Ende Oktober 2010 wurde auf WeiachBlog die Vermutung geäussert, dass die Gemeinde bereits im 18. Jahrhundert über einen offiziellen Kurierdienst in die Hauptstadt verfügt habe (vgl. Zürich-Bote bereits im 18. Jahrhundert unterwegs? WeiachBlog, Nr. 943, 28. Oktober 2010). Dieser sogenannte Zürich-Bote war der Vorläufer der späteren Postangestellten, von der Kantonal-Post bis zur Schweizerischen Post von heute.
Schon vor 250 Jahren
Nun liegt der schriftliche Beweis vor, dass es das Boten-Amt bereits vor fast genau 250 Jahren, d.h. in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegeben hat.
In den «Donnstags-Nachrichten», einem in der Stadt Zürich herausgegebenen Anzeigeblatt, in dem auch Private inserieren konnten, findet man in «No. VI. Den 11. Hornung, 1762» auf Seite 5 unter «Verschiedene Nachrichten» das folgende Inserat, gerichtet an E.E. Publico, d.h. «ein ehrenwertes» Publikum:
«7. Ulrich Baumgartner, Bott gen Weyach, thut E.E. Publico kund und zu wissen, daß er seine Einkehr bey Herrn Vogel, an der Marktgaß, hat, von wannen er Freytags um 11. Uhr abgehet; er recommandirt sich jedermann auf das beste, Brief oder andere Sachen gen Weyach oder Keiserstuhl in allen Treuen zu verrichten.»
Nebeneinnahmen erlaubt
Mit anderen Worten: es gab damals einmal wöchentlich eine amtliche Postverbindung von Weyach nach Zürich und zurück. Da musste der damalige Stelleninhaber Baumgartner früh aufstehen, hat man doch von Weiach in die Stadt gut 5 Stunden zu Fuss. Immerhin hatte er - wie man dem Inserat entnehmen kann - die Erlaubnis, auch private Post mitzunehmen. Gegen entsprechende Bezahlung versteht sich.
Dass Baumgartner im 18. Jahrhundert nicht der einzige Zürich-Bote war, sondern dieses Amt auch Angehörige anderer Familien innehatten, zeigt die amtliche Mitteilung im Zürcherischen Wochen-Blatt, Nro. 38, Donnstag den 13. May 1802, mit der «Jakob Meyenhofer, Botten Sohn von Weyach» gerichtlich vorgeladen wurde.
Update für die «Dorfchronik»
Die entsprechende Passage über den Postdienst in der Monografie Weiach. Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes:
«Bereits um 1800 hatte die Gemeinde ihre Stadtboten, die vor allem die amtliche Post für den Staat und das Militärwesen zu vermitteln hatten. Anno 1835 stellte Weiach dann einen eigenen Zürcher Freitagsboten in Jakob Meyer, der im einstigen Winzelnhof wohnte. Dieser führte auch private Aufträge nach und von der Stadt aus. Bei starkem Verkehr bewilligte man ihm ein Pferd. Später war es ein weiterer Gemeindebürger namens Griesser, der jetzt schon zweimal wöchentlich und per Fuhrwerk zur Stadt fuhr.» (Ausgabe 2009, S. 50)
ist somit überholt und wird in einer aktualisierten Fassung überarbeitet.
Nachtrag vom 23. Juni
Die oben erwähnte Neufassung ist mit folgendem Wortlaut eingeflossen:
«Die Gemeinde Weiach verfügte bereits vor 250 Jahren über einen eigenen «Zürich-Bott», einen amtlichen Boten, der die Post für den Staat und das Militärwesen zwischen Weyach und der Stadt zu vermitteln hatte. In den «Donnstags-Nachrichten» vom 11. Februar 1762 tat nämlich «Ulrich Baumgartner, Bott gen Weyach» dem Stadtzürcher Publikum in einem Inserat kund, er transportiere jeden Freitag «Brief oder andere Sachen gen Weyach oder Keiserstuhl». Anno 1835 war Jakob Meyer, der im einstigen Winzelnhof wohnte, der Weiacher Freitagsbote. Er führte wie schon seine Vorgänger auch private Aufträge aus. Bei starkem Verkehr bewilligte man ihm ein Pferd. Später war es ein weiterer Gemeindebürger namens Griesser, der jetzt schon zweimal wöchentlich und per Fuhrwerk zur Stadt fuhr. Als dann 1847/50 die Strasse Stadel–Niederglatt–Rümlang ausgebaut war, kam ab 1. Juni 1852 sogar ein Postwagenkurs von Kaiserstuhl bis Zürich zustande.» (Brandenberger, U.: Weiach - Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Vierte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Online-Ausgabe Juni 2011, S. 50)
Verfügbar ist die Ausgabe Juni 2011 hier: pdf, 3.08 MB.
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