Freitag, 11. Oktober 2024

Die erste «Tusche» in Weiach? Eine Militärerrungenschaft

In der über 500 Seiten starken Sammlung der ausgehenden Meldungen des Stabs Grenzfüsilierbataillon 269 mit Kommandoposten in Weiach (vgl. WeiachBlog Nr. 2177) sind auch Trouvaillen versteckt wie das Dokument A  239 vom 11. Oktober 1939; ein Antrag an das vorgesetzte Kommando Grenzregiment 54 mit Kommandoposten im Gasthof Löwen, Glattfelden:

«Laut Befehl auf dem blauen Dienstweg soll die Trp. tuschen können. Die Kp. II. & III. können dies ohne grossen Zeitverlust im Schulhaus Glattfelden tun, was für die Kp. II bereits angeordnet ist.»

Man berücksichtige, dass die Truppe bereits seit Ende August im Einsatz war und beim Stellungsbau auch ordentlich ins Schwitzen gekommen sein dürfte. (Kp. = Kompanie)

Farbiger Dienstweg

Der erwähnte blaue Weg ist auch Dienstpflichtigen im 21. Jahrhundert keine Unbekannte. Gemeint ist der fachliche Befehlsweg des Sanitätsdienstes (blaue Kragenspiegel) von der Armeeführung bis hinunter zum Bataillon.

«Die übrigen Kp. in Weiach, Bachs, Fisibach und Kaiserstuhl haben einen zu weiten Weg dorthin. Daher soll zur abwechslungsweisen Benützung für diese Kp. oder Teile derselben zentral in Weiach eine einfache Douschgelegenheit geschaffen werden, laut beiliegendem Projekt. Wenn auch der Raum etwas eng ist, so eignet sich doch dieses Objekt. 

Eine Ab- und Ankleidemöglichkeit kann durch einen Vorbau aus Holz geschaffen werden.»

Anschliessend folgt die Berechnung der erforderlichen Materialien samt Antrag auf Genehmigung. 

Leider sind weder die Beilagen erhalten geblieben, noch wissen wir, wie die Antwort des Regiments-Quartiermeisters ausgefallen ist. Wir wissen auch nicht, in welchem Weiacher Gebäude diese Bataillonsdusche eingebaut wurde (denn dass sie bewilligt werden sollte, dafür sorgte schon der im Schreiben erwähnte Befehl).

Wie schreibt man dieses chätzers Wort?

Wie man den doch sehr kreativen Schreibweisen des Verbums «tuschen» und des Substantivs «Dousche» (samt durchgestrichenem s) entnehmen kann, war dem Tippenden die Orthographie dieser Begrifflichkeiten nicht so geläufig. Was wiederum darauf hindeutet, dass es sich bei Duschen damals doch um eine recht neue Errungenschaft gehandelt haben muss, zumindest für einige der Wehrmänner des Bataillons, die mehrheitlich aus dem Zürcher Unterland stammten.

Quelle

  • Tagebücher Stab Gz Füs Bat 269, 1939-1940, Bd. 1-5. Signatur: CH-BAR E5790#1000/948#1869*. Bild in Subdossier_0000004, Unterlagen_0000006, S. 623.
[Veröffentlicht am 14. Oktober 2024 um 22:36 MESZ]

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