Sonntag, 30. Mai 2010

Zurich Approach mit Aufnahme von Weiach

Und schon wieder eine Ansichtskarte mit Weiacher Motiv, welche man auf Ricardo ersteigern kann.

Ausser der Beschreibung «Weiach / ZH, Flugaufnahme, Militärstempel» ist auf der Angebotsseite nicht viel zu finden.

Eine Aufnahme der Rückseite wurde vom Verkäufer leider nicht online gestellt, so dass man auch nicht ohne Nachfrage in Erfahrung bringen kann, um welchen militärischen Verband es sich gehandelt hat und - sofern der Schreibende ein Datum angegeben hat - wann die Karte abgeschickt wurde.


Die Frontseite zeigt eine Luftaufnahme, die im Anflug auf Zürich geschossen worden sein könnte. Aber nur könnte! Denn als im Jahre 1976 am Flughafen Zürich-Kloten der Runway 14 in Betrieb ging, da sah Weiach schon ganz anders aus als auf diesem Bild.

Vor Strassen- und Schulhausbau geschossen

In der ersten Hälfte der 70er-Jahre wurde nämlich nicht nur am Flughafen gebaut, sondern auch in Weiach. An Baumassnahmen sind zu nennen: der Ausbau der Hauptstrasse Nr. 7 mit gerundeter Kurve am nördlichen Dorfrand (im unteren Teil des Kartenbildes), sowie die Mehrzweckanlage Hofwies mit Turnhalle und neuem Schulhaus.

Hier flog also jemand gezielt über unser Dorf, um diese Aufnahme zu schiessen und dann vielleicht auf Piste 16 zu landen. Denn dass die Aufnahme nach 1946 (und damit der Eröffnung des Flughafens in Kloten) geschossen wurde, zeigt sich daran, dass das neue Gemeindehaus (Baujahr 1947) auf obigem Bild bereits steht.

Nachtrag vom 21.11.2016 (verfasst am 26.2.2012)

Die Rückseite wird in WeiachBlog Nr. 850 vom 6. Juni 2010 beschrieben: «Soldat Bachmann, Füs. Kp. II/269, grüsst seinen Sohn». Ein Datum trägt sie nicht (Militärstempel sind keine Datumstempel) und der Absender hat auch keine Angabe gemacht. Wozu auch, wenn es nur um einen Gruss ging, der kurz darauf gelesen werden sollte.

Das Luftbild auf dieser Karte muss zwischen 1947 und 1957 geschossen worden sein. Die letztere Jahreszahl ergibt sich aus der Tatsache, dass mit dem Bau der Tankstelle nördlich (auf dem Bild links) der Hauptstrasse Basel-Winterthur erst im Juni 1957 begonnen wurde (vgl. 50 Jahre Tankstelle an der Sternenkreuzung; WeiachBlog Nr. 585 vom 28. Dezember 2007).

Nachtrag vom 13.12.2016

Das Bild wurde im Juni 1953 aufgenommen: http://doi.org/10.3932/ethz-a-000357139

Frühere Artikel über Weiacher Ansichtskarten

Samstag, 29. Mai 2010

Ja zum Ausbau des Kreisspitals Bülach

Wo waren Sie zuletzt? In Dielsdorf oder in Bülach? Von den meisten Weiachern würde auf diese Frage wohl Bülach genannt, die Stadt mit dem Kennzeichen des heiligen Laurentius, dem Rost, im Wappen.

Auch vor 50 Jahren waren die Weiacher schon wesentlich stärker nach Bülach als nach dem eigenen Bezirkshauptort Dielsdorf ausgerichtet:

«An der Abstimmung vom 29. Mai [1960] ging es um einen Staatsbeitrag an den Umbau des Kreisspitals Bülach. Da der Grossteil unserer Kranken oder Verunfallten im Bülacher Spital Heilung sucht, ist es nicht verwunderlich, dass unsere Stimmberechtigten diesem Kreditbegehren von Fr. 4'875'000.- seitens des Kantons mit 97 ja, gegen nur 3 nein "haushoch" zustimmten.

Die am selben Tag vorliegende "Initiative auf Abänderung des Gesetzes über die Ferien der Arbeitnehmer" dagegn
[sic!] wurde in unserer Gemeinde mit 37 ja gegen 54 nein verworfen. (Im ganzen Kanton allerdings angenommen mit 91'623 ja zu 64'190 nein).»

Da hatten die Weiacher ja Glück, dass die Stimmberechtigten des Kantons wenigstens bei der Spitalvorlage nicht genau entgegengesetzt stimmten. Für den 29. Mai 1960 gibt das Statistische Amt des Kantons Zürich nämlich folgende Resultate an:

«Beschluss des Kantonsrates über die Leistung eines Staatsbeitrages an den Ausbau des Kreisspitals Bülach (4,875 Mio.)»: 141'680 Ja gegen 15'957 Nein / 89.9% Ja-Stimmen-Anteil / 63% Stimmbeteiligung

«Volksinitiative betreffend Abänderung des Gesetzes über die Ferien der Arbeitnehmer vom 5.10.1952»: 91'625 Ja gegen 64'190 Nein / 58.8% Ja-Stimmen-Anteil / 63% Stimmbeteiligung

So unumstritten war die Vorlage über die Ferien wirklich nicht. Ein weitere Initiative wurde am 25. Juni 1961 abgeschmettert: «Initiativbegehren betreffend die Abänderung des Gesetzes über die Ferien der Arbeitnehmer vom 5.10.1952»:
31% Ja / 39'381:87'785 / 50.4%

Ein weiteres Begehren wurde am 3. Oktober 1965 noch knapper als 1960 gutgeheissen:
«Volksinitiative betreffend Abänderung des Gesetzes über die Ferien der Arbeitnehmer vom 5. Oktober 1952»: 53.4% Ja / 74'718:65'319 / 54%

Quellen
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1960. Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1960, S. 20 - Sommer 1962
  • Statistisches Amt des Kantons Zürich. Abstimmungsresultate kantonale Vorlagen 1934 - 1996


[Veröffentlicht am 30.5.2010]

Donnerstag, 27. Mai 2010

Erstmalige Ausmarchung öffentlicher Flurwege

Als die Landwirte in Weiach noch nach den Prinzipien der Dreifelderwirtschaft lebten, da gab es nur wenige öffentliche Strassen. Im Wesentlichen nur die im Dorf selber.

Mit dem Übergang zur Stallhaltung des Viehs und der danach folgenden Aufhebung des Flurzwangs wurde es je länger desto schwieriger, ja unmöglich, allgemein verbindliche Aussaat- und Erntetermine zu vereinbaren.

Deshalb benötigte man nun allgemein anerkannte Flurwege - ein Anliegen, das am einfachsten umzusetzen ist, wenn diese von einer Körperschaft oder gleich von der öffentlichen Hand unterhalten werden. So kam es 1863 zu folgender Mitteilung im Amtsblatt des Kantons Zürich:

«Die von dem Gemeindrathe Weiach unterm 7. März d. J. als öffentlich erkannten Straßen und Fußwege sind, soweit dieselben nicht schon neu angelegt oder ausgemarchet sind, mit Pfählen ausgesteckt und bezeichnet. Allfällige Einsprachen gegen die Richtung derselben oder auch nur eines einzelnen Weges sind innert 14 Tagen a dato bei dem Gemeindspräsidenten schriftlich einzureichen, ebenso sind Entschädigungsbegehren für abzutretendes Land innert der nämlichen Frist bei dem Präsidenten derjenigen Flurkommission, in deren Sektion das betreffende Grundstück liegt, einzureichen. Später eingehende Einsprachen oder Begehren bleiben unberücksichtigt.

Weiach, den 17. Christmonat 1863.
Die Flurkomissionen.
»

Leider werden die Namen und Zuständigkeitsbereiche dieser Flurkommissionen nicht erwähnt. Unterlagen zu dieser Ausmarchung dürften aber im Gemeindearchiv noch aufzufinden sein.

Quelle
  • Amtsblatt des Kantons Zürich, 1863, S. 2013, Nr. 10

Mittwoch, 26. Mai 2010

Weiach auf Lithographie-Postkarte von 1900

Auf Ricardo.ch ist aktuell eine im Steindruckverfahren hergestellte Ansichtskarte in Auktion. Sie zeigt auf der kombinierten Bild-Text-Seite eine Ansicht des Dorfes Weiach von Nordwesten mit Standort des Betrachters in etwa auf der Stockistrasse, schon oberhalb der heutigen Neurebenstrasse:

Als Einzelgebäude sind in Medaillons unten links vier Gebäude besonders dargestellt: die evangelisch-reformierte Kirche von 1706, das alte Schulhaus von 1836, die Wirtschaft zur Post (heute Alte Poststrasse 2), sowie der Gasthof zum Sternen.

Gemäss Angaben des Verkäufers handelt es sich um eine «Schöne Litho» aus dem «Verlag von Max Roon, Zürich III». Und in diesen Stadtkreis ging die vorliegende Karte per Post zurück

Paul Meintel erhielt um die Jahrhundertwende etliche Karten

Sie wurde nämlich vor rund 110 Jahren wie einige andere vom selben Verkäufer gegenwärtig angebotene Ansichtskarten an einen Paul Meintel verschickt, wohnhaft an der Morgartenstrasse 24 in Zürich III. Die Karte mit dem Weiacher Motiv trägt drei Stempel, davon zwei separat von der Briefmarke gut lesbar aufgedrückte: einen von Weyach vom 1. August 1900 und einen von Zürich vom selben Datum.


Jahrzehntelang fast gleiches Motiv

Interessant ist ein Vergleich mit der 1933 verschickten Karte, die WeiachBlog vor etwas mehr als 3 Jahren präsentiert hat (zum Vergrössern anklicken):

Wie man schon an der auffällig unnatürlich eckigen Stufung des Waldes beim Leuenchopf ablesen kann, wurde die Dorfansicht über die Jahrzehnte wohl nie umgezeichnet.

Auf den ersten Blick erkennbar ist aber, dass neben der Kolorierung eine zusätzliche Vignette angebracht wurde, welche die ehemalige Handlung Meierhofer an der Winkelstrasse 2 zeigt. Dieses Gebäude wurde bereits 1822 errichtet.

Das Vorgehen des Verlegers mag aus heutiger Sicht erstaunen. Verständlich wird es aber, wenn man weiss, dass sich in diesen Jahrzehnten (von ca. 1890 bis 1930) das Ortsbild von Weiach architektonisch wirklich kaum verändert hat.

Frühere Artikel über Weiacher Ansichtskarten

Dienstag, 25. Mai 2010

Wegen Verschwendung unter Vormundschaft gestellt

Jemanden «vogten» hiess früher soviel wie «ihn unter Vormundschaft stellen», oder mindestens so zu behandeln, wie wenn man sein Vormund wäre.

Wenn die Angehörigen oder Nachbarn feststellten, dass sich das Vermögen einer Person in Luft aufzulösen begann und sich der Betreffende nicht freiwillig einen Beistand suchte, dann wurden die Gemeindeoberen in der Regel sehr schnell aktiv: Sie erwirkten eine provisorische Massnahme, die oft in einer dauerhaften mündete. So wie bei Hans Ulrich Griesser:

«Hs. Ulrich Grießer, Zimmermann von Weiach, über welchen wegen Verschwendung eventuell Bevogtigung verhängt worden, ist nunmehr wegen Geisteskrankheit unter staatliche Vormundschaft gestellt und Herr Hs. Heinrich Grießer, Bäcker, daselbst zu seinem Vormunde ernannt.

Regensberg, den 7. Weinmonat 1863.
Im Namen des Bezirksrathes:
Der Rathsschreiber,
H. Duttweiler.
»

Unklar ist, wie diese «Geisteskrankheit» im vorliegenden Fall diagnostiziert wurde. Unbekannt ist weiter, ob und wie Hans Ulrich Griesser darauf reagiert hat.

Selbst wenn es nur um einen Fall von Altersdemenz ging, dann würde man Näheres wohl den im Gemeindearchiv Weiach liegenden «Bevogtigungsetat» genannten Akten der damaligen Sozialbehörde entnehmen können. Allenfalls auch dem Bestand P 142.1 des Staatsarchivs des Kantons Zürich.

Quelle
  • Amtsblatt des Kantons Zürich, No. 88, Dienstag, den 3. Wintermonat 1863 - S. 1691, Eintrag Nr. 8

Montag, 24. Mai 2010

In die Schlagwortnormdatei abgefüllt

Weiach und seine Kirche sind im Beschlagwortungsraster der Deutschen Nationalbibliothek hängengeblieben. In deren Schlagwortnormdatei findet man nämlich die Begriffe «Weiach» und «Weiach/Reformierte Pfarrkirche».

Wie bei deutschen Rastern nicht anders zu erwarten, wird auch im Ausland stur von der Existenz von «Bundesländern» ausgegangen. Immerhin hat man bei der Angabe «Land» verschämt die Zusatzinformation «(Kanton)» dahintergeschaltet:

«Schlagwort Weiach
Quelle Ortslex. Schweiz
Typ Geografisches / Ethnografisches Schlagwort, Sprache (Indikator g)
Land Zürich (Kanton)(XA-CH-ZH)
Thema in 1 Publikation
»

Als diese einzige Publikation vermerkt ist: «Brandenberger, Ulrich. - Weiach : Gemeinderatskanzlei, 2003, 3., überarb. Aufl.».

Kunstführer durch die Schweiz ausgewertet

Schon etwas mehr Informationen als nur die Quelle «Ortslexikon Schweiz» wie beim Ortsnamen gibt der Eintrag zur Kirche preis. So z.B. den Architekten Hans Kaspar Werdmüller:

«Schlagwort Weiach / Reformierte Pfarrkirche
Erläuterungen Definition: 1705-1706 erb. Saalkirche, zusammen mit Pfarrhaus, Pfarrscheune u. Wehrmauer als militär. Stützpunkt angelegt
Quelle Kunstf. Schweiz
Typ Geografisches / Ethnografisches Schlagwort, Sprache (Indikator g)
Land Zürich (Kanton)(XA-CH-ZH)
Zeit 1705-1706
Synonyme Werdmüller, Hans Kaspar / Weiach / Reformierte Pfarrkirche
Oberbegriffe Saalkirche
»

Quelle

Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.

Freitag, 21. Mai 2010

Nordindische Musik im Chamäleon Weiach

Die Caffè-Bar Chamäleon hat es mit Bild und Erwähnung in den Veranstaltungskalender des Tages-Anzeigers vom 20. Mai 2010 geschafft. Heute Freitagabend, 21. Mai findet dort offenbar ein Konzert im kleinsten Rahmen statt (grad viele Sitzplätze hat das Chamäleon ja nun wirklich nicht):

«Klassische nordindische Musik mit Rupam Ghosh (Violine) und Amit Chatterjee (Tabla). Indisches Essen mit Basmatireis, Dhal mit Gemüse. Eintritt: 25 Franken inklusive Essen. Anmeldung unter Tel. 077 457 76 36. Café-Bar Chamäleon, Büelstrasse 18. 19.30h (siehe Bildbox).»

Das erwähnte Bild ist dieses hier:

Und es wird begleitet vom folgenden Text: «Ein Konzert des Violinvirtuosen Rupam Ghosh (Bild) begleitet von Amit Chatterjee auf der Tabla (Trommel) und dem Gesang von Monir Sepas. Die drei Musiker verzaubern mit ihren beeindruckenden Improvisationen und ihrer grandiosen Technik. Café-Bar Chamäleon, Büelstrasse 18, Weiach. Freitag, 19.30h.»

Beste Werbung im Tagi also.

In den Gemeindemitteilungen vom Mai oder im Veranstaltungskalender auf der Website der politischen Gemeinde (Bild unten) sucht man einen Hinweis darauf aber vergebens.

Selbst auf der Homepage des Chamäleon findet man - nichts. Schon erstaunlich. Ein Anlass nur für Tagi-Leser und Auswärtige?

Donnerstag, 20. Mai 2010

Petra im Bauernkalender 2011

Nun hat «Petra (28) aus Weiach» es doch noch in den Bauernkalender geschafft, meldet das Gratisblatt 20 Minuten aus dem Hause Tamedia:

Schon vor drei Jahren, am 29. Mai 2007, verkündete der Tages-Anzeiger Unterland: «Eine Weiacherin will in den Bauernkalender».

Jetzt bringt die heutige Zürcher Ausgabe von 20 Minuten auf Seite 3 (Rubrik Zürich/Region») nicht nur die Bauernkalender-News. Wie schon der Blick am 17. Dezember 2009 (vgl. WeiachBlog vom darauffolgenden Tag) wird auch hier prominent darauf hingewiesen, dass die Porträtierte noch zu haben ist:

«Die gelernte Bäuerin Petra aus Weiach ist eines von zwölf Girls, das vom Bauernkalender 2011 grüssen wird. «Ich lasse mich gerne fotografieren», sagt die 28-jährige. «Vielleicht öffnet sich dadurch ein Türchen». So würde die naturverbundene Tiernärrin etwa gerne in einem Werbespot mitmachen. Und vielleicht findet die Singlefrau dank des Kalenders ihren Traum-Bauern».

Hat da jemand «Fleischmarkt» gerufen? Der Erfolg sei ihr trotzdem gegönnt. Samt besten Wünschen für die Suche nach dem Mann aus rustikalem Umfeld.

Frühere Artikel
[Veröffentlicht am 21. Mai 2010]

Dienstag, 11. Mai 2010

Maiwetter 1960: Sonniger als dieses Jahr?

Ganz im Gegensatz zum diesjährigen Mai, der in den ersten beiden Wochen nur wenig Sonne brachte, wurde der Mai vor 50 Jahren beurteilt. Lehrer Walter Zollinger schreibt in seiner Jahreschronik 1960:

«Mai: Das erste Maidrittel darf sich sehen lassen! Bis zum 10.5. beständig sonnig und zwar meist schon von Vormittag an. Immerhin 2mal von Regenschauern durchsetzt und einmal nur 0° am Morgen früh. Sonst Morgentemperaturen immer um +5°, nachmittags zwischen 14 und 24°, auch abends oftmals noch um 14 bis 18° herum. Die "Eisheiligen" fielen ganz aus dem Rahmen: morgens schon 10 und 15°, nachmittags sogar 21°, 23°, 25°, 29° und die Sophie wartete gar mit 30° auf, brachte dann aber gegen Abend dafür noch einen kurzen Regenschauer und spätabends sogar ein mächtiges Gewitter. Auch die nachfolgenden 14 Tage sind meist schwül, vormittags bewölkt bis bedeckt, fast täglich kürzere Regenschauer. Vom 21./22.5. arge Regennacht und auch den ganzen folgenden Vormittag noch heftiger Regenguss. Aber es kann doch immer etwas geheuet werden, da sich die Niederschläge meist schön brav bis zum Abend gedulden oder gar erst während der Nacht fallen. Zum richtig Heuferien machen war das Wetter im Mai aber nie.»

Dass es sich bei den Eisheiligen um eine Legende handelt - und auch warum das so ist (nämlich wegen der Gregorianischen Kalenderreform) - erklärt ein Artikel auf Tages-Anzeiger Online vom 10. Mai: Die Eisheiligen gibts nur im Märchen.

Ein freundlicherer Mai als der diesjährige? Aus der Sicht von Hors-sol-Städtern mag das sein. Landwirte sehen das wohl anders: für ihre Wiesen und Äcker ist diese Regenperiode von Anfang Mai 2010 ein erfreuliches Ereignis. Der April war nämlich viel zu trocken.

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1960 - S. 5. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1960].

Freitag, 7. Mai 2010

Bedingt bankwürdiges Fleisch verkauft

Im gestrigen Artikel ging es um das Schlachtlokal der Metzgerei Baumgartner an der Verzweigung Winkelstrasse/Büechlihaustrasse. Es besteht heute noch, wird aber nicht mehr genutzt.

Die Rede war aber auch vom längst verschwundenen Gemeinde-Schlachthaus, das vor rund 85 Jahren am östlichen Dorfeingang erbaut wurde. Genauer: dort, wo die Strasse beim ehemaligen Gasthof Sternen einen scharfen Knick machte. Und zwar stand das Gebäude nördlich der Strasse - als damals einzige Baute (die Tankstelle wurde erst ein Vierteljahrhundert später gebaut).

Den ersten publizierten Hinweis auf diesen Bau findet man in der Schweizerischen Bauzeitung vom 1. August 1925 (Band 85/86) auf den Inseratenseiten im sogenannten «Submissions-Anzeiger».

Mit Eingabetermin 4. August bei «Gemeindepräsident Griesser, Weiach (Zürich)» wurden «Sämtliche Bauarbeiten zu einem neuen Schlachthaus in Weiach» ausgeschrieben.

Baujahr 1926 oder 1927?

Vollendet wurde die Baute wohl erst im Verlaufe des Jahres 1926, wobei das neue Gemeinde-Schlachthaus von der Gebäudeversicherung die früher einmal für ein Wasserrad am Rhein verwendete Assekuranz-Nr. 199 zugeteilt erhielt (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 37).

Dass Willi Baumgartner-Thut in seiner Chronologie des 20. Jahrhunderts (vgl. Brandenberger 2010, S. 63) den «Bau des Schlachthauses mit Verkaufslokal beim Sternen» auf das Jahr 1927 legte, hat damit zu tun, dass er auf die erste Stromlieferung durch die Elektrizitäts-Genossenschaft Weiach abstellte.

Im Zweiten Weltkrieg waren gemäss Baumgartner-Thut «zeitweise 5 Militärküchen im Betrieb in den 4 alten Wöschhüsli und im Schlachthaus». Den Ausbau der Hauptstrasse überlebte das Gebäude nicht mehr: «1975/76 Ausbau der Kaiserstuhler-, Glattfelder- und Stadlerstrasse beim Sternenrank und Abbruch des Schlachthauses».

Kuhmetzgete durch Weibel ausgerufen

In den übrigen Zeiten wurde das Lokal natürlich seiner ursprünglichen Zweckbestimmung gemäss genutzt. Die ehemalige Gemeindeweibelin Hildia Maag berichtete von ihrem Vater und Amtsvorgänger, er habe noch «mit der Glocke schellen und Bekanntmachungen ausrufen» müssen. «So teilte er der Bevölkerung zum Beispiel mit, dass im Schlachthaus Kuhmetzgete sei und Fleisch abgeholt werden könne. Auch die Holz-Gant und der Unterbruch der Wasserversorgung waren Inhalt der mündlichen Mitteilungen». (Zürcher Unterländer, 3. Oktober 2002)

Heute gibt das nur noch Tierfutter

Willi Baumgartner-Thut erzählte im Gespräch mit WeiachBlog, auch Metzger Meierhofer aus Kaiserstuhl habe im Verkaufslokal des Weiacher Schlachthauses seine Ware verkauft.

Im übrigen sei das Fleisch vor allem aus Notschlachtungen gekommen. Die gemetzgeten Rinder (Kälber, Kühe und Stiere) seien beurteilt worden. Bankwürdiges Fleisch hätten die Metzger übernommen und auf eigene Rechnung verkauft.

Was die Bewertung «bedingt bankwürdig» bekam, das verkaufte die Viehversicherung ab Schlachthaus. Baumgartner erinnert sich an eine Tafel mit der sinngemässen Aufschrift (genau wisse er es nicht mehr) «darf nur im gut gesottenen Zustand genossen werden».

Auf diese Weise seien auch finanziell weniger gut gestellte Einwohner zu Fleisch gekommen. Mit dem Sieden hätten es allerdings nicht alle so genau genommen. Einige Bauern verarbeiteten das bedingt Bankwürdige trotz der Warnung zu Würsten.

Spätestens ab den 80er-Jahren war es dann gemäss Baumgartner definitiv vorbei mit dem Verkauf von solchem Fleisch. Man durfte daraus höchstens noch Tierfutter machen. Und auf das Jahr 2000 wurde auch die obligatorische Viehversicherung aufgehoben.

Nachtrag

Gemäss der Zeitschrift Zürcher Umweltpraxis gab es die Kategorie «bedingt bankwürdig» bis 1994: «Bedingt bankwürdiges Fleisch darf nur unter Einschränkungen und amtlicher Kontrolle ausschliesslich an Privatpersonen verkauft werden.» (vgl. Umweltpraxis Nr. 3 / Dezember 1994 - Seite 12)

Im Jahresbericht 2006 des Veterinäramts des Kantons Zürich wird in einer Fussnote (vgl. S. 6) erläutert: «seit Juli 1995 gibt es kein bedingt bankwürdiges Fleisch mehr.»

Quellen
  • Stahel, T.: Botin einer stehen gebliebenen Zeit. Weiach / Hildia Maag ist die letzte Gemeindeweibelin im Zürcher Unterland. In: Zürcher Unterländer, 3. Oktober 2002
  • Persönliches Gespräch mit Willi Baumgartner-Thut vom 4. Mai 2010.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Schlachtlokal in den Winkel gezügelt

Heute vor 50 Jahren wurde vom Gemeinderat eine Bauausschreibung zur offiziellen Publikation in einer unserer Regionalzeitungen verabschiedet (leider hat Walter Zollinger beim Einkleben in seine Jahreschronik 1960 vergessen anzugeben, um welche es sich handelt):

«Baumgartner-Candusso Johannes, Metzgerei, Weiach/ZH: Bau eines Schlachtlokals beim bestehenden Metzgereigebäude im Winkel, Weiach.»

Was die Gemeinderäte da mitteilen liessen, bedeutete den Anfang vom Ende für das öffentliche Schlachthaus an der Hauptstrasse Nr. 7 (Winterthur-Koblenz-Basel).

Anfänge der Metzgerei Baumgartner

Nach Angaben von Willi Baumgartner-Thut, lernte sein Vater im Klettgau das Metzgerhandwerk. An der Verzweigung der Winkel- und der Büechlihaustrasse wurde daher gemetzget, wobei Willi selber noch ausgeholfen hat. Säue habe man zuhause metzgen können. Nur Kühe und Rinder seien ins Gemeinde-Schlachthaus gebracht worden. Von dort hätten sie das Fleisch dann mit Tüchern bedeckt im Dorf verführt. So etwas wäre heute aus Hygienegründen strafbar, meinte Willi gegenüber WeiachBlog.

Im Jahre 1949 erstellte die Familie Baumgartner im Winkel einen Metzgerei-Anbau, der aber zum Arbeiten zu eng war. 1954 hat dann sein Bruder Johannes die Metzgerei übernommen. Damals habe man noch keine Kühlmöglichkeiten gehabt. Erst mit der 1957 erstellten Gemeinschafts-Tiefkühlanlage beim Volg und dem neuen Schlachtlokal der Metzgerei Baumgartner von 1960 konnte man Fleisch richtig kühlen.

Im alten Schlachthaus von 1925/26 gab es solche Einrichtungen nicht, weshalb dort nach 1960 nur noch die Viehversicherung bei Notschlachtungen habe metzgen lassen.

1975/76 musste das Gemeindeschlachthaus dem Ausbau der Hauptstrasse weichen. Das Schlachtlokal der Metzgerei Baumgartner steht zwar noch. Es wurde bis etwa im Jahre 2002 verwendet und ist seither geschlossen. Der Grund: Eine Verschärfung der Hygienevorschriften. Man hätte zuviel investieren müssen, erklärt Willi Baumgartner-Thut. Deshalb wird seither in Weiach nicht mehr gemetzget.

Weitere Artikel

Mittwoch, 5. Mai 2010

Der Oberrhein ist nicht der Hochrhein

Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals vom badischen Historiker Franz Josef Mone herausgegebene «Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins» (ZGO) befasst sich mit dem gesamten Gebiet entlang des Rheins von Konstanz bis Karlsruhe.

Auch die Herausgeber von Otto Fegers 1943 publizierter Arbeit «Das älteste Urbar des Bistums Konstanz» sahen die Rheinstrecke zwischen Basel und Konstanz offensichtlich als «Oberrhein». Sonst wäre das Werk nicht in der Reihe «Quellen und Forschungen zur Siedlungs- und Volkstumsgeschichte der Oberrheinlande» erschienen.

Eine ähnliche Begriffsverwendung erfolgte bei Walter Zollinger, der den unsere Gegend durchziehenden Flussabschnitt in seinem Büchlein «Weiach 1271-1971» als «Oberrhein» benennt.

Begriffsverschiebung seit dem 19. Jahrhundert

Nach heutiger Auffassung wird diese Flussstrecke jedoch «Hochrhein» genannt - wenn auch eher in Deutschland. Der Wikipedia-Artikel meint dazu: «Die Bezeichnung Hochrhein hat sich erst im 19. Jahrhundert durch die Wissenschaft eingebürgert. Vor allem die Geologen waren bestrebt, den Hochrhein sprachlich vom Oberrhein abzugrenzen.» (Die Historiker haben und hatten es da wesentlich weniger eilig, wie Fegers Werk und die heute noch erscheinende ZGO beweisen: 2009 erschien Band 157 unter dem althergebrachten Titel).

Unsere deutsche Nachbargemeinde Hohentengen nennt sich getreu den Geologen offiziell Hohentengen am Hochrhein - in Abgrenzung zu einem weiteren Hohentengen in Oberschwaben, Landkreis Sigmaringen, ebenfalls im Bundesland Baden-Württemberg.

Alpenrhein, Hochrhein, Oberrhein, Mittelrhein, Niederrhein

Die aktuellen Abschnittsnamen des Rheins zeigt diese Karte aus der Wikipedia:


Um Verwirrungen mit der heutigen Zusatzbezeichnung unseres nördlichen Nachbars zu vermeiden wird in der neuesten Ausgabe Mai 2010 der vierten, überarbeiteten Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach» auf die neuere Begrifflichkeit gewechselt und «Oberrhein» durch «Hochrhein» ersetzt.

Literatur

Dienstag, 4. Mai 2010

Altersreisli Anno 1960 und heute

Unter der Rubrik «Volkskundliches/Kulturelles» notierte Walter Zollinger für den heutigen Tag vor 50 Jahren folgende Kurzmitteilung:

«4. Mai: "Altersreisli", unter Obhut des Pfarramtes, nach Bremgarten-Luzern-Küssnacht-Walchwil-Zug....» (G-Ch 1960, S. 19)

Der Organisator ist heute immer noch derselbe wie vor einem halben Jahrhundert. Nur der Name des Anlasses hat geändert: «Seniorenreise» nennt man den Ausflug heute.

Viel weiter weg führen auch die heutigen Ausfahrten nicht.

Am 4. Juni 2008 war man am Bodensee und im Hegau unterwegs:
«Weiach - Eglisau - Marthalen - Basadingen - Stein am Rhein: Kaffeehalt, Weiterfahrt dem Untersee entlang - Hemmenhofen - Zellersee - Moos - Radolfzell -Stockach - Eigeltingen: Mittagshalt und Aufenthalt schöner Umschwung mit kleinen Tieren - Aach - Engen - Singen - Thayngen, Aufenthalt Schaffhausen - Rafzerfeld - Weiach» (MGW, Mai 2008 - S. 18)

Am 20. August 2009 ging es ins Vorarlbergische:
«Route: Weiach - Winterthur - Autobahn - St.Gallen - Bregenz, mit der Bergbahn auf den Pfänder mit schöner Aussicht - Rückfahrt je nach Wetter und Zeit Bregenz - über das Appenzellerland - Altstätten - Appenzell, freier Aufenthalt oder direkte Rückfahrt Bregenz - St.Gallen - Wil, freier Aufenthalt – Weiach» (MGW Juni 2009 - S. 37)

Dieses Jahr findet der Anlass am 8. Juli statt. Gemäss MGW, Mai 2010, S. 15 werden «Alle Infos in den Mitteilungen im Juni-Blatt» zu finden sein.