Unter dem unspektakulären Titel «Fussgängerstreifen» teilt der Gemeinderat im neuesten Gmeindsblettli (Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Mai 2013, S. 5) nichts weniger als eine kleine Revolution mit:
«Aufgrund der Begehung der Stadlerstrasse mit Vertretern der kantonalen Bau- und Volkswirtschaftsdirektion sowie der Kantonspolizei beantragt der Gemeinderat die Planung und Erstellung eines Fussgängerstreifens mit Anpassung der bestehenden „Mittelinsel“ bei der Postautohaltestelle Gemeindehaus. Nach Aussage der kantonalen Amtsstellen können die Kosten für die Nachrüstung aufgrund von veränderten internen Vorschriften durch den Kanton übernommen werden. Die bauliche Ausführung ist im kommenden Jahr vorgesehen».
Die zebrastreifenlose Ära, die mit dem Beginn der Sanierung der Stadlerstrasse 2009 angebrochen war, geht also nach rund fünf Jahren zu Ende. Und warum? Weil einige Weiacherinnen und Weiacher hartnäckig und immer wieder einen solchen Streifen gefordert haben. Mit der Begründung, nur so seien die Schulkinder sicher.
Experten finden: es braucht keine Fussgängerstreifen
Wie man dem Beitrag «Zebrastreifen braucht es hier nicht» (WeiachBlog, 22. Januar 2010) entnehmen kann, waren 2009 die Experten des Kantons und der Unfallverhütungsstellen der Meinung, ein Zebrastreifen wirke sich nachgerade kontraproduktiv aus, er gaukle nämlich falsche Sicherheit vor. Der damalige Gemeindepräsident von Weiach glaubte, die Leute würden sich dann schon an die neue Situation gewöhnen.
Da hatte er aber den langen Schnauf einiger Eltern nicht auf der Rechnung. Schon 2009 wurden rund 80 Unterschriften für einen Zebrastreifen bei der Schule gesammelt. Und am 6. Mai 2010 setzte der Tages-Anzeiger Unterland den Titel «Weiacher kämpfen weiter für Zebrastreifen» über einen Artikel zum Thema. Spätestens da war klar, dass dieses Thema nicht so schnell vom Tisch sein würde.
Als der Tages-Anzeiger in der Regionalausgabe «Zürichsee rechtes Ufer» am 30. Dezember 2010 den Beitrag «Der Tüftler und sein Mittel gegen den Tod auf dem Zebrastreifen» veröffentlichte, haute ein Kommentarschreiber der sich «Peter Casutt» nennt, folgende Zeilen in die Tasten:
«Und der gleiche Kanton hebt nun klammheimlich Ein Fussgängerstreifen nach dem Anderen im Norden des Kantons auf (Neerach, Stadel, Weiach) mit der fadenscheinigen Begründung, dass Fussgängerstreifen eh nichts bringen und die Fussgänger gefälligst besser aufpassen sollen. JEKAMI beim Kanton, Jeder Beamte ein kleiner König!»
Das war nur einer von vielen für die Experten und den Kanton nicht sehr schmeichelhaften Kommentaren.
Forderung nach einem Zebra nicht umzubringen
In Weiach war das längst nicht das Ende der Geschichte. Das sah man auf der Website des FORUM Weiach und im Herbst letzten Jahres auch wieder in den Medien.
Da setzte nämlich der Zürcher Unterländer am 29. September 2012 einen Artikel zu einem Informationsabend der Gemeinde Weiach ins Blatt - daneben einen Kasten mit dem Titel «Zu viele Lastwagen im Dorf!» Und siehe da, die Forderung ist quicklebendig:
«Ein Weiacher forderte am Informationsabend einen Fussgängerstreifen über die Stadlerstrasse. Viele Lastwagen würden durchs Dorf fahren und das Überqueren der Strasse gefährlich machen. Stadel habe auch neue Zebrastreifen erhalten. Gemeindepräsident Paul Willi informierte den Bewohner, dass die Kantonspolizei einen möglichen Fussgängerübergang geprüft und verworfen habe. Die Kantonspolizei hätte argumentiert, dass so auch die Fussgänger in die Verantwortung genommen würden. Würden alle Verkehrsteilnehmer Vorsicht walten lassen, gäbe es weniger Unfälle.»
Ein paar Monate später ist alles ganz anders. Der Gemeinderat selber beantragt beim Kanton einen Fussgängerstreifen unter Einbezug des Designelementes Mittelinsel bei der Bushaltestelle. Und offenbar übernimmt der Kanton nun sogar die Rechnung. Wohlverstanden für etwas, was seine Experten jahrelang für unnötig, ja geradezu gefährlich hielten.
Bleibt nur noch die Frage: Was hat den Kanton zum Einlenken bewogen? Gab Stadel den Ausschlag?
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