Heute vor 63 Jahren ging in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende. Das Grossdeutsche Reich hatte kapituliert. Die Schweiz konnte endlich wieder frei atmen.
Noch fünf Jahre davor sah das ganz anders aus. Man wusste nicht, was die Deutschen noch alles planten. Österreich hatten sie schon 1938 eingesackt, kurz darauf der Tschechoslowakei das Sudetenland abgenommen. Der Rest von Europa übte sich derweil in Appeasement-Politik und hoffte, dass das Krokodil zuerst andere fressen würde (um hier Churchill zu zitieren). Im März 1939 marschierten deutsche Truppen in die Resttschechei ein. Im April 1939 eroberten die verbündeten Italiener Albanien. Als die Deutschen am 1. September 1939 ohne Kriegserklärung in Polen einmarschierten, war das der Anlass für den Weltkrieg.
Anfang April 1940 waren die deutschen Truppen erneut auf dem Vormarsch: Invasion von Dänemark und Norwegen. «Operation Weserübung» nannte der deutsche Generalstab das.
Die Nerven sind bis zum Zerreissen gespannt
Dieser Angriff wurde in der Schweiz mit grosser Besorgnis registriert. Schon wieder wurden zwei kleine Staaten ein Raub der Deutschen. Die Angst und Nervosität waren verständlicherweise gross. Sowohl bei der Zivilbevölkerung wie bei den Soldaten.
In den Kommandantentagebüchern des damals in Weiach und Umgebung stationierten Grenzfüsilierbataillons 269 findet man dazu folgende Einträge:
Unter dem Datum des 9.4.1940: «0300 übernimmt Deutschland den militärischen “Schutz” von Dänemark und Norwegen. Oslo, Bergen, Narvik und andere wichtige norwegische Stützpunkte fallen durch Verrat in deutsche Hände.»
Und unterm 15.4.1940: «Lt. Sigg III/269 [im Original rot unterstrichen] kontrolliert die Schildwache beim Mg-Stand Letten, und will trotz Warnung des Postens den Stand betreten. Die Schildwache gibt einen Schuss ab, welcher Lt. Sigg tödlich trifft.» (beide: BAR E 5790 Nr. 1871 Bd. 4)
Am 16.4.40 informiert der Bataillonskommandant seine Unterstellten über diesen Unfall: «Ich mache Ihnen die schwere Mitteilung, dass gestern Abend Hr. Lt. Sigg, III/269, an der Bunkerbaustelle Letten, von der dortigen Schildwache erschossen worden ist, weil er sich Zutritt verschaffte, ohne hiezu berechtigt zu sein. Wir trauern um diesen trefflichen Kameraden und halten sein Andenken in Ehren. Es werden zur Bestattung, Freitag, 19.4.40, 1100, im Krematorium Zürich kommandiert: Alle Of. III/269, von den übrigen Kp. der Kdt. oder Kdt.Stellvertreter.» (BAR E 5790 1869 Bd. 5)
Von einer Untersuchung des Vorfalls ist in diesen Tagebüchern weiter nichts überliefert.
Quellen
- Kommandantentagebücher des Grenzinfanteriebataillons 269 im Schweizerischen Bundesarchiv. Signaturen: E 5790 Nr. 1869 Bd. 5 sowie E 5790 Nr. 1871 Bd. 4
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