Dienstag, 5. Juli 2011

Getreide vom Gelbrost befallen

Gelbrost oder Streifenrost (mit wissenschaftlichem Namen: Puccinia striiformis) ist eine Pilzart, die Getreide und andere Gräser befällt. Sie führt zu massiven Mindererträgen und nimmt vor allem bei atlantischer Witterung (feucht, 10-15°C) überhand.

Vor 50 Jahren war dieser Schädling auch bei den Weiacher Bauern ein Thema, wenn auch nicht ein so grosses wie anderwärts, wenn man Walter Zollinger in seiner Jahreschronik 1961 folgen will:

«Der Minderertrag beim Getreide sodann ist der, auch bei uns in leichterm Grade aufgetretenen "Gelbrostkrankheit" beim Winterweizen zuzuschreiben.»

Gleich unter diesem Satz, der den Rückgang in den meisten landwirtschaftlichen Produkten kommentiert, hat Zollinger einen Zeitungsausschnitt eingeklebt (leider wie bei ihm üblich ohne Quellenangabe):

«Die Gelbrostepidemie 1961»

«Auf Winterweizen ist dieses Jahr der Gelbrost bereits Mitte April stellenweise sehr stark aufgetreten und heute noch im Zunehmen begriffen. Das frühe Auftreten ist sehr wahrscheinlich auf den milden Winter zurückzuführen, doch ist auch das im letzten Jahre vielerorts beobachtete Auftreten des Ausfallweizens daran schuld, da sich der Gelbrostpilz auf dem Ausfallweizen halten kann.

Die Bekämpfung des Gelbrostes bietet Schwierigkeiten. Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen stützen sich vor allem auf die Vernichtung des Ausfallgetreides nach der Getreideernte und auf den Anbau resistenter Sorten, die jedoch wegen des Auftretens neuer Gelbrostrassen immer wieder gefährdet werden.

Die Bekämpfung mit chemischen Präparaten ist heute noch nicht restlos gelöst. Auf Grund zweijähriger Versuche konnte festgestellt werden, daß ein einziges Präparat (Sabitane, Maag, Dielsdorf) eine gewisse Wirkung zeigte, doch muß dieses Mittel noch weiter geprüft werden. Erschwerend für die direkte Bekämpfung ist das außerordentlich frühe Auftreten des Gelbrostes und das in den letzten Tagen intensive Wachstum des Getreides, so daß auf alle Fälle mit einer mehrmaligen Behandlung gerechnet werden müßte. In der Presse sind verschiedene Artikel über die chemische Bekämpfung des Gelbrostes erschienen; es muß ausdrücklich festgehalten werden, daß das oben erwähnte Präparat erst provisorisch bewilligt worden ist.

Die Versuche zur Weiterführung dieses Präparates und die in der Praxis gesammelten Erfahrungen werden zeigen, ob die chemische Bekämpfung des Gelbrostes durchgeführt werden kann. (Mitg. von der Eidg. Landw. Versuchsanstalt Zürich-Oerlikon)
»

Den Pflanzenschutzmittel-Experten gefragt

Vom Handelsnamen Sabitane findet man heute im Internet keine Spur. Um Genaueres über das Schicksal dieses Produkts herauszufinden habe ich mich mit Gijs van den Hurk, Inhaber der Risikoberatungsfirma ToxRe in Grüningen ZH, in Verbindung gesetzt.

Seine erste Vermutung ging schon einmal in die richtige Richtung: «Vor 50 Jahren gab es nur eine einzige Firma die Anti-Rost-Produkte verkaufte: Uniroyal. Maag hat dieses Produkt wohl für die Schweiz übernommen und testen lassen.» (zur Geschichte von Maag siehe die Website der heutigen Besitzerin Syngenta).

So schnell gab er sich dann aber nicht zufrieden und meldete sich einige Tage später wieder:

«Nach vielen Stunden Suchen, habe ich endlich das Produkt "Sabitane" gefunden. Es betrifft eine Kombination von zwei nicht-systemischen fungiziden Wirkstoffen (Myclobutanil + Dinocap), die durch die amerikanische Firma Rohm&Haas entwickelt wurde und damals vermutlich der Firma Maag AG in der Schweiz - zur Weiterentwicklung und Verkauf auf dem schweizerischen Markt - unter dem Name "Sabithane*" angeboten wurde. Rohm&Haas gehört jetzt zu Dow Agroscience.

Die Patente für beide Fungizid-Wirkstoffe sind vermutlich schon abgelaufen (Myclobutanil: 1986-2006; Dinocap 1965-1985) und "Sabithane" wurde von einer Kombination von zwei systemischen Wirkstoffen ersetzt (Azoxystrobin + Cyproconazol), die heute von Syngenta unter dem Handelsnamen "Amistar Xtra*" in der Schweiz vermarktet wird.
» [* steht für: eingetragenes Handelszeichen].

Vielen Dank, Gijs!

Mit Soundex schneller finden

Das Beispiel zeigt wieder einmal deutlich, dass Soundex-basierte Suchalgorithmen (wie von WeiachBlog schon vor 5 Jahren, am 20. Juni 2006 vorgeschlagen) schon eine wesentliche Beschleunigung der Recherche bedeuten können. Dann hätte man den Link vom verschriebenen «Sabitane» auf das homophone «Sabithane» schnell gefunden.

Quellen


[Veröffentlicht am 11. Juli 2011]

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