Donnerstag, 30. September 2021

Der Plan des Weiacher Kirchenbezirks von 1921

Gestern und heute vor 100 Jahren hat ein Grundbuchgeometer namens Knupp die Daten der «Pfrundlokalität Weiach» aufgenommen und darauf basierend einen exakten Plan gezeichnet, der den gesamten heute als «Kirchenbezirk» bezeichneten Bereich umfasst:























Im Vergleich zur Situation von 1821 (siehe WeiachBlog Nr. 1520) sind die Pfrundgüter geschrumpft. Verkauft worden waren die nordöstlich gelegene Wiese (die 2004 zum neuen Friedhofsteil Fuori le mure wurde), sowie die Grünlandparzelle auf der Hofwisen (dem Areal, das heute noch teilweise unüberbaut zwischen Oberdorf und Chälen liegt und zum guten Teil zum Schulgelände gehört).

Das Reich des damaligen Pfarrers Albert Kilchsperger und seiner Frau Elisa Meierhofer beschränkte sich also auf den eigentlichen Pfarrgarten südwestlich des Pfarrhauses (von Mauer gegen die Büelstrasse eingefriedet) sowie den Hofraum zwischen Waschhaus, Pfarrscheune und Pfarrhaus.

Seit dem Abbruch der südwestlichen Friedhofsmauer samt dem Torbogen im Jahre 1838 mussten die Kirchgänger nicht mehr den Pfarrhof durchqueren, um in den Friedhof und zur Kirche zu gelangen. Die beiden Bereiche waren seither entflochten. 

Zwecks Friedhoferweiterung hat man neu eine näher an der Büelstrasse liegende Mauer mit Bogen gebaut und das Terrain dahinter aufgefüllt. Platz wurde auch dadurch geschaffen, dass damals das alte Pfarrwaschhaus abgebrochen und Richtung Pfarrscheune ein Neubau erstellt wurde (vgl. den Vertrag zwischen dem kantonalen Baudepartement (als Eigentümervertreter des Pfarrhauses) und der Gemeinde Weiach (als Eigentümerin des Friedhofes und der Kirche), StAZH M 30.606).  


Zoomen wir auf dem Plan etwas näher, dann fallen zwei Details auf, die anders sind als heute:
  • an der Verbindungsmauer von 1859 zwischen dem Alten Gemeindehaus (erbaut 1857) und der Kirche ist aussen das Spritzenhaus angebaut. Zumindest Teile der Feuerwehrausrüstung waren also vor hundert Jahren nicht im Erdgeschoss des Gemeindehauses gelagert;
  • auf dem Pfrundgrundstück selber findet man ungefähr dort, wo sich heute eine Feuerstelle befindet, ein Bienenhaus, das als Eigentum des Pfarrers ausgewiesen ist.
Verschieben wir den Ausschnitt nach rechts, dann sieht man, dass sich die Südecke des Pfarrgartens damals weiter in Richtung Oberdorfstrasse erstreckt hat als heute. Der 1921 vermerkte Nachbar, Wagnermeister Johann Stuber, verfügte noch über weniger Platz als sein Nachfolger Albert Erb, der dem Kanton eine Fläche von 100 Quadratmetern abkaufen und nur deshalb 1955 einen Schopf erstellen konnte (vgl. WeiachBlog Nr. 1602). Eine Ecke dieses Lagergebäudes (heutige Assek-Nr. 247) steht nämlich auf der alten Parzellengrenze.


Was man auf diesem Ausschnitt auch sehr schön sieht, ist die  Richtungsangabe «nach Raat» auf der als «Gemeinde-Strasse» bezeichneten Büelstrasse. Sie korrespondiert auf der anderen Seite des Plans mit  «nach Kaiserstuhl» und diese beiden Angaben verraten den alten Verlauf der Hauptstrasse von Kaiserstuhl über Raat nach Zürich, als man die Stadlerstrasse noch nicht auf dem Reissbrett geplant und 1845/46 als «Kunststrasse» erstellt hatte (vgl. WeiachBlog Nr. 1511). Die alte Strasse verlief nämlich am Pfarrhaus vorbei. Und daran sieht man auch, dass Geometer Knupp alte Pläne vorgelegen haben müssen (vielleicht auch der von 1838; StAZH PLAN R 1190). 


Zum Plan gehörte selbstverständlich auch ein Flächenverzeichnis. Der Ersteller war schliesslich Grundbuchgeometer. Die Assekuranznummern sind diejenigen, die zwischen 1895 und 1955 Gültigkeit hatten. Und die Flächenangaben zeigen ein Total von 1982 m2, also rund 40 m2 weniger als in WeiachBlog Nr. 1602 errechnet.


Quelle
  • Situationsplan über die Pfrundlokalität Weiach. Pfrundlokalität mit Kirche, Pfarrhaus und Umgebung; Grundriss. Mit Verzeichnis der Flächeninhalte der Gebäude und Güter sowie mit Angabe der Namen der Eigentümer von angrenzenden Privatgrundstücken und -gebäuden. Entstehungszeitraum: 29.-30.9.1921. Massstab: 1 : 200 (Massstabsleiste von 40 Meter). Format B x H (cm): 80.0 x 50.0. Tinte, Grafitstift, Aquarell. Papier auf Gewebe. Signatur: StAZH PLAN R 1841.
Literatur
  • Brandenberger, U.: Wie sich der Kirchenbezirk Weiach seit 1821 verändert hat. WeiachBlog Nr. 1520 v. 5. Juni 2020.
  • Brandenberger, U.: Wie gross war eine Weiacher Jucharte im Jahre 1821? WeiachBlog Nr. 1602 v. 16. Oktober 2020.

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