Mittwoch, 24. Mai 2006

Die grosse Sonnenfinsternis von 1706

Vor genau 300 Jahren und 300 Stunden hat sie sich zugetragen, die letzte grosse totale Sonnenfinsternis, die in der Schweiz deutlich sichtbar war.

Die Mainstream-Medien haben kein Wort über das Jubiläum am Vormittag des 12. Mai verloren. Wo keine real am Himmel stattfindende Sonnenfinsternis das Interesse befeuert (wie vor bald 7 Jahren die Eclipse vom 11. August 1999), da wird es schwierig die journalistischen Spürhunde hinter dem Ofen hervorzulocken. Jänu. Berichtet WeiachBlog halt allein über das Grossereignis vor 300 Jahren.

Während des Weiacher Kirchenbaus

Über ein so beeindruckendes Ereignis wie eine totale Sonnenfinsternis schrieben natürlich viele Chronisten. Auch der damalige Pfarrer von Weiach, Heinrich Brennwald, war da keine Ausnahme.

Anlässlich der Montage von Knopf und Windfahne auf der neu erbauten Kirche von Weiach, verfasste er eigenhändig ein Schriftstück - das zweitälteste unter den erhalten gebliebenen Kirchturmdokumenten. Datiert auf den 9. August 1706 steht da fast zum Schluss:

«Zu wüssen ist weiter dass den 12. dag Meyenmorgen umb 9 Uhr ein so grosse sonnenfin-sternus gewesen dass mann die Sternen sehen können u. die Maurer wegen Dünkle ab dem gerüst müessen. sonst war dises ein herrlich früher Jahrgang, umb Jacobi fand mann blaue beeri. der Kernen galt diser Zeit 3 fl der saum Wein vom letzten Jahrgang 6 bis 8 fl.» (Transkription: Walter Zollinger 1967)

Kein Wort von Panik oder Endzeitängsten unter seinen Schäfchen, den Weiacherinnen und Weiachern. Aber dem einen oder der anderen wird wohl schon etwas gschmuech zumute gewesen sein. Und man wird lieber etwas zu viel als zu wenig gebetet haben.

Blaue Beeri sind übrigens Heidelbeeren und ein Saum Wein fasste 150 Liter.

Mehr zu diesem Ereignis findet sich im neuesten Artikel der Reihe Weiacher Geschichte(n) (Nr. 79) mit dem Titel «Wegen Dünkle ab dem gerüst müessen».

P.S.: Auch im Jahre 1724 gab es übrigens noch einmal eine totale Finsternis. Sie fand aber am Abend und bei bedecktem Himmel statt, so dass es an diesem Tag wohl einfach ungewöhnlich früh einnachtete.

Quelle
  • «Wegen Dünkle ab dem gerüst müessen». Während des Kirchenbaus: die totale Sonnenfinsternis vom 12. Mai 1706. Weiacher Geschichte(n) 79. In: Mitteilungen für die Gemein­de Weiach, Juni 2006 (erscheint auf den 1. Juni im Druck)

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