Gestern erhielt ich eine e-mail von einem Weiacher Bürger aus alteingesessenem Geschlecht. Sein Enkel sei gerade in der Offiziersschule, schrieb er, und bereite sich auf die Zeit des Abverdienens vor.
Der gestickte Badge als Statussymbol
In den Rekrutenschulen dieser Waffengattung gibt es offenbar den Brauch, dass jeder Zug sein eigenes Abzeichen mit dem Wappen ihres Chefs führt. Also das des jungen Leutnants. Spezialisierte Hersteller, die solche Badges sticken, sind leicht zu finden. Und an Klettverschlüssen, wo man so einen Spezialbadge draufpappen kann, ist auf dem modernen Armeematerial auch kein Mangel.
Besagter Aspirant macht sich also auf die Suche nach seinem Wappen. In diesem Fall per Anfrage des Grossvaters (der nicht 24/7 auf Zack sein muss, wie der künftige Offizier grad aktuell) an seinen Bürgerort. Die Weiacher Gemeindeverwaltung verweist ihn an den Ortshistoriker und hat die Frage vom Tisch.
Hätte diese Familie mit Weycher Wurzeln ein althergebrachtes Wappen, das bereits auf dem heimischen Kachelofen oder an sonstiger prominenter Stelle im Einflussbereich der Vorfahren prangt, dann wäre die Anfrage obsolet gewesen. Nun stehen aber – wie bei jeder Frage nach einem noch unbekannten eigenen Wappen – grundsätzliche Überlegungen an.
Eine Frage der Identität
Wappen transportieren Identität. Nicht umsonst ist auf dem Schweizer Wappen ein Kreuz zu finden. Es steht für die christliche Grundhaltung, die in der alten Eidgenossenschaft Konsens war (dass es ursprünglich ein vom Papst den Schwyzern verliehenes Ehrenzeichen sei, ist bloss eine Legende; für Deutungen vgl. den Artikel Schweizerkreuz im Historischen Lexikon der Schweiz).
Auf Gemeindewappen findet man oft Elemente der früheren oder aktuellen Herrschaftsverhältnisse. So bei Weiach der blau-silberne Zürcherschild, auf dem das Dorfzeichen, der Stern, in gewechselten Farben platziert ist.
Ein Familienwappen hat in vielen Fällen etwas mit dem Beruf zu tun, so wenn ein Müller ein Mühlrad in sein Wappen aufgenommen hat, um damit stolz zu dokumentieren, worauf seine gesellschaftliche Stellung und sein Wohlstand beruhen.
Wenn man auf dem Internet und in heraldischen Sammlungen auf die Suche geht, dann findet man durchaus Beispiele, bspw. hier. Da sind vielleicht auch solche mit dem eigenen Familiennamen dabei. Nur: ist es wirklich das Wappen MEINES Familienzweigs? Bei genauerer Betrachtung kommt man oft zum gegenteiligen Schluss. Die Frage ist also eher:
Passt dieses Wappen zu mir?
Kommen wir auf unseren Offiziersaspiranten zurück. Er darf sich über seine eigene Identität Gedanken machen. Was macht die aus? Ist es die Herkunft: d.h. Zürcher oder Weycher? Ist es eher die Profession der Familiendynastie, aus der er stammt? Oder ist es etwas sui generis, also etwas Eigenes, was nur IHN ausmacht? Das gilt es herauszufinden.
Dann geht es um die Symbole. Einfach, schlicht und einprägsam, wie es die Erkennungszeichen auf den Schilden der mittelalterlichen Ritter häufig waren, ist oft besser als ein mit vielen Elementen überladenes Wappen. Ratsam ist es demnach, klug auszuwählen. Denn gerade hier geht es ja um die Gruppenidentität einer Kampfgemeinschaft.
Heraldikregeln machen Vorgaben...
Im Bereich der Wappenkunde gibt es einige Regeln, die man beherzigen sollte, will man sich nicht dem Spott der Fachwelt aussetzen. So gilt es beispielsweise als Todsünde, Metall auf Metall oder Farbe auf Farbe zu platzieren. Es ist demnach verpönt, Silber und Gold direkt aufeinander zu legen, wie das der Zeichner des Weiacher Wappens im Dekanatsalbum auf das Jahr 1719 getan hat, als er den einst gelb-goldenen Weycher Stern zu grossen Teilen auf den weiss-silbernen Teil des Zürichschildes legte.
In alten Ritterwappen wurde auch fast nie die Farbe Grün verwendet, weil der Kontrast im Felde nicht genügend war und überdies die grüne Farbe in der Herstellung teurer und sie nicht lange haltbar war. Heute hat man damit eher weniger Probleme, wie die vielen grünen Dreiberge zeigen (bspw. im Wappen von Eglisau).
... und doch ist die Grafikerin matchentscheidend
Hat man also einmal seine Wappenbeschreibung festgelegt, die sogenannte Blasonierung, dann ist die Zeit der Grafikfachperson gekommen. Und deren künstlerisches Potenzial ist gefragt.
Das war übrigens vor weniger als hundert Jahren auch beim heutigen Weiacher Gemeindewappen nicht anders, dessen Blasonierung lautet: «Schräggeteilt von Silber und Blau, mit achtstrahligem Stern in verwechselten Farben».

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