Dienstag, 31. Januar 2006

Drei Pfarrer im Durchlauferhitzer

Online-Lexika sind praktische Gefährten - zumal wenn sie wirklich hochstehende Inhalte bieten. Eine solche Quelle ist das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon (BBKL) des Bautz-Verlags.

Die Weiacher als «Lehrblätz»

Wenn man in der Suchmaske das Stichwort «Weiach» eingibt, werden einem drei Persönlichkeiten aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts präsentiert: Johannes Brunner, Tobias Egli und Rudolf Hospinian - allesamt evangelisch-reformierte Pfarrer, die in ihrer Laufbahn einmal für kurze Zeit die Pfarrstelle Weiach innehatten.

Da waren sie alle noch sehr jung, meist war es gar ihre erste Stelle und schon nach wenigen Wochen wurden sie auf andere Posten versetzt. Aus einem einfachen Grund: diese Pfarrstelle in der Nordwestecke des Zürcher Herrschaftsgebiets ermöglichte keine eigene Existenz.

Der eigene Pfarrer will erkämpft sein

Einen eigenen Pfarrer hatte Weiach erst seit 1540, nachdem die Dorfbewohner damit gedroht hatten, eher die Messe im benachbarten, gerade erst rekatholisierten fürstbischöflich-konstanzischen Kaiserstuhl zu besuchen, als den viel weiteren Weg über den Hügel bis nach Stadel unter die Füsse zu nehmen.

Es dauerte nochmals ein halbes Jahrhundert, bis die Obrigkeit der Kirchgemeinde Weiach 1591 einen im Ort residenten Pfarrer zugestand. Doch auch diese nun eingerichtete Pfrund verfügte nur über sehr bescheidene Güter. Davon konnte man kaum eine Familie durchbringen - eine grosse mit vielen Kindern erst recht nicht.

Diese Sorgen dürften die drei nachfolgend Porträtierten noch nicht gehabt haben. Dazu waren sie zu kurz der Gemeinde zugeteilt und weder dort wohnhaft noch durch sie bezahlt.

(Bei den untenstehenden kursiven Texte handelt es sich jeweils um die ersten Zeilen des Eintrags im BBKL. Den ganzen Eintrag finden Sie durch Anklicken der Namen.)

Um das Jahr 1558 waren Pfarrer ...

Johannes Brunner (23 Jahre alt)

* um 1535 in Hemberg/ Schweiz † nach 1587, reformierter Theologe und Professor, Konvertit. - Johann Brunner stammt aus der Toggenburger Gemeinde Hemberg. Er war als Stipendiat an der Zürcher Großmünsterschule. Am 8. Oktober 1556 wurde er zusammen mit drei oder vier weiteren Zürchern an der Universität Marburg immatrikuliert. Nach seinem Studienabschluß im Jahre 1558 übernahm er zuerst das Helferamt in der Zürcher Gemeinde Weiach und wurde noch im gleichen Jahr Diakon in Küsnacht. Als er sich im November 1560 Ausfälle gegen die katholischen Orte der Eidgenossenschaft erlaubte, wurde er entfernt. Er wechselte in kurpfälzische Kirchendienste und übernahm eine reformierte Pfarrstelle in Weinheim, wo er im Sommer 1561 tätig gewesen ist. Von dort schreibt er an Bullinger nach Zürich. Anfang Dezember 1561 hielt er sich zusammen [...]»

Tobias Egli (24 Jahre alt)

ref. Pfarrer und Antistes der evangelisch-rätischen Kirche, * 1534 in Zürich + 15. November 1574 in Chur an der Pest. - Tobias Egli stammte aus einer Familie, die ursprünglich den Namen Götz führte und aus dem thurgauischen Ort Neunforn stammte. Er wurde 1534 in Zürich geboren, wo er auch die Schulen besuchte. Sein gesamter Bildungsweg ist bestimmt durch die Begleitung des Zürcher Reformators Heinrich Bullinger, der sein Mentor wurde. Um 1557 hielt er sich in Marburg auf, wie ein Brief des Professors Andreas Gerhard Hyperius an seinen Kollegen Johann Wolf in Zürich berichtet. Im Jahre 1558 wurde er in Zürich ordiniert und erhielt kurz danach die Pfarrei Weiach. Noch im gleichen Jahr wurde er durch die Vermittlung Bullingers Pfarrer der reformierten Gemeinde Frauenfeld im Thurgau, wo er sehr bald als entschiedener Kämpfer für die reformierte Sache auftrat. Er geriet mit den Katholiken in Streit und wurde 1561 auf der Tagsatzung in Baden als Störer des Landfriedens im Thurgau verklagt. Einer Verhaftung konnte er sich nur durch die Flucht nach Zürich [...]»

(vgl. auch: Rastloser Kämpfer für die reformierte Sache. Tobias Egli, Pfarrer zu Weyach, 1558. Weiacher Geschichte(n) Nr. 16)

10 Jahre später...

Rudolf Hospinian (21 Jahre alt)

[Pseudonym für Rudolf Wirth], * 7.11. 1547 in Altdorf/Kt. Zürich, als Sohn des Pfarrers und Dekans Adrian Wirth, † 11.3. 1626 in Zürich. H. studierte Theologie in Zürich, Marburg und Heidelberg. 1568 wurde er ordiniert. Danach war er in verschiedenen Zürcher Landgemeinden als Pfarrer tätig (1568 Weiach, Hirzel, 1576 Schwamendingen). 1576 wurde H. zum Rektor der Schola Carolina in Zürich ernannt. 1588 erhielt er seine Berufung als Archidiakon und Chorherr am Großmünster in Zürich. 1594 wurde er Pfarrer am Zürcher Fraumünster, wo er 1623 resignierte. H. war Verfasser verschiedener theologischer Schriften, die sich besonders gegen die katholische Sakramentenlehre richteten, aber auch der innerprotestantischen [...]»

Quellen
  • Artikel HOSPINIAN, Rudolf. In: BBKL, Band II (1990) Spalten 1075-1076 (Autor: Friedrich Wilhelm Bautz)
  • Artikel EGLI Tobias. In: BBKL, Band XV (1999) Spalten 510-514 (Autor: Erich Wenneker)
  • Artikel BRUNNER Johannes. In: BBKL, Band XXI (2003) Spalten 155-158 (Autor: Erich Wenneker)

Montag, 30. Januar 2006

Heidi Duttweiler neue Gemeindeschreiberin von Kaiserstuhl und Fisibach

«Local sourcing» könnte man das auf Neudeutsch nennen, was die Aargauer Zeitung heute unter dem Titel «Neue Gemeindeschreiberin gewählt» aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft meldet:

«An einer gemeinsamen Sitzung haben die beiden Gemeinderäte Fisibach und Kaiserstuhl Heidi Duttweiler aus Weiach als neue Gemeindeschreiberin gewählt. Sie wird ihre Tätigkeit am 1. März aufnehmen. Heidi Duttweiler hat eine kaufmännische Lehre bei der Stadtverwaltung Bülach absolviert, arbeitete ab 1997 beim Sozialdienst für Erwachsene des Bezirks Dielsdorf als Rechnungsführerin und erwarb 2001 am Institut für Verwaltungsmanagement in Winterthur den kantonalen Fachausweis «öffentliche Finanzen und Steuern». Es folgte die Ausbildung zur Erlangung des Gemeindeschreiberdiploms, die Heidi Duttweiler mit Erfolg abschloss.»

Auch aus historischer Sicht ist das eine quasi aus alter Nachbarschaft geschöpfte Lösung. Nach dem «Familiennamenbuch der Schweiz» gehören die Duttweiler zu den so genannt altverbürgerten Familien in Weiach (Einbürgerungsjahr vor 1800).

Herzliche Gratulation, Frau Stadtschreiberin! WeiachBlog wünscht viel Freude an der neuen Tätigkeit im vertrauten Umfeld.

Quellen
  • gwf: Neue Gemeindeschreiberin gewählt. In: Aargauer Zeitung, 30. Januar 2006
  • Familiennamenbuch der Schweiz. Dritte, verbesserte und korrigierte Auflage, Zürich 1989

Sonntag, 29. Januar 2006

Flurnamenkarte 1958 quo vadis?

Ein Namenbuch des Kantons Zürich, in dem sämtliche Flur- und Ortsnamen aufgeführt und kommentiert werden, gibt es leider bis heute nicht.

Andere Kantone, wie Thurgau, Uri, Graubünden oder Nidwalden haben ihre Namenbücher bereits; in gedruckter Form und teils erstaunlich umfangreich (Details zum Stand der Arbeiten in den einzelnen Kantonen siehe hier, S. 49)

Es geht vorwärts mit dem Namenbuch

Vorarbeiten zum Zürcher Pendant wurden bereits vor Jahrzehnten getätigt. Und gegenwärtig sind am Staatsarchiv des Kantons Zürich Bestrebungen im Gang, die hoffen lassen, es werde nicht noch weitere Jahrzehnte dauern, bis auch unser Kanton so weit ist und ein Namenbuch die Druckerei verlässt.

Für den Kanton Zürich wird der aktuelle Stand in einem Referat an einer Swisstopo-Tagung mit: «Aktives Projekt EDV im Aufbau» umschrieben. Beteiligt an den aktuellen Efforts sind u.a.: «cand. phil. Anja Neukom-Hermann, Germanistin, Zürich (bis Sommer 2005) und lic. phil. Simone Tönz, Germanistin, Zürich.»

Dass aus den Flurnamenplänen Informationen für eine Datenbank extrahiert werden, kann man auch aufgrund von Koordinatenkreuzen schliessen. Diese wurden mit Bleistift auf den Übersichtsplan der Orts- und Flurnamen der Gemeinde Weiach gezeichnet. Sie bieten die Referenz zu den Kilometerkoordinaten der Landestopographie (heute: Swisstopo) und dienen dadurch der exakten Verortung nach schweizweit verwendetem Verfahren.

Chälen ist nicht Weiach

Der Untergrund der vorliegenden Karte basiert auf topographischen Daten von 1983, die darüber gedruckten Orts- und Flurnamen wurden jedoch bereits Ende der 1950er Jahre gesammelt. Ob die Abschnittsgrenzen schon damals festgelegt wurden ist nicht bekannt.

Der abgebildete Ausschnitt zeigt das Dorfzentrum von Weiach. Man sieht hier deutlich die Trennung des Dorfteils Chälen vom Oberdorf, das man nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens als den historischen Kern der Siedlung namens Weiach bezeichnen darf (vgl. dazu Weiacher Geschichte(n) Nr. 52).

Auf der bis vor wenigen Jahren landwirtschaftlich genutzten Hofwiese im Zentrum zwischen Chälen, Oberdorf und Unterdorf steht zwar schon seit 1836 ein Schulhaus (heute mit dem Zusatz das alte versehen), aber erst seit 1976 das neue Primarschulhaus samt Zivilschutzunterkunft, Mehrzweckhalle und Abwartwohnung.

Den Chriegweg sucht man vergebens

Wer diese Flurnamen mit den heutigen Strassennamen vergleicht, wird feststellen, dass doch einige übernommen wurden. So haben wir heute beispielsweise einen Damaststieg und eine Luppenstrasse. Allerdings keinen Chriegweg. Diese Namensgebung machte den Anwohnern im Sommer 1992 überhaupt keine Freude, weshalb sich der Gemeinderat schliesslich für die unverfänglichere Bezeichnung Birkenweg entschied (vgl. dazu Weiach - Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dezember 2009 - S. 69.)

Quellen
  • Boesch, H.: Kanton Zürich. Sammlung der Orts- und Flurnamen. Aufnahme 1958. (Auf Übersichtsplan 1:5000 Ge­meinde Weiach. Meliorations- und Vermessungsamt des Kantons Zürich. Nach­geführt bis 1983.) [Signatur: StAZH O 471 c Weiach]
  • Im Hochmittelalter gab es zwei Wiach. Was die Chälen vom Dorf trennte (Sied­lungsgeschichte 2). Weiacher Geschichte(n) 52. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, März 2004 – S. 14-16.
  • Weiach - Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Vierte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach», Dezember 2009 - S. 69.
  • Nyffenegger, E.: Datenbank der Schweizer Namenbücher. Vortrag an der Swisstopo Nomenklaturtagung, 28. Juni 2005 - S. 47ff.

Samstag, 28. Januar 2006

Das Isenbüeli, der Ofen und das Bohnenviertel

Dass WeiachBlog trotz eher lokalen Inhalten rege besucht wird, sehe ich seit einigen Wochen auf Sitemeter.com: 370 Besuche in einem einzigen Monat. Und dass einige Beiträge auch tatsächlich gelesen und die eingebaute Feedbackmöglichkeit genutzt wird, sieht man an zwei Kommentaren von Carolina Schegg und Julius Lauber.

Dem letzteren verdanken wir auch das heutige Thema: Isenbühli und Ofen. Zwei Flur- bzw. Ortsnamen auf dem Gemeindegebiet von Weiach.

Römer auf dem Isenbüeli?

Das «Isenbühli» ist ein waldbestockter Hügel südlich des Maastälchens. Er war schon verschie­dentlich Objekt historischer Spekulationen. So 1984, als die Kantonsarchäologie dort Grabungen durchführte. Dazu erklärt der 11. Bericht der Zürcher Denkmalpflege:

«ISENBÜEL

Koord. 674760/266800 435 m ü. M.

Vermutete römische Baureste oder vermuteter Burghügel

Aufgrund anderer Fundstellen der Römerzeit in der Nähe von Flurbezeichnungen wie Isen­berg, Isehag, Isen­büel usw. wurde im Dezember 1984 eine Sondierung organisiert, um mittels Sondiergräben allfällige Schichten oder Funde sicherzustellen.

Die Untersuchung ergab lediglich geologische Befunde. Der Hügel besteht aus rötlichem Sand und ist mit Walderde überdeckt. Laut Auskunft des Geologen, Dr. A. Güller, Otelfingen, bestehen die weiteren «Isen ...»‑Lokalitäten zumeist aus ähnlichen roten, eisenhaltigen Erden, woraus vermutlich die Bezeichnung des Flurnamens abgeleitet wurde.
»

Hier gibt es also tatsächlich Eisen im Boden. Wie viel und ob es einmal in abbauwürdigen Quantitäten vorhanden war, ist allerdings unklar.

Benachbartes Bohnviertel

Bekannt ist hingegen, dass die Landschaft um Hohentengen, gleich nördlich des Rheins, auch heute noch manchmal als «Bohnenviertel» bezeichnet wird.

«Bei diesen Bohnen handelt es sich um erbsen- bis nussgrosse, bohnenförmige Körner aus dem Mineral Limonit (Brauneisenerz), einer Mischung aus hydrierten Eisenoxiden. Die in Kalktaschen im Jurafels lagernden Verwitterungsrückstände wur­den über Jahrhunderte im Tage­bau ausgebeutet. Ein früher Hinweis auf diesen Bergbau im Südranden stammt von 1586. Ab 1588 bis anfangs des 17. Jahrhunderts war in Jestetten ein Hochofen in Betrieb, 1622 bis 1762 einer in Eberfingen (bei Stühlingen). Von 1694 bis 1771 verhüttete ein Hoch­ofen auf der Neu­hauser Seite des Rheinfalls Bohnerz. Nach kurzem Stillstand betrieb Jo­hann Conrad Fi­scher, Gründer der heutigen +GF+ von 1810 bis 1850 den systematischen Abbau und verar­beitete jährlich 2000 Tonnen Erz, was 500 bis 600 Tonnen Roheisen ergab. Diese Hochöfen verschlangen Unmengen an Holzkohle, was sich auch in einer massi­ven Übernutzung der Wälder niederschlagen konnte, so um 1767 im Rafzerfeld.» (aus: Weiacher Geschichte(n) Nr. 57)

Wenn es im Isenbüeli je zur Ausbeutung gekommen sein sollte, dann müssten dort eigentlich auch kleine Gruben vorhanden sein, so wie stellenweise im Südranden. (vgl. Neues Bülacher Tagblatt, 17. Juli 2004)

Ausserdem muss man annehmen, dass im 19. Jahrhundert kein Erz mehr gewonnen wurde. Da gab es nämlich vor etwas mehr als 125 Jahren einen «Beschluß des Regierungsrathes betreffend Abschlagen des Eisenbühli». Zweck dieser Massnahme der Zürcher Regierung: die Finanzierung der im Jahre 1877 fertiggestellten Haus- und Löschwasserversorgung Weiach (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 32). Und damit sich ein solcher Holzschlag lohnt, muss die Waldbestockung schon gegen 100 Jahre alt gewesen sein.

War der «Ofen» ein Hochofen?

Und der «Ofen»? Was heute und seit der frühen Neuzeit eine landwirtschaftliche Hofgruppe ist, könnte früher auch der Standort eines (kleinen) Hochofens gewesen sein, in dem Bohnerz verhüttet wurde.

Denn der heutige Hohentengener Ortsteil Herdern, direkt am Rheinufer gegenüber des Areals der Weiacher Kies AG und damit nahe beim «Ofen» gelegen, «spielte zur Zeit des Bohnerzabbaus eine große Rolle», wie Herbert Fuchs schreibt (vgl. Website Gemeinde Hohentengen) .

Wenn der Weiacher «Ofen» ein Hochofen war, dann sollten in der Umgebung eigentlich noch jahrhundertealte Schlackenreste zu finden sein.

Aber es ist natürlich auch möglich, dass die Etymologie des Namens «Ofen» eine ganz andere ist.

Quellen
  • Zürcher Denkmalpflege (Hrsg.): Weiach. Isenbüel. Vermutete römische Baureste oder vermuteter Burghügel. In: 11. Bericht 1983-1986 – S. 196.
  • Fuchs, H. sen.: Hohentengen und die Dörfer des Bohnenviertels : Lienheim, Herdern, Stetten, Günzgen und Bergöschingen: Geschichte und Geschichten, unter Berücksichtigung der historischen Verbin­dungen zu Kaiserstuhl/Schweiz. Horb am Neckar, 1992.
  • «Mangel an genügendem Brunnenwasser verspürt». 125 Jahre Haus- und Löschwasserversorgung Weiach (1877–2002) Teil 3. Weiacher Geschichte(n) 32. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2002 – S. 9-15.
  • Das Bohnerz brachte einst Verdienst. Im schweizerisch-deutschen Grenzgebiet liegen noch Grubenfelder. In: Neues Bülacher Tagblatt, 17. Juli 2004
  • Telefongespräch mit Julius Lauber am 24. Januar 2006

Freitag, 27. Januar 2006

Oberstufe Stadel mit hübscher neuer Website

Es gab auch schon Zeiten, da war der Link http://www.oberstufe-stadel.ch/ mehr oder weniger tot.

Tempi passati! Seit wann die Oberstufenschule Stadel ihre neue Website aufgeschaltet hat, weiss ich nicht. Ist aber auch nicht wichtig. Dafür war die Überraschung gestern abend umso positiver.

Wenn man einmal herausgefunden hat, wie man von der Startseite auf die eigentlichen Angebote gelangt (unten links auf die Dreiecke oder den Lauftext klicken), dann macht der neue Auftritt einen wirklich ansprechenden Eindruck.

Die horizontal angeordneten Rubriken Porträt, Klassen, Aktuell, Agenda und Kontakte führen auf Einstiegsseiten mit links angeordneten Menus für die weiteren Inhalte.

Man findet viele nützliche und interessante Informationen - mit schönen, illustrativen Fotos aufgelockert.

Ein Besuch lohnt sich. Nicht nur für die Schüler und ihre Angehörigen. Da sieht man mindestens, wo und wie die Steuergelder investiert werden...

Und selbst wenn einen all das überhaupt nicht interessiert sind die Wappen mit Füessli der vier Kreisgemeinden Stadel, Neerach, Bachs und Weiach ein lustiger Gag. Ihre Kapriolen vollführen sie aber nicht hier, sondern exklusiv auf: http://www.oberstufe-stadel.ch/

Donnerstag, 26. Januar 2006

Gesprächiges Kulturgut - dank Mobiltelefon

Zu einer Informationstafel an der Kirche Weiach wird es wohl auch anlässlich des 300-jährigen Bestehens des denkmalgeschützten Ensembles aus schiessschartenbewehrter Friedhofmauer, Pfarrscheune und Kirche nicht reichen. Schade.

Ich verstehe das schon. Solche Tafeln sind schliesslich teuer in der Anschaffung und von begrenztem Informationswert. Sie haben zwar immerhin einen Vorteil: Die Besucher müssen nichts mitbringen ausser ihren Augen.

Bücher sind schwer und veralten schnell

Aber sonst? Man will ja nicht halbe Bibliotheken mit sich herumtragen. Einen Kunstführer vielleicht, ja. Da stehen allerdings über die Kirche Weiach in aller Regel auch nur ein paar magere Zeilen drin.

Derweil bleibt die (kunst-)historische Forschung nicht stehen. Und das lässt gedruckte Bücher noch weiter ins Abseits geraten. Korrekturen und neue Erkenntnisse können in herkömmlichen Büchern nämlich nur bei einem Exemplar aufs Mal aufgenommen werden - meist per Handnotiz. Die anderen Exemplare derselben Auflage erfahren nichts davon.

Dabei wäre es doch eigentlich ganz praktisch, wenn die jeweils aktuellsten Informationen ohne grossen Aufwand zur Verfügung stünden.

Physische und virtuelle Welt verknüpfen

Was also, wenn man die Allgegenwart von Mobiltelefonen nutzt und sie als Vermittler einspannt? Die modernen Telefone sind klein, brauchen wenig Strom, verdrängen immer häufiger auch veritable Kameras vom Markt - kurz: sie sind schon heute für viele Zeitgenossen zu unverzichtbaren, praktischen Begleitern und multifunktionalen Helfern avanciert.

Eine Initiative namens Semapedia zeigt, wie Mobiltelefone, PDA's und dergleichen schon heute zu Informationsbrokern werden könnten. Und zwar mittels eines 2D-Barcode-Klebers. Der oben abgebildete codiert für die Wikipedia-Seite über die Gemeinde Weiach.

Obiges Muster klebt vielleicht dereinst am Infopunkt unserer reformierten Kirche. Dort kann man den Barcode mit der Handykamera aufnehmen. Die eingebaute Software erkennt das Muster automatisch, startet eine Abfrage im Internet und erhält die gewünschten Informationen übermittelt. Und schon kann der interessierte Besucher lesen, was es mit dem vor ihm stehenden Bauwerk auf sich hat.

Fotografieren vor Ort, statt am PC auf Links klicken. Das ist nur eine Anwendung des so genannten Ubiquitous Computing. Es sind unzählige weitere denkbar.

Und die Folgen von ubiquitous computing?

Das Problem dabei: die allgegenwärtigen Helfer verschlingen in der Summe Unmengen von Rohstoffen, auch wenn das einzelne Gerät für sich gesehen kaum ins Gewicht fällt.

Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob wir wirklich weiterhin den Planeten umgraben und weiträumig durch Erzabbau zerstören wollen, nur um ein paar Jahre lang (fast) überall erreichbar und online sein zu können. Das ist es doch eigentlich nicht wert.

Wie sagte Bestsellerautor Stephen King? Mobiltelefone seien die Sklavenketten des 21. Jahrhunderts? Vielleicht ein weiterer Grund für eine simple, altmodische Informationstafel.

Mittwoch, 25. Januar 2006

Weiach im Staatskalender 2005/2006

Ein Staatskalender ist kein Kalender. Was ist er dann? Ein Verzeichnis voller Namen, Namen und nochmals Namen. In neuerer Zeit ergänzt durch Adressen und Telefonnummern.

Praktisch jeder deutschsprachige Kanton verfügt über einen, auch der Bund gibt regelmässig einen heraus, der Eidgenössischer Staatskalender genannt wird. Sämtliche Amtsträger, die eins dieser Staatswesens zu Beginn einer Zweijahresperiode hat, werden da aufgeführt. Dazu ein paar statistische Eckdaten.

Und ab und zu ist sogar ein "richtiger" Kalender mit Monaten und Tagen dabei.

Zwei Jahrhunderte Tradition

Was den Kanton Zürich anbelangt, gibt es den Staatskalender schon lange - seit mehr als 200 Jahren. Allerdings nicht immer unter der gleichen Bezeichnung:
  • Erneuerter Regierungs-Etat des Eydsgenössischen Standes Zürich auf das Jahr … 1804- [nachgewiesen] 1813. Orell Füssli. Zürich, 1804-1813.
  • Regierungs-Etat des Eydsgenössischen Standes Zürich auf das Jahr ... [nachgewiesen] 1817-1836. Orell Füssli. Zürich, 1817-1836.
  • Regierungs-Etat des Kantons Zürich. 1837-1975/76. Orell Füssli. Zürich, 1837-1975.
  • Amtlicher Staatskalender des Kantons Zürich. 1977/78-1983/84. Staatskanzlei . Zürich, 1977-1983.
  • Staatskalender des Kantons Zürich. 1984/85- . Staatskanzlei. Zürich, 1984-

Die längste Zeit war das Verzeichnis als Regierungs-Etat bekannt (Militärdienst Leistende kennen den Begriff: beim Fassen und bei der Rückgabe im Zeughaus muss jeweils alles genauestens nach Etat kontrolliert werden).

Wenn man also den Namen des Weiacher Gemeindepräsidenten von - sagen wir - 1919 ausfindig machen will, dann ist der entsprechende Jahrgang des Regierungs-Etats zu konsultieren. Präsident war damals übrigens Eduard Grießer.

Neun Einträge in der neuesten Ausgabe

Im Staatskalender des Kantons Zürich 2005/2006 findet man den Namen des aktuellen Gemeindepräsidenten natürlich auch. Darüber hinaus aber auch noch acht weitere Einträge:

Fangen wir beim Kantonsrat an. Auf S. 19 der Online-Ausgabe sind die 10 Vertreter/Vertreterinnen des 18. Wahlkreises Dielsdorf aufgeführt. Zu diesem Wahlkreis gehören die Gemeinden des Bezirks Dielsdorf: Bachs, Boppelsen, Buchs, Dällikon, Dänikon, Dielsdorf, Hüttikon, Neerach, Niederglatt, Niederhasli, Niederweningen, Oberglatt, Oberweningen, Otelfingen, Regensberg, Regensdorf, Rümlang, Schleinikon, Schöfflisdorf, Stadel, Steinmaur und Weiach. Aus Weiach sitzt schon seit Jahren niemand mehr im Kantonsrat.

Der nächste Eintrag betrifft die Rekurskommission der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich. Die Mitglieder dieses Gremiums sind zumeist Architekten. So auch Trachsel Gregor, Dipl. Architekt HTL, Weiach, dem wir weiter unten noch einmal begegnen.

Dann springen wir auf die Seite 139 und tauchen in waldwirtschaftliche Belange ein. Und zwar beim Forstkreis 7 , dessen Büros mitten in der Stadt, an der Zweierstrasse 129, 8003 Zürich, angesiedelt ist. Dazu gehört ein sehr grosses Gebiet, das den Westen des Bezirks Dielsdorf und den Bezirk Dietikon abdeckt: Im einzelnen sind das die Gemeinden Aesch, Bachs, Birmensdorf, Boppelsen, Buchs, Dällikon, Dänikon, Dielsdorf, Dietikon, Geroldswil, Hüttikon, Neerach, Niederhasli, Niederweningen, Oberengstringen, Oberweningen, Oetwil a. d. Limmat, Otelfingen, Regensberg, Regensdorf, Schleinikon, Schlieren, Schöfflisdorf, Stadel, Steinmaur, Uitikon, Unterengstringen, Urdorf, Weiach und Weiningen. Kreisforstmeister ist Müller Raphael, ein Dipl. Forst-Ing. ETH.

Zurück ins Unterland, wo wir dem früheren Neuamt begegnen. Das Notariat Niederglatt hat grad kürzlich gezügelt. Es befindet sich immer noch an derselben Strasse; nur einige Häuser in Richtung Weiach verschoben. Zum Einzugsgebiet gehören die Gemeinden Stadel, Weiach, Neerach, Niederglatt, Niederhasli, Oberglatt und Rümlang (S. 303 der Online-Ausgabe) .

Auf S. 450 schliesslich findet man den Kernbestand, der auch in den Regierungs-Etats früherer Jahrzehnte enthalten war: die eigentlichen Gemeindebehörden von Weiach:

Da erfährt man, dass der Gemeinderat 5 Mitglieder zählt. Präsident ist Gregor Trachsel (zusätzlich zuständig für Finanzen, Jugend/Freizeit/Sport, Kulturelles und Vormundschaftswesen), die weiteren Mitglieder sind: Ernst Eberle (Gemeindewerke, Kanalisation/Kläranlage, Strassenwesen, Tiefbau und Wasserversorgung) ; Max Griesser (Feuerwehrwesen, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Polizeiwesen, Wehrwesen, Zivilschutz); Kurt Leutwiler (Hochbau, Liegenschaften, Planung) und Boris Macullo (Altersfürsorge, Jugendfürsorge, Gesundheitswesen, Sozialdienst).

Die Verwaltung führt Gemeindeschreiber Peter Wunderli, der bis 1. Januar auch noch Sektionschef war. Gemeindeammannamt und Friedensrichteramt werden von zwei Auswärtigen besorgt. Rudolf Bernhard in Bachs ist der Betreibungsbeamte. Hansjörg Lienhard in Stadel der Friedensrichter.

Das Zivilstandsamt Weiach wurde aufgrund eidgenössischen Diktats per 1. März 2003 aufgehoben und in Bülach zentralisiert. Zum Zivilstandskreis Bülach gehören seither die Stadt Bülach selber, Bachenbülach, Eglisau, Embrach, Freienstein-Teufen, Glattfelden, Hochfelden, Höri, Hüntwangen, Lufingen, Oberembrach, Rafz, Rorbas, Wasterkingen, Wil, Winkel, Stadel und Weiach (S. 462) .

Dann folgen kirchliche Zugehörigkeiten. Die evangelisch-reformierte Landeskirche zählt zum 13. Pfarrkapitel Dielsdorf. Pfarrer in Weiach ist seit 2002 Markus Saxer, geboren 1971 (S. 486).

Die Weiacher Katholiken gehören zur römisch-katholischen Kirchgemeinde Glattfelden-Eglisau. Sie umfasst das Gebiet der politischen Gemeinden Eglisau, Glattfelden, Hüntwangen, Rafz, Stadel, Wasterkingen, Weiach und Wil (S. 491) .

Auf Seite 509 folgen schliesslich noch ein paar Zahlen zur Fläche, der Wohnbevölkerung und den Steuern:


Immer diese Fussnoten. Klein, aber unverzichtbar. Hier die Auflösung; damit Sie nicht selber im Original suchen müssen:

1 Gemäss Arealstatistik 1992/1997: in den Gemeindedaten sind die Flächen der kantonalen Gewässer (Zürichsee: 5970 ha, ohne Anteil Stadt Zürich; Greifensee: 816 ha) nicht enthalten, Kantonsfläche einschliesslich der kantonalen Gewässer.
2 Zahlen der kantonalen Bevölkerungsstatistik; alle Ergebnisse nach zivilrechtlichem Wohnsitzbegriff.
3 Gewogenes Mittel unter Berücksichtigung aller vorkommenden Gesamtsteuerbelastungen.
4 Nettosteuerertrag zu 100 Prozent absolut und pro Einwohner/in per 31.12.2003.

Dienstag, 24. Januar 2006

NEBIS revisited

NEBIS, das Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der Schweiz, ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Bibliotheken von Hochschulen, Fachhochschulen und Forschungsanstalten aus allen Sprachregionen. NEBIS ist Mitglied im Informationsverbund Deutschschweiz IDS, zu dem wiederum andere Verbundsysteme, wie die von Basel/Bern, St. Gallen oder Luzern gehören. Nicht aber die Schweizer Landesbibliothek. Typisch schweizerischer Föderalismus auf Kosten der Kompatibilität und des Datenaustauschs.

Der NEBIS-Katalog verzeichnet nach Angaben auf der Startseite «insgesamt ca. 3 Mio. Titel: Bücher, Serien, Zeitschriften und Non-Book-Materialien.» Da solche Bibliothekskataloge in der Regel von Internet-Suchmaschinen nicht abgefragt werden (können), muss man das selbst erledigen. Für das Stichwort «Weiach» gibt es mit Erscheinungsjahr 2005 genau eine Fundstelle:


Einen einsamen Artikel der Journalistin Sandra Zrinski vom «Zürcher Unterländer»: Jäten für Frosch und Molch. Wie der wohl dahin kommt? Und warum gerade dieser Artikel und nicht auch andere? Das ist nämlich beleibe nicht Zrinskis einziger Beitrag im 2005. Und nicht der einzige über ein Weiacher Thema im letzten Jahr.

Da bleibt einem nur noch eins: Staunen und Verwunderung über die Erfassungskriterien der Zentralbibliothek Zürich.

Quelle

  • Zrinski, S.: Jäten für Frosch und Molch. Weiach / Das renaturierte Gebiet Steinlochäcker/Leberen bedarf der regelmässigen Pflege. In: Der Zürcher Unterländer; 13. September 2005, S. 9 Signatur: ZB (Zürich) UZ 51 [P05 Best.mit rosa Zettel]

Montag, 23. Januar 2006

Siegfriedkarte, nach 1876

Seit Mitte Mai 2003 gibt es den Wikipedia-Artikel über die Gemeinde Weiach bereits. Nach 285 Versionen scheint er mittlerweile eine ziemlich stabile Form bekommen zu haben; seit bald drei Monaten sind fast keine Veränderungen mehr zu verzeichnen.

Den ersten Beitrag des Jahres 2006 zum Artikel Weiach brachte Benutzer:Voyager, ein sehr aktiver Wikipedianer und Aargau-Spezialist. Er baute einen Ausschnitt aus dem so genannten Siegfriedatlas in den Artikel ein.

Auf diesem leider etwas unscharfen Bild sieht man deutlich das geschwungene Band der Eisenbahn. Diese Linie der Nordostbahn (Koblenz-Winterthur) wurde erst im Sommer 1876 eröffnet. Älter als ca. 1873/74 kann die Aufnahme der Kartendaten also nicht sein - zumindest was die Trasse der Bahn betrifft.

Auch sonst sind viele Details zu erkennen, so z.B. die Aussenhöfe. Es gab damals gleich zwei Höhberg-Höfe. Der heutige Höbrig führt auf der Siegfriedkarte noch den Zusatz "beim Stocki", der andere Höhberg lag an der heutigen Bergstrasse. Und zwar dort, wo ein kurzes Stück eben verläuft (beim Haus Buckley).

Ebenfalls deutlich sichtbar: das Sumpfgebiet beim Bedmen, nördlich des Dorfkerns. Und ganz besonders beeindruckend: die extrem grossen Rebhänge, welche fast den gesamten südwestexponierten Hang unter der Fasnachtflue und dem Stein bedeckten.

Man könnte zu dieser Karte noch viel mehr schreiben. Gerade in diesem Fall sagt jedoch das Bild mehr als zu viele Worte. Klicken Sie es an und betrachten Sie es selber - in Grossaufnahme.

Was fällt Ihnen auf?

Quelle

Sonntag, 22. Januar 2006

500 Jahre frömbd usslendisch reisen

Der letzte Rest des über Jahrhunderte erfolgreichsten Schweizer Exportartikels feiert heute offiziell den 500. Geburtstag: die Guardia Svizzera Pontificia oder zu deutsch die Päpstliche Schweizergarde.

Die letzte legale Schweizer Söldnertruppe

Laut offizieller Verlautbarung ging die Gründung folgendermassen vor sich:
«Mit der Bulle vom 21. Juni 1505 teilte Papst Julius II. den Schweizer Staaten der Confoederatis Superioris Alemanniae mit, dass er den Kanoniker Peter von Hertenstein beauftragt habe, eine Kompanie Schweizer Soldaten unter ihrem Hauptmann Kaspar von Silenen pro custodia palatii nostri (zum Schutze unserer Paläste) nach Rom zu führen. Nachdem sie die Alpen überquert und die Lombardei und die Toskana durchschritten hatten, trafen von Silenen und die 150 Söldner am Nachmittag des 22. Januar 1506 an der Porta del Popolo in Rom ein. Bei St. Peter vom Papst gesegnet traten sie an jenem selben Tag ihren Dienst im Apostolischen Palast an. Dies war die Geburtsstunde der Päpstlichen Schweizergarde.» (nach: “La Guardia Svizzera Pontificia, nel Corso dei Secoli” von Wachtmeister Christian Richard, zitiert nach der Medienmitteilung vom 22. Januar 2006)

Artikel 94 des Schweizerischen Militärstrafgesetzbuchs verbietet seit 1927 fremde Kriegsdienste unter dem Titel "Schwächung der Wehrkraft". Das Gesetz erlaubt fremden Militärdienst nur noch im nationalen Interesse (z.B. für die Ausbildung bei fremden Armeen), sowie aus traditionellen oder anderen mit dem Neutralitätsgedanken vereinbaren Gründen.
Der Tradition trug die offizielle Schweiz 1929 mit der Ausnahme für die Päpstliche Schweizergarde Rechnung. Der Bundesrat entschied, die Garde habe nicht in erster Linie einen Staat zu verteidigen, sondern eine Person zu schützen, die als Oberhaupt der Römisch-katholischen Kirche über den politischen Grenzen stehe. (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 29)

Nach welcher Zeitrechnung?

Es ist mir leider nicht bekannt, nach welcher Zeitrechnung dieses Jubiläums-Datum festgestellt wird. Der 22. Januar 1506 nach Julianischem Kalender würde sich nämlich erst in etwa 13 Tagen zum fünfhundertsten Mal jähren. Und damals galt dieser Kalender noch, die Historiker sprechen heute von stilus vetus. Erst 1582 liess Papst Gregor XIII. die Zeitrechnung auf den später nach ihm benannten Gregorianischen Kalender umstellen (stilus novus). Zwei Jahre später folgten die meisten katholischen Orte der Eidgenossenschaft, erst nach 1700 die protestantischen.

Exportartikel Nr. 1: Söldner

Anfangs des 16. Jahrhunderts waren die Eidgenossen eine militärische Grossmacht. Fast alle Fürsten Europas bemühten sich, Schweizer Söldner unter Vertrag zu nehmen, denn die Eidgenossen hatten ihre Kampfkraft im 15. Jahrhundert mehrmals unter Beweis gestellt. Der französische Dauphin erhielt 1444 bei St. Jakob an der Birs einen ersten Vorgeschmack als sie zwar bis zum letzten Mann aufgerieben wurden, jedoch sein stolzes Heer dezimierten. Endgültig zu europäischem Ruhm gelangten die wilden Schweizer durch die spektakulären Siege gegen Karl den Kühnen.

In den ersten Jahren auch Zürcher dabei

Was das alles mit Weiach zu tun hat? Es stimmt, dass Zürich jahrhundertelang eine Hochburg des Protestantismus war. Nach 1525 haben Zürcher Untertanen nur noch ohne Bewilligung ihrer Obrigkeit in den Diensten des Papstes gestanden.

In den ersten Jahren der Garde aber werden etliche Zürcher Unterländer nach Rom gezogen sein. Wie einer vierseitigen Geschichte der Garde auf der Jubiläums-Website (http://www.500jahreschweizergarde.ch/) zu entnehmen ist, «unterbreitete der Luzerner Prälat Peter von Hertenstein der Eidgenössischen Tagsatzung das päpstliche Gesuch vom 21. Juni 1505 um eine Garde von 200 Fussknechten. Die Anwerbung begann Ende Oktober 1505 vor allem in den Hoheitsgebieten Luzerns und Zürichs».

Einige dieser Gardisten haben wohl auch für den Papst das Leben gelassen: «Die Blutprobe folgte auf tragische Weise bei der Plünderung Roms vom 6. Mai 1527 (Sacco di Roma). Es fielen 147 Schweizer bei der Verteidigung von Papst Klemens VII, darunter zahlreiche Söhne der bereits «reformierten» Zwinglistadt Zürich».

Den Bloggerkollegen Christa und Peter Pan danke ich für's Zuspiel. In ihren Artikeln 500. Jahrestag bzw. Vatikan - 500 Jahre Schweizer Garde finden sich Bilder, Details und Links zur heutigen Feierstunde.

Wer sich in die Geschichte der Fremden Kriegsdienste aus Zürcher Unterländer Sicht vertiefen möchte oder mehr darüber erfahren will, wie es zum Verbot fremder Dienste kam, dem seien die beiden anschliessend zitierten Artikel aus der Reihe Weiacher Geschichte(n) zur Lektüre empfohlen.

Quellen

Samstag, 21. Januar 2006

Kommunalwahlen 2006 - eine Vorschau

Am 12. Februar findet der erste Wahlgang für diverse kommunale Gremien statt: den Gemeinderat (grüner Wahlzettel), die Rechnungsprüfungskommission (gelb), den Gemeindeammann (d.h. Betreibungsbeamten; rot) und die Evangelisch-reformierte Kirchenpflege (blau) .

Stiller Wahlkampf

Wenn es in Weiach überhaupt so etwas wie einen Wahlkampf gibt, dann wie üblich keinen, den man von aussen hätte beobachten können.

Weil in der Gemeinde politische Parteien keine Rolle spielen, ist die einzige Gelegenheit zum Einblick in die Kandidatensuche jeweils die Wählerversammlung, die diesmal am 9. Januar stattfand. Das den Wahlzetteln beigelegte weisse Blatt ist denn auch der offizielle Vorschlag dieser Versammlung. Andere Vorschläge sind WeiachBlog bis jetzt nicht aufgefallen.

Da überdies die meisten Kandidaten Bisherige sind und sich offiziell auch nur so viele Kandidaten zur Verfügung stellen, als Sitze vorhanden sind, ist das Ergebnis absehbar. Es wird wohl höchstens noch einen zweiten Wahlgang brauchen.

Irrtümern vorbeugen

Lustiges Detail am Rande: die Wählerversammlung hat aus der Verwirrung und der Namensverwechslung beim Zürcher Unterländer gelernt. Dieser hatte nämlich irrtümlich zweimal den Namen Christine Odermatt genannt, einmal als Abtretende und einmal als neu Kandidierende. Was dann Anlass zu einem Korrigendum gab (WeiachBlog berichtete am 12. Januar 2006 unter dem Titel Die doppelte Christine – ein Irrtum.)

Und so steht unter den Kandidaten für die Kirchenpflege: Christina Odermatt*

Das Sternchen erläutert: «Bei der Kandidatin Christina Odermatt handelt es sich nicht um die aus der Schulpflege zurücktretende Christine Odermatt-Altorfer

Diese Klarstellung verhindert immerhin ein paar ungültige Stimmen. Aber die Auswahl erhöht natürlich auch sie nicht.

Bezirksgericht

Bei all diesen gemeindebezogenen Kandidaten geht der kleinformatige braune Zettel fast unter. Der Bezirk Dielsdorf führt den zweiten Wahlgang «für die Ersatzwahl eines teilamtlichen Mitgliedes des Bezirksgerichtes Dielsdorf mit einem Beschäftigungsumfang von 35%» durch. Und das auch nur für den Rest der Amtsdauer 2002-2008.

Man wird sehen, wie viele Weiacher Stimmende überhaupt wissen, wer da kandidiert. Und wie viele gerade diese Wahl hinter dem Ofen hervor und zur Stimmabgabe locken wird.

Freitag, 20. Januar 2006

Interaktive Karte mit Luftbild

Auf der site der Schweizer Suchmaschine Search.ch findet man auch ein mit Hilfe von Modulen der Firma Endoxon betriebenes interaktives Kartentool.

Wer die Adresse http://map.search.ch/8187 eingibt, landet direkt auf einem Luftbild des Dorfkerns von Weiach. Von da kann man hinauszoomen und sich die Umgebung anschauen (Deutschland ist luftbildmässig leider weisse terra incognita), oder aber näher zoomen.

Die Qualität der Luftbilder ist erstaunlich gut. Anhand des Abbaustandes der Weiacher Kies AG kann man auch abschätzen wie alt die Luftbilder sind. Sie müssen vor mindestens 5 Jahren aufgenommen worden sein. Denn die Hauptstrasse Nr. 7 ist noch nicht nach Süden an den Hangfuss verlegt worden. Diese Tiefbauarbeit wurde erst im Jahre 2001 ausgeführt.

Mit mouse-over hervorzauberbare Zusatzinformationen

In der stärksten Vergrösserung stellt man fest, dass zusätzlich zum Haltestellensymbol (ein blauer Punkt mit Buspiktogramm) auch noch weitere Symbole erscheinen: gekreuzte Esswerkzeuge auf hellblauem Grund für die Restaurants Linde und Wiesental, gelbe Symbole mit einem Brief für die Post, einem Einkaufswagen für den VOLG oder mit einem Auto für die Migrol-Tankstelle an der Sternenkreuzung und die Garage Weibel. Öffentliche Gebäude wie Gemeindehaus, Kirche und Kindergarten führen Symbole auf orangem Grund.

[Update 23. Januar: das hängt wohl nicht von der Vergrösserung ab, sondern eher davon ab, ob man die Auswahlboxen aktiviert hat oder nicht]

Es gibt nur zwei Fehler: die Primarschule erscheint überhaupt nirgends (dafür der Kindergarten als Schule/Uni *g*) und die Bahnhof-Garage Weibel ist zu weit südöstlich dargestellt, mitten in einem Feld - aber immerhin in der richtigen Gegend.

Aktuelle Abfahrtszeiten einblendbar

Besonders interessantes Feature: der mouse-over-Effekt, wenn man den Zeiger über das Bushaltestellen-Symbol führt. Da erhält man nämlich nicht nur den Namen der Haltestelle, sondern - direkt auf die aktuelle Zeit bezogen - die nächsten Abfahrtszeiten in beide Richtungen.
Und wem das noch nicht genug ist, der kann von da direkt auf den SBB-Fahrplan linken. Oder im selben Fenster eingeben, von woher er nach Weiach kommen oder wohin er von dort gelangen will.

Sehr praktisch.

Donnerstag, 19. Januar 2006

Von Metalltafeln und Waschbeton-Wappen

Ein seltsames Opfer des Strassenverkehrs porträtierte gestern der «Zürcher Unterländer»: die «massiven Betonwappen an den Aargauer Kantonsgrenzen».

Die Verkehrsteilnehmer sollen bemerken, wo das Aargauer Gebiet anfängt. Deshalb sind die Kantonsgrenzen an 23 Hauptverkehrsachsen seit 1978 mit einem stilisierten Wappen aus Waschbeton gekennzeichnet. Obwohl sie in gebührendem Abstand vom Strassenrand platziert sind, scheint das im Furttal «schon von weitem gut sichtbare Waschbeton-Wappen (...) unaufmerksame und schlechte Autofahrer förmlich anzuziehen». Es musste schon zum dritten Mal ersetzt werden, zwei Mal allein in den letzten fünf Jahren!

Waschbeton ade!

Deshalb gehe dem Kanton Aargau nun in absehbarer Zeit «der Identität stiftende Waschbeton aus», schreibt Steffen Riedel. 1989 liess man zwar noch 15 Ersatzwappen produzieren. Das damals beauftragte Unternehmen ist aber mittlerweile eingegangen und so sei es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Aargau zur sonst üblichen Metalltafel übergehe.

«Ein erstes Beispiel einer solchen Info-Tafel heisst Verkehrsteilnehmer etwa auf der Strecke zwischen Weiach und Zurzach an der Kantonsstrasse bei der Ortschaft Kaiserstuhl im Aargau willkommen», erklärte Riedel dann noch.

Was WeiachBlog kurz an seiner Ortskenntnis zweifeln liess und einen Abstecher ins Nachbarstädtchen veranlasste. Resultat der Rundfahrt per Postauto: alles wie gehabt.

Die erwähnte Tafel vor dem Kaiserstuhler Friedhof ist eine, die für das Zurzibiet wirbt, nicht für den Kanton. Da muss man schon wissen, dass Zurzibiet (und Studenland) zum Kanton Aargau gehören.

Auch der Waschbeton steht nach wie vor. Neben einem weissen Werbebanner für ein lokales Fitnessstudio ist das Aargauer Symbol zwar kaum sichtbar. Aber dafür sicherer vor schlechten Autofahrern.

Identitätsloses Züribiet

Und was steht auf der Zürcher Seite der Grenze? Da macht nichts, aber auch rein gar nichts auf das Züribiet aufmerksam. Ab und zu vielleicht ein Werbebanner oder Abstimmungs- und Wahlplakate. Aber kein Hoheitszeichen, kein Wappen oder dergleichen. Die gibts scheints nur an den Autobahnen.

Weshalb verzichten die Zürcher an Hauptstrassen auf diesen Willkommensgruss? Eine solche Gelegenheit zur Tourismus-Förderung sollte man sich doch nicht entgehen lassen.

Was an der kantonalen Autobahn kurz nach Kloten in Fahrtrichtung Bülach möglich ist - eine Tafel, die im Zürcher Unterland willkommen heisst - so etwas könnte man doch auch an der Hauptstrasse Nr. 7 in Fahrtrichtung Winterthur platzieren.

Es muss ja nicht unbedingt ein Zürcher Wappen aus Waschbeton sein. Wir sind auch mit einer Tafel zufrieden.

Quelle

Mittwoch, 18. Januar 2006

Betagte Einwohner - ein Vergleich 1956 zu 2006

In der Jahreschronik 1956 schrieb Walter Zollinger, der damals auch bereits sechzig Jahre alt war: «Weiach zählt eine ganz ansehnliche Schar betagter Männer und Frauen; die allerältesten, d.h. die über achtzigjährigen, sollen hier darum einmal aufgeführt werden:

Auguste Schmid-Köhler geb. 1867
[89-jährig]
Peter Schmid-Köhler geb. 1869 [87-jährig]
Elisabeth Rüdlinger geb. 1870 [86-jährig]
Heinrich Näf geb. 1871 [85-jährig]
Jakob Liebert geb. 1871 [85-jährig]
Setti Baumgartner (ob. Amtsrichters) geb. 1871 [85-jährig]
Jakob Griesser geb. 1873 [83-jährig]
Babettli Baumgartner geb. 1874 [82-jährig]
Luise Griesser geb. 1874 [82-jährig]
Christine Griesser geb. 1874 [82-jährig]
Alexander Baltisser geb. 1874 [82-jährig]»

Im Verlaufe des Jahres 1956 starben überdies «zwei 85jährige und ein 84jähriger, nämlich
Fräulein Berta Baumgartner, 85 Jahre
Frau Alice Imhof-Linder, 85 Jahre
Herr Albert Meierhofer-Schenkel, 84 Jahre alt


Bei ca. 600 Einwohnern (1956) entsprachen diese 14 Personen über 80 Jahren ca. 2.3 Prozent. Im Jahre 2006 ist diese Schar noch wesentlich ansehnlicher geworden. Die Zahl der über 80-jährigen hat sich markant vergrössert. In absoluten Zahlen sind es nun 46 (!); über dreimal so viele wie vor 50 Jahren.

Bei ca. 1000 Einwohnern (2006) macht das 4.6% (also Faktor 2).

[Hellblaue Balken stehen für die Männer, rosa Balken für die Frauen. Die senkrechten Linien bezeichnen 1 Person. Ein Balken bis zur dritten Linie bedeutet also: drei Personen des jeweiligen Geschlechts]

Zu berücksichtigen ist, dass die meisten dieser Betagten schon seit vielen Jahrzehnten in der Gemeinde leben. Und etwa 1/3 der heutigen Bevölkerung ist erst im Verlauf der letzten ca. 20 Jahre zugezogen (vgl. Weiacher Geschichten Nr. 8).

Bezogen auf den alteingesessenen Bevölkerungskern dürfte daher der zuwanderungsbereinigte Anstieg des prozentualen Anteils der über 80-jährigen auch näher bei Faktor 3 als bei Faktor 2 liegen.

Quellen

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 17 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956)
  • 1000 Einwohner - Weiach durchbricht eine «Schallmauer». Als Weiacher Geschichte(n) Nr. 8 erschienen in: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2000 – S. 15-16.
  • Telefonische Mitteilung der Gemeindeverwaltung Weiach, Frau Jakobea Urban, vom 17. Januar 2006.

Dienstag, 17. Januar 2006

Das Steueramt redet Fraktur

Alle Jahre wieder erinnert einen Vater Staat nachdrücklich daran, dass er einem lieb und teuer ist. Vor allem teuer. Wenn man nicht gerade am Hungertuch nagt, fällt die Erinnerung leider auch sehr handfest aus - in der Form von Steuerrechnungen.

Zur Zeit redet das Steueramt wieder Fraktur. Was der obenstehende Ausschnitt aus den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach anschaulich macht.

Nach Band 11 des Duden über die Redewendungen bedeutet Fraktur reden «jemandem unverblümt die Meinung sagen». Die Wendung beziehe sich «auf die Frakturschrift, die wegen ihrer gebrochenen, eckigen Formen im Vergleich zu den weichen, runden Formen der Lateinschrift als derb und grob empfunden» werde. In der Wikipedia wird eine andere Erklärung favorisiert und auf das Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache von Kluge verwiesen: «Die Redensart beruht wohl darauf, daß in Frakturschrift deutsche - nicht lateinische - Texte abgefasst wurden, die Bedeutung "deutlich, unmißverständlich die Meinung sagen" dann wohl in Unterscheidung zu "lateinisch reden"».

Was also will uns das Steueramt Weiach mit diesem Titel in Frakturschrift sagen? Hmmm... Die Formulare für die alljährliche staatliche Fundraisingaktion (die immerhin verhindert, dass man seine Finanzen je aus dem Blick verliert) sind noch nicht im Briefkasten gelandet. Dafür heute morgen die Steuerbescheide für längst vergangene Jahre. Schlussrechnung Staats- und Gemeindesteuern 2004, provisorische Rechnung für 2005. Und für 2006 kommt da auch noch etwas oder war's das jetzt? Kommt die erst nächstes Jahr?

Die Gegenwartsbesteuerung hat die Angelegenheit auch nicht einfacher gemacht. Da würde man schon bevorzugen, wenn Fraktur geredet würde. Oder verstehen Sie Ihre Steuerrechnungen? Ich meine - auf Anhieb. Nicht? Eben.

Quellen
  • Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Januar 2006
  • Eintrag Fraktur. In: Duden Band 11. Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage, Mannheim 2002 - S. 237

Montag, 16. Januar 2006

Alfred Escher, Mister Schweiz

Auch viele Stadtzürcher haben wohl nicht allzu viel Ahnung davon, wer der Herr war, dessen Statue auf dem Brunnen vor dem Zürcher Hauptbahnhof steht.

Ein König auf dem Sockel

Dabei steht Alfred Escher (1819-1882, Bild aus der Wikipedia) goldrichtig. Was den Hannoveranern ihr Ernst August I., das ist den Zürchern ihr Alfred Escher: ein Monarch. Wie in der Schweiz üblich allerdings ein ungekrönter.

Hinter sich den Hauptbahnhof, vor sich die immer noch recht berühmte Einkaufsmeile namens Bahnhofstrasse, die direkt zum Paradeplatz führt, dem Herzen des Bankenplatzes Zürich.

Für beides, den Eisenbahnknotenpunkt wie den Finanzplatz, hat der zu Lebzeiten ebenso verehrte wie gehasste «Eisenbahnkönig» derart viel beigetragen, dass man es gar nicht hoch genug einschätzen kann. Zürich wäre ohne Escher nicht, was es heute ist - der grösste Wirtschaftsmotor der Schweiz.

Die Weltwoche weist in der Titelstory ihrer Ausgabe 2/06 völlig zu Recht auf die Rolle dieses herausragenden Liberalen hin (auf einen Link verzichte ich, weil der Artikel schon in wenigen Stunden im kostenpflichtigen Archiv verschwindet). Alfred Escher glaubte an die liberale Revolution und er war das, was man heute einen unermüdlichen Macher nennt: Die Nordostbahn war ebenso seine Schöpfung wie die Schweizerische Kreditanstalt (heutige Credit Suisse).

Ein Kaiserstuhler mit US-Vermögen

Escher ist einer der wenigen Zürcher, die es in ihrer Heimatstadt auf einen Denkmalsockel gebracht haben. Mit dem Reformator Huldrych Zwingli und dem Bürgermeister Hans Waldmann teilt er das Schicksal, dass man ihn zwar bewunderte, aber (aufgrund derselben Eigenschaften) auch abgrundtief hasste.

Alle drei kamen frühzeitig ums Leben. Waldmann durch Enthauptung, Zwingli im Schlachtengetümmel und Escher, weil man ihn der Anerkennung seines Lebenswerks beraubt hatte. Alle drei haben auch gemeinsam, dass sie selbst oder ihre Vorfahren von ausserhalb des Zürcher Herrschaftsbereichs nach Zürich kamen. Waldmann aus dem Zugerland, Zwingli aus dem Toggenburg und die Escher ursprünglich aus der Grafschaft Baden, genauer: aus dem Städtchen Kaiserstuhl am Rhein.

Die Vorfahren der Escher-Clans in Zürich mussten um 1400 aus ihrem Heimatstädtchen Kaiserstuhl verschwinden. Sie waren dort mit Handel zu Reichtum gekommen und massgeblich am Versuch beteiligt, der Stadt mehr Rechte nach dem Vorbild Badens zu sichern. Der Stadtherr Kaiserstuhls, der Bischof von Konstanz, wusste dies allerdings zu vereiteln. Fortan konnten sich die Escher, obwohl in Kaiserstuhl und Umgebung sehr begütert, dort nicht mehr etablieren. Das störte aber nicht. Zürich war seit der Mitte des 13. Jahrhunderts eine einflussreiche Reichsstadt und als Operationsbasis für ihre Geschäfte daher wesentlich besser positioniert. Den Grossgrundbesitz in Weiach konnte man auch von Zürich aus verwalten.

Und das US-Vermögen? Wie der Weltwoche-Artikel verrät, hatte Alfred Eschers Grossvater sein Vermögen verspekuliert und musste daher 1788 aus Zürich verschwinden. Sein Sohn kam als Geschäftsmann in den USA zu einem beträchtlichen Vermögen und kehrte später nach Zürich zurück. Dort wurde er aber von der etablierten Gesellschaft geschnitten.

Die liberale Revolution frisst ihren Princeps Escher

Umso stärker wird man es bei der alten Aristokratie empfunden haben, dass Alfred Escher ab 1845 zu einer derart starken Figur wurde. Und letztlich wird dies auch einer der Faktoren gewesen sein, die ihn schliesslich nach 1866 zu Fall brachten:

«Der Widerstand gegen Eschers Omnipotenz formierte sich ausgerechnet im Kanton Zürich, der ihm alles verdankte. Und doch überrascht das nicht. Nirgendwo war seine Präsenz erdrückender. Besonders auf der Landschaft und in den kleinen Städten schlossen sich die Übergangenen und die Herausforderer zusammen. Als Demokratische Bewegung, geführt von einigen Notabeln in Winterthur, gelang es ihnen, 1869 Eschers Partei, die Liberalen, von der Macht zu vertreiben.

Vorangegangen war eine beispiellose Kampagne gegen das «System Escher», wie es nun polemisch genannt wurde. Dabei spielte ein Journalist, Friedrich Locher, ein scharfzüngiger, «kleiner Advokat», eine hervorragende Rolle. Selten ist ein Politiker unerbittlicher verfolgt worden als Alfred Escher. Unter dem Titel «Die Freiherren von Regensberg» veröffentlichte Locher gut geschriebene Pamphlete, worin er prominente Gefolgsleute Eschers nach allen Regeln der Kunst auseinander nahm. Alles, was man einem Menschen vorwerfen kann, warf Locher seinen Opfern vor: «Mein bester Kunde war stets der Herr Obergerichtspräsident Ulmer» zitierte Locher eine Bordellbesitzerin, gleichzeitig hielt er dem Richter vor, sich einen Doktortitel erschwindelt, seinen Geschwistern die Heirat verboten, Recht gebeugt und mit Aktien betrogen zu haben


Über diese beispiellose Kampagne berichtet aus der lokalen und regionalen Perspektive des Zürcher Unterlandes der Artikel Nr. 55 aus der Reihe «Weiacher Geschichte(n)»: «Saufgelage!» - Statthalter verklagt Gemeinderatsschreiber. Öffentliche Schlammschlacht anlässlich der Wahlen 1866.

Quelle
Somm, M.: Der Vaterlandsvater. In: Die Weltwoche, Nr. 2, 12. Januar 2006 - S. 44-49.

Sonntag, 15. Januar 2006

Die ersten Kirchen ohne Chorbogen im Zürichbiet

Am 3. Januar erschien in der Reihe Weiacher Geschichte(n) der Startschuss zum Jubiläumsjahr 300 Jahre Kirche Weiach. Am 5. Januar liess WeiachBlog einen Werbespot für diesen Artikel folgen.

Im Verlaufe des Jahres 2006 werden nun die Details aus der gedruckten Literatur, den Archiven und anderen Quellen zusammengetragen, die sich zu diesem Kirchenbau äussern. Wenn ich genügend Zeit für das Schreiben einer Monographie zum Thema finde, werden die Resultate auch in Form einer Broschüre auf Papier veröffentlicht.

Aus einem Standardwerk zur Zürcher Landeskirche von 1954, das auch heute noch sehr lesenswert ist, stammen die folgenden Zeilen über die architektonische Einordnung des Baustils zürcherischer Kirchen:

«Alle diese [im 16./17. Jh. errichteten] Landkirchen sind Langhausanlagen, bei denen zumeist nach der bisherigen Tradition ein Chor beibehalten wurde. Auf der Westseite wurde eine Empore die Regel. Die Kanzeln blieben am gewohnten Platz, aber der kelchförmige Taufstein rückte in oder vor das Chor, das heißt in den Raum der Gemeinde. Begnügte man sich nicht mit einem Dachreiter, so überragte meist ein «Käsbissenturm» den Bau.»

Mit Ausnahme des Chors findet man sämtliche Elemente auch bei der Kirche von Weiach, die in der Sparversion mit Dachreiter erstellt wurde. Weshalb das Chor fehlte, wird im anschliessenden Abschnitt erklärt:

«Im 18. Jahrhundert bahnte sich langsam eine Entwicklung an, die der grundsätzlichen reformierten Auffassung des Kirchenraumes deutlicher Rechnung trug. Da das Chor seine ursprüngliche Bedeutung verloren hatte, fiel erst der Chorbogen weg, der bisher Schiff und Chor getrennt hatte, so in Wollishofen (1703), Regensdorf (1705), Weiach (1706), Bachs (1714), Rüschlikon (1715), Zumikon (1731), Stadel (1738), und Oberrieden (1761).»

Die Kirche von Weiach ist also ganz klar ein von den staatskirchlichen Vorstellungen der Zürcher Obrigkeit geprägtes und wohl auch vollständig nach deren Plänen erstelltes Gotteshaus. Zudem hatte sie im Verbund mit dem Friedhof, dem Pfarrhaus und der Pfarrscheune über ein Jahrhundert lang die Funktion eines befestigten Punkts an der Grenze des Zürcher Herrschaftsbereichs (vgl. den Artikel vom 5. Januar).

Quelle
  • Die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Eine Kirchenkunde für unsere Gemeindeglieder. Von Gotthard Schmid, Pfarrer in Zürich-Oerlikon. Schulthess & Co. AG, Zürich 1954 - S. 161.

Samstag, 14. Januar 2006

Januarwetter 1956

Seit Tagen beklagen sich die Zürcher über die hartnäckige Hochnebeldecke, wälzen Fluchtpläne auf hochgelegene Inseln (Uetliberg hell? Oder doch nur der Bachtel?) und mit Sonne gesegnetere Landstriche wie Einsiedeln oder das Berner Oberland. Und in den Zeitungen wird moniert, die Feinstaubwerte nähmen bedrohliche Werte an - Pläne den Individualverkehr mit Motorfahrzeugen zu beschränken werden aber NICHT gewälzt.

Schauen wir doch einmal, wie das Wetter vor genau 50 Jahren war und blättern dazu in der Weiacher Chronik 1956 von Walter Zollinger:

«Der erste Monat des Jahres brachte immer noch keinen eigentlichen Winter. Nur viermal ist leichter Schneefall zu verzeichnen und an 2 bis 3 Morgen lag etwas Reif auf den Wiesen. Die Morgentemperaturen bewegten sich in der ersten Monatshälfte zwischen -3 und +8°, in der zweiten Hälfte zwischen -9 und +9°C. Die Vormittage oder die Nachmittage waren bedeckt bis regnerisch, z.T. auch, meist an Spätnachmittagen, noch etwas sonnig, aber doch immer mit kühlen Winden, einigemal sogar stürmisch

Da kämpften wohl Westwind- mit Bisenlagen (atlantische gegen kontinentale Strömungen). Eins ist sicher: man musste damals im Januar weniger heizen als wir heute.

Freitag, 13. Januar 2006

Abwasser in den Rhein statt in die Dorfbäche

Die Gemeinde Weiach exportiert ihr Abwasser bald nach Deutschland (WeiachBlog berichtete am 26. November 2005 über den Spatenstich zu den Bauarbeiten). Nach etwas über 35 Jahren mit eigener Kläranlage wird damit eine neue Ära anbrechen. Eine mit gemeinschaftlichen Reinigungsefforts. Die alte ARA Weiach wird zum Ausgleichsbecken, geklärt wird zusammen mit Fisibach und Kaiserstuhl - ennet dem Rhein in der Grossanlage Hohentengen.

Vor 1970 floss das Weiacher Abwasser noch ungereinigt in den Rhein; die Dorfbäche dienten als Vorfluter - nicht anders als in all den Jahrhunderten davor. Die Hochkonjunktur nach dem Zweiten Weltkrieg brachte nun aber viel mehr und vor allem auch neue Schadstoffe ins Abwasser - Tenside, Öle, etc. Mit entsprechend unerfreulichen Folgen. Ab Mitte der 50er Jahre umging man das Problem stinkender, zu stark belasteter Bäche, indem das Abwasser via die neue Kanalisation direkt in den Rhein geleitet wurde!

Dass dem so war, kann man der Weiacher Chronik des Jahres 1955 von Walter Zollinger entnehmen. Unter dem Abschnitt "Politisches Gemeindegut" steht da:

«Wohl als das grösste Vorhaben der letzten Jahre darf die Inangriffnahme der Kanalisationsarbeiten gewertet werden: Bauleitung Technisches Büro Hans Gujer Rümlang, Unternehmer Baugeschäft Griesser Weiach. Nachdem in der Gemeindeversammlung vom 20.11.54 der erforderliche Kredit bewilligt worden war, begann man schon mitte Januar 55 mit den Aushubarbeiten auf der untersten Strecke, Rhein bis Haus "Allenwinden" und im Oktober wurde auch noch die Arbeit auf dem gesamten Stationsgebiet weitergeführt.»

Das war die erste Bauetappe; über die Ausschreibung für die zweite Etappe, die vor genau 50 Jahren erfolgte, war am 23. Dezember ebenfalls hier auf WeiachBlog zu lesen.

Das Haus "Allenwinden" steht übrigens heute noch: an der Hauptstrasse Nummer 7 (Basel-Winterthur). Diese Hauptverkehrsachse führt von Kaiserstuhl her am Alten Bahnhof vorbei und zwängt sich in Richtung Weiach zwischen dem Haus "Allenwinden" und der Bahnlinie durch.

Donnerstag, 12. Januar 2006

Die doppelte Christine - ein Irrtum

Am 9. Januar die Wählerversammlung, gestern der Bericht darüber im «Zürcher Unterländer». Und heute das Korrigendum. Hmmm. Mit Artikeln über Weiach scheint die Redaktion um den Jahreswechsel nicht gerade ein glückliches Händchen zu haben (siehe den Artikel über die Eisbären vom 30. Dezember):

«Im Artikel über die Wählerversammlung in Weiach von gestern Mittwoch sorgte die doppelte Nennung von Christine Odermatt für Verwirrung. Richtig sollte es heissen, dass Christina Odermatt-Altorfer nicht zur Wiederwahl in die Primarschulpflege antritt und Christine Odermatt für die Kirchenpflege kandidiert. Ausserdem ging in dem Artikel Monika Baltisser vergessen, die erneut für die Kirchenpflege kandidiert.»

Halb so schlimm, liebe ZU-Redaktion in Dielsdorf. Es ging ja auch nicht um einen der ortstypischen Namen Baumgartner, Meierhofer, Meier, Schenkel oder Baltisser. Dort muss man routinemässig aufpassen. Auch heute noch. Sonst gibt's Verwechslungen.

Damit das im Dorf selber nicht passiert ist, hat man halt einfach Übernamen erfunden, wie «s' obere Amtsrichters», «s'Schurterüechels», etc. So wären von selber neue Familiennamen entstanden.

Wären. Denn seit 1876 hat die Institution der Zivilstandsbeamten und das Einfrieren von Namen und deren Schreibweisen dazu geführt, dass das heute nur noch in Ausnahmefällen möglich ist. Der Beliebtheit und Notwendigkeit von Übernamen tut das auf dem Dorf aber bis heute keinen Abbruch.

Quelle
  • Zwei verschiedene Personen. In: Zürcher Unterländer, 12. Januar 2006, S. 7

Mittwoch, 11. Januar 2006

«Stages» oder das Leben nach dem Krebs


Am 20. und 21. Januar 2006 hat Weiach zwei Auftritte an den 41. Solothurner Filmtagen. Ein seit einigen Monaten in Weiach ansässiges Filmproduktionsbüro präsentiert seinen neuesten Spielfilm.

Das Leben geht weiter

Schon am 12. September 2005 berichtete der Zürcher Unterländer über die «Premiere des Diplomfilms «Stages» mit Unterländer Produzentin» im Dietliker Kino Pathé. Unter dem Titel Über Menschen erzählen schreibt Kathrin Morf, der Film zeige «für einmal das Leben nach dem Krebs und nicht den Krankheitsverlauf».

Und wie er das zeigt: Ina, die Protagonistin, stürzt sich nach der Krebsdiagnose und dem Abschluss der Therapien in ein neues Leben. Sie spricht im Theater vor, beeindruckt durch ihre Ausstrahlung und wird engagiert. Nur um zu erkennen, dass ihre Umgebung ihr die neue Aufgabe nicht zutraut. Dass man sie weiterhin behüten will. Dass es ihre Angehörigen sind, die keinen Schlussstrich unter die vergangenen Schatten der Krebserkrankung ziehen können. Aber auch sie selbst muss lernen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander zu versöhnen. Von diesem Kampf um ein normales Leben nach dem Krebs handelt der Film. (Mehr zur Story im Blog CINEMA und in dieser Langversion des Inhalts)

Die zierliche, junge Schauspielerin Anna Brüggemann (1981 in München geboren) überzeugt durch eine reife Leistung. Man sieht ein Mädchen und doch eine Frau. Brüggemann begleitet einen auf der Reise der Bewusstseinsveränderung, die für gewöhnlich viel ältere Menschen durchmachen.

Unter den Drehorten sind die Zinnen der Zürcher Altstadt, das Niederdorf (u.a. die Trittligasse), Brücken und Strassen an der Limmat, die Seepromenade am Zürichhorn. Das Hauptgebäude der Universität Zürich Zentrum an der Rämistrasse mutiert im Innern unversehens zu einem Theater, kaum hat Ina die Schwelle überquert. Stimmige Landschaftsaufnahmen wurden u.a. am Pfäffikersee und auf einer Wiese auf dem Gebiet von Aathal-Seegräben eingefangen.

Der lebensbejahende Ansatz hat sich ausgezahlt: der Film «Stages» erhielt letztes Jahr in Deutschland den «Brustkrebs-Kommunikationspreis 2005», wie die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. mitteilt.

Produzentin und Regisseur wohnen im Oberdorf

Und was hat das mit Weiach zu tun? Ein klein wenig nur, aber immerhin: der Kontakt «Stages» Schweiz ist an der Oberdorfstrasse 31 bei Carolina Schegg domiziliert (das Büro Deutschland in Ludwigsburg). Auch der Regisseur des Films, Marek Beles wohnt in Weiach an derselben Adresse.

Das erfährt man auf der Internetseite: www.stages-film.com. Dort wird auch das gesamte Team vorgestellt, ein Film dreht sich ja nicht im Alleingang. Neben den Schauspielern waren eine ganze Reihe von Personen hinter der Kamera tätig.

Zu Carolina Schegg verrät die Site zum Film folgendes:

«Geboren 1978 in Argentinien. Matura 1997 in Zürich. Von 1997 bis 1999 Grundstudium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich. Seit 1996 freiberufliche Arbeit für die Firma AVA-Beles in Zürich als Aufnahmeleiterin und Produktionsassistentin. Von 1999-2005 studierte Carolina Schegg an der Filmakademie Baden-Württemberg das Fach Produktion. Vertiefung in den Bereichen International Producing und Digital Producing

Schegg ist kein unbeschriebenes Blatt, sie produzierte 2000 bereits «Isn't she lovely», einen Kurzfilm der an den Solothurner Filmtagen 2002 gezeigt wurde. 2002 folgte mit «Los Caminos» ein Dokumentarfilm.

Daran war auch der Regisseur von «Stages», Marek Beles, beteiligt. Er hat seine Biographie schon in ganz jungen Jahren mit der Kamera verbunden, wie man auf stages-film.com liest:

«Geboren 1975 in Tschechien, Matura 1997 in Zürich. Während der Gymnasialzeit Arbeit als freischaffender Kameramann unter anderem im Auftrag für das Schweizer Fernsehen DRS und die Arcanusfilm AG, Luzern. Seit 1996 produzierte er in eigener Regie diverse Kurzfilme und Reportagen. Von 1998 bis 2005 studierte Marek Beles an der Filmakademie Baden-Württemberg im Studiengang Regie Szenischer Film

«Stages» auf der Leinwand, dem PC-Bildschirm und im Äther

Und Sie möchten sich nun den Film dieser beiden frisch Diplomierten und Prämierten ansehen? Da gibt es dieses Jahr gleich zwei gute Gelegenheiten:

An den Solothurner Filmtagen 2006 (16.-22.Januar) wird «Stages» am Freitag, 20. Januar um 12 Uhr im Capitol und am Samstag, 21. Januar 20:30 Uhr im Kinosaal Landhaus gezeigt.

Ab März 2006 gibt es die DVD zu kaufen und voraussichtlich im Herbst 2006 wird über die Sender des Schweizer Fernsehens die TV-Premiere erfolgen.

Die neuesten Infos dazu und viele Bilder auf www.stages-film.com

Dienstag, 10. Januar 2006

Viehzuchtgenossenschaft, letzter Akt

Es gibt einige klare und deutliche Hinweise darauf, dass Weiach seit geraumer Zeit kein Bauerndorf mehr ist (auch wenn zuweilen noch das Gegenteil behauptet wird):

  • Die Erwerbsstruktur hat sich zwischen 1990 und 2000 derart stark in Richtung Pendeln nach und Arbeiten in Zürich verschoben, dass das Bundesamt für Statistik uns seither zum 6. Agglomerationsgürtel der Stadt Zürich zählt.
  • Es gibt keine 20 Vollerwerbsbauern mehr in der Gemeinde und auch diejenigen, welche man als Teilzeitbauern zählen könnte, weil sie noch Land und einen Traktor in der Scheune haben und abends bzw. am Wochenende ins Holz oder aufs Feld gehen, werden immer seltener.

Requiem auf eine weitere Viehzuchtgenossenschaft

Das gilt auch für die Viehhalter. Wie zum Beweis veröffentlichte das Handelsregisteramt des Kantons Zürich gestern im Schweizerischen Handelsamtsblatt den Schlussakt einer langen Sterbephase. Im Tagebuch Nr. 233 vom 03.01.2006 ist die Löschung der Viehzuchtgenossenschaft Weiach in Liquidation aufgeführt:

«Die Genossenschaft wird in Anwendung von Art. 89 HRegV von Amtes wegen gelöscht, weil die Genossenschaft keine verwertbaren Aktiven mehr hat und kein begründetes Interesse an der Aufrechterhaltung der Eintragung innert angesetzter Frist geltend gemacht wurde.»

Teil der gewinnorientierten Landwirtschaft

Der Artikel Hausrind im Historischen Lexikon der Schweiz erklärt, aus welchen Beweggründen im 19. Jahrhundert die ersten Viehzuchtgenossenschaften entstanden: Steigerung der Milch- oder Fleischleistung. Auf Tiere mit hoher Leistung wurden Prämien ausgesetzt und der Zuchtbestand in so genannten Herdebüchern erfasst.

Dass diese Viehzuchtgenossenschaften als im staatlichen Interesse liegend empfunden wurden und werden, zeigt sich daran, dass noch in der Ausgabe 2004 des Muster-Registraturplans für Politische Gemeinden (Hrsg. Staatsarchiv des Kantons Zürich) die Begriffe Fleckviehzuchtgenossenschaft und Viehzuchtgenossenschaft mit einer Archivnummer versehen sind.

1909 gegründet, bereits 1999 aufgelöst

Der erste Eintrag der Viehzuchtgenossenschaft Weiach im Handelsregister datiert auf den 13. Juli 1909. Nach fast genau 90 Jahren erfolgte die Auflösung:

«Viehzuchtgenossenschaft Weiach, in Weiach, Genossenschaft (SHAB Nr. 127 vom 03.06.1966, S. 1806). Firma neu: Viehzuchtgenossenschaft Weiach in Liquidation. Die Genossenschaft ist mit Beschluss der Generalversammlung vom 08.07.1999 aufgelöst. Ausgeschiedene Personen und erloschene Unterschriften: Meierhofer, Rudolf, von Weiach, in Weiach, Mitglied und Kassier, ohne Zeichnungsberechtigung; Griesser-Meier, Hans, von Weiach, in Weiach, Mitglied und Aktuar, mit Kollektivunterschrift zu zweien. Eingetragene Personen neu oder mutierend: Schenkel, Max, von Weiach, in Weiach, Mitglied und Liquidator, mit Einzelunterschrift [bisher: Präsident, mit Kollektivunterschrift zu zweien].», war im Handelsamtsblatt Nr. 170 vom 2. September 1999 unter der Rubrik "Kanton Zürich" zu lesen.

Nun gibt es auch die Genossenschaft in Liquidation definitiv nicht mehr.

Montag, 9. Januar 2006

Hausgeschichte dank staatlicher Brandassekuranz

Häuser können abbrennen. Und ein Schutz gegen die finanziellen Folgen dieses Risikos ist nur über eine kollektive Absicherung zu erreichen.

Diesen simplen Tatsachen verdanken wir die Institution der Versicherung.

Im Kanton Zürich besteht seit dem Jahre 1808 eine staatliche Brandversicherungskasse und ein Versicherungsobligatorium. Deshalb verfügen die Archive seit dieser Zeit über detaillierte Verzeichnisse sämtlicher Gebäude, die man je gebaut und wieder abgerissen hat; aber auch darüber, welche abbrannten und für wieviel sie entschädigt wurden.

Die Lagerbücher zur Gemeinde Weiach setzen im Jahre 1812 ein. Seit dieser Zeit haben wir ein genaues Bild, was zu einem bestimmten Zeitpunkt im Dorf an baulichen Strukturen bestand, wem diese gehörten und für wieviel sie versichert waren. Eine Fundgrube für Hausgeschichten und Rückblicke in Werden und Vergehen ganzer Siedlungsteile.

Das Bild oben rechts ist ein Ausschnitt aus einer der ersten Seiten des ältesten Lagerbuches, das von 1812 bis 1895 (d.h. bis zur ersten Umnummerierung) in Gebrauch war.

Die Geschichte des Hauses Oberdorfstrasse 31 in Weiach

1812 gehörte das Haus Nr. 12 im Oberdorf (später Nr. 13, heute Oberdorfstr. 31) der Witwe des Heinrich Bersinger sel. Es bestand aus einem Wohnteil, einer Scheune, einem Stall und einer Trotte. Das Gebäude war ein 100%iger Riegelbau, gedeckt mit Ziegeln. Und das zu einer Zeit, da dies noch längst nicht üblich war. Viele Häuser hatten 1812 noch ein Strohdach (vgl. den Artikel Die Habsburger sind schuld).

Dann scheint umgebaut worden zu sein, der Besitzer von 1832, Felix Duttweiler, verfügte jedenfalls über keine Trotte mehr (die wäre erwähnt worden, da von signifikantem Wert). Dafür war das Haus nun zu 1/4 gemauert, zur Hälfte aus Riegelwerk und der Rest bestand aus Holz, das Ganze ebenfalls mit Ziegeldach versehen.

1839 sind die Gebrüder Jakob und Hans Heinrich Trüllinger als Besitzer genannt. 1842 und 1844 erfolgen Neuschätzungen; wohl nachdem die beiden gebaut hatten. Aufgeführt sind nun: 1 Wohnhaus, 1 Schweinstallanbau, 1 Scheune, Stall & Kellerli.

Das Jahr 1844 wird heute von der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich als technisches Baudatum genannt, d.h. die tragenden Elemente stammen mehrheitlich aus dieser Zeit.

1850 schliesslich ist Jakob Meierhofer, Wegknecht, als Besitzer genannt. Die 1290 Gulden, die das Haus damals an Wert hatte, wurden 1853 mit der Einführung der schweizweit einheitlichen Währung zu 3100 Franken - ob das einer Neuschätzung entsprach oder nur eine Umrechnung war, ist nicht ganz klar. Nach der Münzordnung von 1851 galt jedenfalls 1 Gulden = Fr. 2.33. Rechne.

Eins fällt auf: jedes dieser am selben Platz stehenden Häuser verfügte praktisch ohne Ausnahme über einen Schweinstallanbau. Auch 1923, bei der letzten mir vorliegenden Schätzung, war das noch so.

Quelle:
  • Lagerbuch Weiach der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich, 1812-1895, S. 12; Signatur: StAZH RR I 397 a
  • Die Habsburger sind schuld. In: WeiachBlog, 3. Dezember 2005 [Nr. 31]

Sonntag, 8. Januar 2006

Niedere Gerichtsbarkeit - komplexer als gedacht

Hohe Gerichtsbarkeit, Blutgericht, Militärhoheit, Steuerhoheit, Niedere Gerichtsbarkeit, Grundherrschaft, Twing und Bann. Ein bunter Strauss von Hoheitsrechten, die im Mittelalter und bis hin zum Umsturz in der Helvetik de facto einen Handelswert hatten.

Folgerichtig sah die politische Landschaft der Schweiz denn auch aus wie ein zusammengestückelter, bunter Patchworkteppich. Praktisch in jedem Dorf gab es wieder andere Rechtsverhältnisse, vom Erbrecht bis zu den Steuerverpflichtungen - und das nicht nur bezüglich ihrer finanziellen Höhe.

Man kann sich das anhand dieser Karte des Stadtstaates Zürich um 1750 aus der Wikipedia in etwa vorstellen. Sie ist (wie übrigens jede andere Karte auch) mit Vorsicht zu geniessen. Denn die wirklichen Verhältnisse waren noch weit verwickelter, als man sie grafisch noch einigermassen vernünftig lesbar darstellen kann. (vgl. auch diese Historische Karte zur Entwicklung des Zürcher Herrschaftsgebiets und den Disclaimer am unteren Rand.)

Am 6./7. Januar hatte ich in diesem Zusammenhang mit dem Ersteller dieser Karten, Wikipedia-Benutzer Sidonius, eine interessante Diskussion. Es ging u.a. um die Frage, wo in den Jahren 1470 bzw. 1750 die Grenzen des Neuamts verliefen.

Sidonius kam dabei auch auf die Quelle zu sprechen, die er beim Zeichnen der obigen Karte verwendete, den historischen Atlas des Kantons Zürich von Kläui & Imhof aus dem Jahre 1951. Interessanterweise scheint das Gebiet von Zweidlen und Rheinsfelden, der östlichen Nachbarn von Weiach, sowohl zur Landvogtei Eglisau wie auch zur Obervogtei Neuamt gehört zu haben. Wie das genau aussah wäre noch abzuklären.

Auch Kläui ist offenbar nicht ganz genau; zumindest was die niedergerichtlichen Verhältnisse in Weiach betrifft. Er schreibt, 1470 hätte das Niedergericht über Weiach dem Bischof von Konstanz gehört.

Das ist aber für diesen Zeitpunkt nur die halbe Wahrheit: in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mag das gestimmt haben, ab 1450–1587 gehörte aber nur noch die Hälfte des Niedergerichts dem Bischof, die andere Hälfte jedoch der Familie Heggenzi (auch Heggenzer genannt) aus der Stadt Schaffhausen. 1587–1605 lag die Heggenzer-Hälfte bei den Herren von Landsberg und erst ab 1605 gelangte mit der Verkauf dieser Hälfte das Niedergericht über Weiach wieder voll und ganz an das Fürstbistum Konstanz.

Fazit: Je genauer man hinschaut, desto komplizierter wird's.

Und auch für diese Angaben würde ich die Hand ohne detaillierte Überprüfung nicht grad ins Feuer legen. Denn die obigen detaillierten Angaben stammen ebenfalls über weite Strecken von Paul Kläui. Auch die renommiertesten Experten, zu denen P. Kläui in diesem Gebiet zweifellos gehörte, können sich irren.

Quellen
  • Kläui, P.; Imhof, E.: Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich. Zürich, 1951.
  • Kläui, P.: Die Gerichtsbarkeit im Zürcher Unterland. In: 7. Jahresheft des Zürcher Unterländer Museumsvereins - S. 3-36 mit Karte des Neuamts.
  • Kläui, P.: Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band 40, Heft 2 (124. Neujahrsblatt). Zürich, 1960.

Samstag, 7. Januar 2006

Kein Anschluss in dieser Kälte – öV-Kunden stehen gelassen

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist eine tolle Sache. Jedenfalls dann, wenn mit den Anschlüssen alles klappt. Leider sind da aber die unvermeidlichen Verspätungen und ihre Nebenwirkungen für den Kunden. Wenn es keine Bancomaten und keine Taxis gäbe, dann hätte der 7. Januar für einige Unterländer jedenfalls mit einem stundenlangen Fussmarsch durch die Kälte begonnen.

S-Bahn wartet Schnellzug-Anschluss ab

Aber alles der Reihe nach. Gestern nacht, Zürich HB, 23:37 in der S5 nach Norden. Reguläre Abfahrtszeit. Eine quäkende Stimme aus dem Lautsprecher. Ein Mitarbeiter der Betriebsleitzentrale Zürich bittet um Verständnis für die Wartezeit – man wolle den Anschluss an einen verspäteten Schnellzug sicherstellen. Routine, schon fast Alltag. Kein Problem. Es freut mich ja selber, wenn ich von weither komme und mir der letzte Zug nachhause nicht quasi vor der Nase abfährt. Dass ich ein paar Minuten später ins Bett komme, was soll’s? Das Postauto wartet ja. Dachte ich.

Postauto wartet nicht (mehr)

00:07 Uhr. Die S5 ist endlich in Bülach, ich komme aus der Bahnhofunterführung heraus. Am Busbahnhof ist weit und breit kein Postauto mehr zu sehen. Dafür steht sie unübersehbar da, die Ankündigung per Plakat: Anschlüsse würden nur noch abgewartet, wenn der Bus spätestens um 07 bzw. 37 Minuten nach der vollen Stunde abfahren könne. Auf jeder der vier Haltekanten ein Ständer mit dieser Mitteilung. Zur Sicherheit vorn und hinten je eine davon befestigt. Und alles regendicht verpackt wie eine Haltestellentafel.

Diese Verlautbarung von Postauto Zürich hatte ich Tage zuvor zwar schon gelesen, sie aber nicht so verstanden, dass das auch für die letzte Verbindung gilt. Für die Fahrten der ZVV-Linie 515 untertags mit Wendepunkt in Kaiserstuhl und erneutem Anschluss in Bülach macht diese Regelung ja Sinn. Aber jetzt?

Nabelschnur der letzten Instanz: das Taxi

Wenn man in einer kalten Winternacht auf dem leeren Busbahnhof steht, weil der letzte Bus ganz einfach abgefahren ist (statt noch zwei, drei Minuten zuzuwarten, wie das bisher Usanz war), dann kann man wirklich nur noch den Kopf schütteln, sich mit ebenfalls Gestrandeten über die offenbar erfolgte knallharte Praxisänderung ärgern, Geld abheben, dann ein Taxi bestellen und schliesslich den geforderten Preis bezahlen. In der Hoffnung, die Kosten ersetzt zu bekommen.

Das war heute kein Problem – der Kundendienst der SBB im Hauptbahnhof Zürich war kulant und ersetzte mir die 46 Franken anstandslos und ohne weitere Abklärungen.

Soll das jetzt immer so laufen?

Also alles in Ordnung? Nein. Überhaupt nicht. Denn die nächste Verspätung kommt bestimmt. Da möchte man schon wissen, ob dieses Spielchen im neuen Jahr jetzt zum Normalfall wird. Wäre dem so, dann wäre meine Meldung Fahrplanwechsel. Kaum Änderungen vom 11. Dezember ziemlich relativiert.

Die Gemeinden entlang der Linie 515 bezahlen zusammen jedes Jahr mehrere Hunderttausend Franken für ebendiese Grundversorgung. Man sollte doch meinen, dass sie ein Anrecht auf einwandfreie Leistungserbringung hätten. Und dazu gehört meines Erachtens auch, dass der letzte Bus wartet, bis alle Züge eingetroffen sind - auch die mit Verspätung. Wie gross diese sein darf, darüber kann man ja reden.

Ausserdem ist das letzte Nacht praktizierte Verfahren ein ökologischer Schwachsinn. Oder wie würden Sie das nennen, wenn dem pünktlich abgefahrenen letzten Bus noch mehrere Taxis hinterherfahren? Wirtschaftsförderung für Taxiunternehmen? Ist es für die SBB und Postauto Zürich billiger, statt der Überstunden ihrer Chauffeure die Taxikosten zu begleichen?

Ist das gar der Beginn eines systematisch und mit Hintergedanken betriebenen Leistungsabbaus? Oder pointierter gefragt: Spekuliert man darauf, dass die Passagiere sich mit der Zeit halt selber behelfen und wieder auf's eigene Auto umsteigen? SBB Cargo macht ja vor wie das geht.

WeiachBlog bleibt dran – die Recherche ist eröffnet.

Freitag, 6. Januar 2006

OL-Schweizermeisterschaften 2006 in Weiach

Eine ganz kurze Notiz in den «Mitteilungen für die Gemeinde Weiach», Januar 2006, Seite 7. Aber die Schweizer Orientierungsläufer werden trotzdem erfreut sein:

«Der Gemeinderat erteilt die forstwirtschaftliche Bewilligung für die Benützung des Waldes im Gebiet "Fasnachtflue, Stein und Chilenholz" für die Laufstrecke der Schweizermeisterschaften im Kurzstrecken-OL vom 10. September 2006

In der Terminliste des Schweizerischen OL-Verbands findet man zwar noch folgenden Eintrag:
«So 10.09. ZH/SH KOM 12. Schweizer Mitteldistanz-OL Meister. OLK Rafzerfeld-Bülach Strassberg/Ämperg»

Und das ist dann doch ein paar Kilometer südöstlich. Aber die Läufer werden die Orientierung wohl bis dahin schon noch finden.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich keiner der Sportler in unserem Wald einen Zeckenbiss holt. Gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis kann man sich zwar impfen. Gegen Borreliose jedoch nicht. Also besser lange Ärmel und Beinkleider tragen, wie sie in Skandinavien Vorschrift sind.

Donnerstag, 5. Januar 2006

Ein ganz drochner Winter - 300 Jahre Kirche Weiach

«Kund und zu wüssen sei hiermit, dass alls von Unsern gnädigen Herren und Obern ein nöüer Kirchenbauw allhie zu Weyach bewilligt worden, die gemeind in Gottes nammen gegen dem Ende dess 1705. Jahres mit Holzfellen und führen, auch mit Steinbrechen in dem Winzenthal den anfang gemacht.»

So äusserte sich der damalige Weiacher Pfarrer, Heinrich Brennwald, in einer von ihm verfassten Urkunde über den Kirchenbau, die man bei der Restauration der Kirche Weiach 1967/68 im Turmknopf fand. Und weiter schrieb er:

Rasche Baufortschritte

«Weil es ein ganz drochner Winter ohne Schnee gewesen, hat man fast immerzu mit steinbrechen u. führen fort fahren können, so dass das Fundament 6 Schue tief und 4 Schue breit Donstags den 11. Tag Merzen 1706 gelegt worden, das Mauerwerk 26 Schue aus dem Boden war bis auf eingangs dess Brachmonates follendet. Donstags den 2. brachmon. hat mann angefangen aufrichten, welches 5 Tag lang gewährt. Montags den 9. Augstmonat wurd der Knopf und Fahnen hinauf gethan.» (Text nach Zollinger 1966)

Zuwenig Platz in der alten Kirche

Baufällig und zu eng, sei die alte Kirche in Weiach gewesen, schrieb der Glattfelder Pfarrer Arnold Näf in seiner 1863 erschienenen Ortsgeschichte unserer Nachbargemeinde.

Dies war seitens der Gemeinde Weiach wohl der Hauptgrund, im Winter 1705 den Bau einer neuen Kirche im Bühl zu beginnen. Obwohl die alte Kirche noch 1644 vergrössert worden war, reichte der Platz nirgends mehr hin. Zu gross war die Zahl der Ansässigen geworden – trotz Auswanderung.

Die Kirche als Befestigung

Die hohe Obrigkeit zu Zürich ergriff die Gelegenheit, sponserte Teile des Neubaus und konnte so die neue Kirche zu einer kleinen Festung ausbauen lassen – bestückt mit einer schiessschartenbewehrten Friedhofmauer, die in Teilen bis heute erhalten geblieben ist. (vgl. den Stich von Heinrich Meister aus dem Jahre 1716)

Die unsicheren Zeiten im Spanischen Erbfolgekrieg (ab 1701) liessen es geraten erscheinen, sich gegen Überfälle entsprechend vorzubereiten und die Einfallstore mit Verteidigungspunkten zu versehen.

Der Weg von Kaiserstuhl durch das Dorf Weiach und über die Raaterhöhe nach Stadel, Neerach und Niederglatt ist ein solches Einfallstor. Und folgerichtig wurde es nicht nur damals gesichert, sondern auch im Zweiten Weltkrieg zur Sperrstellung ausgebaut.

Weitere Details...

... erfahren Sie im Artikel «... ein ganz drochner Winter ohne Schnee». Vor genau 300 Jahren, im Winter 1705/06, wurde unsere Kirche gebaut. Nr. 74 aus der Reihe «Weiacher Geschichte(n)». Der Beitrag ist am 3. Januar in den «Mitteilungen für die Gemeinde Weiach» im Druck erschienen. Er diskutiert ausführlich die Frage, wo das Winzenthal liegt und wo genau der oben erwähnte Steinbruch gelegen haben könnte.

Quellen und Literatur