Donnerstag, 9. September 2010

Der Herrgott hat Wild und Fisch für alle geschaffen

Das Thema Jagd sorgte schon vor Jahrhunderten für Emotionen. Ende 1524 verlangten die Bauern im nördlich des Zürcher Unterlandes gelegenen Klettgau die vollständige Freigabe von Jagd und Fischfang. Sie hatten - angeregt durch die Reformation und begünstigt durch den aufkommenden Buchdruck - begonnen, die Bibel selber zu lesen und fanden darin keine Bestimmung, dass Jagen und Fischen nur den hohen Herren vorbehalten sei. Ihr Fazit: Gott hat Wasser, Wald und Feld, die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser frei geschaffen.

Die Vertreter der Obrigkeit mit Steinen beworfen

Einige Monate später kamen die Bauern der benachbarten Zürcher Gebiete auf ähnliche Ideen. So zogen in der Nacht vom 25./26. März 1525 etwa 200 Personen aus Stadel, Neerach, Weiach und Schüpfheim an die Glatt, um dort wo sie in den Rhein mündet verbotenerweise zu fischen.

Dabei trafen sie auf die rechtmässigen, mit offizieller Genehmigung tätigen Fischer des Eglisauer Landvogtes sowie den Zürcher Ratsherrn Junker Georg Göldli. Bald flogen Steine und Drohungen wurden laut, es gehe jetzt dann auf der Landschaft ein Sturm los gegen die Herren, «das sie louffen müesstind».

Revolutionäre Unruhen im Unterland also. Ein äusserst seltenes Phänomen in dieser Gegend. Nur dank grossem Verhandlungsgeschick gelang es der Obrigkeit zu Zürich, den Aufruhr in kontrollierte Bahnen zu lenken.

Quelle
  • Egli: Aktensammlung z. Gesch. d. Zürcher Reformation, Nr. 676 und 683

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