Sonntag, 31. Dezember 2006

Schluss mit Hausgeburten - tempi passati?

Gebären zuhause. Das war in unserer Gegend über Jahrhunderte der Normalfall. Im besten Fall standen der Gebärenden eine Hebamme oder erfahrene Frauen aus der Nachbarschaft zur Seite.

Auf jeden Fall war da kein Spital und keine moderne Apparatemedizin. Die meisten der vor den 40er-Jahren Geborenen sahen den Spital - wenn überhaupt - erst nach der Geburt.

Vor 50 Jahren: Keine einzige Hausgeburt mehr

«Erstmals hat keine einzige der Frauen dies Jahr im eigenen Heim geboren, sondern alle in Spitälern, meist Bülach. Dies wohl darum, weil die zuständige Hebamme in Niederglatt, also ziemlich weit weg wohnt. Es wird wohl in Zukunft so bleiben», orakelte Walter Zollinger in seiner Jahreschronik 1956.

«Das Zivilstandsregister verzeichnet pro 1956 für Weiach: 21 Geburten», vermerkt Zollinger an anderer Stelle. Und all diese Frauen gingen zum Gebären ins Spital! Die Hausgeburt war sozusagen klinisch tot.

Heute: Renaissance spitalexterner Geburten

«Was einst normal und fest in Frauenhand war, ist heute Ausnahmefall und gehört in die medizinische Abteilung. Für mich war es deshalb auch nicht erstaunlich, dass meine Mutter Zeter und Mordio schrie, als sie von den Hausgeburtsplänen hörte, meine Grossmutter aber nicht mit der Wimper zuckte. Es ist eine Generationenfrage, und ich gehöre gerne zu denen, die für einen erneuten Wechsel pfaden», schrieb die Journalistin Suzanne Zahnd vor einigen Jahren im NZZ Folio.

Heute ist es wieder modern geworden, sein Kind zuhause zur Welt zu bringen. Nur bei wenigen Prozent der Geburten zwar, aber immerhin. Die Statistik der freipraktizierenden Hebammen Sektion Zentralschweiz und Schwyz (vgl. Link in den Quellen) gibt jedenfalls spannende Einblicke. Oder hätten Sie gedacht, dass im Kanton Nidwalden fast 20% aller Geburten spitalextern stattfinden?

In Zukunft dürfte der Trend auch noch aus einem anderen Grund in Richtung Hausgeburt gehen. Krankenkassen weigern sich offenbar zunehmend, die hohen Kosten der Spitäler zu bezahlen, wenn der natürliche Vorgang des Gebärens in einem Geburtshaus oder mit einer Hebamme auch kostengünstiger von statten gegangen wäre.

Quellen

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