Montag, 10. Juni 2024

Kommunalfahrzeug als Ausgaben-Trojaner

Was die Gemeindeoberen der Gemeindeversammlung morgen Dienstag verkaufen wollen? Ein trojanisches Pferd? Könnte sein. Denn mit dem Basisgerät (das man offenbar bei der Firma Meili zu beschaffen gedenkt) ist es noch längst nicht getan. 

Die 211'000 Franken, über die der Gemeinderat abstimmen lässt (dass es eigentlich rund 260'000 sind, vgl. WeiachBlog Nr. 2112), sind lediglich der Türöffner, mit dem sich unsere Exekutive in Eigenregie alles genehmigen kann, was sie will. Denn steht dieses Trojanische Pferd erst einmal im Werkhof – hat man also das Basis-Fahrzeug – dann muss man das auch nutzen, oder?

Was das alles beinhaltet, bzw. umfassen könnte? Im Beleuchtenden Bericht (S. 21, datiert auf den 13. Mai 2024) gibt's dazu nur Hinweise. Zum Beispiel den hier: «Hydraulik- und Elektroanschlüsse für Anbaumöglichkeiten von diversen Geräten hinten und vorne (z.B. grosses Laubgebläse für Waldstrassenreinigung, Böschungsmulcher, Astschere, Schneepflug und Salzstreuer)».

Der Wunschzettel

Am 15. Mai gab Gemeinderat Wunderlin gegenüber dem Präsidenten der Rechnungsprüfungskommission Lamprecht bekannt, was man sich bei den «Werkhof-Planern» an Einsatzmöglichkeiten sonst noch so vorstellt:

«[...] eine nicht abschliessende Auflistung mit geplanten Einsatzgebieten für das Kommunalfahrzeug:

  • Unterhalt neues Schwemmholzrückhaltebecken und bestehende Schlammsammler Bäche
  • Strassenunterhalt Forststrassen (Laub freimachen mit Gebläse) Gebläse wurde im Forst Budget 2024 bereits erwähnt
  • Gewässerunterhalt (Entfernen von Holz / Ästen und Mähgut) mit Greiferkran
  • Diverse Aufräumarbeiten mit Greiferkran für z.B. Forst (besonderst nach Sturm)
  • Diverse Transportarbeiten für z.B. Kiestransport für Stassenunterhalt, Schnitzel, Laube, Äste und Holz, Schule, etc.
  • Unterhalt von Strassenrändern und Rückschnitte von Hecken entlang der Strassen mit Seitenmulcher und Astschere  (Mulcher und Astschere wären weitere Anschaffungen für Später)
  • Diverse Hebe-Arbeiten mit Kran welche jetzt von 2-3 Personen durchgeführt werdem müssen / werden (somit entfallen teuere Personenstunden)
  • Des Weiteren besteht die Möglichkeit, das Fahrzeug für den Winterdienst einzusetzen (Salzen und Schneeräumung der Strassen) 

Diese Liste ist nicht abschliessend, weitere Arbeiten und Einsatzmöglichkeiten werden sich auch erst im Betrieb zeigen.»

Es braucht also sogenannte Anbaugeräte. Und die sind natürlich auch nicht gratis. Aber eben doch so günstig, dass der Gemeinderat sie sich dann in Eigenkompetenz am Volk vorbei genehmigen kann, wie es ihn gerade gelüstet (siehe das oben erwähnte Gebläse für den Forstbetrieb).

Eine Frage der Strategie

Dank besagtem Gebläse kann man nun einen der wenigen noch übriggebliebenen Weiacher Landwirte als Auftragnehmer hinauskomplimentieren. Die Tendenz geht eindeutig in die Richtung, das Korps der Werkangestellten aufzustocken und sukzessive von Drittunternehmern wegzukommen.

Also genau das Gegenteil dessen, was etliche andere Gemeinden gerade machen. Uitikon beispielsweise kommt zunehmend davon ab, den Werkhof mit eigenen Maschinen und Personal bestücken zu wollen. Sie kaufen die Dienstleistungen ein, denn – so der dortige Verantwortliche – die Angestellten dieser Firmen hätten wesentlich mehr Erfahrung mit ihren Geräten und seien daher effektiver und schneller. Ausserdem spare er sich damit die Wartungskosten für Kommunalfahrzeug und Anbaugerät.

In Weiach sieht es eher danach aus, dass man bald einmal beim Werkpersonal wird aufstocken wollen. Und das wären dann erneute Fixkosten der besonders teuren Art.

Der Vorfall mit der ungemähten Wiese auf dem Friedhofsareal, grad jüngst bei der Beerdigung von alt Vizepräsident Fritz Baltisser, könnte dem noch Vorschub leisten. Sollte er aber nicht. Im Gegenteil.

Mehr Milizpersonal!

Denn eigentlich braucht es einen intelligenten Mix aus wenigen eigenen Werkhof-Angestellten und vielen anderen, die als Minijobber wie ein Friedhofsgärtner oder (wie Landwirte das nennen) als «Lohnunternehmer» die nötigen Einsätze übernehmen (wie in Uitikon). Die Friedhofswiese ist ja noch eines. Aber man stelle sich den Fall vor, dass in kürzester Zeit Dutzende Zentimeter Schnee fallen. Die Werkhof-Mitarbeiter können sich nicht multiplizieren. Dann braucht man Landwirte mit starken Traktoren und die nötigen bereits vorgängig eingepassten Schneepflüge. Sonst ertrinkt die Gemeinde in den Schneemassen.

Erstaunlicher Stichentscheid pro Gemeinderat

Nur so am Rande sei noch angefügt, dass die RPK das Geschäft Nr. 3 für ein neues Kommunalfahrzeug lediglich in Viererbesetzung beraten hat (ein Mitglied abwesend). Der Präsident war einer der beiden, die der Gemeindeversammlung eine Zurückweisung des Geschäfts empfehlen wollten. Wohl im Sinne einer konzilianten Geste war es dann aber auch der Präsident, der mit seinem Stichentscheid PRO Geschäft Nr. 3 das Zünglein an der Waage spielte. Nur deshalb empfiehlt die RPK offiziell den Verpflichtungskredit zur Annahme.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gem. Sitzung von gestern am 11.6.24 kommt das Fahrzeg nicht auf 211-260 000 sondern alles in allem auf 400 000.- Das finde ich total Unterirdisch. Wie ein Bürger fragte, wer das Gerät dann bediene, wurde ihm quasi das Maul gestopft, was ich unverschämt fand und die Mehrheit auch noch dafür klatschte. Salamitaktik halt.