Donnerstag, 17. Mai 2007

Alte Monatsnamen

Wissen Sie, welcher Monat mit dem Heumonat gemeint ist? Nein? Dann können Sie sich damit trösten, dass es offenbar bereits vor bald 300 Jahren zuweilen Zweifel gab, was althergebrachte Monatsnamen bedeuten - und wie die neueren Pendants lauten.

Bluntschlis Memorabilia Tigurina von 1711, ein Lexikon über die Stadt und den Kanton Zürich, das bis 1870 etliche weitere Auflagen erlebte, bringt jedenfalls im Artikel über die Fischenzen (d.h. Fischereirechte an einem bestimmten Gewässerabschnitt) folgende, hier fett gedruckte Liste, die ich um Erkenntnisse weiterer Lexika angereichert habe:

Jenner - Januar

Der Wahrig, ein weniger bekanntes Pendant zum Duden, kennt lediglich die Schreibweise «Jänner» und nennt sie «österreichisch». Das Wort stamme aus dem frühmittelhochdeutschen «Jenner» und das wiederum aus dem lateinischen «Ianuarius», nach Ianus, dem Gott des Jahresanfangs. (Wahrig, S. 696)

Im Zedler (dem grössten deutschsprachigen Lexikon des 18. Jahrhunderts; vgl. dazu WeiachBlog vom 8. November 2005) findet man u.a. folgende Erklärung:

«Ianuarius, der Name desjenigen Monaths, mit welchem jetzo fast durchgehends das Jahr angefangen wird.» Und weiter unten: «Das Wort wird von dem Heydnischen Gott Iano hergeleitet, dem auch der erste Tag desselben heilig war, weil Ianus zugleich in die zukünfftige und in die vergangene Zeit sahe, oder von Ianua, weil dieser Monath gleichsam eine Thüre des Jahres sey.» (Zedler, Bd. 14, Sp. 215)

Hornung - Februar

«Hornung» (oder auch «Horner» genannt) ist nach dem Wahrig eine alte Bezeichnung für «Februar», althochdeutsch «hornunc», eigentlich: Bastard, im Winter Gezeugter (und deswegen zu kurz Gekommener); Das Wort gehöre zum germanischen «hurna-»: Horn, Spitze, Ecke (Wahrig, S. 659).

Zum Februar steht da, er sei der Reinigungsmonat, aus februare (d.h. reinigen), denn gegen Ende des letzten Monats im römischen Jahr hätten Sühneopfer stattgefunden (Wahrig, S. 461).

Im Zedler findet man eine ganz ähnliche Beschreibung: «Februarius, war bey denen Römern Anfangs der letzte, nachgehends aber der andere Monath im Jahr und hat seinen Namen â februis, siue purgaminibus, welches Schwefel, Hartz und Pech war, womit man räuchern und sich reinigen muste, wenn man opffern wollte. Es ward aber in diesem Monath die ganzte Stadt auf solche Art gereiniget, und man that eben dergleichen bey denen Gräbern, und opfferte vor die verstorbenen, dass sie fein sanfft ruhen sollten.»

Später folgt auch eine Erklärung des deutschen Namens: «Bey denen Teutschen heist er Hornung von Horn, weil die Hirsche in diesem Monathe die Geweihe abwerffen. Er heist auch Reben-Monath, weil in selbigem die Wein-Reben beschnitten werden;» (Band 9, Sp. 393f.)

Mertz - März

Gemäss Wahrig ist heute noch das Wort «ausmerzen» bekannt. Es stehe u.a. für das Aussondern von Schafen, die zur Zucht untauglich sind, ein Vorgang, der im Frühling durchgeführt werde, weshalb man den «Mertz» auch Frühlingsmonat nannte. (Begriff «Merzvieh», S. 867)

Der heute gebräuchliche Name März kommt ebenfalls laut Wahrig von althochdeutsch «marzeo, merzo» und das wiederum aus lat. «martius», eigentlich: «dem röm. Kriegsgott Mars heilig».

Im Zedler wird unter dem Stichwort Mertz, Martius erwähnt, dass «die alten Römer vor Julio Cäsare ihr Jahr» damit angefangen hätten. Am ersten März hätten gemäss Ovid die Männer ihren Weibern Geschenke geschickt, weshalb «nach dem ersten Jenner der erste Mertz der allersolenneste war. Er soll den Nahmen von Mars, der vor des Romuli als Erbauers der Stadt Rom Vater gehalten wurde, haben.»

Der März sei auch der Monat der Tag- und Nachtgleiche, in dem die «ganzte Natur fängt an gleichsam erneuret und lebhafft zu werden, weil die Pori, oder so zu reden, die Schweiß-Löcher der Erden sich aufthun, und die Feuchtigkeiten dem Wachsthum derer Bäume und Kräuter zu gute in die Höhe gezogen werden. In welcher Absicht er vermuthlich von Kayser Carl dem Grossen, der Lentzen- oder Gläntz-Monat genennet; Von denen alten Deutschen aber der Mertz [...] genannt wird, weil nach jener Benennung das Feld nun allgemach wiederum zu gläntzen, das ist, zu grünen; nach dieser aber die Tage-Länge, und damit zugleich die Lieblichkeit des Wetters sich zu mehren anfängt. Ingleichen so wurde er auch in der alten Deutschen Sprache der Lentzen-Monath oder Lenis Mensis wegen der armen Lufft genennet. Wie ihn denn die Holländer noch den Lente Maand heissen.» Dann folgen noch etliche Bauernregeln zu diesem Monat. (Bd. 20, Sp. 1044f)

Aprel - April

Das althochdeutsche «Abrello», das nach Wahrig aus lat. «Aprilis» und dieses vielleicht aus «aperire» (d.h. öffnen) abgeleitet ist, stehe für den «Monat, in dem sich die Erde neuer Fruchtbarkeit öffnet». (S. 188)

Im Zedler wird unter anderem der römische Schriftsteller Varro erwähnt. Nach ihm soll der April «seinen Namen von ab aperiendo haben, weil sich die Erde in selbigem aufthäte, den Samen annähme und denen Thieren Kraut und Graß zu Essen reichte.» Und weiter: «Carolus Magnus hieß ihn den Oster-Monath; welches Fest gemeiniglich in demselben fället. Die Holländer heissen ihn Graas-Mand.» (Bd. 2, Sp. 970)

Mey - Mai

Der aktuelle Monat Mai stammt dem Namen nach laut Wahrig aus althochdeutsch «meio», das aus dem lateinischen «Maius» nach «Jupiter Maius», dem «Wachstum bringenden Jupiter» abgeleitet sei. (S. 843)

Der Zedler bringt ausführliche Erklärungen: der fünfte Monat im Jahr sei «wegen seiner vielen Annehmlichkeiten der berühmteste und beliebteste unter allen. Einige wollen den Ursprung seines Nahmens von der Majestät, oder von dem deutschen Wort May, welches einen grünenden Baum oder Zweig bedeutet, herführen, weil sich die Herrlichkeit des Schöpffers kaum in einigem Monath so majestätisch, als in diesem, offenbahret, da alles in Feldern und Wäldern grünet und blühet, da Wiesen und Gärten mit mancherley schönen lebendigen Blumen schattiret, einen lieblichen Geruch von sich geben, und Menschen und Thiere der angenehmen Zeit sich erfreuen, als weswegen ihn auch Kayser Carl der Grosse, welcher allen Monathen deutsche Nahmen beygeleget, den Wunne- oder Wonne-Monath genennet. Wegen der um diese Zeit einfallenden Rosen-Blüthe, heissen ihn auch einige den Rosen-Monath.»

Und weiter wird zum Namen ausgeführt: «Den lateinischen Namen leiten etliche, wie bereits beym Junius gedacht, von denen Majoribus, oder denen alten gelehrten und erfahrnen Leuten, die das Regiment führten, oder von dem Gott Majus unter welchem Nahmen die alten Einwohner von Tusculo den Jupiter verehret haben sollen, oder endlich auch von der Maja, einer Heydnischen Göttin der Erden und Mutter des Mercurs her...»

Es folgen etliche Bauernregeln und Betrachtungen zur Pflege der landwirtschaftlichen Kulturen der damaligen Zeit und dann zum Schluss unvermittelt wieder ein römisches Einsprengsel: «Sonst stunden auch die alten Römer ehemahls in der Meinung, daß dieser Monath der Liebe nachtheilig sey, dahero sie in demselben keine Hochzeit machten, und dieses Sprichwort hatten: malum est mense nubere Majo.» Die Ursache für diesen Glauben wird u.a. wie folgt erklärt: «Nun war aber der Mertz der Venus, der Junius aber der Juno geeignet, welche man beyde für Patroninnen des Ehestandes hielt.» (Bd. 19, Sp. 2309ff)

Fazit: Wer im Mai heirate, der habe gleich beide Göttinnen vor den Kopf gestossen. Den Alemannen war das wohl herzlich egal. Und den heutigen ebenso, wenn man sich die Anzahl im Mai abgehaltener Hochzeiten vor Augen hält.

Brachmonat - Juni

Blättern wir im Wahrig, so wird unter «Brachmonat, Brachmond» auf «Brachet» verwiesen. Dort steht, das sei ein alter Name für «Juni [da in ihm bei der Dreifelderwirtschaft das Brachfeld bearbeitet wurde; -> Brache]».

Was ist das, eine Brache? Kurz: ein gepflügter, unbebauter Acker. Synonyme dazu sind: Brachfeld, Brachflur, Brachland. Unter Brache verstehe man aber auch «Zustand des Unbebautseins, Anbauphase». Das Wort leite sich ab aus althochdeutsch «brahha», d.h «Umbrechung des Bodens im Juni». (Wahrig, S. 292)

Zum lateinischen Namen Juni wird erklärt, dieser sei aus dem Genitiv Iunii von lat. Iunius, dem Namen des der röm. Göttin Juno geweihten Monats entstanden. (Wahrig, S. 702)

Im Zedler lautet die Erklärung etwas ausführlicher, aber sonst ähnlich: «Junius, der Monath, soll, wie einige vorgeben, von dem Junio Bruto, als er die Tarquinier aus Rom vertrieben, und zu dieser Zeit auf dem Berge Caelio der Göttin Carnae ein Opffer gebracht, den Namen bekommen haben. Andere hingegen führen ihn von der Göttin Juno, und noch andere von denen Junioribus her, oder von der Göttin der Jugend, Hebe, oder auch von der zwischen Romulo und dem Sabiner, Tito Tatio, gemachten Vereinigung, a jungendo. Jo. Goropius Becanus will ihn vom Worte gunnen oder gönnen herleiten, weil uns die Natur um diese Zeit allerhand Ergötzlichkeiten vergönnet.»

Und weiter zum deutschen Namen: «Carolus M. nennete ihn den Brach-Monath, weil um diese Zeit der Acker, so geruhet, aufs neue gebrachet oder gebrochen wird.» (Zedler, Bd. 14, Sp. 1633)

Heumonat - Juli

Der Heumonat oder Heumond, ist die alte Bezeichnung für den Juli (Wahrig, S. 633). Wie man die deutsche Bezeichnung zu verstehen hat ist klar. Die heute gebräuchliche lateinische Monatsbezeichnung soll aus dem Genitiv Iulii von Iulius, dem Julius Cäsar (100-44 v. Chr.) geweihter Monat, abgeleitet sein. (Wahrig, S. 701)

Was sagt der Zedler zum Juli? Unter anderem das: «Julius, der Monath, hat seine Benennung von Julio Cesare. Denn als derselbe den 25. Jan. in dem 700. Jahre nach Erbauung der Stadt Rom aus Spanien zurück kam, und seinen triumphirenden Einzug in Rom hielt, wuste ihm der Rath keine grössere Ehre zu erweisen, als daß er den Monath Quinctilis, darine Julius Caesar geboren worden, nach seinem Namen heissen ließ. Kayser Carl der Große nennte ihn den Heu-Monath, weil man um diese Zeit mit dem Heu-machen beschäfftiget ist. Bey denen Römern war er dem Schutz des Jupiters übergeben.» (Zedler, Bd. 14, Sp. 1588)

Augstmonat - August

Nach dem Wahrig geht die Bezeichnung als Ehrennamen Augustus, d.h. «der Erhabene, Ehrwürdige», auf den Kaiser Oktavian zurück. Augustus sei von lateinisch «augere», d.h. «vermehren» abgeleitet. (Wahrig, S. 211)

Im Zedler wird der Sachverhalt ähnlich erklärt: «Augustus, der August-Monath, hieß Anfangs bey denen Römern Sextilis, weil er von dem Martio an der 6. Monath war. Weil aber Augustus in selbigem zum erstenmal Römischer Bürgermeister geworden, 3 ansehnliche Siege erhalten, Egypten bezwungen, und den bürgerlichen Krieg zu Ende gebracht hatte, so wurde er ihm zu Ehren Augustus genennet. [...] Es ist daraus in denen alten Documenten bisweilen Augst gemacht worden. Carl der Grosse hat ihm den Namen Erndte-Monath beygelegt.» (Zedler, Bd. 2, Sp. 2188)

Herbstmonat - September

Unter der deutschen Bezeichnung verweist Wahrig, S. 622 lediglich auf das Stichwort September. Dort wird erklärt, es stamme von lat. «mensis september», d.h. «der siebente» Monat des mit dem März beginnenden altrömischen Jahres. (Wahrig, S. 1150)

Wie immer ausführlicher, der Zedler: «September, oder Herbst-Monat, Frantz. Septembre, ist der neunte Monat des Jahrs, in welchem der Herbst seinen Anfang nimmt, wenn um den drey und zwantzigsten Tag desselben, die Sonne in die Waage tritt, und hat seinen Nahmen von der Zahl, weil er bey den Römern, welche das Jahr mit dem Mertz angefangen, der 7te in der Ordnung gewesen. Er hatt schon zu des Romulus Zeiten 30 Tage; Numa aber that 2 davon, welche Cäsar wiederum hinzu setzte. Man wolte ihn nach dem Kayser Tiberius, Tiberium, und nach dem Antonius Pius, Antoninum nennen, sie waren aber damit beyde keineswegs zufrieden. Einige haben ihn zwar von dem Kayser Commodus Herculeum, von dem Kayser Tacitus Tacitum, und von dem Domitianus Germanicum tituliret, es sind aber diese Benennungen bald wieder verschwunden. [...] Kayser Carl der Grosse hat ihm den Nahmen Wittmonat beygeleget [...] weil auf Egidii, als am ersten September, der Hirsch gemeiniglich in die Brunft tritt; jetzt heißt er, wie schon gedacht der Herbst-Monat, weil sich der Herbst darinnen anfängt, und die Sonne die andre Tag- und Nacht Gleiche, aequi-noctium auctumnale, macht da die Nächte zu, die Tage hingegen abnehmen, bis an den winterlichen Sonnenstand, oder das solstitium brumale. Im Holländischen heißt er Heerfstmaan, und von andern wird er der Gerst- oder Spelt-Monat genennet.» (Zedler, Bd. 37, Sp. 265-277)

Anschliessend folgen unter dem Stichwort September seitenweise Betrachtungen aus Landwirtschaft, Verwaltung, Medizin und noch etlichen Wissensgebieten mehr, darüber, was man in diesem Monat besser lassen und was anpacken solle. Lesenswert, weil es interessante Einblicke in die damalige Welt des Wirtschaftens gibt: Suche nach Stichwort September.

Weinmonat - Oktober

Analog zum September zählen die Römer nun bis auf Zehn, bis zum Dezember. Oktober kommt von mensis octavus, dem achten Monat des altrömischen im März beginnenden Kalenderjahrs (Wahrig, S. 939). Zum Weinmonat wird auf S. 1385 lediglich das lateinische Pendant angegeben, sonst nichts.

Blättern wir also wieder einmal im Zedler, der sich (wie schon über den September) über 5 Seiten hinweg zum Oktober auslässt, und zwar unter dem Buchstaben W (Bd. 54, Sp. 864-874):

«Wein-Monat, October, Latein. October, Frantz. Octobre, ist der zehende Monat vom Jenner, und der achte vom Mertz an gerechnet, daher er auch im Lateinischen seinen Nahmen October bekommen, immassen die Römer unter Romulo, da das Jahr nur zehen Monate hatte, mit dem Mertz-Monate ihre Jahre angefangen; nach diesem aber ward er bey ihnen, wie er es auch noch bey uns ist, der zehende Monat. Kayser Carl, der Grosse, hat ihn den Wein-Monat, Wynmonet, genennet, weil die Weinlese in demselben einfället. In alten Urkunden findet man ihn Erst-Herbst, weil er der erste Herbst-Monat ist, auch Winse oder Wintze-Monat von den Wintzern benahmet. [...] Der tyrannische Kayser Domitian hat ihn eine Zeitlang, weil er in selbigem gebohren worden war, nach seinem Nahmen Domitianum benennet, nachdem er aber ermordet worden, hat kein Kayser mehr begehret, daß man einen Monat nach seinem Nahmen nennen solte; weil sie es für ein unglückliches Zeichen oder Vorbedeutung gehalten; oder vielmehr weil man auf alle Weise gesuchet, das Gedächtnis dieses Tyrannen auszurotten, so hat dieser Monat alsbald nach des gedachten Kaysers Tode seinen vorigen Nahmen October oder der achte Monat wieder bekommen.»

Auch hier folgen wieder seitenweise Ausführungen zum Thema Landwirtschaft und anderen Künsten, sofern deren Verrichtungen den Monat Oktober betreffen. Auch diese wieder sehr lesenwert. (URL vgl. September)

Wintermonat - November

Im Zedler, Bd. 57, Sp. 991, wird unter dem Stichwort Winter-Monat auf «November, im XXIV Bande, p. 1517; ingleichen Monat (Winter-) im XXI Bande, p. 1031» verwiesen.

«November, ist der eilffte Monat in unserem Jahre, welcher aus 30 Tagen bestehet, und an dessen 22. Tage die Sonne gemeiniglich in das Zeichen des Schützen eintritt. Bey den Römern aber, welche das Jahr von dem Mertz anfiengen, war er der 9te Monat, und hatte daher den Namen. Zu des Romuli Zeiten enthielt er 30 Tage, Numa aber nahm einen davon, welchen Cäsar wiederum hinzu setzte. Von den Schmeichlern des Kaysers Commodi, der zu dieser Zeit togam virilem empfangen, und nebst seinem Vater als Kayser begrüsset worden, war er exuperatorius genennet. Die Deutschen heissen ihn gemeiniglich den Winter-Monat, nicht zwar, als ob sich der Winter in selbigem ansahe, sondern weil zu Ende desselben das Feld schon gantz winterhafftig aussiehet; Kayser Carl der grosse aber soll, wie Aventinus berichtet, den Wind-Monat genennet haben, weil sich um diese Zeit ordentlich starcke Winde zu erheben pflegen. Von etlichen wird er auch der Wolffs-Monat benamet, dessen Ursach aber nirgend zu finden.»

Auch hier folgen wieder mehrere Seiten über die Verrichtungen in Haus und Feld zur Zeit des Novembers (vgl. September und Oktober oben).

Wikipedia verweist die Bezeichnung Wolfsmonat übrigens auf den Januar und gibt eine Erklärung: «In Osteuropa wurde der Januar früher auch Wolfsmonat genannt, da in dieser Zeit die Wölfe ihre Ranzzeit haben und leichter zu jagen waren.»

Der Wahrig gibt eine ganz andere Erklärung! Ein Wintermonat sei ein «Monat des Winter, Dezember, Januar, Februar; Ggs Sommermonat» (vgl. S. 1401). Und unter «Windmonat» steht, das sei ein alter Name für Oktober bzw. November. Und fügt als weitere Erklärung an, der Name sei volksetymologisch aus «Weinmonat» entstanden, ursprünglich von lateinisch vinum = Wein, d.h. vinmonat (Wahrig, S. 1400).

Christmonat - Dezember

So, und nun noch den letzten Monat nach heutiger Zählung. Nach Wahrig (S. 319) ist der Christmonat der Dezember und wird auch Weihnachtsmonat genannt. Auf S. 346 wird der lateinische Name Dezember analog dem erklärt, was schon oben unter September bis November gesagt wurde.

Zum Zedler: Da der Artikel über den Dezember schon in einem frühen Stadium der Lexikonredaktion, im Bd. 7 von über 50, abgedruckt ist, beschränkt sich der Umfang auf wenige Zeilen und macht keine Ausführungen zu landwirtschaftlichen Verrichtungen über mehrere Seiten hinweg, so wie für die Monate September bis November. Aber auch hier findet man Amüsantes:

«December, einen von denen 12 Monathen des Jahr, war ehemals der Göttin Vestae wie auch dem Saturno gewidmet, und hat den Namen daher bekommen, weil er nach der ersten Römischen Jahrs-Rechnung der zehnte Monath gewesen. Dieser Monath wurde bey ihnen fast mit nichts als Lustbarkeiten und Schmaussen zugebracht. Man durffte, welches in keinem andern Monathe erlaubt war, im Brete spielen. [...] Von etligen Schmeichlern des Kaysers Commodi wurde er Amazonius genenet, weil sich dessen Concubine Martia stets als eine Amazonin abschildern ließ. [...] die Teutschen aber haben ihn [den Dezember] auf Befehl Caroli M. den Heiligen, und nachgehends en Christ-Monath benamet, weil in selbigem das Gedächtniß der Geburt Christi gefeyert wird.» (Zedler, Bd. 7, Sp. 305)

Die Monate der Deutschen, nach Zedler

Im Zedler gibt es übrigens auch einen Übersichtsartikel zu den Monaten, welche all die Bezüge auf Kaiser Karl den Grossen erklärt:

«Monate der Deutschen, werden heutiges Tages gemeiniglich mit den von den Römern eingeführten Namen benennet. Jedennoch haben die Monate bey den alten Deutschen ihre eigene Namen gehabt, welche auch zum Theil noch jetzo üblich sind. Selbige sind, wie sie Aventinus und Lehmann Chr. Spirens. Lib. II. c. 45 aus dem Eginhard Vita Carol. M. anführen, folgende, und haben mit den Römischen diese Vergleichung:

1. Winter-Monat, Januarius.
2. Hornung, Februarius.
3. Lentz-Monat.
4. Oster-Monat, Blumen-Monath, Aprilis.
5. Wunne-Monat, Majus.
6. Brach-Monat, Junius.
7. Heu-Monat, Julius.
8. Ernd-Monat, Aran-Monat, Augustus.
9. Herbst-Monat, Weyde-Monat, September.
10. Wein-Monat, Wintru-Monat, October.
11. Wind-Monat, November.
12. Heiligen-Monat, Christ-Monat, December.

Diese angeführte Namen soll Kayser Carl der Grosse nach dem Zeugnisse des Eginhards zuerst erfunden haben.
» (Zedler, Bd. 21, Sp. 1036)

Wofür dieser Karl der Grosse alles herhalten muss. Und dann behaupten die Vertreter der Phantomzeit-Theorie auch noch, er sei bloss Karl der Fiktive. Er selber, seine Taten und die Ereignisse in den Jahrhunderten um ihn herum, das sei alles bloss erfunden.

Die Monatsnamen hingegen gibt's unbestrittenermassen - und nur bezüglich der Zuordnung des Wintermonats sind sich der Zedler und Bluntschlis Memorabilia nicht einig.

Was das mit Weiach zu tun hat? Nun, die alten Namen (und zwar die nach Bluntschli) waren in bäuerlicher Umgebung noch bis in die 1960er-Jahre hinein im aktiven Wortschatz vertreten.

Auch Walter Zollinger spricht in seinen Jahreschroniken über die Gemeinde Weiach (die 1952 bis 1967 betreffen) zuweilen vom Horner, wenn er den Februar meint.

Quellen
  • Bluntschli, J.H.: Memorabilia Tigurina, oder Merckwürdigkeiten Der Stadt und Landschafft Zürich ... Samt einem Geschlechter-, Burgerlichen Dienst- und Aemter-Büchlein. Zweite Ausgabe, Zürich 1711.
  • Zedler, Grosses Universallexikon, Leipzig 1732-1754.
  • Wahrig, G.: Deutsches Wörterbuch. 7. Auflage; Gütersloh/München 2001.
[Veröffentlicht am 30.5.2007]

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich bin per Zufall auf dieser Seite gelandet, weil ich die Herkunft des Monatsnamens 'Hornung' suchte.
Ich bin von der Qualität und der Aktualität positiv überrascht und beeindruckt.Der 'WeiachBlog' ist in vorbildlicher Art und Weise interessant und schön gemacht.