Daraus hat der Tagi-Autor folgendes Zitat entnommen: «Der Wein aber war gegenüber dem heute erhältlichen stark verdünnt und durch die Säure auch ziemlich sicher frei von schädlichen Krankheitserregern, wie sie im Wasser häufig zu finden waren».
Ohne Kontext kann diese Aussage leicht missverstanden werden. Dünner war der Wein vor allem deshalb, weil er vor dem Genuss mit Wasser verdünnt und gestreckt wurde.
Wein im Wasser schützt vor Krankheiten
Dazu der Beginn eines auch sonst sehr lesenwertens Artikel über den Wein und seine gesundheitlichen Vor- und Nachteile:
«Wein gehört zu den ältesten Kulturprodukten der Menschheit. Seit etwa 8000 v.Chr. werden Rebkulturen angebaut. Das älteste bekannte Zeugnis der Weinbereitung ist eine 8000 Jahre alte Wein- und Fruchtpresse, die bei Damaskus gefunden wurde. Ebenso alt ist aber auch das Wissen um die Wirkungen des Weines als Arzneimittel.
Hippokrates (460-377 v.Chr.) empfahl mit Wasser verdünnten Wein bei Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen. Plutarch (46-125 n.Chr.) schreibt: Wein ist von den Getränken das nützlichste, von den Arzneien das süßeste und von den Speisen die angenehmste.
Selbst Cäsar achtete darauf, dass seine Legionäre täglich die ihnen zugewiesene Menge Wein tranken. und konnte sie auf diese Weise selbst in verseuchten Gebieten von Darmkrankheiten, wie Cholera, Paratyphus, Typhus und Ruhr freihalten. Wein und Bier waren bis zur Neuzeit die einzigen Getränke, die kaum Krankheitserreger enthielten.» (Frymark 1998-2003)
Das dürfte einer der Hauptgründe für den Eifer der Weiacherinnen gewesen sein, ihre Rebberge auch dann zu pflegen, wenn der Ertrag sauer, die Absatzmöglichkeiten bescheiden und die Sanktionen der Obrigkeiten wegen neu eingeschlagener Reben zuweilen happig waren (vgl. Sonderausgabe 2009, S. 11 – Link in den Quellenangaben)
Das Trinkwasser und die Art der Abwasserentsorgung war nämlich auch in Weiach nicht immer über alle Zweifel erhaben, sonst hätte es nicht regelmässig Epidemien gegeben, wie die Ruhr-Epidemie, der 1782 innert neun Wochen 35 Personen zum Opfer fielen (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 119 – Link in den Quellenangaben).
Auf der Landschaft DAS Getränk
Man kann sich also vorstellen, in welche Verlegenheit die Weiacher kamen, als es ihnen 1854 die Rebberge verhagelte:
«Den 23. Augsten ward die Gemeinde von einem starken Hagelwetter heimgesucht, das jedoch, da die Ernte glücklich eingebracht, nur an Bäumen und im Rebgelände Schaden verursachte, so dass wohl selten noch eine Zeit erlebt worden, in welcher ein so allgemeiner Mangel an Getränk vorherrschte.» (Quelle: Kirchturmdokument von 1855, vgl. Brandenberger 2009)
Quellen
- Baer, Th.: 700 Jahre Weinbau in Weiach: Vom sauren Tropfen zum Qualitätserzeugnis. In: Tages-Anzeiger, 22. September 2009 – S. 55 Unterland.
- Frymark, D.: Wein und Gesundheit. Website Wissenswertes über den deutschen Wein, 1998-2003. URL: http://www.kochen-wein.de/wein/gesund.htm
- Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollinger, Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach, 2003 - S. 28.
- Brandenberger, U.: Nasser Zehnten und der Schatz des Hunnenkönigs. Weinbau in Weiach – seit 700 Jahren? Weiacher Geschichte(n) Sonderausgabe 2009. Ausstellung im Ortsmuseum. 32 S. Links: Sonderausgabe 2009 (eSnips) – Sonderausgabe 2009 (Scribd) – Sonderausgabe 2009 (Weber).
- Brandenberger, U.: Wenn die Rote Ruhr zuschlägt. Massensterben wie 1782 rafften in Weiach Dutzende hinweg. Weiacher Geschichte(n) 119. Erscheint in den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Oktober 2009; Vorabdruck vgl.: Nr. 119 (eSnips) – Nr. 119 (Scribd) - Nr. 119 (Weber)
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