Am Freitag, 1. September 1939 äusserte Adolf Hitler vor dem Reichstag die welthistorischen Worte: «Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit fünf Uhr fünfundvierzig wird jetzt zurückgeschossen!» (O-Ton des US-Senders CBS)
Da schon seit Wochen und Monaten gezündelt worden war und es nur eines Funkens bedurfte, um die hochbrisante Konstellation zur Explosion zu bringen, war auch dem Schweizer Bundesrat und der Armeeführung der Ernst der Lage nur allzu bewusst.
Am 28. August 1939 ordnete der Bundesrat daher die Mobilmachung des Grenzschutzes (80'000 Mann) für den nächsten Tag an.
Und da Weiach bekanntermassen direkt an der Grenze zu Deutschland liegt, war der Dienstag, 29. August, somit der erste Aktivdiensttag, den die Weycher Bevölkerung hautnah mitbekommen hat.
Frontrapport bitte!
Der Adjutant im Stab Grenzfüsilierbataillon 269 liess noch am selben Tag obigen Befehl (der erste erhalten gebliebene in einer ganzen Serie von über 500 Dokumenten aus den ersten drei Monaten Aktivdienst) an sämtliche Einheiten des Bataillons abgehen:
«Das Rgt. [Grenzregiment 54] resp. die Br. [Grenzbrigade 6] verlangt sofortigen genauen Frontrapport, mit allen Détails gemäss Frontrapport-Formular. Hilfsdienst (Mineure) separat. Den gleichen Rapport jeden Abend auf 1900 an Bat. Kdo.»
In diesem Bericht zuhanden der vorgesetzten Stelle waren die genaue Mannschaftsstärke zum Stichzeitpunkt (i.d.R. 14:00 Uhr des laufenden Tages), die Anzahl kranker und verletzter Wehrmänner, sowie die Anzahl an Karabiner und Maschinengewehre mitzuteilen. Diese Rapporte dienten den vorgesetzten Stellen als Überblick und Planungsgrundlage.
Dank Verstoss gegen TOZZA wissen wir's
In die Schreibmaschine getippt wurden diese Zeilen, wie aus der Ortsangabe hervorgeht, in der «Post Weiach». In den Räumlichkeiten der Posthalterfamilie Meierhofer (Alte Post-Strasse 2) war also der erste Aktivdienst-Standort des Kommandopostens des Grenzfüsilierbataillons 269.
Es sollte der letzte Befehl gewesen sein, der den Abgangsort nennt. Denn ab sofort galt aus Sicherheitsgründen: Keine Ortsangaben über Truppenstandorte!
Diese Vorschriften sind auch heutigen Soldaten der Schweizer Armee wohlbekannt. Das Merkwort lautet TOZZA: Truppen (Wer?), Orte (Wo?, Wohin?), Zeiten (Wann?), Zahlen (Wieviele?), Absichten. All diese Informationen unterliegen der Geheimhaltung.
Quelle
- Tagebücher Stab Gz Füs Bat 269, 1939-1940, Bd. 1-5. Signatur: CH-BAR E5790#1000/948#1869*. Bild in Subdossier_0000004, Unterlagen_0000006, S. 1089
[Veröffentlicht am 7. Oktober 2024 um 00:20 MESZ]
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