Freitag, 24. April 2020

Der Amerikanische Bürgerkrieg im Weiacher Schulzimmer

Der Sezessionskrieg zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA (der auch noch viele andere Namen hat) dauerte vom 12. April 1861 bis 23. Juni 1865. Begonnen hatte dieser Konflikt allerdings bereits im Dezember 1860 mit der Sezession von South Carolina und war eigentlich erst Mitte Juli 1870 mit der Wiederzulassung von Georgia zur Union abgeschlossen (mehr zu Ursachen, Ablauf und Hintergründen im entsprechenden Wikipedia-Artikel).

Der brutal geführte Bürgerkrieg, der einer der ersten war, die fotographisch dokumentiert wurden, war auch in Weiach Gesprächsthema. Nicht nur in der Schulstube der 4.-6. Klasse, was schon sehr bemerkenswert ist. Sondern auch unter den Einwohnern des Dorfes, wie sich Louise Griesser Patteson, 1853 geboren und 1867 in die USA ausgewandert, in ihrer Autobiographie erinnert:

«It was during the years 1862 to 1865, while the Civil War raged in this country, that I attended the grammar school. I remember well how, whenever the term “United States” occurred in our history or geography, the teacher would say “United (but now disunited) States”.

During this time the main topic of conversation between my father and his friends was the great civil war in America. “If only this war were over”, was a phrase I heard over and over again. Every Saturday the newspaper was delivered to us by a woman. I remember the enormous black headlines telling of President Lincoln’s assassination, and how the grief over that tragedy clouded the rejoicings over the close of the war.

I had no idea then I would ever see America, much less that I would become a citizen of this great and good country.»

Wenn man weiss, dass Louises Vater kurz danach in die USA emigrierte, dann erstaunen diese Gespräche und vor allem der Wunsch, der Bürgerkrieg möge zu Ende gehen, allerdings wenig. Denn einer solchen Auswanderung geht ja in der Regel eine längere Abklärungsphase voraus. Einfach so ins Blaue hinein tut man einen solchen Schritt nicht. Und da waren nicht endenwollende Kriegsnachrichten aus dem anvisierten Land natürlich ein brennendes Thema. Man wusste ja schliesslich 1862 nicht, wie lange der Krieg dauern und in welchem Zustand er das Land zurücklassen würde.

Das von Louise Patteson erwähnte Blatt kann jedenfalls nicht die Zürcherische Freitagszeitung  gewesen sein, denn da gab es keine grossen Schlagzeilen. In der genannten Freitagszeitung wurde die von den Südstaaten gegründete Konföderation übrigens als «Sonderbund» bezeichnet. Das kannten die Leser aus eigener eidgenössischer Erfahrung von 1845 bis 1847. Auch diese Abspaltung katholischer Kantone hatte ja zu einer – wenn auch wesentlich kürzeren und viel weniger blutigen – militärischen Auseinandersetzung geführt, dem Sonderbundskrieg von 1847 (vgl. den Beitrag von René Roca im e-HLS zum Sonderbund und dessen Auflösung mit militärischen Mitteln).

Quelle
  • S. Louise Patteson: When I Was a Girl In Switzerland. Lothrop, Lee & Shepard Co., Boston 1921 [Elektronische Fassung auf archive.org; PDF, 11 MB] – S. 94-95.

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