Sonntag, 27. August 2023

Weiacherstrasse oder doch Glattfelderstrasse?

Die Rechts-Links-Kombination zwischen dem Ofenhof (Gemeinde Weiach) und dem Anschluss an die Umfahrung Glattfelden (A50 auf Zweidler Boden) hat es schon länger in sich. Seit Jahrzehnten ist das ein bekannter Unfallschwerpunkt, an dem Fahrzeuglenker die Herrschaft über ihr Automobil verlieren.

Der letzte Grosseinsatz an dieser Stelle musste gestern Samstagabend gefahren werden. In den Worten des Zürcher Unterländers von heute Sonntag, 08:14 Uhr:

«Gemeinsam mit der Kantonspolizei Zürich standen die Feuerwehren Glattfelden-Stadel-Weiach sowie Bülach, eine Patrouille der Stadtpolizei Bülach, Rettungswagen von Schutz & Rettung Zürich und dem Spital Bülach, ein Rettungshelikopter der Alpine Air Ambulance sowie die Staatsanwaltschaft Winterthur-Unterland im Einsatz.»

Zum Zeitpunkt als die Journalistin des Zürcher Unterländer auf den Auslöser gedrückt hat, waren v.a. Fahrzeuge der Feuerwehr Gla-Sta-Wei sowie Ambulanzen vor Ort:

Bildquelle: zuonline.ch, 27.8.2023

An der Grenze gelegen

Die Medienkommunikation zu diesem Unfall mit zwei Verletzten wirft nun doch einige Fragen auf. Die Orientierungstafel rechts neben dem Mast ist eindeutig auf der Glattfelder Seite. Die Gemeindegrenze zieht sich dem Westrand der im Hintergrund sichtbaren Strasse ins Dorf Zweidlen entlang und stösst in etwa dort auf die Hauptstrasse Nr. 7 Basel-Winterthur, wo die Ambulanzfahrzeuge stehen.

Die Bildlegende des Unterländer sagt, die Unfallstelle befinde sich auf Weiacher Gemeindegebiet. Das wäre dann ein Punkt auf der Glattfelderstrasse. Nimmt man sich die Karte mit eingezeichneter Grenze vor, dann müsste sie also links (d.h. westlich) der schwarzen Grenzlinie liegen:

Bildquelle: maps.zh.ch

Geht man jetzt auf die Medienmitteilung der Kantonspolizei, dann ist dort durchgehend von einer Weiacherstrasse die Rede. Und die befindet sich eindeutig und ausschliesslich auf der Glattfelder Seite, rechts (d.h. östlich) der schwarzen Grenzlinie. 

Auf welchem Territorium hat es geknallt?

Bei der Beantwortung der Frage, ob die Unfallstelle tatsächlich auf Weiacher Gebiet ist (wie vom ZU behauptet), kann nur das der Medienmitteilung beigefügte Bild helfen, auf dem der Unfallfotodienst bei der Arbeit abgebildet ist. 

Bildquelle: kapo.zh.ch

Haifischzähne, Tafel und Zaunbogen

Der auf der Fahrbahn der Hauptstrasse stehende Polizist, der Bilder von der Endlage der Unfallfahrzeuge schiesst, befindet sich ziemlich exakt auf der Gemeindegrenze, mit Blickrichtung A50. Im Hintergrund ist die Orientierungstafel zu sehen, auf der die Verzweigung angekündigt wird (vgl. das Bild der ZU-Journalistin). 

Am rechten Bildrand sind ganz knapp noch die Haifischzähne (Bodenmarkierung «Kein Vortritt») der Hardstrasse (Gemeindestrasse Richtung Zweidlen) zu erkennen. Um die muss es sich handeln, denn das sind im Umkreis von über 100 Metern die einzigen Markierungen dieser Art, wie man auf dem Orthofoto auf maps.zh.ch sieht. Weiteres Detail das für diese Lokalisierung spricht: der Zaun um die Kiesgrube Neuwingert, der hinter dem zweiten orange Gewandeten verläuft und genau dort eine Ecke bildet. Auch den sieht man auf dem Orthofoto deutlich.

Mit anderen Worten: die Endlage der Fahrzeuge ist eindeutig auf Glattfelder Boden. Aber hart an der Grenze.

Kapo-Medienstelle schiesst aus der Hüfte. ZU-Redaktion übernimmt ungeprüft

Nun zum Text der Medienmitteilung, der obigen Befund zwar nicht konterkariert, aber eben auch nicht in allen Belangen den tatsächlichen Verhältnissen gerecht wird. Nachstehend ein auszugsweises Zitat direkt von der Website des Kantons:

«Gemäss ersten Erkenntnissen fuhr ein 22-jähriger Mann mit seinem Personenwagen auf der Weiacherstrasse Richtung A50. In einer langgezogenen Rechtskurve geriet sein Fahrzeug aus bislang unbekannten Gründen auf die Gegenfahrbahn. Es kam zu einer heftigen Frontalkollision mit einem entgegenkommenden Auto eines 44-jährgen [sic!] Lenker. Beide Autofahrer erlitten mittelschwere Verletzungen und mussten mit einem Rettungshelikopter beziehungsweise einem Rettungswagen in Spitäler gebracht werden. Wegen des Unfalles musste die Weiacherstrasse für rund drei Stunden gesperrt werden; die Feuerwehr signalisierte eine Umleitung.»

Diese langgezogene Rechtskurve befindet sich eindeutig auf Weiacher Gebiet, weswegen die im ersten Satz beschriebene Strasse entweder gleich als «Hauptstrasse Nr. 7» oder dann eben korrekt mit «Glattfelderstrasse» hätte benannt werden müssen. 

Auch die musste übrigens faktisch in ihrem gesamten Verlauf ab der Sternenkreuzung Weiach über den genannten Zeitraum hinweg für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Diese 2.7 Kilometer sind dann doch eine ganz andere Hausnummer als die (in der Medienmitteilung weiter unten erwähnte) nur rund 300 Meter lange Weiacherstrasse auf Glattfelder Territorium, die selbstverständlich zu 100% gesperrt werden musste.

Anmerkung: Den orthographischen Schnitzer (vgl. das «[sic!]» oben) hat die ZU-Redaktion übrigens bemerkt und korrigiert.

Quellen

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