Sonntag, 24. November 2019

In memoriam Alt-Weiach: Lotti Pfenninger und Trudi Meierhofer

Der Totensonntag ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr, das am 1. Advent beginnt (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenjahr#Das_evangelische_Kirchenjahr), je nach Datum des Weihnachtstages liegt er zwischen dem 20. und 26. November, dieses Jahr am heutigen Tag.

Am Totensonntag gedenken die Reformierten ihrer Verstorbenen, während die Katholiken dies an Allerseelen (2. November) tun. Und Alt-Weiach, also Weiach, wie es noch vor wenigen Jahren war, ist protestantisch. Und zwar zu weit über 50%.

Am Kristallisationspunkt der Moderne

Die beiden Verstorbenen, denen WeiachBlog heute besonders gedenken möchte, haben gemeinsam, dass sie über Jahrzehnte sozusagen an einem Kristallisationspunkt zur heute unübersehbaren Moderne lebten. Moderne heisst in diesem Fall: massive Überbauung der früher landwirtschaftlich geprägten Landschaft. Oder wie es Benedikt Loderer, der Gründer der Architektur-Zeitschrift Hochparterre ausdrücken würde: «Hüsli-Pest».

Wo befindet sich dieser Kristallisationspunkt? Charlotte Pfenniger-Bühler und Gertrud Meierhofer-Albrecht wohnten Tür an Tür in den ältesten beiden Einfamilienhäusern, die seit den 1960er Jahren an einer der früheren Rebstrassen unter der Fasnachtflue stehen (heute Leestrasse genannt.).

Und beide wurden sie über 90 Jahre alt:
15.02.1924 - 25.08.19  Pfenninger Charlotte, Leestr. 23
13.06.1928 - 17.10.19  Meierhofer Gertrud, Leestr. 21


Im Alten verankert und doch Vorboten des Wandels 

Die beiden ersten Einfamilienhäuser an der heutigen Leestrasse sind exemplarische Vorboten der Verstädterung, der Transformation eines Bauerndorfes in eine arbeitsplatztechnisch mehrheitlich auf die Agglomeration Zürich ausgerichtete Siedlung.

Insbesondere die Familie Pfenninger hat in ihrer Geschichte direkt mit der neuen Zeit zu tun gehabt. So war Lotti Pfenningers Ehemann Ernst (gest. 2005) ab 1946 der erste vollamtliche Gemeindeschreiber von Weiach und nach der Gründung der Weiacher Kies AG 1962 deren erster Geschäftsführer. Aus dieser Kiesgrube wurde der Rohstoff für sehr viele Bauvorhaben gezogen. Kurz nach der Betriebsaufnahme beispielsweise die Autobahn A3 (damals noch N3) von Zürich über den südlichen Seerücken ins Gebiet March-Gaster, wofür eigens eine Bahnentladestation samt Förderbandsystem erstellt wurde. Denn die Weiacher Kies AG lieferte ab Beginn ihrer Produktionstätigkeit vor allem per Bahn aus.

Auch die zweite Familie, die an der mittleren Rebstrasse ein neues Domizil bezogen hatte, lebte von Verkehrbeziehungen. Nämlich denen der Post. «Poscht-Trudi», so nannten die Weiacher Getrud Meierhofer über Jahrzehnte hinweg, denn sie war als Ehefrau des letzten Posthalters aus der Familie der Meierhofer von der Alten Post sozusagen die administrative Zentrale der Weiacher Post, die bis Ende 1991 an der Stadlerstrasse 17 domiziliert war. Trudis Ehemann Walter war im Herzen eigentlich Bauer, aber da sein Bruder den Landwirtschaftsbetrieb übernommen hatte, wurde er eben Posthalter. Vgl. dazu Zürcher Unterländer v. 9. August 1996 und WeiachTweet Nr. 2526 vom 2. November 2019:

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