen davon aus, dass alle LehrerInnen bei einem Projekt einer Gesamtschule miteinbezogen werden sollen. Evtl. dazu auch noch die Schulpflege, der Schulhausabwart und Eltern. Möglich ist es aber auch ein Projekt mit einzelnen Klassen zu veranstalten.
-- Nach Möglichkeit sollten die Kinder alters- und klassenunabhängig sich für eine Projektgruppe entscheiden können.
-- Die Gruppen werden von LehrerInnen geleitet, ergänzt durch freiwillige HelferInnen (z.B. Schulpflege, Eltern, Abwart, SeminaristInnen, Freunde...). Es soll ein Schnitt von ca. 12 Kindern pro Gruppe erreicht werden.
-- Wir bringen alles nötige Material mit: Requisiten, Kostüme, Scheinwerfer, Vorhang, Musik, Fachliteratur etc., so dass sich die LeiterInnen voll auf die kreative Arbeit konzentrieren können und aus dem Projekt keine nennenswerten Spesen entstehen sollten.
-- Die Aufgabe des/der Ballonis ist es als Springer allen Gruppen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die kreative und künstlerische Freiheit liegt dabei klar auf der Seite der Gruppenleitung
-- Die Grösse des Projektes richtet sich nach dem Wunsch des Kunden. Empfohlene minimale Grösse 12 TeilnehmerInnen, max. 300 TeilnehmerInnen

Ablauf eines Projektes:

Wir werden angefragt...

Vorbereitungstreffen. Austausch von Vorstellungen und Möglichkeiten, Kennenlernen, Festlegen eines Grobkonzeptes, Entscheid ob mit Balloni oder ohne.

Evtl. zweites Vorbereitungstreffen. Detailplanung.

Einführungstag. Kinder aber auch Leitungsteam erhalten eine Einführung in die möglichen Aktivitäten innerhalb des Zirkusprojektes. Wir stellen die verschiedenen Zirkusgebiete und möglichen Betätigungen hinter den Kulissen vor. Dabei sollen auch Zirkusfremde Gruppen wie Musik, Theater, Schattenspiel, schwarzes Theater, Tanz oder Rollerblades-fahren Platz haben. Dauer ca. 2 Std., anschliessend entscheiden sich die LeiterInnen für eins oder mehrere Gebiete. Wir geben in Einzelberatungen konkrete Hinweise zur individuellen Vorbereitung auf die Woche.

Projektwoche. 100% - Präsenz während der Woche des / der Ballonis, meistens mit dem Wohnwagen stationiert auf dem Pausenplatz. Jeder Tag beginnt mit einem gemeinsamen ‘Einturnen’, das wir leiten und endet mit einer Sitzung, nachdem die Kinder gegangen sind. Die Woche ist in drei Phasen gegliedert. Zuerst spielen, ausprobieren und kennenlernen - ca. zwei Tage lang. Aus dem Gespielten entstehen dann die Nummern und werden in einen logischen Ablauf gebracht. Die dritte Phase ist der Inszenierung gewidmet, d.h. die Nummern und das ganze Programm werden mit Musik, Kostümen, Lichteffekten, theatralen Szenen ergänzt und verpackt. Als grosser Abschluss findet (meistens) am Freitagabend die grosse Galavorstellung statt.

Abschied...

Finanzierung: Die Gage für ein Mitglied des Balloni-Teams beträgt bis 30 Kinder Fr. 2500.--, darüber Fr. 3000.-. Dieser Betrag versteht sich inkl. aller Leistungen, Spesen und Unkosten, jedoch ohne Materialverlust oder übermässigen Materialbruch. Bei Projekten ab ca. 150 Kindern empfehlen wir zwei Animatoren. Die Gage bei zwei Animatoren beträgt Fr. 5 - 6000.- je nach Grösse des Projektes. Alle Einnahmen aus dem Projekt gehen voll zu Gunsten des Veranstalters, also auch Einnahmen aus Eintrittsbilletten, Kollekte am Schluss, Buffet, Sponsoren etc. Schön ist es natürlich, wenn diese Gage über Kredite abgedeckt ist. Verschiedentlich haben wir aber auch schon grössere und kleinere Projekte in sich finanziert. Dazu stehen folgende Einnahmemöglichkeiten zur Verfügung:
-- Unterstützung durch Pro Juventute, Lotteriefond, Kanton, ED (z.B. Kt. Bern 50% - Regelung), Elternvereine, Stiftungen, aber auch lokales Gewerbe, Lieferanten Schulhausmaterial etc.
-- Bettelbriefe an Grossverteiler, Banken, Versicherungen...
-- Aktionen im Vorfeld der Woche wie Basar, Sponsorenlauf, Papiersammlung, Flohmarkt etc. n Programmheft mit Inseraten
-- plus wie erwähnt die Einnahmen aus der Abschlussvorstellung (Richtwert ca. Fr. 20.- pro teilnehmendes Kind.

Zirkus im Baukasten-System: Sollten Sie in der glücklichen Lage sein, über mehr Geld zu verfügen als für unser Grundangebot notwendig, so können wir Ihnen weitere interessante Angebote machen:
-- Ein Zirkuszelt. Wir verfügen über drei, in unterschiedlichen Grössen, für 100 - 500 Zuschauer, komplett eingerichtet. Preis je nach Grösse Fr. 1000.- bis Fr. 5000.-
-- Tiere. In Zusammenarbeit mit der Familie Rodolfo. Bauernhoftiere wie Esel, Ponys, Schweine, Ziegen, Gänse, Hühner, Enten, Hunde und Ratten, zusammen mit einer erfahrenen Animatorin und einem Tierpfleger, zur Erweiterung und Ergänzung eines Projektes. Neben dem Einsatz im Programm (alle Tiere sind dressiert) bietet der Streichelzoo eine schöne Ergänzung zum Projekt. Kosten, inkl. Transport, Futter, Streichelzoo-Infrastruktur, zwei Personen und alle Spesen Fr. 3000.-
-- Lehrerfortbildungskurse. Schulhausintern, oder kantonal angeboten in Zusammenarbeit mit der jeweiligen ED. In den Kantonen Thurgau, St.Gallen, Uri und Luzern sind wir bereits regelmässig im Kursprogramm.
-- Infrastruktur. Zur Ergänzung oder in ein selbständig geführtes Projekt. Wunderschöne alte Zirkuswagen (Buffetwagen - komplett eingerichtet, WC-Wagen, Bar-Wagen, Büro-Wagen etc.) Aber auch Festbankgarnituren, Bühne, Scheinwerfer, Stühle etc.

Für weitere Informationen und Unterlagen genügt ein Anruf... Gerne kommen wir auch vorbei für eine unverbindliche Sitzung, oder erarbeiten eine massgeschneiderte Offerte.

Wir freuen uns darauf von Ihnen zu hören...

Das Balloni-Team
».

Abbau in Windeseile dank Mithilfe von den Vätern

Kurz nach der Vorstellung wurde alles Balloni-Material eingesammelt:



Parallel dazu ging es dem Zelt an den Kragen. Innert weniger Minuten war alles abgebaut:



Fazit zu dieser Zirkuswoche? Die Zuschauer waren beeindruckt ... und die Kinder müde und zufrieden. Alles andere als «baloney».

Freitag, 23. Juni 2006

(Zu) ruhige Gemeindeversammlungen

Gestern abend gingen im Weiacher Gemeindesaal unter der Turnhalle die sogenannten "Rechnungsgemeinden" über die Bühne. Sie verliefen wie fast immer. Ruhig und ohne grosse Diskussionen. Zu reden gab nicht einmal die neue Sockelbeitragsregelung (s. weiter unten)

Politische Gemeinde, Primarschulgemeinde und evangelisch-reformierte Kirchgemeinde führen ihre Versammlungen traditionell am selben Abend durch und zwar in der eben genannten Reihenfolge. Beginn war um 20 Uhr und schon nach 70 Minuten waren sämtliche Geschäfte aller drei Gemeinden mit offensichtlichem Mehr angenommen und damit erledigt.

Anwesend: 28 Stimmberechtigte, eine Beteiligung von gerade einmal 4%. Bei der Kirchgemeinde waren es sogar nur noch 18. Die anderen interessierten sich wohl mehr für die Fussball-WM. Um 21 Uhr war Anpfiff der Partie Australien gegen Kroatien.

A Politische Gemeinde Weiach

Erstes Traktandum: die Rechnung 2005

Sie sei erfreulich ausgefallen, sagte der Präsident, Gregor Trachsel, in seiner Einführung. Man habe je etwas mehr Ertrag bzw. Aufwand gegenüber dem Voranschlag zu verzeichnen. Ein Aufwandüberschuss von Fr. 221503.- vermindert das Eigenkapital auf 5.03 Millionen.

Der Gemeindeschreiber, Peter Wunderli, erläuterte anschliessend mittels Kuchen- und Balkendiagrammen die Details. Bei den Gemeindebetrieben sei der Überschuss bei der Wasserversorgung kleiner als budgetiert ausgefallen, da man weniger Gebühreneinnahmen gehabt habe, bei der Abwasserbeseitigung resultierte ein Überschuss in gleicher Grössenordnung (+24 kFr). Die Abfallentsorgung landete allerdings im Minus (-37.7 kFr). Grund waren die Aufwendungen für den Deponiezweckverband DEZU. Der Forstbetrieb war fast ausgeglichen (+2.2 kFr), beim Wärmeverbund resultierte ein Minus (-30 kFr), da das Darlehen Gemeinde nun zur Amortisation komme.

Neu waren die vom Kanton eingeführten Sockelbeiträge für alle Spitäler, in denen sich Weiacher behandeln liessen (also nicht nur für das Spital Bülach in dessen Zweckverband die Gemeinde drin ist). Ein mittlerer Skandal bei dieser Angelegenheit ist, dass diese Beiträge auf Betreiben der Stadt Zürich ausgeheckt, dann zwar vernehmlasst, schliesslich aber von der Gesundheitsdirektion sang- und klanglos per Dekret eingeführt wurden. Das Problem dabei? Solche Beiträge lassen sich kaum budgetieren. Dazu kommt noch, dass die Gemeinde praktisch keine Kontrolle darüber hat. Sie bekommt die Rechnungen präsentiert und muss zahlen. Letztes Jahr waren das immerhin um die 70'000 Franken!

Auch die Sozialhilfe (konkret: Zusatzleistungen und Krankenkassenbeiträge) ist nicht gerade billig: sie schlug mit rund 81'800 Franken zu Buche. Immerhin ist noch ein Ertrag aus Rückerstattungen für wirtschaftliche Hilfe von ca. 70'000 Franken zu verzeichnen.

Die Investitionsrechnung zeigt Nettoinvestitionen von 222'000 Franken. Sie verteilten sich wie folgt: den Löwenanteil verschlang mit 44% die Abwasserreinigungsanlage (Baukosten für die Anschlussleitung an die ARA Hohentengen), dann der Spital Bülach mit 28%, und weitere Posten wie der Einbau eines Invaliden-WC (8%), sowie das Krankenheim Dielsdorf und eine Kanalsanierung.

Der Buchwert der Immobilien und Werke vor Abschreibungen betrug 1.2 Mio., nach Abschreibungen 947'000; d.h. die Abschreibungen lagen höher als Nettoinvestitionen.

Zweites Traktandum: Landverkauf durch den Zweckverband Spital Dielsdorf

Der Zweckverband besitzt ein Stück Kulturland mitten in Dielsdorf gelegen. Darauf will ein Dritter eine Tagungsstätte bauen. Die 3100 Quadratmeter an der Breitestrasse sollen nun für je 570 Franken verkauft werden. Vom Verkaufserlös von 1.767 Mio entfallen nach Abzug der Grundstückgewinnsteuer (an Dielsdorf) auf die Gemeinde Weiach anteilsmässig rund Fr. 28000. Der Verkaufserlös soll für spätere Aufgaben des Zweckverbands in dessen Kasse fliessen.

Der Gemeinderat sei nicht gegen den Verkauf, sagte Gregor Trachsel, ausserdem sei die für die Bewilligung des Verkaufs nötige Zweidrittelsmehrheit der Gemeinden im Zwecksverband erreicht (die hatten ihre Gemeindeversammlungen bereits). Trotzdem gehe es hier nicht nur um eine pro-forma-Abstimmung: Der Gemeinderat ist nämlich der Ansicht, es sei nicht rechtens, den Verkaufserlös einfach in die Kasse des Zweckverbands fliessen zu lassen. Er habe eine diesbezügliche Anfrage an den Bezirksrat gestellt.

Die Versammlung entscheidet sich für den Antrag des Gemeinderates und stimmt einer Rückstellung des Verkaufserlöses für spätere Aufgaben des Zweckverbands nur unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch den Bezirksrat zu.

Drittes Traktandum: Allgemeine Umfrage

Es wurden zwei Anfragen zur Abfallentsorgung gestellt. Dazu mehr in einem späteren Beitrag auf WeiachBlog.

Schluss der Versammlung 20:37


B Primarschulgemeinde Weiach

Erstes Traktandum: Jahresrechnung 2005

Bei der Primarschule nehmen die Schülerzahlen ab. Das zeigt ein Vergleich über die Jahre 2002-2005. Der finanzielle Aufwand nehme aber nicht im gleichen Mass ab wie die Schülerzahlen. Ein Minimalaufwand bleibe. Das erklärt auch, weshalb die Schule pro Kind auch immer teurer wird.

Die Ausgaben verteilen sich u.a. wie folgt: 40% Primarschule (v.a. Lehrerlöhne), 13% Schulliegenschaften, 4% Handarbeit, 2% Bibliothek und 1% Abschreibungen.

Beim Kindergarten resultierten im Vergleich zum Budget Mehrausgaben (+16k). Sie waren bedingt durch höhere Lehrerkosten wegen Vikariaten; grossteils kompensiert durch Vergütung durch Versicherungen. Ein ähnliches Bild bei der Primarschule (+20k). Auch da schlugen Krankheitsabwesenheiten zu Buche, wiederum wurden die Kosten durch Versicherungsleistungen gemildert. Dafür kosteten die Schulliegenschaften weniger als geplant (-18k), bei der Schulverwaltung wurden Einsparungsmöglichkeiten ausgenützt (-8k), und die Bibliothek war auch billiger (die Umstellung auf elektronische Verwaltung war günstiger als budgetiert).

Steuerforderungen mussten hingegen in grösserem Masse als budgetiert zurückgestellt und teilweise gar abgeschrieben werden. Um die 18'000 Franken mache das aus, sagte der Finanzvorstand, Florentin Trachsel, auf die Frage, wie hoch die Abschreiber seien. Allerdings hätten sich die Steuerbezugskosten auch reduziert. Wesentlich mehr weh täten die reduzierten Steuereinnahmen aus vergangenen Jahren. Da seien rund 43'000 Franken mehr budgetiert worden als dann tatsächlich hereinkamen. Man spürt deutlich, dass die Leute weniger im Portemonnaie haben als auch schon.

Die Ertragsrechnung zeigt wie stark die Primarschulgemeinde von den Steuereinnahmen abhängt: 89% machen sie aus. Der Ertrag des Lehrerhauses und anderer Liegenschaften macht sich da mit ca. 32'000 Franken gegenüber den Steuern von 1'281'033 Fr. mehr als bescheiden aus.

Bei einem Aufwandüberschuss von 77'200 Franken verminderte sich das Eigenkapital auf rund 2.2 Millionen. Die Investitionsrechnung ist sehr bescheiden. Neben den Abschreibungen enhält sie nur eine einzige Position: die Computerumstellung in der Bibliothek für 10739 Franken.

Zweites Traktandum: neue Besoldungsverordnung

Hier setzte der Präsident der Primarschulpflege, Rainer Hüssy, zu einem längeren Referat an: die Ansprüche an ein Schulbehördenmitglied hätten stark zugenommen, sagte er. Man erwarte wirtschaftliche, wie soziale aber auch Lebenskompetenzen. Man erwarte auch, dass ein neues Mitglied sofort voll einsatzfähig sei. Es erweise sich als schwierig, dem Gremium unter diesen Bedingungen Kontinuität zu verleihen. Allein in den letzten acht Jahren hätten 15 neue Schulpfleger gewählt werden müssen. Sie hätten also etwa 4 mal von vorne anfangen können!

Durch die neue Besoldungs- und Personalverordnung solle die Milizfähigkeit gestärkt werden. Ohne angemessene Besoldung könne man die Leute nicht halten. Es sollte nicht passieren, dass jemand wegen dem Geld den Dienst quittieren muss, sagte Hüssy.

Die neue Ordnung gebe wieder die nötige Flexibilität, denn die aktuelle entspreche den Anforderungen des Volksschulgesetzes nicht mehr. Es gehe dabei vor allem um kommunale Angestellte, wo wir uns auf die kantonalen Regelungen stützen wollen – das soll mit der neuen von einem Juristen ausgearbeiteten Verordnung erreicht werden. Nach Volksschulgesetz seien auch Positionen im ausserschulischen Betreuungsbereich vorgesehen.

Die Bitte des Präsidenten um Zustimmung wurde erhört und das Geschäft kommentarlos genehmigt. Trotz den Kostenfolgen! Was doch einigermassen erstaunt. Ist doch die Primarschule neben den Kantonsanteil nach Steuerprozenten heute schon der weitaus grösste Posten.

Drittes Traktandum: Allgemeine Umfrage

Eine Frage zu den pädagogischen Zielen und der Finanzierung des Zirkusprojekt der Primarschule wurde gestellt. Das Zelt hinter dem Schulhaus sei ja unübersehbar. Hüssy antwortete, diese Projektwoche werde jedes Jahr durchgeführt. Letztes Jahr sei es ein Musical gewesen, heute der Zirkus Balloni. Das Lernziel sei die Zusammenarbeit über alle Stufen hinweg. Der Finanzvorstand, Florentin Trachsel, zeigte sich "positiv überrascht". Die Sponsorenreaktionen seien sehr erfreulich gewesen.

Ende der Versammlung kurz vor 21:00 Uhr.


C Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Weiach

In geradezu rekordverdächtigem Tempo wurden die beiden Geschäfte der Kirchgemeinde abgehandelt. Die Rechnung 2005 ging glatt durch. Sie wurde auch nur verlesen, ohne Einsatz von Hellraumprojektor oder Beamer. Eine Diskussion gab es auch hier nicht, nicht einmal Fragen. Da wie bei den beiden anderen Gemeinden keine schriftlichen Anfragen eingereicht worden waren, war auch das Traktandum Allgemeine Umfrage bald erledigt.

Ende der Versammlung bereits um 21:11 Uhr.

Donnerstag, 22. Juni 2006

Verirrte Karte: Altes und neues Gemeindehaus verwechselt

Der Kartenservice von map.search.ch mag ja ganz praktisch sein. Vorsicht ist trotzdem angebracht. Denn die Luftbilder sind schon Jahre alt und auch bei den Adressangaben ist es mit der Exaktheit nicht weit her.

Beweis gefällig? Nun, da wird uns doch glatt das "neue" Gemeindehaus (auch schon weit über 50 Jahre alt) für das Alte Gemeindehaus (Baujahr 1857) verkauft.

Der Suchbegriff Altes Gemeindehaus führt nämlich auf dieses Bild:



Der Kreis zeigt den Standort des neuen Gemeindehauses an der Stadlerstrasse. Das alte liegt aber östlich davon an der Büelstrasse. Neiaberau...

Mittwoch, 21. Juni 2006

Zeitmaschine Kirchturmkugel

«Wetterfahnenstange mit Stern und Kugel werden heute abmontiert. Wetterfahne und Stern aus Eisenblech sind arg verrostet, die Kugel aus Kupfer ist besser erhalten, zeigt aber ein Loch, wahrscheinlich ein Einschuss», schreibt Walter Zollinger unter dem 25. April 1967 in der Bauchronik der Kirche Weiach (vgl. Quellenhinweis).

Wir wollen uns hier nicht weiter mit der Ursache für das Loch befassen (sie ist ja offensichtlich ein dankbares Zielobjekt). Hier geht es um den Inhalt der Kugel: In den letzten Tagen war in verschiedenen Beiträgen von den sogenannten Kirchturmdokumenten die Rede (vgl. Liste unten).

Die alten Dokumente - transkribiert und gesichert

Dabei handelt es sich um die insgesamt elf am oben erwähnten Tag anlässlich der letzten Gesamtrenovation aus der Kirchturmkugel geholten Dokumente. Sie stammen aus den Jahren 1659, 1706, 1763 (2x), 1820, 1836, 1850/51, 1855, 1863, 1878 und 1886. Daneben lagen in der Kugel: ein Medaillon zum Gedenken an die Hungersnot 1817 und verschiedene Münzen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Diese Dokumente und Münzen wurden aus konservatorischen Gründen nicht mehr zurück in die neue Kugel gelegt; sie befinden sich heute im Archiv des Ortsmuseums Weiach.

Walter Zollinger verdanken wir ein genaues Inventar und die Transkription sämtlicher Handschriften.

Was aber ist denn heute in der Kugel verwahrt?

Diese Frage beantwortet die Bauchronik von Zollinger (vgl. Quellenangabe). Dort findet man auf den hintersten Seiten den vollständigen Text des Dokuments von 1967, das im Auftrag von Kirchenpflege und Kirchenbaukommission von Walter Zollinger verfasst und durch den Präsidenten Emil Maurer unterzeichnet wurde. Die heutige Turmkugel ist also nicht etwa leer.

Neben diesem Text wurden noch in die neue Kugel gelegt:

«1. Einige Zeitschriften über den "Junikrieg" Israels.
2. Liste der gegenwärtigen Behörden der Gemeinde.
3. Heute gebräuchliche Münzen vom Räppler bis zum Fünfliber.
4. Exemplare des "Kirchenboten" vom 16.11.66 / 1.3.67 / 1.5.67 mit der besonderen Weiacher Seite.
5. Einladung zur Kirchgemeindeversammlung vom 24.5.67.
6. Gemeindeordnung vom 21.12.57.
7. Auszug aus den Gutsrechnungen des Jahres 1966.
8. Fünf Photos aus der ersten Bauperiode 1966/67.
9. Aufrufe zum Kirchenbau mit kurzer Ortsgeschichte und Aufruf für den Orgelfonds.
»

Bei den Exemplaren des Kirchenboten handelt es sich wohl um die in der Bauchronik eingeklebten Druckseiten.

Beim Aufruf zum Kirchenbau dürfte es sich um die von Emil Maurer zusammengestellte Broschüre: «Die Kirche zu Weiach» handeln. Sie ist undatiert, stammt aber wohl von 1965.

Beim Aufruf für den Orgelfonds handelt es sich ziemlich sicher um die zweite von Emil Maurer verfasste Schrift: «Eine neue Orgel für die Kirche Weiach». Weiach, 1966.

All dies dient als Vermächtnis für spätere Generationen - anvertraut einer Zeitmaschine namens Kirchturmkugel.

WeiachBlog-Artikel zu den Kirchturmdokumenten

Quelle

  • Zollinger, W.: Chronik der Kirchenrenovation Weiach. Handschrift, Archiv des Ortsmuseums Weiach. 1963-1970 - S. 86-93.

Dienstag, 20. Juni 2006

Plädoyer für eine Soundex-basierte Suchmaschine

Manchmal würde man sich wirklich eine auf dem Soundex-Prinzip basierende Suchmaschine wünschen. Warum? Weil Familien- und Ortsnamen-Lautbilder auf sehr verschiedene Art und Weise in Schrift umgesetzt werden können.

Da bin ich doch vorhin über einen Eintrag auf der Schweizer Genealogie-Website Swissgen, über «Schweizer in Tuttlinger Kirchenbüchern» gestolpert. Tuttlingen liegt nur wenige Stunden Fussmarsch vom Zürcher Gebiet entfernt. Also überrascht es nicht, da auch Zürcher Unterländer anzutreffen. Die Schreibweisen der Ortsnamen sind allerdings überraschend. Phonetisch eben.

Oder würden Sie nach «Veich» suchen, wenn «Weiach» oder «Weyach» gesucht ist? Die Tuttlinger Schreiber hatten natürlich von der sich in Zürich einbürgernden Schreibweise nicht allzu grosse Ahnung und so schrieben sie den Ortsnamen, wie sie ihn hörten. Interessanterweise so, wie ihn die Einheimischen noch heute aussprechen: «Weych».

Genannt ist übrigens: «Meyerhöfer Hans von Veich (= Weiach), Zürich».

Ohne den Verweis auf die heutige Schreibweise hätte ich das kaum gefunden.

Quelle
  • Schweizer in Tuttlinger Kirchenbücher; URL: http://www.eye.ch/swissgen/emitut-d.pdf

Montag, 19. Juni 2006

Hohe Busse für liederlichen Strassenunterhalt

Bereits gestern war die harte Hand des Pfarrherrn Escher Thema im WeiachBlog.

Wann genau er 1753 nach Weiach kam, ist mir (noch) nicht bekannt, das findet man vielleicht in den noch nicht ausgewerteten Pfrundakten im Staatsarchiv.

Klar ist aber, dass er spätestens auf Neujahr 1754 den Vorsatz fasste, seine Gemeinde Mores zu lehren. Das beweist das von ihm eröffnete Stillstandsaktenbuch.

Wer nicht hören will, muss fühlen!

Besonders die öffentliche Infrastruktur muss im Argen gelegen haben. (Zitate wieder aus der Handschrift von Zollinger):

1754, 23. Juni: «Klage des Pfarrers über die schlechte Ordnung der Bäche, Brunnen und Strassen im Dorf.»

Ab September war die Bedrohung durch eine Viehseuche (wahrscheinlich die Maul- und Klauenseuche) das alles beherrschende Thema. Im Frühjahr brachte der Pfarrer die obige Beschwerde dann aber erneut auf's Tapet:

1755, 6. April: «Wiederholung der Mahnung, Bäche und Brunnen. Brunnen beim Pfarrhaus nicht bewilligt.»

1756, April: «Pfarrer drängt auf die Verbesserung der Strassen.»

Offenbar nahmen die Verantwortlichen diese Vorstösse nicht allzu ernst, jedenfalls findet man Monate später die Quittung für dieses Verhalten:

1758, 12. November: «Obrigkeitliche Strassenbesichtigung, liederlich befunden, die Gemeinde um 120 Pfund gebüsst - das wirkte!»

Erziehung by Portemonnaie

Das Portemonnaie war schon damals die weitaus empfindlichste Körperstelle. Auch bei einer öffentlichen Körperschaft. Unbekannt ist, welche Konsequenzen dieses Debakel in der Gemeindekasse für die Amtsträger hatte.

Ganz ohne Getöse wird es wohl nicht abgegangen sein. Denn 120 Pfund war nicht wenig.

Zum Vergleich: Als 1748 die Mühle im Oberdorf samt Nebengebäuden abbrannte, belief sich der Schaden auf umgerechnet 8890 Pfund - nach heutigen Begriffen ein Millionenschaden.

Entsprechend hoch ist die Busse einzuschätzen. Bezogen auf heute wären das wohl mehrere zehntausend Franken.

Sonntag, 18. Juni 2006

Pfarrherr Escher greift durch

«Escher, 2) Hartmann (1720-1788). Ord. 1744, dann Hauslehrer in Aarau, 1746 Vikar in Uitikon, 1748 an Predigern, 1749 Pfr. in Rüschlikon, 1753 in Weiach, 1769 in Glattfelden», so liest sich der Werdegang des dreizehnten in Weiach wohnhaften Pfarrherrn im Telegrammstil des «Zürcher Pfarrerbuchs».

Junker Hartmann Escher war 33-jährig und wusste sich durchzusetzen, bevor er 1753 im Weiacher Pfarrhaus Wohnsitz nahm. 1749 hatte er nämlich auf seiner ersten Stelle in Rüschlikon erreicht, dass die dort absolvierten Dienstjahre ebenso für das «Avancement» zählten, wie in sogenannt «vollrechtlichen» Gemeinden.

Escher hatte bereits Erfahrung sammeln können. Er war nicht mehr ein Pfarrer direkt ab Ausbildung, wie sie die Weiacher im 16. Jahrhundert allzu oft erleben mussten.

Beste Kontakte zur hohen Obrigkeit

Als Mitglied des weitverzweigten Escher-Clans hatte er beste Verbindungen zu den damaligen Machthabern in Zürich. Daher wusste er auch genau, was man von ihm erwartete: für Ordnung im Dorf sorgen.

Und offensichtlich gefiel ihm die nicht. Zumindest kann man das aus dem ältesten im Archiv der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Weiach erhaltenen Stillstandsaktenbuch schliessen. Die Einträge in diesem Buch zeugen von seinen jahrelangen Versuchen, seinen Schäfchen Disziplin und Ordnung beizubringen.

Das Aktenbuch wurde zum Jahresbeginn 1754 eröffnet und schon bald finden sich Einträge wie diese (zit. n. Zollinger, Abkürzungen aufgelöst: WeiachBlog):

«6. Januar: Erster Stillstand; Klagen des Pfarrers über schlechte Ordnung in ansehung vieler äusserlicher stuken; die Mitglieder sollen nach der Predigt in die vorderste Reihe Stühle kommen.»

Stillstand hiess die Kirchenpflege, weil sie nach der Sonntagspredigt in der Kirche «still stand» und nicht wie alle anderen aus der Kirche hinausging. Escher wollte also die Kirchenpflege nahe bei sich haben. Dazu mussten die Stillständer ihre «Kirchenörter» (die fest zugewiesenen Sitzplätze) verlassen.

Schon wenige Tage später missfiel dem Pfarrherrn eine weitere Äusserlichkeit:

«27. Januar: Stillständer und Richter sollen, wie der Vogt, schwarze Mäntel tragen.»

Mit dem Vogt ist wahrscheinlich der hochobrigkeitliche Zürcher Untervogt gemeint. Amtsträger war damals Jakob Bersinger, der in der Mühle wohnte.

Die Richter waren die Mitglieder des Dorfgerichts. Als einzige Gemeinde im Neuamt hatte Weiach noch bis 1798 ein eigenes Kommunalgericht.

Quellen

  • Dejung, E.; Wuhrmann, W.: Zürcher Pfarrerbuch 1519-1952. Zürich 1953.
  • Zollinger, W.: Wichtigstes aus den Aufzeichnungen von Hr. Pfr. E. Wipf. In: Stillstands-Notizen. Handschrift, Archiv des Ortsmuseums Weiach, 12 Seiten.

Samstag, 17. Juni 2006

Wenn der Kirchturm wackelt

Der hier schon mehrfach genannte und zitierte Walter Zollinger hat in den Jahren 1963-1969 im Auftrag der Kirchenpflege eine Chronik der Kirchenrenovation Weiach (kurz «Bauchronik» genannt) verfasst.

Das von Hand geschriebene Dokument ist im Archiv des Ortsmuseums Weiach zu finden und enthält gleich auf der Titelseite eingeklebt einen Zeitungsausschnitt vom 28. Oktober 1965, der überdeutlich macht, weshalb die Restaurierung auch vom bautechnischen Standpunkt gesehen mehr als fällig war.

Da heisst es nämlich unter dem Titel «Die Weiacher Kirche soll restauriert werden»:

«An einem öffentlichen Orientierungsabend über die Kirchenrenovation sprachen am Donnerstag, den 21. Oktober, die Herren P. Hintermann, Architekt, U. Wegmann, Kirchenrat, Dr. W. Drack, kantonaler Denkmalpfleger, und E. Maurer, Präsident der Kirchenpflege, über das Projekt und die Finanzierung des Vorhabens. Der Kirchturm wackelt, wenn mit allen Glocken geläutet wird, die Decke senkt sich, die Orgel ist "am Sterben"; man begreift, dass die Kirche renoviert werden muss.

Die Kirchenpflege und die Baukommission sind nun übereingekommen, diese notwendige Renovation mit einer Restaurierung zu verbinden. Das würde heissen, dass die neue Orgel auf die Empore gestellt würde, um dem Chor seine ursprüngliche Form zurückzugeben. Der Taufstein würde abgelaugt, und der Decke gäbe man das natürliche Gepräge wieder.
»

Drastischer als mit dem «wackelnden Kirchturm» kann man wohl nicht mehr demonstrieren, in welch schlechtem Zustand die Weiacher Kirche Mitte der 60er-Jahre vor der Restaurierung gewesen sein muss.

Quelle
  • Zollinger, W.: Chronik der Kirchenrenovation Weiach. Handschrift, Archiv des Ortsmuseums Weiach. (Abgeschlossen: 4. März 1970)

Freitag, 16. Juni 2006

Weisst Du, wieviel Eichen stehen...

Sternlein zählen ist zwar wesentlich schwieriger als ein Zensus bei Eichen. Ein geordnetes Vorgehen ist aber auch bei einem Eichenbestand von Vorteil. Denn wie bei den Sternen gibt es grosse und kleine Exemplare. Was bei diesen die Leuchtkraft, das ist bei den Eichen der Stammdurchmesser - ohne festgelegte Untergrenze keine Zählung.

Weiach verfügt über einen der grössten Eichenbestände im ganzen Kanton Zürich. Was der Zürcher Geobotanik-Professor Elias Landolt in seinem monumentalen Werk «Flora der Stadt Zürich» auf Seite 391 bestätigt, wenn er von der Stiel-Eiche (Quercus robur) sagt: «Bildet nur bei Bülach und Weiach bedeutende Wälder». Sonst sind es halt nur einzelne Bäume oder kleinere Bestände.

Wieviele Eichen auf jeden Weiacher?

Vor einigen Tagen habe ich im Wikipedia-Artikel über die Gemeinde Vandœuvres im Kanton Genf gelesen: «Eine Tradition der Vandœuvriens verlangt, dass eine Eiche pro Einwohner in der Gemeinde existieren soll.»

Wie viele sind es in Weiach? Darüber hat mir der Förster, Max Holenweg, Auskunft gegeben:

Der Vorrat nach Eichen betrage rund 12% des gesamten Bestandes im Gemeindewald. Das mache ca. 12200 Kubikmeter Holz aus - und zwar über alles gerechnet, Stämme und Äste.

Bei einem mittleren, auf Brusthöhe gemessenen Durchmesser von ca. 35 cm ergebe dies ca. 1 Kubikmeter pro Baum. Mit anderen Worten: auf dem der Gemeinde gehörenden Holzboden wachsen rund 12'000 Stiel- und Traubeneichen.

Auf Weiacher Gemeindegebiet trifft es also zwölf Eichen auf jeden einzelnen Einwohner - mindestens zwölf, denn rund die Hälfte der gesamten waldbestockten Fläche ist Privatwald und somit in obiger Rechnung noch nicht inbegriffen.

Gezielte Eichenförderung im Weiacher Forst

Den Weiacher Eichen ging es in jüngster Zeit durchzogen: Trockenheit, Pilzprobleme und Raupenfrass machten ihnen zu schaffen. Letzteres zeigt sich in manchen Jahren in gelichteten Kronen. Ein Pilz dringt (ähnlich wie der Hallimasch) über die Wurzeln ins Kambium ein und unterbindet dort den Saftfluss, was zum Absterben des Baumes führt.

In den letzten drei Jahren hat Holenweg nun gezielt Eichenförderung betrieben, indem er konkurrierende Bäume anderer Arten durch seine Forstwarte herausholzen liess.

Anders geht es nicht, denn die Eiche wächst langsamer als andere Bäume und braucht zum Gedeihen viel Licht.

Fabelhafter Baustoff

Die Eichen danken es uns. Ihr Holz ist nämlich denkbar hart und dauerhaft. Beim Bau eines Hauses eine sehr geschätzte Eigenschaft - nicht umsonst war Eiche bei allen jahrhundertealten Gebäuden im Dorf einst ein unverzichtbarer Baustoff.

Das ist auch bei unserer Kirche nicht anders: die Joche und der Glockenstuhl für die 1843 gegossenen Glocken wurden von Weiacher Handwerkern konstruiert. Aus Eichenholz. Mit aller Wahrscheinlichkeit Weiacher Eichenholz.

Donnerstag, 15. Juni 2006

Himmel und Hölle - der kleine Unterschied

Im Ortsmuseum Weiach habe ich vor ein paar Tagen ein Schreiben des Katholischen Pfarramts im aargauischen Nachbarstädtchen Kaiserstuhl gefunden. Datiert ist es mit: «8434 Kaiserstuhl, den 17. September 1989», also kurz vor dem Fall der Berliner Mauer. Der Inhalt dünkt mich bemerkenswert.

«Liebe Schwestern und Brüder

Unser Jahrhundert hat viel an Befreiung, aber auch viel an Angst ausgelöst. Ist es gründliche Lebens-Angst, die Menschen wieder und wieder zum "Festungsbau" ruft und antreibt? – Bollwerke und Festungsbau im Politischen, Wirtschaftlichen, Kulturellen, Religiösen: hier wir, dort die andern. Dazwischen die unüberbrückbare Kluft. "Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein."

Der Reformierte Zürcher Kirchentag will Brücken schlagen. Eine davon zu den Mitchristen. Wir – die reformierte und katholische Bevölkerung aus ökumenischem Holz – fühlen uns bestärkt auf den gemeinsamen Weiacher, Kaiserstuhler und Fisibacher Wegen. Verdichtet nicht das folgende Gleichnis, in welche Dimensionen konfessionstrennende und konfessionsverbindende Wege reichen?

"Ein Rabbi kommt zu Gott: 'Herr, ich möchte die Hölle sehen und auch den Himmel.' – 'Nimm Elia als Führer', spricht der Schöpfer, 'er wird dir beides zeigen.'

Der Prophet nimmt den Rabbi bei der Hand. Er führt ihn in einen grossen Raum. Ringsum Menschen mit langen Löffeln. In der Mitte, auf einem Feuer kochend, ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Topf. Aber die Menschen sehen mager aus, blass, elend. Kein Wunder: Ihre Löffel sind zu lang. Sie können sie nicht zum Munde führen. Das herrliche Essen ist nicht zu geniessen. Die beiden gehen hinaus. 'Welch seltsamer Raum war das?' fragt der Rabbi den Propheten. 'Die Hölle', lautet die Antwort.

Sie betreten einen zweiten Raum. Alles genau wie im ersten. Ringsum Menschen mit langen Löffeln. In der Mitte, auf einem Feuer kochend, ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Aber – ein Unterschied zu dem ersten Raum: Diese Menschen sehen gesund aus, gut genährt und glücklich. 'Wie kommt das?' – Der Rabbi schaut genau hin. Da sieht er den Grund: Diese Menschen schieben sich die Löffel gegenseitig in den Mund. Sie geben einander zu essen. Da weiss der Rabbi, wo er ist.["]

Auf dass der Brückenschlag gelinge
»

Der Aufruf passt samt Briefkopf auf eine A4-Seite. Bemerkenswert kurz und deutlich.

Mittwoch, 14. Juni 2006

Zitate sind nicht immer wortwörtliche Zitate

Die Verdienste Walter Zollingers (1896-1986) um die Erhaltung von schriftlichen und gegenständlichen Zeugen der Weiacher Vergangenheit sind unbestritten. Ohne ihn gäbe es wohl weder ein Ortsmuseum, noch eine umfangreiche Sammlung in demselben und schon gar keine Monographie zur Ortsgeschichte. Man verstehe also meine nachstehende Kritik nicht falsch.

Bei Zollinger sind Zitate aus fremden Werken mit Vorsicht zu geniessen. Mit anderen Worten: er hat nicht immer buchstabengetreu zitiert. Was man eigentlich erwarten würde bei einem Zitat, das referenziert und in Anführungszeichen gesetzt ist (vgl. den Abschnitt 3.1 Wissenschaftliche Zitierrichtlinien im Wikipedia-Artikel "Zitat", Stand 13. Juni 2006)

Gerade kürzlich ist mir das wieder aufgefallen, als ich eins der von ihm zur Erarbeitung seines Büchleins «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach» verwendeten Werke im Original in die Hände bekam.

«Zitat aus: Helvetien unter den Römern von L. Reinhardt – S. 681» steht als Referenz und Fussnote 17 auch noch in der von mir überarbeiteten 3. Auflage von Zollingers Ortsgeschichte.

Originalzitat vs. bearbeitetes Zitat

Ein Vergleich der beiden Textstellen zeigt Lehrer Zollingers redaktionelle Bearbeitungen:

Zollinger: «Nach den Ausgrabungen hatten diese Warten einen rechteckigen Grundriss von durch­schnittlich 8 bis 10 Meter Seitenlänge und 1,6 bis 1,7 Meter (maximal 1,9 m) Mauerdicke. Die kleinste Seitenlänge des quadratischen Grundrisses war 6,5 Meter, die grösste (bei Weiach) 14 Meter. Die Fundamente sind nicht tief gelegt, da sie mit dem hölzernen Oberbau keine schwere Last zu tragen hatten, und bestehen aus – zwischen einer niedern Kalkstein­mauer gegossenen – Kalkmörtel mit Rheinkieseln dazwischen. Als Ecksteine wurden oft grössere, zugehauene Blöcke genommen. Zahlreiche Ziegelre­ste lassen auf eine harte Be­da­chung des zwei- bis dreistöckigen Oberbaues aus Holz mit gebrannten Ziegeln schlies­sen.»

Reinhardt: «Nach den Ausgrabungen hatten diese Warten einen rechteckigen Grundriß von durch­schnittlich 8 bis 10 m Seite und 1,6 bis 1,7 (max. 1,9) m Mauerdicke. Die kleinste Seitenlänge des quadratischen Grundrisses war 6,5 m, die größte (bei Weiach) 14 m. Die Fundamente sind nicht tief gelegt, da sie mit dem hölzernen Oberbau keine schwere Last zu tragen hatten, und bestehen aus zwischen einer niederen Kalkstein­mauer gegossenem Kalkmörtel mit Rheinkieseln dazwischen. Als Ecksteine wurden oft größere zugehauene Blöcke genommen. Zahlreiche Ziegelre­ste lassen auf eine harte Be­da­chung des zwei- bis dreistöckigen Oberbaues aus Holz mit gebrannten Ziegeln schließen.»

Zollinger ging es um die gefällige Lesbarkeit für den ländlichen Durchschnittsleser der 70er-Jahre, mir geht es mehr um die wortgenaue Zitierung.

Das Originalzitat von Reinhardt steht deshalb auch in der neu überarbeiteten 4. Auflage, Online-Ausgabe Juni 2006, die ich auf Anfrage gerne als pdf-Datei (8530 kB) verschicke.

Quellen
  • Zollinger, W.: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). 1. Aufl. 1972, 2., ergänzte Aufl. 1984.
  • Reinhardt, L.: Helvetien unter den Römern. Geschichte der römischen Provinzial-Kultur. Benjamin Harz Verlag, Berlin/Wien 1924.

Dienstag, 13. Juni 2006

Kanton bewilligt Quartierplan See/Winkel überraschend schnell

Manchmal mahlen die staatlichen Mühlen überraschend schnell. Noch Anfang März sah es nach der Publikation der neuen Fluglärmkurven so aus, als seien die Quartierpläne See/Winkel und Bedmen in eine weitere Warteschlaufe durch die Amtsstuben gegangen (vgl. WeiachBlog vom Mittwoch, 8. März 2006: Fluglärmkurve gekratzt?).

Dann wurden beim QP Bedmen Nägel mit Köpfen gemacht; für das Gebiet See/Winkel war die weitere Entwicklung aber noch völlig offen (vgl. WeiachBlog vom Mittwoch, 29. März 2006: Für den Regierungsrat eine Randregion).

Bewilligungstechnischer Kunstgriff

Letzte Woche hat man sich nun bei der bewilligenden Behörde auch noch dieses zweiten Weiacher Geschäftes entledigt. Die Fierz'sche Anordnung, die Bauverfahren im Turbomodus zu beschleunigen, zeigt anscheinend Wirkung. Was den lokalen Beobachter doch einigermassen überrascht, liest sich im heutigen Tages-Anzeiger ganz unspektakulär:

«Weiach. - In den Gebieten See und Winkel in Weiach darf gebaut werden. Der Regierungsrat hat den Quartierplan, der vor zehn Jahren ausgearbeitet worden war, genehmigt, wie der «Zürcher Unterländer» meldete. Erst war es der Rekurs eines Grundeigentümers, der den Quartierplan verhinderte, dann die verschärften Fluglärmgrenzwerte. Der Fluglärm liege im betroffenen Gebiet innerhalb des Toleranzbereichs, teilte der Kanton nun mit. (cim)»

(siehe WeiachBlog vom 29. März 2006 für die Vorgeschichte samt Rekurs bis vor Bundesgericht).

Der «Tagi» nimmt Bezug auf einen Artikel der bereits letzten Samstag im «Unterländer» erschienen ist.

Besonders interessant ist die Verrenkung die man in Zürich in der heiklen Fluglärm-Frage gemacht hat:

«Begründet wird die Bewilligung damit, dass die Lärmbelastung im betroffenen Gebiet nur ein Dezibel über dem Grenzwert und somit innerhalb des Toleranzbereichs liege.»

Ein Dezibel mehr. Das ist immerhin eine Verstärkung der Schallenergie um satte 25.9 Prozent (3 dB würde einer Verdoppelung entsprechen). Augen zu und durch, war da wohl die Devise des Regierungsrates. Über die Gründe kann man nur spekulieren:

«"Wir haben immer wieder das Gespräch mit dem Kanton gesucht", sagt Trachsel. Er sei aber immer wieder vertröstet worden. Dann kam aus heiterem Himmel die Genehmigung. "Beim Kanton ist man wohl plötzlich einsichtig geworden."»

Auch eine Möglichkeit einen unbequemen Bittsteller loszuwerden - indem man ihm ganz einfach gibt was er will.

Bauboom am alten Bahnhof?

Die Tage der grünen Wiesen südlich der Kaiserstuhlerstrasse sind also definitiv gezählt. Fragt sich nur, ob man jetzt noch eine nachhaltige Entwicklung anstrebt und die Chance nutzt, dieses Quartierplangebiet mit wegweisenden Bauten zu versehen - eine Chance die man bei den Einfamilienhausquartieren ob dem Dorf verpasst hat.

Stichworte dazu wären: Minergiestandard, gute Vernetzung mit öV, etc. Das ist dringend nötig, denn ein Quartier mit über 300 Einwohnern im Wildwuchs wachsen zu lassen (immerhin ein Drittel der heute schon in der Gemeinde ansässigen Bevölkerung) ist keine wirklich ansprechende Option.

Zeit hätten wir dazu ja noch: «Ob in Weiach tatsächlich schon bald die Bagger auffahren kann Trachsel nicht sagen. "Die ursprünglichen Interessenten sind während der langen Wartezeit natürlich alle abgesprungen", sagt er. Theoretisch könne man aber schon morgen ein Baugesuch für eine Überbauung einreichen.»

Aber bitte nicht für «Weiach-Les Bidonvilles».

Quellen

  • Langersehntes grünes Licht für die Bagger. Weiach – Kanton genehmigt aus heiterem Himmel umstrittenen Quartierplan. In: Zürcher Unterländer, 10. Juni 2006 – S. 9.
  • Bauen doch erlaubt. In: Tages Anzeiger, 13. Juni 2006 – Bund Region – S. 19

Montag, 12. Juni 2006

Juniwetter 1956

Der Mai war ja nun über weite Strecken alles andere als eine Wonne. Dafür heizt der beginnende Juni nun ziemlich ein.

Wie war das Wetter in unserem Dorf vor 50 Jahren? Vom Monatsbeginn her offenbar ähnlich, aber dann...:

«Der Juni, als eigentlicher Heumonat für unsere Bauern, beginnt zaghaft, durchzogen (+11 bis 15°); vom 4. bis 7. einige brauchbare Heuertage (15°, 18°, 26° an den Nachmittagen). Nachher wirds aber betrüblich für die Landwirte, bis zum 25. nur zwei richtige Heuertage, sonst immer bedeckt, leicht regnerisch, kühler Wind, Regenschauer am Nachmittag früh schon, also einfach unsichere Witterung. Am 24. z.B., einem Sonntag, haben wir unsere Stube – geheizt! Das Monatsende erst lässt die Leute wieder hoffen, dass es nun doch endlich etwas rücke mit dem Einbringen des Dürrfutters. Die letzten fünf Tage des Juni zeigen alle ein recht sonniges Gesicht mit Temperaturen zwischen 13° und 21°C.»

Das Wohnzimmer heizen? Im Juni? Hoffentlich bleibt uns das erspart.

Bereits erschienene Wetterartikel im WeiachBlog


Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 3-4 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956)

Sonntag, 11. Juni 2006

Wie die Pestalozzi in Weiach wirkten

Neben dem wohl bekanntesten Vertreter dieses alteingesessenen Zürcher Geschlechts, dem Pädagogen Heinrich Pestalozzi, gibt es noch Dutzende weiterer interessanter Personen, die im Lauf der Jahrhunderte der Welt ihren Stempel aufdrückten.

Frau Pfarrer macht Politik - Ende 40er/Anfangs 50er-Jahre

Und das waren beileibe nicht nur Männer. Auch in den Zeiten vor dem Frauenstimmrecht hatten und nahmen Frauen aus dem Hause Pestalozzi sehr wohl Einfluss. Zum Beispiel Gertrud Hauser-Pestalozzi, die von 1947 bis 1956 den Frauenverein Weiach präsidierte.

«Frau Pfr. T. Hauser», wie sie von den Hiesigen dem damaligen Brauch entsprechend mit Vornamen und Funktion des Herrn Gemahls, Theodor Hauser, genannt wurde, wird als eine ziemlich resolute, tatkräftige Frau beschrieben, die sich auch nicht scheute, sich mit den politisch massgebenden Männern im Ort anzulegen, wo ihr das nötig schien.

So kann man dem Protokoll der Vorstandsitzung vom 13. Oktober 1948 im Pfarrhaus entnehmen: «Von der Offerte der Winterhilfe betr. Verbilligung der Textilien wurde Umgang genommen, da wir die Verkaufsläden im eigenen Dorf berüksichtigen wollen. Wir wollen uns an der Unterschriftensammlung im Kampf gegen die Schnapstrinkerei beteiligen, und einige Bogen zirkulieren lassen.».

Wo es in letzterem Fall nur die einheimischen Wirte betraf, so legte sie sich später direkt mit den Vereinsgewaltigen an: «Frau Pfarrer war an der Kindervorstellung des Turnvereins. Sie sagte solch schlechte Theater seien doch nichts für die Kinder, und wir möchten nun die Vereine anfragen, ob Sie in Zukunft diese Kindervorstellungen nicht weglassen möchten? Frl. Vollenweider [1911-1952 (!) Lehrerin in Weiach] unterstützte dies lebhaft. Um dies zu erreichen wurden Unterschriften gesammelt (ca 25)».

Weit zurückreichender Stammbaum

Wer sich für die genealogischen Zusammenhänge und die Herkunft dieser Pfarrersfrau interessiert, dem kann ein umfangreiches Online-Familienbuch weitere Einblicke verschaffen. Beginnend mit der Stammtafel 28 – Pestalozzi von Zürich und Männedorf kann man sich da durch die Jahrhunderte zurückhangeln.

Da erfährt man dann u.a. folgendes:

Gertrud, geboren 1918, verheiratet 1943 mit Theodor Hauser, geb. 1915, Pfarrer in Weiach. Sie war das dritte von sechs Kindern des Karl Gerold, geb. 1884, V.D.M. (d.h. Verbi divini minister, also Theologe), Dr. phil., Gymnasiallehrer, in Thalwil. Ihr Vater hatte sich 1914 mit Marta Beerle, geb. 1891, vermählt.

Karl Gerolds Vater, Karl Heinrich, geb. 1854, gest. 1918, Dr. med., Arzt in Männedorf, "Zur Schönau", hatte sich 1883 mit Susanna Bertha Bindschedler, geb. 1858, gest. 1931 verheiratet (von dort Verweis auf Stammtafel 27 – Pestalozzi in Zürich: Linie zum Wolkenstein) .

Gertruds Urgrossvater im Mannesstamm war ein Carl, geb. 1815, gest. 1869, Pfarrer am Kantonsspital, Dr. theol. h. c., verh. 1845 mit Anna Pestalozzi, von der Froschau, geb. 1822, gest. 1907 (wieder ein Verweis: diesmal auf Stammtafel 26).

Der Urgrossvater hiess für einmal nicht Carl sondern Salomon. Geboren 1781, gestorben 1848, Kaufmann und Sensal, zum Wolkenstein, des Großen Rates. Er war dreimal verheiratet: die erste Ehe 1812 mit Anna Margaretha Ott, geb. 1793, gest. 1822 von der Sohn Carl abstammte. In zweiter Ehe 1826 mit Marie Ottilie Hirzel, geb. 1793, gest. 1826 und in dritter Ehe 1830 mit Anna Catharina Ott, geb. 1797, gest. 1871, der Witwe von Pfarrer Hans Jakob Tobler (erneut ein Verweis: Stammtafel 25) .

Also eine weitverzweigte Ärzte-, Pädagogen- und Theologen-Familie. Nur folgerichtig, dass die Töchter oft ihrerseits Pfarrer heirateten und in der Funktion als Pfarrersfrau auch dank ihrem Familien-Netzwerk Erfolg hatten.

Quellen

Samstag, 10. Juni 2006

Einladung zur Exkursion: Kiesgrube Weiach – ein neues Naturjuwel


Auf den Samstag, 24. Juni 2006 laden der Naturschutzverein Bachsertal, der Gemeinderat Weiach und die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich zu einer Exkursion ein.

Den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach entnehmen wir die Details:

Biodiversität an einem Extremstandort: warm, trocken, mager

«Sie sind mit Ihrer Familie und Ihren Freunden herzlich eingeladen. Gutes Schuhwerk wird empfohlen. Die Wanderung wird bei jeder Witterung durchgeführt.

Wir besuchen einen ganz besonderen Lebensraum: Die tiefstliegende Kiesgrube im Kanton Zürich mit ihrem warmen und trockenen Klima. Auf dem durchlässigen Untergrund hat die Weiacher Kies AG in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich einen Teil der ausgebeuteten Fläche als neues Naturschutzgebiet gestaltet.

Unter der kundigen Leitung von Regula Langenauer, Albert Krebs, Andreas Keel und Fritz Hirt lernen wir die Tiere und Pflanzen kennen, die sich unter diesen extremen Verhältnissen angesiedelt haben: Die überraschende Biodiversität in einer ungewohnten Umgebung.
»

Wo und wann

  • Treffpunkt ist um 14.00 Uhr auf dem Parkplatz des ehem. Gasthofs Sternen in Weiach
  • Anschliessend Wanderung zur Kiesgrube Rüteren, Weiach
  • Ende der Exkursion ca. 16 Uhr beim Werkgebäude der Weiacher Kies AG
  • danach gemütliches Beisammensein bei Wurst, Brot und Getränk.
  • Rückfahrt zum Sternen auf 17 Uhr möglich.

Ermutigende Zusammenarbeit

Dass der Gemeinderat Weiach, die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich und der Naturschutzverein Bachsertal hier gemeinsam auftreten, freut besonders.

Es ist nicht verboten, sich Gedanken zu einer grosszügigen Vernetzung der etwas zersplitterten Naturschutzgebiete auf Gemeindegebiet von Weiach mit den grossen naturnahen Zonen im Bachsertal zu machen.

Denn naturnahe Landschaft ist einer der Bereiche mit denen wir in Zukunft in der zunehmend zersiedelten und verstädterten Agglomeration Zürich punkten können.

Quelle

  • Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juni 2006 - S. 13 (Bild und Text)

Freitag, 9. Juni 2006

Turnhallenpläne schon in den 50er-Jahren

Turnhalle und Spielwiese der Mehrzweckanlage Hofwies bestehen nun seit 30 Jahren, sie wurden 1976 eröffnet. Pläne dafür bestanden allerdings schon mehr als zwei Jahrzehnte früher, wie der folgende Eintrag in Walter Zollingers Chronik des Jahres 1956 beweist:

«In der Schulgemeindeversammlung vom 9. Juni wurden die mit den Erben des Jakob Meierhofer-Bersinger und mit Eduard Baumgartner-Nepfer von der Schulpflege vorbereiteten Kaufverträge genehmigt. Damit hatte sich die Schulgemeinde 3'716 m2 Land, ganz nahe beim Schulhaus gelegen, zum Kaufpreis von Fr. 46'786.- erworben. Dieser Platz soll für den spätern Bau einer Turnhalle, sowie für die Errichtung und Anlage einer Spielwiese reserviert bleiben.»

Der Landpreis für die Hofwiese mitten im Zentrum zwischen Chälen und Oberdorf betrug also vor 50 Jahren Fr. 12.60 den Quadratmeter. Heute bezahlt man in dieser Kernzone gut und gerne Fr. 450.- für dieselbe Fläche.

Legt man den Landesindex der Konsumentenpreise mit Basis 1914=100 zu Grunde, so ist von einer Teuerung von 240.4 (Durchschnitt 1956) auf 1018 Punkte (Mai 2006) auszugehen.

Hätte sich der Bodenpreis nach diesem Index entwickelt, so dürfte das Land heute nur etwa 200'000 Franken kosten und nicht 1.6 Millionen. Die Landpreise haben also die allgemeine Teuerung über die letzten 50 Jahre bis heute um den Faktor 8 geschlagen.

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 12 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956)

Donnerstag, 8. Juni 2006

Neue Elektrokontrollfirma: die Ebecom GmbH

Firmengründungen erfolgen in Weiach nicht alle Tage. Und nicht jede Firma gehört dann auch noch einem sich stark engagierenden Bürger und Gemeinderat von Weiach.

Deshalb darf man schon darauf hinweisen, dass in der heutigen Ausgabe des Schweizerischen Handelsamtsblatt mit Statutendatum 19. Mai und einem Stammkapital von CHF 20'000.-- die Neueintragung der Ebecom GmbH im Handelsregister des Kantons Zürich angekündigt wird:

«Ebecom GmbH, in Weiach, CH-020.4.033.359-3, Neurebenstrasse 1, 8187 Weiach, Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Neueintragung).»

Die neue GmbH ist ein reines Familienunternehmen: «Eingetragene Personen: Eberle-Wapp, Heidi, von Weiach und Häggenschwil, in Weiach, Gesellschafterin und Geschäftsführerin, mit Einzelunterschrift, mit einer Stammeinlage von CHF 10'000.--; Eberle, Ernst, von Weiach und Häggenschwil, in Weiach, Gesellschafter, mit Einzelunterschrift, mit einer Stammeinlage von CHF 10'000.--»

Ernst Eberle war während vielen Jahren bei der «Winkler & Cie» im Elektroinstallationsbereich tätig. Heute führt er die seit Juli 1998 im Zürcher Handelsregister eingetragene «Ernst Eberle Elektro GmbH» mit Sitz in Weiach.

Nun gibt es also neu die Ebecom GmbH, die in einem verwandten Gebiet tätig ist:

«Zweck: Gegenstand und Zweck der Gesellschaft ist die Ausführung von Schwachstrom-, Telefon- und EDV-Anlagen im Wohnungs-, Gewerbe- und Industriebau. Elektrokontrollen an Elektroanlagen gemäss Niederspannungsverordnung. Geräte- und Anlageprüfungen gemäss Niederspannungs-Erzeugungsverordnung. Messtechnik und Instandhaltungsüberprüfungen von elektrischen Installationen.»

Die Neugründung befasst sich also nicht mit Installationen, sondern mit deren Kontrolle.

Wie Ernst Eberle heute auf Anfrage mitteilte, sei das der Grund, dass die neue Firma von der Ernst Eberle Elektro GmbH völlig unabhängig geführt werden müsse.

Bei der Ebecom dürften auch nicht dieselben Leute wie bei der Eberle Elektro arbeiten. Sonst könnten die ja ihre eigene Arbeit kontrollieren.

Die restlichen Bestimmungen im HRA-Eintrag sind Standard-Zwecke bei heutigen Firmengründungen: «Ferner kann die Gesellschaft im In- und Ausland Zweigniederlassungen errichten, sich bei anderen Unternehmen des In- und Auslandes beteiligen, gleichartige oder verwandte Unternehmen erwerben und errichten, sowie alle Geschäfte eingehen, in denen Synergien mit dem Hauptzweck zu erzielen sind. Sie kann weiter Liegenschaften und Wertschriften erwerben, verwalten und verkaufen.»

WeiachBlog wünscht der jungen Firma einen guten Start!

Quelle

  • SHAB Nr. 109 vom 08.06.2006, Kanton ZH; Tagebuch Nr. 15020 vom 01.06.2006.

Mittwoch, 7. Juni 2006

Biber interruptus

Was ein Biber beim Anknabbern eines Baumes empfindet? Keine Ahnung. Was ihn dazu motiviert gerade einen bestimmten Baum auszuwählen? Bleibt sein Geheimnis. Und warum er manchmal plötzlich die Lust zu verlieren scheint, bevor das «angechafelte» Objekt seines nagenden Fleisses umstürzt? Gestört worden? Plötzliche Erkenntnis, dass der Baum für eine weitere Stauung doch nicht so geeignet sein könnte?

   
Fest steht nur eines. Der Baum am oberen Mühleweiher südlich des Dorfes Weiach und östlich der Kantonsstrasse nach Raat (Koordinaten: 675.800/267.300) steht immer noch. [Erst Ende 2011 lag er schliesslich doch am Boden]

   
Einzelne Bäume werden in der Regel dann zu Berühmtheiten, wenn sie ein biblisches Alter erreichen und derart markant in der Landschaft stehen, dass sie einem einfach auffallen müssen. Auffallend an diesem Baum: er ist offensichtlich ein Biberopfer, und doch: er steht noch, trotz beeinträchtigter Statik. Was wirklich verwundert: er hat sogar noch spriessende Blätter – und nicht etwa verwelkte (siehe oberstes Bild). Wie das geht, wo doch die Rinde rund um den Stamm herum mit aller Gründlichkeit entfernt wurde?

   
Es mag dieses Wunder an Lebenskraft und Durchhaltewillen sein, das dem Baum einen kurzen Fernseh-Auftritt bei «Schweiz aktuell» eintrug.

   
Erfolgreich gefällt: ein dünnerer Baum, ebenfalls am Ufer des oberen Mühleweiher 

Ob die vor bald 10 Jahren im Zürcher Unterländer erwähnte Weiacher Biberburg noch steht? Bei Gelegenheit werde ich den Förster fragen.

Weiterführende Artikel

  • Nievergelt, A.: Die Biber raspeln wieder. Seit sechs Jahren hat Weiach seine eigene Biberburg. Rubrik: Redaktion unterwäx in Weiach. In: Zürcher Unterländer, 7. August 1996 – S. 3.
  • Sailer A.: Hochleistungstaucher suchen Obdach. Unterland / Biber hausen am Flughafen, in Wallisellen, Eglisau, Weiach und an der Tössegg. In: Zürcher Unterländer, 11. Dezember 2001.

Dienstag, 6. Juni 2006

Im Weichacher steckengeblieben

Nein, einen Weichacher gibt es in Weiach nicht. Weder als Flurname noch als Strassenname. Und trotzdem trifft man diese Wortschöpfung mit schöner Regelmässigkeit in gedruckter und online publizierter Form.

Viel Vertrauen in die Polizei

Das jüngste Beispiel liefert heute das Neue Bülacher Tagblatt. Redaktor Klaus W. Bodenmüller übernahm einen Pressetext der Kantonspolizei Zürich zu einem schweren Verkehrunfall am Pfingstmontag und schrieb ihn etwas um. Lektoriert wurde er dann aber offensichtlich nicht mehr so genau:

«Gegen 16.40 Uhr lieferten sich zwei Autolenker mit ihren Autos auf der Hochleistungstrasse von Weiach Richtung Bülach mit massiv übersetzten Geschwindigkeiten ein Rennen. An Ende bei der Verengung in die Weichacherstrasse geriet das blaue Auto eines 23-jährigen Portugiesen nach rechts und prallte heftig gegen einen Kandelaber. Gleichzeitig schleuderte das zweite, weisse Auto mit dem 32-jährigen Kosovaren nach links über die Gegenfahrbahn, durchschlug einen Wildzaun und kam nach über 100 Metern und mehreren Überschlägen im Wiesland zum Stillstand.»

Wo der Haken liegt ist leicht zu erraten. In Zeiten von Cut&Paste wahrscheinlich beim Textlieferanten. Und so ist es auch:

«Gegen 16 Uhr 40 lieferten sich zwei Autolenker mit ihren Autos auf der Hochleistungstrasse mit massiv übersetzten Geschwindigkeiten ein Rennen. An Ende bei der Verengung in die Weichacherstrasse geriet das Auto eines 23-jährigen Portugiesen nach rechts und prallte heftig gegen einen Kandelaber. Gleichzeitig schleuderte das zweite Auto mit dem 32-jährigen Kosovaren nach links über die Gegenfahrbahn, durchschlug einen Wildzaun und kam nach über 100 Metern und mehreren Überschlägen im Wiesland zum Stillstand.»

Weich fliesst's den Leuten in die Tastatur

Die Weichacherstrasse. Interessanter Verschreiber. Vielleicht dachte der Mediensprecher, solche Autorennen seien total «bireweich». Und da würde ich ihm recht geben.

Wie auch immer: Es kann ganz interessant sein, neben den richtigen Schreibweisen «Weiach» für die Ortschaft beziehungsweise «Weiacher Kies AG» für das grösste Unternehmen in der Gemeinde auch die «weiche Alternative» zu berücksichtigen.

Wenn man «Weichacher» in Google suchen lässt, wird neben 38 Treffern die Frage «Meinten Sie: Weichmacher» zurückgeben. Nicht ganz zu Unrecht, denn ein paar Dokumente betreffen tatsächlich im direkten oder übertragenen Sinne solche Kunststoffzusätze. Besonders häufig sind Verschreiber bei den Modelleisenbahnfreunden, was sich dann etwa so liest: «Liliput SBB Güterwagen WEICHACHER KIES , 4 achsig.»

Die Suche nach «Weichach» ergibt bei Google nur 6 Treffer. Einer davon betrifft einen Ort in der Nähe von Bregenz im Vorarlbergischen.

Eine Nennung der Variante «Weichach» gibt es übrigens auch in den bisherigen Beiträgen des WeiachBlog (Artikel vom 14. April 2006, Zitat aus NBT, 28. Mai 2003).

Immerhin: ebay.ch fragt schon bei Eingabe von «Weiach»: «Meinten Sie...weich ?». Was auch gleich erklärt, wieso «Weichach» doch so weichgespült nahe liegt. Die Dreifachladung an vermeintlichen Vokalen "eia" (i ist keiner) offenbar weniger.

Quellen

Montag, 5. Juni 2006

Seit 1970 unter eidg. Denkmalschutz

Die evangelisch-reformierte Kirche von Weiach steht als einziges Baudenkmal auf Gemeindegebiet unter dem Schutz der Eidgenossenschaft:


Der gründlichen Restaurierung mit Unterstützung des Bundes Ende der 60er-Jahre folgte 1970 der offizielle Eintrag im Register des EDI:

«Reg. Nr.: 1072
Objekt: Weiach. Reformierte Kirche
Unter Bundesschutz seit: 8.12.70
LK Blatt: 1051
Koordinaten: 675.21 / 267.92
»

Quelle

  • Verzeichnis der Baudenkmäler, die unter dem Schutze der Schweizerischen Eidgenossenschaft stehen. Eidg. Departement des Innern, Bern 1971 – S. 2.

Sonntag, 4. Juni 2006

Im Jahre 1659 begann die Diktatur der Uhr

Mit dem neuen Kirchturm (vgl. WeiachBlog vom 3. Juni) kam die Revolution. Die Revolution der Zeitmessung um genau zu sein. Seit der Errichtung des ersten Kirchturms verfügte die Gemeinde Weiach nämlich auch über eine öffentliche, für alle sichtbare Uhr.

Im gestern schon erwähnten, ältesten Kirchturmdokument von 1659 findet man unmittelbar nach den Angaben über den Dachdeckermeister Hans Temperli eine Information über die neu installierte Uhr:

«dises Zit ist von neuwem erkauft worden von dem meister Tobias Liechtly […] umb 55 Gl. […] vor dem ist kein Zeit in diser Kilchen gesin.»

Im Jahre des Herrn 1659 begann also für die Weiacher eine ganz neue Epoche. Die der öffentlichen Zeitmessung.

Diktatur mag ein hartes Wort sein. Es dürfte jedoch wenig gegeben haben, was das tägliche Leben der Dorfbevölkerung von da an und verglichen mit dem Mittelalter mehr veränderte als gerade diese Uhr.

Plötzlich liess sich die Zeit nun für alle sicht- und hörbar (Stundenschlag) in Scheibchen schneiden. Plötzlich galt für alle Menschen in der Gemeinde dieselbe Zeit. Pünktlichkeit konnte erst jetzt recht eigentlich zu einer Tugend gemacht werden.

In unserer von der Uhr getakteten Zeit macht man sich zu selten klar, was für eine Macht Uhren eigentlich ausüben - im Positiven wie im Negativen.

Und wenn man sich das recht überlegt, so ist eigentlich nur eines erstaunlich: dass sich die Menschen nicht gegen dieses «Zit» gewehrt haben - jedenfalls hat ein allfälliger Widerstand keine mir bekannte, bis heute erhaltene schriftlichen Spuren hinterlassen.

Eine wichtige Voraussetzung dürfte gewesen sein, dass die Betroffenen selber so ein «Kilchenzit» wollten und es ihnen nicht von aussen aufoktroyiert wurde. Leider steht im oben zitierten Kirchturmdokument nichts über die Vorgeschichte und die Beweggründe, welche die erste Turmuhr nach Weiach brachten.

Samstag, 3. Juni 2006

Der erste Kirchturm stand nur 47 Jahre

[Wichtiger Hinweis zum Titel: Im Kirchturmdokument von 1659 ist an keiner Stelle die Rede davon, es handle sich um den ersten Turm überhaupt. Es ist - angesichts des desolaten Zustands, der durch die Inspizienten des Dorfbrandes von 1658 festgestellt wurde (vgl. Weiacher Geschichte(n) 106, s. Kommentar unten) - sehr wohl möglich, dass gleich die gesamte Konstruktion ersetzt und damit neu «ufgestelt» werden musste. Die Fehlinterpretation, es handle sich um den ersten Turm, stammt einzig und allein vom Autor des WeiachBlog - WG(n), 31. Dezember 2017]

Das älteste sogenannte Kirchturmdokument von Weiach stammt aus dem Jahre 1659. Es wurde anlässlich der Restauration Ende der 1960er-Jahre im Kirchturmknopf gefunden. Dies war früher der übliche Aufbewahrungsort für an die Nachwelt gerichtete Dokumente.

Im ältesten Dokument, verfasst vom damaligen Pfarrer Erni, ging es noch um die alte Kirche, die ihren Platz beim alten Waschhaus im Oberdorf (heute Altölsammelstelle) gehabt haben soll.

Über die Geschichte des Vorgängerbaus der heutigen Kirche äussert sich Erni wie folgt: «in dem jar 1658 ist diser thurm ufgestelt worden durch meister hanns frey von niderhaslen […] In dem Jar darnach, alls man 59 zalt, ist ein thurm durch meister hanns tämperli […] zugethekt und mit schindlen beschlagen auch mit Knöpf und fahnen geziert».

Es ist also durchaus möglich, ja sehr wahrscheinlich, dass Teile der Ausrüstung der neuen Kirche im Bühl im Jahr 1706 direkt vom Vorgängerbau übernommen wurden.

Das gilt wohl auch für Knopf und Wetterfahne. Die musste man nach bloss 47 Jahren wohl nicht wieder neu beschaffen. Im alten Knopf war bereits das Dokument von Erni drin, das zweite Dokument von 1706 wurde diesem beigelegt und der Knopf montiert.

Die alte Kirche soll abgetragen worden sein. Ob vor Vollendung der neuen Kirche oder erst danach, ist mir nicht bekannt.

Freitag, 2. Juni 2006

Vor genau 300 Jahren: Zimmerleute schwangen die Äxte


Die Witterungsbedingungen müssen 1706 optimaler gewesen sein als im aktuellen Jahr. Jedenfalls ging es rasch vorwärts mit dem Bau der neuen Weiacher Kirche.

Noch war allerdings das Dach nicht aufgerichtet, wie auf dem obenstehenden Stich von Heinrich Meister, welcher das vollendete Bauwerk zeigt:

«Weil es ein ganz drochner Winter ohne Schnee gewesen, hat man fast immerzu mit steinbrechen u. führen fort fahren können, so dass das Fundament 6 Schue tief und 4 Schue breit Donstags den 11. Tag Merzen 1706 gelegt worden, das Mauerwerk 26 Schue aus dem Boden war bis auf eingangs dess Brachmonates follendet», schrieb Pfr. Brennwald.

Der Brachmonat ist der Juni. Gestern vor 300 Jahren waren die Maurerarbeiten vollendet und heute begannen die Zimmerleute, den Dachstuhl aufzurichten. Der Turm kam dann als Dachreiter obendrauf:

«Donstags den 2. brachmon. hat mann angefangen aufrichten, welches 5 Tag lang gewährt. Montags den 9. Augstmonat wurd der Knopf und Fahnen hinauf gethan.»

Die ersten fünf Tage (vom 2. bis 7. Juni) waren also besonders aufregend und anstrengend. Samt Dachdeckerarbeiten dauerte die Errichtung von Dachstuhl und Dachreiter schliesslich gute zwei Monate.

3 Wochen zuvor: die Sonnenfinsternis

Am 12. Mai war «morgen umb 9 uhr ein so gross sonnenfinsternus gewesen, dass man die Sternen sehen können und die Maurer wegen Dünkle ab dem gerüst müessen.»

Eine totale Sonnenfinsternis ist wahrscheinlich das eindrücklichste Ereignis, das uns Himmelskörper bieten können. Die Sonne wird für Sekunden bis maximal sieben Minuten komplett vom Mond verdeckt. Sichtbar wird dann die lichtschwache Korona um die Sonne (vgl. WeiachBlog vom 24. Mai über die grosse Sonnenfinsternis von 1706).

Quellen
  • «... ein ganz drochner Winter ohne Schnee». Vor genau 300 Jahren, im Winter 1705/06, wurde unsere Kirche gebaut. Weiacher Geschichte(n) 74. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Januar 2006 – S. 17-20. (vgl. WeiachBlog vom 5. Januar)
  • Zollinger, W.: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). 1. Aufl. 1971, 2., ergänzte Aufl. 1984. [in der 3. und 4., überarbeiteten Ausgabe findet man die Sonnenfinsternis auf S. 29]
  • Auszüge aus dem Kirchturmdokument von August 1706 in der Transkription von Walter Zollinger, 1966.

Donnerstag, 1. Juni 2006

Ansichtskarte - Blick von der Fasnachtsflue


Schon wieder ebay. Artikelnummer: 7748927778. Verkäufer ist Falko's-Ansichtskarten-Shop in Eilenburg, Deutschland. Er bietet eine Postkarte (so nennt man das bei uns in der Schweiz) mit Aufschrift Gruss aus Weiach, 400 m. üb. Meer. Sinnigerweise mit Blick nach Deutschland (die Hügel am Horizont).

Das Bild wurde offenbar im Frühling aufgenommen (blühender Baumast im Vordergrund unten rechts). Der Fotograf stand auf der Höhe der früheren Rebberge auf der Fasnachtsflue mit Blickrichtung Westen. Unter der Mitte ganz rechts der Kirchturm, links davon der Dorfkern.

Weitere Informationen des Verkäufers über obige Postkarte:
-Gelaufen: nein, Alter geschätzt: um 1940
-Zustand: gut (siehe Bild)
-Verlag: Photopol, Thalwil


Wenn "Gelaufen: nein" so viel wie "ungebraucht" bedeutet, d.h. nicht mit Marke und Poststempel versehen, dann ist auch klar weshalb das Alter nur geschätzt werden kann.

Für die Karte will Falko's einen Fixpreis: EUR 4,99 zuzüglich Versandkosten.