Es war zwar nicht derart kalt, dass der Rhein zufror, aber die Weiacher hatten doch mit Problemen zu kämpfen, wie Walter Zollinger in seiner Jahreschronik über das Jahr 1963 schreibt:
«Februar: Er übernimmt vom Vorgänger die Kälte und hält sie noch eine ganze Woche lang durch, immer zwischen - 11° und -20° liegend. An den Nachmittagen wohl etwas höher, auf -7° ansteigend, abends wieder mehr "anziehend". Auch weht beständig der leidige Oberwind; vormittags meist Hochnebel, die Nachmittage dann wieder aufgehellt, vielfach sogar sonnig.
Unser "Mühlebrunnen" hat seine Tätigkeit eingestellt, was seit 40 Jahren noch nie vorgekommen ist. Aber auch die Hauswasserversorgung spukt; bald kommt Wasser, bald keines; man ist nie sicher. Schlimm, wenn man nun auch keines draussen am Brunnen holen kann! Es muss offenbar irgendwo durch Kälte eine Rohrleitung gesprungen sein, man sucht fieberhaft nach dieser Stelle.»
Ausflug an den Zürisee
«Die "Seegfrörni" vom Zürichsee wirkt sich ebenfalls bis hieher aus: am 5.2. reisten die Oberschüler und am 7.2. die Unterschüler sowie ein Car voll Erwachsener an den See, um diese Seltenheit zu bestaunen (Bilder und Zeitungsausschnitte im Anhang).
Ab der zweiten Februarwoche bessert's endlich mit der Kälte, am 8.2. morgens nur noch -4 1/2°, nachher meist so um die -5° bis -1° an den Morgen, einmal sogar noch ansteigend auf +3°, auf 0° [unleserlich]. Erst gegen Ende des Monats kommt nochmals ein Kälteeinbruch mit -12°, -12°, -7°, -11°. Bedeckt mit Hochnebel oder sonstwie trübe waren 11 ganze und 3 halbe Tage; sonnig konnte ich verzeichnen 4 ganze Tage, einen Vormittag und 7 Nachmittage. Neblige Morgen gab es 3, Regen einmal an einem Abend. Aber auch Schnee brachte der Horner nochmals, nämlich viermal. Unterm 19.2. notierte ich:
"Der Winter ist ein harter Mann, kernfest und auf die Dauer! ....."
Dieser Vers von Matthias Claudius liegt augenscheinlich vor unsern Fenstern. Es hat mindestens 25 cm tiefen Schnee herabgeworfen; die staatlichen und kommunalen Pfadschlitten fahren schon am frühen Morgen und während des Vormittags grad nochmals. Schön ist sie, diese bäumige Winterlandschaft!»
Kältesumme entscheidend
Warum eine «Seegfrörni» auf dem Zürichsee oder gar dem Bodensee eine vergleichsweise seltene Angelegenheit ist, erklärt der Studierendenverein der Umweltwissenschaften an der ETH Zürich auf seiner Website metheo.ethz.ch.
Damit der Zürichsee zufriert braucht es eine Kältesumme von 300 (so genannter NDD-Wert, für negative degree days). Ab Herbst werden negative Tagesmittelwerte summiert. Addiert werden nur die negativen Mittelwerte, die positiven blendet man aus.
Beim Pfäffikersee ist es bereits ab einem NDD-Wert von 90 soweit, beim Greifensee ab dem Wert 150. Bei Flüssen dauert es noch etliches länger.
Quellen
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1963 - S. 3-4. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1963].
- Seegfrörni: Wann gefrieren die Zürcher Seen? http://www.metheo.ethz.ch/seegfrorni.html (Letzter Aufruf am 13. März 2013)
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