Freitag, 4. Mai 2007

Eichen für das Gemeinwohl

Heute vor genau 125 Jahren kam - wie damals alljährlich um diese Jahreszeit - der Reichtum der Gemeinde Weiach unter den Hammer: Eichenholz aus dem Gemeindewald.

Angekündigt wurde die Versteigerung im Bülach-Dielsdorfer Volksfreund (vgl. zum Namen den WeiachBlog-Beitrag «Komplizierte Zeitungsnamen-Geschichte» vom 1. Mai):

Weiach. Eichenschälholzgant.

«Die Gemeinde Weiach bringt Donnerstag den 4. Mai 1882, von Morgens 8 Uhr an, in der Gemeindswaldung Kirchholz die dort stehenden Eichli aus dem letztjährigen Laubholzschlag, sowie ca. 20 Stück Eichenüberständer auf öffentliche Verkaufssteigerung.

Sodann am gleichen Tage Nachmittags 1 Uhr im untern Hard das sämmtliche Eichenschälholz ab der Schlagfläche in der Größe von ca. 4 Jucharten.

Die Qualität des Holzes, welch letzteres sich vorzüglich zu Wagnerholz und Rebstickeln eignet, die bequeme Abfuhr, sowie die günstigen Zahlungsbestimmungen lassen zahlreiche Käufer erwarten.

Zu dieser Gant ladet ein

Weiach, den 26. April 1882.
Der Gemeindrath.
»

Begehrte Eichenrinde, begehrtes Eichenholz

Warum wurde der Eichenstamm geschält und das Holz separat verkauft? Was passierte mit der Rinde? Diese liess man nicht etwa im Wald liegen. Sie stellte im Gegenteil eine wertvolle Ressource und weitere Verdienstmöglichkeit für die Gemeinde dar, wie das nachstehende Inserat aus dem Jahre 1859 zeigt:

«Rindenversteigerung. Künftigen Mittwoch, den 4. Mai Nachmittags 1 Uhr, bringt der Gemeinderath Weiach in der Speisewirtschaft des Herrn Friedensrichter Meierhofer dahier circa 200 Zentner junge Eichenrinde aus dem letzten Winterhauschlag im Sanzenberg genannt auf öffentliche Absteigerung. Wozu Kaufliebhaber einladet,

Weiach, den 27. April 1859

Namens des Gemeinderathes
Der Schreiber: J. Griesser.
»

Lustigerweise fand die Rindengant ebenfalls an einem 4. Mai statt.

Und wer interessierte sich jetzt für die Rinde? Des Rätsels Lösung: Eichenrinde wurde damals von Gerbereien für die Lederverarbeitung extrahiert. Interessant waren also die darin enthaltenen Gerbstoffe.

Bei der erwähnten Speisewirtschaft handelt es sich um die «Alte Post», damals «zur Post» genannt. Friedensrichter Meierhofer war zugleich auch Wirt und Posthalter. (Weiach – Aus der Geschichte... 2007 - S. 43)

Quelle und weitere WeiachBlog-Beiträge
  • Anzeigenteil. In: Bülach-Dielsdorfer Volksfreund, Nr. 34, Samstag, 29. April 1882.
  • Weisst Du, wieviel Eichen stehen... WeiachBlog, 16. Juni 2006.
  • Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Vierte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». April 2007 – S. 43 (pdf-File, 5 MB) [Nachtrag vom 13.9.2014: vgl. auch aktuellste Ausgabe Januar 2014.]

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