Freitag, 13. Dezember 2019

Vor Gericht: Wahrsagerin komplett blamiert, Kunde noch mehr

Leiden Sie unter Paraskevetriskaidekaphobie? (Übersetzung aus dem Griechischen: Paraske = Freitag; ve = und; triskaideka = 3+10 = 13)

Heute ist wieder einer dieser Tage, wo viele Arbeitnehmer vorsichtshalber gleich zu Hause bleiben. Dabei ereignen sich an Freitagen, die auf den 13. eines Monats fallen, wesentlich weniger Schadenfälle als an anderen Tagen, wie die Zürich-Versicherung herausgefunden hat (vgl. den Wikipedia-Artikel, der auf dem ersten Wort dieses Artikels verlinkt ist).

Die ängstlichen Arbeitnehmer können ihre nach herrschender Lehrmeinung als irrational geltende Angst ja noch mit einer Grippe kaschieren, zumal in der aktuellen Winterszeit.

Wer aber eine Strafuntersuchung anstösst, indem er einer «diseuse de bonnes aventures» (Wahrsagerin) Glauben schenkt, die eine Nachbarin als Diebin bezeichnet hat, der braucht für den Spott nicht zu sorgen. Aber lesen Sie selber, was die Zeitung «Le Jura» aus dem Hauptort der Ajoie im Sommer 1862 zu Papier gebracht hat.

Hausdurchsuchung wegen zwei Goldstücken

«Ces temps derniers, un menuisier de Weiach s’aperçut de la disparition de 2 pièces de 5 francs en or qu’il avait renfermées dans une boîte. Il va aussitôt trouver une diseuse de bonnes aventures qui désigne comme coupable une voisine d’une réputation irréprochable. Sur la dénonciation du menuisier, cette femme est citée devant les tribunaux pour répondre à l’accusation portée contre elle ; une perquisition se fait dans sa maison sans que l’on trouve rien. Enfin le juge s’avise de demander la boîte dans laquelle se trouvaient les deux pièces, et en l’examinant attentivement il les trouve dans une fente. On peut penser combien fut penaud le crédule menuisier qui a certes encore bien des compagnons aussi superstitieux que lui.»

Man kann nicht behaupten, dass die Gerichtsbarkeit im Zürcher Unterland nicht ganze Arbeit geleistet hat. Nach der erfolglosen Hausdurchsuchung bei der Beschuldigten ging der Richter der Angelegenheit höchstpersönlich auf den Grund, liess sich die fragliche Schachtel vorlegen (bei einem Schreiner wohl eine aus Holz) – und fand die vermissten Goldstücke in einer Ritze.

Ja, man kann sich leicht ausmalen, wie verlegen der leichtgläubige Schreiner vor Gericht dagestanden hat. Die jurassische Zeitung setzt dann noch zu einem letzten Seitenhieb an: sie ätzt, es gebe sicher noch etliche Schreinerkollegen, die ebenso abergläubisch seien wie der Anzeigeerstatter.

Quelle

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