Sonntag, 3. Dezember 2023

Gemeindeversammlungstermin. Trennung von Kirche und Staat

Die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich war über Jahrhunderte hinweg eine Staatskirche. Religionsidentität und Staatsräson wurden eng miteinander verschränkt gehalten. Behördliche Erlasse wurden von der Kanzel verkündet. Und in Kirchenpflege, Armenpflege und Gemeindepolitik waren Ämterkumulationen eher die Regel als die Ausnahme. Mit der Einwanderung vieler Katholiken ab dem 19. Jahrhundert wurde diese Praxis aufgeweicht und mit der zunehmenden Säkularisierung im 20. Jahrhundert komplett aufgegeben.

Das Ende der Trinität

Bislang war es in Weiach Usus, dass die drei Gemeindeversammlungen von Politischer Gemeinde, Primarschulgemeinde und Evang.-ref. Kirchgemeinde am selben Abend und im selben Saal angesetzt werden (vgl. WeiachBlog Nr. 41Nr. 231 und Nr. 341). Die letzten Reste dieser zumindest terminlichen Kooperation sind nun auch bei uns aufgegeben worden.

Gerade «Budgetgemeinden» haben es besonders schwer gegen viele andere Veranstaltungen, die unbedingt auch noch in die Adventszeit gepackt werden wollen.

Werben um die Nichtamtsträger

Was die Terminplanungsverantwortlichen zur Frage führt: Wann und wo sollen wir die Gemeindeversammlung ansetzen, damit wenigstens eine Handvoll Stimmberechtigte Zeit und Musse finden, um uns gewählten Amtsträgern das nötige Plazet zu geben? 

Antwort der Politischen Gemeinde: «Donnerstag, 7. Dezember 2023, 19.30 Uhr, Gemeindesaal Weiach.» -- Antwort der Kirchgemeinde: «Samstag, 2. Dezember, 16:00 bis 16:30 Uhr. Ort: In der Pfarrscheune, Weiach».

Die Kirchgemeinde konnte da einen kleinen Achtungserfolg verbuchen. Wenige Anwesende – wie zu erwarten – aber einer davon war ein erst dieses Jahr Konfirmierter, sozusagen ein Jungbürger.

Das Religion-Kultur-Kombi

Jede der beiden Organisationen bevorzugt nun also denjenigen Saal, der in ihrem Eigentum steht. Und bei der Kirchenpflege kamen noch zwei Überlegungen dazu, um den Samstag zum Tag der Wahl werden zu lassen. Erstens sei am Samstag weniger los, war von einem Mitglied der Pflege zu erfahren, und zweitens habe man den Anlass auch auf einen der raren Öffnungstermine des Ortsmuseums abgestimmt: Das Museumsfondue, das am selben Abend ab 17 Uhr für Geselligkeit in warmer Stube sorgte (vgl. MGW, Dezember 2023, S. 27 der Online-Ausgabe).

Diese Aussage wird durch die Einladung zur Versammlung schriftlich untermauert: «Anschliessend sind sie [sic!] herzlich zum gemeinsamen Anstossen eingeladen. Vielleicht sieht man sich noch beim Museumsfondue.» (MGW, Dezember 2023, S. 22 der Online-Ausgabe)

Print und Online nicht identisch

Und wenn Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, sich jetzt wundern, warum ich explizit auf die Online-Ausgabe verweise, dann zählen Sie einmal die Seiten Ihres gedruckten Exemplars. Dort fehlen nämlich viele Adventsveranstaltungen der Kirche, ja man könnte fast meinen, sie beschränkten sich auf den Heiligabend. Dieser Lapsus auf der Redaktion des Blattes blieb bei der Kirchgemeinde nicht unbemerkt, was dann auch den unüblich späten Veröffentlichungstermin für die Online-Ausgabe erklärt. 

Literatur und Quelle

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