Donnerstag, 1. Oktober 2020

«So nicht!» – Denkmalpflege verhindert Dreifachverglasung

Bauvorhaben können die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen, wie wir im Falle von Pfr. Brennwald (dem Initiator des Kirchenbaus von 1706 im Bühl) gesehen haben, vgl. WeiachBlog Nr. 1553 v. 25. Juli. Er soll sich wegen den Handwerkern zu Tode geärgert haben.

Wie man den Unterlagen der Denkmalpflege des Kantons Zürich zum Weiacher Pfarrhaus entnehmen kann, ist aber auch das Leben eines heutigen Kirchenpflegers nicht immer einfach.

Die Kirchenpflege will Energie sparen

Daniel Elsener, für die Liegenschaften der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Weiach zuständig, schrieb am 19. Juni 2011 an die Baudirektion:

«Es geht um Sanierungs-/Renovationsplanung für das Pfarrhaus der evangelisch ref. Kirche Weiach. Da der Energieverbrauch der Liegenschaft sehr hoch ist möchte die Kirchenpflege das angehen. Die letzte Pinsel-Renovation liegt zudem über 15 Jahre zurück. Wir haben eine Baukommission eingesetzt und würden gerne von ihnen hören, was wir da überhaupt umsetzen können und dürfen ohne mit der Denkmalpflege in Konflikt zu geraten.»

In Gesprächen mit den beiden ortsansässigen Architekten Peter Stahel und Gregor Trachsel kam die Baukommission zum Schluss, dass eine gesamtenergetische Sanierung bei diesem altehrwürdigen Gebäude wenig Sinn macht, da eine allzu gute Dämmung mehr Schaden als Nutzen stiften würde.

Am 14. März 2012 teilte der Aktuar der Weiacher Kirchenpflege dem zuständigen Bauberater der Denkmalpflege mit, die Baukommission habe sich dazu entschlossen, beim Pfarrhaus vorderhand nur die Fenster zu ersetzen. Bei den Anforderungen an die Fenster spielten «der Kostenfaktor, das äussere Erscheinungsbild, die Funktionalität aber auch der Unterhalt [...] eine entscheidende Rolle.» 

Unterhalt und Reinigung so vieler Fenster und vor allem die regelmässige Auffrischung «von verwitterten Fensterrahmen aus Holz, ist für unsere Gemeinde sehr kostspielig und fällt dem Steuerzahler massiv ins Gewicht.» Aus diesen Gründen wurden «Fenster in der Ausführung Alu/Holz» beantragt. 

Im Herbst 2012 verliess Pfr. Weber, der letzte im Pfarrhaus wohnhafte Seelsorger die Gemeinde. Ab diesem Zeitpunkt stand das Gebäude leer und die energetische Sanierung hatte nicht mehr so hohe Priorität. Im Verlaufe des Jahres 2013 entschied sich die Baukommission, auch gleich die Fenster des nordöstlichen Anbaus des Pfarrhauses zu ersetzen.

So kam es, dass das Baugesuch erst am 27. Mai 2014 bei der Gemeinde eingereicht werden konnte. Einen Monat später lag das Gesuch auch der kantonalen Denkmalpflege vor – und dort war man «not amused». Im Gegenteil.

Ein «Hindernisbrief» durchkreuzt die Pläne

Am 4. August 2014 erliess die Denkmalpflege einen sogenannten «Hindernisbrief», worin mitgeteilt wurde, die Prüfung des Bauvorhabens habe ergeben, «dass diesem aus denkmalpflegerischen Gründen Hindernisse entgegenstehen, die sich nicht mit Auflagen oder Bedingungen beheben lassen.»

Die Beurteilung lautete: «Die neu projektierten Fenster sollen als Holz-Metallfenster mit 3-fach Isolierverglasung ausgeführt werden. Da Holz-Metallfenster bei Schutzobjekten nicht als materialgerecht für das Schutzobjekt angesehen werden und eine 3-fach Isolierverglasung zu enormen Profildicken führt, können die vorgeschlagenen Fenster nicht bewilligt werden. Ein adäquater Ersatz der bestehenden Fenster erfolgt durch Holzfenster mit höchstens 2-fach Isolierverglasung. Die Profile sind dann wiederum von der kantonalen Denkmalpflege bewilligen zu lassen

Damit ruhte das Baugesuch und der Ball lag wieder bei der Bauherrin. Entgegen den klaren Vorgaben hat der von der Kirchgemeinde beauftragte Fensterbauer dann aber im Spätherbst 2014 nur einen von den vier Punkten umgesetzt, die von der Bauberatung der Denkmalpflege zur Bedingung für eine Bewilligung gemacht worden waren.

Renitente Bauherrschaft erbost Beamtin

Entsprechend sauer war die zuständige Bauberaterin dann wohl auch, als sie die von Kirchenpfleger Elsener am 5. Januar 2015 zugeschickten Unterlagen gesichtet hat, wie man ihrem e-mail vom 23. Februar 2015 entnehmen kann (man beachte das Post-it!):


Am 12. Mai 2015 wurden die – nun offensichtlich den Forderungen der Bauberaterin entsprechenden – am 18. April 2015 eingereichten Fensterdetails endlich bewilligt. Wenn auch mit einem deutlichen Hinweis versehen: «Die Ausführung der Bauarbeiten hat im engen Einvernehmen mit der kantonalen Denkmalpflege zu erfolgen

Weitere energietechnische Sanierungen 2020 ausgeführt

Im Verlauf der aktuellen Sanierungsrunde (mit Schwerpunkt auf der Kirche) wurden auch am Pfarrhaus und der Pfarrscheune kleinere Reparaturen und Erneuerungen vorgenommen. So ist eine neue feuersicherere Türe zum Estrich hin eingebaut worden, die gleichzeitig wärmedämmend wirkt. 

Auch der grosse Elektro-Boiler, auf dessen Ersatz man 2015 noch verzichtet hat, wurde dieses Jahr entfernt und durch einen kleinen Wärmepumpenboiler ersetzt. Wie von Architekt Trachsel zu erfahren war, hat der Altmetallhändler, der den ausrangierten Boiler erhielt, beim Abtransport dieses schweren Bauteils mitgeholfen, u.a. indem er mit einem Modell ausgetestet hat, ob man ihn überhaupt die Treppen hinunterbefördern kann, ohne in einer Kurve hängenzubleiben.

Quelle

  • Kantonale Denkmalpflege Zürich. Dossier WEIACH Büelstrasse 17. Ref. Pfarrhaus mit Pfarrscheune. Korrespondenz, Beiträge/Rechnungen, Literatur/Berichte. Vers.Nr. 245, 243. Ab 1981.
  • Telefonisches Gespräch mit Architekt Gregor Trachsel, Weiach vom 1. Oktober 2020.

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