Montag, 2. Juni 2008

Skepsis in der Ausländerfrage bestätigt

Ein Blick auf die Gemeindekarten, welche das Statistische Amt des Kantons Zürich jeweils am Abstimmungssonntag erstellt, genügt um festzustellen, dass Weiach trotz Neuzuzügern auch Anfang Juni 2008 nichts von seiner nationalkonservativen Grundausrichtung eingebüsst hat.

Einmal ein deutliches Ja und zweimal ein knappes Nein

Die Resultate sehen wie folgt aus:

  • 60.13% Ja für die Initiative «Für demokratische Einbürgerungen»
  • 45.31% Ja für die Initiative «Volkssouveränität statt Behördenpropaganda»
  • 48.20% Ja für den Verfassungsartikel zu Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Krankenversicherung
Was die beiden von den Weiachern abgelehnten Vorlagen betrifft, so sind sie in guter Gesellschaft und fallen im Kanton Zürich nicht weiter auf. «Behördenpropaganda» scheint zwar ein Ärgernis zu sein - aber nicht für eine Mehrheit der Stimmenden.

Emotionsbefrachtete Überfremdungsfrage

Ganz anders bei der emotionsbefrachteten Einbürgerungsfrage. Obwohl unser Gemeinwesen mittlerweile als «periurbane Wohngemeinde» gilt - in Fragen der Ausländerpolitik ist es ländlich geblieben. Eine SVP-Hochburg eben. Will heissen: man ist unter den hier wohnenden Urnengängern offenbar mehrheitlich der Ansicht, das Schweizer Bürgerrecht werde zu leichtfertig erteilt und man werde von Bundesrichtern bevormundet, welche für ablehnende Entscheide eine Begründung einfordern, die nicht diskriminierend sein dürfe.

Da fiel der Slogan des Initiativkomitees im Abstimmungsbüchlein «Ja zur Initiative - Nein zu Masseneinbürgerungen» auf fruchtbaren Boden. Die Angst vor der schleichenden Überfremdung durch gebärfreudige Migranten aus dem Balkan, der Karibik und Schwarzafrika sitzt den Leuten offensichtlich im Nacken. Offenbar bezweifelt man deren Integrationsfähigkeit und/oder -willen ganz grundsätzlich und befürchtet, Clanstrukturen und ethnisch organisierte mafia-ähnliche Verbindungen würden überhand nehmen.

Eine erstaunliche Gemeinsamkeit mit dem Glattal

Dennoch ist es nur eine Minderheit von nicht einmal einem Drittel der Stimmberechtigten, die an der Urne dieser Unsicherheit Ausdruck verliehen hat. Die Stimmbeteiligung lag nämlich im Kantonsvergleich recht tief: mit 42.18% bei der Initiative «für demokratische Einbürgerungen», 41.78% bei den beiden anderen Vorlagen ist Weiach zwar im Mittelfeld des eher stimmabstinenten Streifens entlang des Glattals und nördlich von Zürich.

Bemerkenswert ist dagegen, wie viel höher die Stimmbeteiligung im ebenfalls eher konservativen Säuliamt und im Weinland war - oder am Zürichberg und der Goldküste, wo Beteiligungen von 55% und mehr erreicht wurden.

Weiterführende Literatur

Erste Analyseversuche wagen die Statistiker Peter Moser und Regula Gysel mit:
Ein Sonntag der klaren Resultate. Eine Erstanalyse der Zürcher Resultate der Abstimmungen vom 1. 6. 2008.

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