«Skepsis gegenüber Südländern und der Motorisierung» lautet der Titel des Artikels Weiacher Geschichte(n) Nr. 113. Er beschreibt Weiach vor 50 Jahren und bringt Ausschnitte aus der Jahreschronik 1959 von Walter Zollinger. Sie finden ihn auf eSnips.com oder Scribd.com.
Die Begrenzung der Seitenzahl auf maximal acht Seiten zwingt den Redaktor für die Printausgabe zu Kürzungen am Originaltext. Deshalb finden Sie auf WeiachBlog - wie in WG(n) 113 angekündigt - den vollständigen Wortlaut von Walter Zollingers Wetterchronik 1959:
«Der Januar begann mit Temperaturen über 0° und leichten Regenfällen; der 4.1. brachte dann endlich winterliches Wetter, Schneegestöber, 20 cm tief Neuschnee, - 2°C. Aber leider setzte schon ab 6.1. wieder Regen ein, wodurch auf den Strassen ein arges Gepflotsch entstand. Schade! Am Morgen des 10.1. aber leuchtete alles wieder prächtig winterlich, ca. 15 cm tiefer Schnee war gefallen, der an den folgenden Tagen sogar noch Zustupf erhielt, in der Nach vom 14./15. aber durch einen stürmischen Föhneinbruch wieder weggefegt wurde. Solches wiederholte sich während der zweiten Hälfte des Monats noch etlichemal, indem kalttrockenes Wetter immer wieder von hereinbrechendem Sudelwetter abgelöst wurde. Die Temperaturen des Januar hielten sich meist so zwischen -4° und +5°C; einmal am 17.1. war es am Morgen -10°C und ein andermal, am 21.1., dafür am frühen Abend +8°.
Der Februar brachte in den ersten 5 Tagen gleich etwas Oberwind mit Kältegraden bis zu -5°C und starkem Reif. Nachher folgten ca. 10 Tage mit einer Hochnebeldecke. Ab 16.2. herrschte am Morgen meist Nebel, während die Nachmittage sonnig wurden; Nachmittagstemperaturen +4 bis +8°C.
Der 1. und 2. März schienen bereits "Frühlingsallüren" zu haben: +10° und +13°C an den beiden Nachmittagen und recht sonnig dazu. Dann aber eine Woche lang bedeckt mit zeitweise leichten Regenfällen am spätern Nachmittag. Ueberhaupt brachte der Monat März, auch in den beiden letzten Dritteln seines Daseins, sehr wechselvolles, unbeständiges Wetter; vorm. meist neblig oder stark bewölkt, nachm. hie und da leicht aufhellend bis sonnig, in den Nächten oftmals wieder Regenfall. Höchsttemperaturen am 21. und 24.3. nachm. je 17°.
Der April schenkt uns gleich anfangs eine Woche mit schönen Tagen; wenn auch an den Morgen noch etwas frisch. Dafür sind die Nachmittag warm: 16°, 17°, 19°, 20°. Die Kirschbäume blühen prächtig; hoffentlich gibts keinen allzugefährlichen Kälterückschlag! - Der 7.4. bringt den ersten, "richtigen Aprillentag", stürmisch, trüb, rauh, Regen, dazwischen ein kurzer Sonnenblick und abends 18 1/4 Uhr einen "schaurigen Schauer", beinahe Schnee. Dieses "durchgezogene", wechselvolle Wetter bleibt bis zum 12.4.; jetzt folgen 4 schöne Frühlingstage mit Nachmittagstemperaturen bis zu 20°, vom 16.4. an aber wieder meist bedeckt, hie und da leicht regnerisch und kühl, -2°, -4°, Reif in den Nächten vom 21. bis 24.4. Es hat daher schon allerhand geschadet an den blühenden Steinobstbäumen, wie in den Gärten. Aber es heisst ja nicht umsonst: "Georg und Marks bringen gern Args". Die letzten Tage des Aprils sind teils neblig, teils sogar regnerisch und immer von einem kühlen Wind begleitet. Das ist ungünstiges Wetter für die den Frostnächten entgangenen, späterblühenden Obstsorten, sodass auch für diese keine guten Aussichten mehr bestehen können.
Nun folgt der Wonnemonat Mai; wir werden bald sehen, ob er/s wirklich ist! Am Anfang nämlich verhielt er sich noch recht "frostig": +4°, +7°, 0°, +5°, das waren die Morgen; bis zum Nachmittag stiegen die Temperaturen dann etwas an, so zwischen+8 und 14°. Dazu aber wars trüb bis bedeckt, zweimal etwas Regen. Erst der 5.5. ist bereits ab dem frühen Morgen ein sonniger Tag, nachm. 20° Wärme und so blieben nun auch die folgenden Tage, deren 7; am 9.5. ist's sogar um 26°. Pankraz, Servaz, Bonifaz u. die Sophie mussten jetzt natürlich ihre Macht zeigen; sie taten's aber noch recht gnädig, indem sie sich mit einem Temperatur-Rückfall von nur 6-8° begnügten und etwas Wolken oder Wind schickten. Die Sophie allerdings musste wenigstens in der Nacht vom 14./15. regnen lassen.
Die ersten Fuder Heu fahren heim! Vom 17.-21.5. lauter sonnige Tage, bis 26°C, dann zwei trübere, vom 22.-29. aber richtige Heuertage, wohl hie und da mit einigen Wetterwolken drohend u. damit die Bauern zur Eile treibend. Vor allem die zwei letzten Maitage trieben es in dieser Beziehung gar arg. Es kam am 30.5. schon bald nach Mittag zu einem Gewitterregen, sodass man nur halbbeladene Heuwagen heimrennen sah. Auch wird's merklich kühler; wir haben am Sonntag, den 31. Mai, unsere Wohnstube --- geheizt.»
Die ersten 8 Tage des Monats Juni waren schwül, nachm. immer sonnig, morgens manchmal noch etwas dunstig oder leicht bedeckt. Aber der Heuet schreitet tüchtig dem Ende zu; Temperaturen zweimal bis 29°. Der 5. Juni bringt ein erfrischendes Gewitter, aber z. Glück erst abends um 21.30 Uhr; und nun bleibt es etliche Tage lang etwas "blastig". Ueber den Regen in der Nacht vom 7./8. ist man sehr froh. Es folgt nun allerdings wieder eine etwas ungefreute Woche für diejenigen, die noch zu heuen haben; es ist viel bedeckt u. fällt fast jeden Tag oder in der Nacht etwas Regen. Der 13.6. ist sogar ein gänzlicher Regentag. Ab 15.6. bessert's wieder soweit, dass man den Heuet endlich beendigen kann: Ertrag wegen der Frühjahrsfröste nur mittelmässig, Qualität dagegen gut. - Der Rest des Monats bleibt wechselvoll inbezug auf die Witterung, oft düppig, dann gewittrige Schauer, meist Regennächte. Auch in der zweiten Junihälfte Höchsttemperaturen an den Nachmittagen des 17.6. / 20.6. und 28.6 immer 28°C.
Juli: Zu anfang eine halbe Woche richtiges Sommerwetter (abends 20 Uhr manchmal noch 22°). Der 6.7. von mehrmaligen, gewittrigen Schauern durchsetzt, sogar schon am Vormittag. Dann gibt's wieder einige sehr warme Tage, am 10.7. z.B. nachm. bis 35° und abends 21 Uhr noch 26°C. So bleibt es nun fast den ganzen Monat; immer schwül und hie und da eben, wie sich's für den Juli gehört, einige Schauer. Die unangenehmsten Tage sind der 15. und 16.7. mit fast ununterbrochenem Regen. Dafür werden die nachfolgenden bis und mit dem 27. wieder recht sommerlich. Am 27.7. heisst's in meinem Notizheft: "Die Bindemäher rattern den ganzen Tag über". Die 4 letzten Tage des Monats sind dann wieder wechselvoll zwischen "sonnig" und "gewittrige Regen", oft begleitet von etlichem Donnerrollen.
Seit die meisten Bauern nur noch "maschinell ernten", weiss man kaum mehr, wo der Heuet aufhört und wo der Emdet beginnt. Es wird einfach immer irgendwo gemäht und gedörrt, sobald wieder etwas Gras nachgewachsen ist und bis die Getreideernte beginnt, allwo dann eine zeitlang zum Futterdörren die Zeit fehlt.
August: Er zeichnet sich durch ziemlich zahlreiche neblige Morgen aus, auch öfters bedeckte Nachmittage, allerdings ohne Niederschläge. Sonnige Nachmittage notierte ich 14, gewittrige Schauer 5, Regen nur 4mal, fast ausnahmslos über Nacht, Höchsttemperaturen um 29/30° nur 3mal, also ein gar nicht sonderlich guter Erntemonat.- Ein besonderer Tag war der 10. Aug. Frühnachmittags türmen sich von Westen her tiefgraue Wolken auf; ein stürmischer Wind erhebt sich, der oberhalb der Mühle eine Birke knickt und in der Brunngasse drüben sogar einen Nussbaum fällt. Ein heftiger Regenguss folgt, der sich dann aber bald in einen leise fallenden Regen auflöst. In den Zeitungen ist anderntags zu lesen, dass ein orkanartiger Sturm zwischen 15 u. 16 Uhr über das Mittelland, vom Genfer- bis zum Zürichsee, wegfegte, der grossen Schaden angerichtet & sogar 6 oder 7 Todesopfer gefordert habe. Uns hats wohl nur noch einen Ausläufer desselben gepreicht.
Der September beginnt mit zwei "windigen" Wochen; er trocknet den Boden ziemlich stark aus, sodass man um einen milden Regen froh wäre. Aber immer wieder heisst es: "hell, sonnig, luftig". Für die Kartoffelernte allerdings ist dieses Wetter recht günstig. Es fördert auch den Laubfall frühzeitiger, sodass eine Notiz am 15.9. meint: "Es herbstelet gewaltig". Man beginnt sogar schon mit dem Traubenleset, wenigstens die "Direktträger".- Endlich, in der Nacht vom 16./17.9. leichter Regen und tagsüber am 17. nochmals einige Regenschauer. "Das tut gut"! Dann ist's wieder schön bis zum 26.9., da beginnt's abends 19.30 Uhr endlich wieder zu regnen und setzt sich in der folgenden Nacht nochmals fort. Am 30. Sept. meldet mein Tagheft: "Posthalters wümmen die Riesling, wohl seit Jahren noch nie so frühzeitig". Nebel brachte der September nur an 7 Morgen, dafür war's hie und da ordentlich kühl, +3 bis +6° nur.
Gleich am ersten Tag des Oktobers notierte ich: "Man muss bald heizen, wenn die Morgen so weiterfahren". Die Temperaturen sanken zeitweilig bis auf 2 oder 3° hinab. Zum Glück war auch immer Nebel und Hochnebel dabei. Nebel verzeichnete der Oktober überhaupt an 13 Morgen, eine Hochnebeldecke an 7 Tagen, nächtliche Regen 4mal, tagsüber sogar 6mal, wenn auch nur kurz. An 11 Nachmittagen war's prächtig sonnig mit Höchsttemperaturen zwischen 14 und 18°. An zwei Morgen, dem 24.10. und 25.10. fiel das Thermometer wieder bis auf 0° und vom 28. bis zum Monatsende hatten wir nochmals 4 trübe, regnerische Tage.
November: Er lässt sich ordentlich kühl an, sodass wir unsere "Majen" (ca. 80 Stöcke) am 3.11. von den Lauben in den Keller tragen; richtig fällt dann am 5.11. etwas Schnee und die Morgentemperaturen stehn immer gefährlich nahe am Gefrierpunkt. Der November bringt auch viel bedeckten Himmel u. Hochnebel. Um die Mitte herum mehrmals Regen an Abenden und in den Nächten, unfreundliches, frostigfeuchtes Wetter, nachher öftere Morgennebel; am 20. sogar den ganzen Tag und zwar lag er recht tief, während auf dem "Stein" die Sonne schien. Der letzte Tag des Monats war endlich wieder einmal recht sonnig.
Ebenfalls der letzte Monat, der Dezember, fing mit Hochnebel an und brachte an den beiden Abenden des 7. u. 8.12. Regen. Der 9.12. aber wurde dann vom Vormittag an sonnig und hellte gegen abend verdächtig auf, sodass Frost zu erwarten war, was allerdings in dieser Jahreszeit ja nichts zu sagen hätte. Wirklich wars in den nächsten 6 Tagen immer um -1° herum, ab 16.12. sogar bis -5°. Die Wälder, Wiesen und Obstbäume schimmerten allmorgendlich im prächtigsten Rauhreif, da frühmorgens gern etwas Nebel lag. Der 23.12. brachte schon nachts und dann den ganzen Tag über viel Regen, der 26. sogar "Hudel- und Sudelwetter", das sich mit wenigen Unterbrüchen bis zum Sylvestertag hielt. Am 31.12. nachmittags besserte es leicht zu einigen jeweils nur kurzen "Sonnenbesüchlein".»
Erstmals publiziert in: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, April 2009 – S. 11-18.
[Veröffentlicht am 15. April 2009]
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