Freitag, 25. August 2023

Bau des Reservoirs Haggenberg genehmigt

In seiner Chronologie des 20. Jahrhunderts erwähnt Willi Baumgartner-Thut für das Jahr 1976 den «Bau des neuen Reservoirs im Hochbuck» (Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes, 6. Aufl., S. 93). Diese Flur ist südwestlich der Gebäude Vorder Berg und Hinder Berg situiert und ihr Name wird auch in den Formen Im hohe Buck (Zollinger 1972) bzw. Hochenbuck überliefert (vgl. Eintrag bei ortsnamen.ch).

Neues und altes Reservoir

Wo ein neues Reservoir gebaut wird, da dürfte es ein altes geben. Dem ist auch so. Das alte Reservoir (genannt Reservoir Berg) stammt aus dem Jahre 1890 und befindet sich auf 419 m ü. M. im Vorder Berg, an der heutigen Bergstrasse 35 (gleich vis-à-vis des Hauses Buckley, Bergstr. 36).

Das neue Reservoir (genannt Reservoir Haggenberg) liegt rund 40 Meter höher auf 459 m ü.M., wurde 1977 dem Betrieb übergeben und trägt heute die Adresse Hintere Bergstrasse 20. So sieht es jedenfalls die kantonale Gebäudeversicherung, die diese technischen Gebäudealter in ihrer Datenbank führt.

Der diesjährige Weiacher Bannumgang führt am 2. September an den Quellfassungen im Surgen vorbei, die diese Reservoirs speisen. Und danach am neuen und am alten Reservoir. Bei ersterem wird vielleicht auch ein kleiner Einblick gewährt.

Zwei Kammern vorgesehen

Über die Genehmigung des Bauvorhabens berichtete NZZ-Redaktor Hillmar Höber in einer Wochenendausgabe (heute wäre das die NZZaS):

«hhö. An der Gemeindeversammlung hiessen die Weiacher Stimmbürger den Kredit von 812 000 Franken für die Erstellung des neuen Reservoirs Haggenberg mitsamt der dazugehörenden Hauptzuleitung mit nur einer Gegenstimme gut. Der neue Wasserbehälter wird sowohl durch Quell- als auch durch Grundwasser gespeist. Die beiden Kammern – je eine für Brauch- und Feuerlöschwasser – fassen zusammen 750 Kubikmeter. An die Erstellungskosten sind namhafte Subventionen zu erwarten. Die Versammlung genehmigte auch die beiden Kredite von total 676 000 Franken für den Ausbau der Riemli- und der Dorfstrasse. Der Gesamtsteuerfuss bleibt für das Jahr 1975 mit 160 Prozent für reformierte Steuerpflichtige unverändert. Um den mutmasslichen Ausgabenüberschuss im Ordentlichen Verkehr des Politischen Gemeindegutes decken zu können, wird ein Steueransatz von 49 Prozent erhoben.»

Was den Ausbau der «Dorfstrasse» betrifft, der in derselben Gemeindeversammlung genehmigt wurde, muss es sich um die Oberdorfstrasse handeln. Womit dieser NZZ-Fehler nach bald einem halben Jahrhundert auch noch korrigiert sein dürfte.

Fassungsvermögen 700 Kubikmeter

Tatsächlich gebaut wurden dann zwei Kammern mit je 350 Kubikmetern, d.h. zusammen 700 Kubikmeter, wie WeiachBlog auf Anfrage beim Brunnenmeister Peter Brunner in Erfahrung bringen konnte. Davon sind 300 Kubikmeter die gemäss den Vorschriften vorzuhaltende Löschwasserreserve. Diese darf nicht angetastet werden. 

Die Weiacher Haushalte können aus dem Reservoir Haggenberg also maximal 400 Kubikmeter beziehen. Wenn der Strom ausfällt, dann kann man kein Grundwasser hochpumpen. Dann sind nur noch die Quellfassungen mit einer Schüttung von rund 70-80 Minutenlitern verfügbar. Es dauert also rund dreieinhalb Tage bis so viel Trinkwasser von den Fassungen am Haggenberg ins Reservoir geflossen ist.

Hoher Steuerfuss der Politischen Gemeinde

Umgerechnet auf die Geldwerte im 21. Jahrhundert (Jahr 2009; swistoval.ch) würde sich der damalige Reservoir-Baukredit je nach verwendeter Indexierung auf zwischen 1.7 und 2 Millionen belaufen.

All diese Bauvorhaben belasteten die Gemeindekasse enorm. Wie wir in WeiachBlog Nr. 1972 gesehen haben lag der Ansatz des Gemeindeguts drei Jahre vorher noch bei 33 Prozent. Nun mussten 49 (!) erhoben werden, was seinen Grund in der intensiven Bautätigkeit bei gleichzeitig konservativer Finanzierungsstrategie haben dürfte. Und dass da gebaut wurde, das konnte jedermann sehen, der nicht blind an der Hofwiese vorbeilief.

Quellen

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