Dienstag, 28. Mai 2024

Die Weiber sind arge Holzverschwender. Energiesparen Anno 1850

Warum waren bei den Wohnhäusern vor 175 Jahren nur ganz geringe Brennholzvorräte verfügbar? Obwohl Holz doch unter Dach gelagert wesentlich trockener wird und dann auch besser brennt? Standen dahinter Brandschutzüberlegungen? Mag sein. 

Die Erklärung, die in der Broschüre über die Landwirtschaftlichen Ortsbeschreibungen mehrerer Zürcher Ortschaften gegeben wird, ist allerdings eine zweifach ernüchternde.

Kurz und plakativ gefasst lautet die These: Die Weiber verstehen nichts vom Energiesparen und müssen daher an der kurzen Leine geführt werden.

Deutliche Worte, die nicht zuletzt dem Auftrag des Kantonalvorstands an die Verfasser dieser Wettbewerbsbeiträge geschuldet sind. Die Ortsbeschreibungen sollten nämlich «in kurzen und kräftigen Zügen ein lebendiges, treues Bild von dem Landw. Betriebe und Leben der Gemeinde geben, das Eigenthümliche, Gute und Lobenswerthe zum Muster für andere hervorheben, aber die Mängel und Gebrechen auch hervorziehen, um deren Hebung anzubahnen.» (Beleuchtung 1849)

Und sollten Sie sich jetzt gehörig echauffieren, geschätzte Weycherinnen, dann sei hier betont: Diesen Vorwurf haben die damaligen Mitglieder des Landwirthschaftlichen Gemeindsvereins Weiach Euren Vorgängerinnen nicht gemacht.

Die obige Philippika an die Adresse ihrer Frauen verdanken wir dem Verfasser der Ortsbeschreibung von Dettenried, einem Weiler in der Gemeinde Weisslingen, Bezirk Pfäffikon. Damals bildete dieses noch eine eigene Zivilgemeinde ohne jeglichen Waldbesitz. Wälder waren dort ausschliesslich Privateigentum, Förster unbekannt und Holz daher ein noch viel rareres Gut als im zwar an Gemeindewald reichen, aber tendentiell überbevölkerten Weiach.

Quellen

  • Beleuchtung der Anklageschrift des Herrn Oberst Schinz gegen den landwirthschaftlichen Verein des Kantons Zürich. Zürich 1849 – S. 28.
  • Landwirthschaftliche Beschreibung der Gemeinden Dettenriedt, Höngg, Thalweil-Oberrieden, Uitikon, Wangen, Weyach, bearbeitet nach den von genannten Orten eingegangenen Ortsbeschreibungen von J. M. Kohler, Seminarlehrer, und als Beitrag zur Kenntniß des Landbaues im Kanton Zürich, herausgegeben von dem Vorstande des landwirthsch. Vereines im Kanton Zürich. Zürich 1852 – S. 125.

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