Montag, 27. Mai 2024

Das Gemeinde-Waschhäuschen in der oberen Chälen

«Unter der Zahl der Gebäude [138; Anm. WeiachBlog] sind auch 4 Waschhäuser inbegriffen, welche die Gemeinde in angemessener Entfernung an die bd. Dorfbäche gebaut hat, um der Feuersgefahr in den Häusern zu begegnen. Neben diesen öffentlichen stehen noch 15 Privatwaschhäuser, von welchen mehrere meist mit kleinen Branntweinbrennerei-Apparaten versehen sind, mit wenigen Ausnahmen ebenfalls v. den Häusern getrennt.»

So der Originaltext in der Ortsbeschreibung 1850/51 im letzten Abschnitt des Kapitels «Gebäude und Wasserleitung.» Das sind übrigens relativ wenige Waschhäuschen. Zum Vergleich: die Gemeinde Oberrieden wies zur selben Zeit bei 302 Gebäuden immerhin 70 Waschhäuser auf (Kohler 1852, S. 7), prozentual fast das Doppelte wie bei uns.

Nur noch eines im Gemeindebesitz

Von diesen vier Gemeindewaschhäuschen stehen noch zwei. Eines gehört bis heute der Gemeinde und befindet sich vis-à-vis des Hauptzugangs zum Kirchenbezirk mit Pfarrhaus, Pfarrscheune, Friedhof und Altem Gemeindehaus. Das zweite steht im Oberdorf, an die Liegenschaft Oberdorfstrasse 22 angebaut. Es wurde vom amtierenden Gemeindepräsidenten an einen Privaten verscherbelt.

Die in der Chälen wurden abgebrochen

Zwei weitere Gemeinde-Waschhäuschen standen bis vor 60 Jahren in der Chälen. Beide seien «im Zuge der Errichtung der neuen Wasserleitung und der Kanalisation abgebrochen worden», schreibt Walter Zollinger in seiner Jahreschronik 1963.

Das eine befand sich an der Einmündung der Riemlistrasse in die Chälenstrasse. Von ihm gibt es auch noch eine Fotografie, die Walter Zollinger kurz vor dem Abbruch geschossen hat (vgl. WeiachBlog Nr. 1137). Rechts im Bild das Gebäude Chälenstrasse 4, links neben dem Waschhaus befindet sich die Einmündung der Riemlistrasse.


Vom anderen abgebrochenen Waschhäuschen gebe es leider kein Bild. Da sei er, schreibt Zollinger, der am Müliweg 4 wohnte, zu spät gekommen. 

Wo stand dieses Waschhaus Nr. 4?

Die beiden in Kellen errichteten Kleinbauten müssen sich direkt am Sagibach befinden. Der verlief entlang der Kellenstrasse und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erst tiefer gelegt, später dann samt den Kanalisationsrohren unter den Strassenkörper verbannt.

Das Waschhaus Untere Chälen trug nacheinander die Assekuranznummern 48c (1809) / 113 (1895) / 464 (1955), das andere die Nummern 48d / 126 / 486. 

Da die Versicherungsnummern heute noch auf den Plänen der Amtlichen Vermessung ersichtlich sind (vgl. Bild unten), kann man aufgrund der umliegenden älteren Gebäude eruieren, wo sich eine mittlerweile verschwundene Baute in etwa befunden haben muss.

Plan der Amtlichen Vermessung, Stand 25. April 2024

In Meier-Bleulers Garten

Auf obigem Ausschnitt stand es einst, das Waschhaus Obere Chälen. Dass dem tatsächlich so gewesen ist, wird deutlich, wenn man einen Parzellenplan aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zur Hand nimmt und die beiden Ausschnitte genau vergleicht.


GVZ-Nr. 484 (Chälenstrasse 16), 556 (Birkenweg 6), sowie 550 (Stockistrasse 2) und 552 (Stockistrasse 4) sind problemlos zu identifizieren. Auf der rechten Seite des Bildausschnitts findet man die für unsere Frage interessanten Differenzen zum heutigen Stand.

Fazit: Standort des zweiten Gemeindewaschhauses in Kellen war im heutigen Garten der Liegenschaft Chälenstrasse 16 (ehemals Meier-Bleuler), just dort, wo vis-à-vis die Herzogengasse auf die Chälenstrasse stösst.

Und das Gebäude an der Ecke Chälenstr.-Stockistr.? Das war das Haus des Weberliheiri, das ebenfalls anfangs der 1960er verschwunden ist. Allerdings nicht abgebrochen. Sondern abgebrannt, vgl. WeiachBlog Nr. 1721.

Quellen und Literatur
  • Kohler, J. M.: Landwirthschaftliche Beschreibung der Gemeinden Dettenriedt, Höngg, Thalweil-Oberrieden, Uitikon, Wangen, Weyach, bearbeitet nach den von genannten Orten eingegangenen Ortsbeschreibungen und als Beitrag zur Kenntniß des Landbaues im Kanton Zürich, herausgegeben von dem Vorstande des landwirthsch. Vereines im Kanton Zürich. Zürich 1852 – S. 7.
  • Meliorations- und Vermessungsamt des Kantons Zürich. Übersichtsplan Gemeinde Weiach (Ausschnitt). Stand Karte zwischen ca. 1940 und ca. 1945. Signatur: StAZH PLAN B 884
  • Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1963. Erstellt von Walter Zollinger. Typoskript. Weiach, November 1964. Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1963 – S. 25-26.
  • Ortsbeschreibung Weiach Anno 1850/51. Abschrift des Originals durch Walter Zollinger, fertiggestellt 17. März 1969. Handschrift, Ringheft A4 gelb. Ohne Titelvignette, ohne Signatur. Archiv des Ortsmuseums Weiach.
  • Brandenberger, U.: Abbruch der Waschhäuschen in der Chälen. WeiachBlog Nr. 1137, 12. Mai 2013.
  • Brandenberger, U.: Dem Weberliheiri-Haus zum 60. Todestag. WeiachBlog Nr. 1721, 15. August 2021.

Keine Kommentare: