Montag, 29. Dezember 2014

Dezemberwetter 1964: Verkehrschaos und weisse Weihnachten

Es wird ja zuweilen behauptet, heutige Automobilisten könnten nicht mehr mit Schnee umgehen, weil es im Mittelland so selten welchen gebe. Was impliziert, früher sei alles besser gewesen. Wenn man in Walter Zollingers Jahreschronik 1964 den Eintrag zum Dezemberwetter liest, dann war der Wintereinbruch aber schon vor einem halben Jahrhundert eine nicht von allen gemeisterte Herausforderung:

«Dezember: Schon in den ersten Tagen bricht der Winter ein. Die Temperaturen sinken auf -1°, -3°, dazu bringt der 3.12. gegen mittag schon stürmisches Schneegestöber, sodass die Strassen bald mit einer schlüpfrigen Nasschneeschicht bedeckt sind. Gleich beginnt ein "Verkehrschaos" auf der Strasse oberhalb unseres Hauses; ein PW landet in Meierhofers Runkelhaufen, ein LW bleibt schräg über die Strasse stecken, sodass der Verkehr eine ziemlich lange Zeit blockiert ist, oberhalb dem Mühlerank rutscht ein anderer PW übers Bord hinab. Walter Meierhofer, der Nachbar, muss mit seinem Traktor mehrmals ausrücken, um solche Situationen wieder in Ordnung zu bringen, z. Glück gibts dabei keine Personenschäden!»

Zollinger wohnte am heutigen Müliweg 4, dort, wo die lange Gerade der Stadlerstrasse durchs Dorf den südlichen Dorfausgang von einer leichten S-Kurve abgelöst wird. Der «Mühlerank» muss oberhalb der heutigen Einmündung der im Vergleich zu damals verlängerten Oberdorfstrasse in die Stadlerstrasse anschliesst.

Pfadschlitten im Einsatz

Weiter wird wird ja heute oft geklagt, es gebe keine richtigen Winter mehr und schon gar keine schneereichen. Weisse Weihnachten? Dafür müsse man im Mittelland schon Glück haben. Allerdings lag auch vor 50 Jahren längst nicht jedes Jahr auf Weihnachten hin eine Schneedecke - zumindest nicht in Weiach:

«Das Hudelwetter hält bis in den späten Nachmittag hinein an. Die folgenden Tage, 4.-7.12., sind grau, trüb, leicht regnerisch, sodass der Schnee rasch wieder schwindet. Eine rühmliche Ausnahme macht der 8.12., indem er uns, unter Föhneinfluss, (+5°C), einen sonnigen, klaren Nachmittag schenkt. Dann gehts aber wieder im selben neblig-trüben-unfreundlichen Tramp weiter bis zum 14.12. Am 15., sowie 16. morgens liegt Reif; aber die Nachmittage und Abende sind trocken-angenehm, auch die nachfolgenden paar Tage noch (+2°, +3°). Vom 20. auf den 21. fällt Schnee, die Landschaft sieht "herrlich-winterlich" aus; in der Nacht des 25./26.12. schneit es nochmals ziemlich ergiebig, so haben wir also wieder einmal richtig-weisse Weihnachtstage; der Schneefall wiederholt sich in der letzten Dezemberwoche nochmals am 27. und 29.12., sodass der Pfadschlitten fahren muss. Dazu ist der Himmel begreiflich ständig hochnebel-bedeckt oder stark bewölkt und die letzten Tage des Jahres auch trübe und ordentlich kalt, -8°, -7°, -13° sogar.»

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1964 - S. 7-8. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1964].
[Veröffentlicht am 21. Januar 2015]

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