Auch der Juli vor 50 Jahren fiel ziemlich aus dem sommerlichen Rahmen, wie Walter Zollinger berichtet:
«Juli: Die erste Woche ist's meist bewölkt oder bedeckt mit Hochnebel und an den Nachmittagen meist leicht sonnig. Man wäre froh um nochmaligen Regen, damit das Emdgras nun wachsen könnte, und auch in den Gärten alles besser vorwärts käme. Aber statt Regen meldet sich immer der leidige Wind, bald von Westen, bald von Osten her; regnen will's und will's nicht recht. Der 5.7. bringt endlich etwas Regen, aber dazu ist es so empfindlich kühl, dass man fast glaubt im März oder April zu stehen. Nach Zeitungsmeldungen soll's seit 1758 keinen so kühlen Julitag mehr gegeben haben (ganzer Tag über höchstens um +9°). In den folgenden Tagen stieg gottlob das Thermometer ganz plötzlich wieder (27° am Mittag des 10.7. und 20° am Morgen des 11.7.) und es reihten sich einige recht schöne Sommertage an. Wenn nur der Wind nachliesse! Die Bauern befürchten, dass auch der Emdertrag gering werde und beginnen bereits damit, das eine oder andere Stück Vieh abzustossen; schon seien die Viehpreise gefallen. (Wann folgt wohl der Preisabschlag bei den Metzgern?!).
Endlich, vom 14.7. an, hie und da einige Regenschauer, für das Emdgras zwar zu spät, aber für Gärten, Getreide und Obstbäume noch sehr wohltuend und höchst willkommen. Die letzten Tage des Monats waren z.T. sehr schön und sonnig, schwül sogar an den Nachmittagen. Eine Regennacht (27./28.7.) erfrischte die Luft wieder, sonst aber blieb es schön, sodass die Bauern nun mit der Getreideernte begannen. Es ist sogar schon ziemlich Gerste gedroschen worden.
Höchsttemperaturen: morgens 20°, mittags 29°, abends 22°
Tiefsttemperaturen: morgens 9°, mittags 16°, abends 12°.»
Am frühzeitigen Abstossen von Vieh sieht man, wie wichtig dem Bauern eine quantitativ ausreichende Heuernte ist, wenn er den Winter bezüglich Dürrfutter ohne teure Zukäufe überstehen will bzw. muss.
Quellen
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1962 - S. 8-9. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1962].
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