Samstag, 18. Juli 2020

Lehrerwohnhaus Neureben und Baulandpreise Anno 1965

Noch im 19. Jahrhundert wohnten die Schulmeister im Schulhaus selber. Mit steigenden Anforderungen, insbesondere als eine dritte Lehrkraft angestellt werden musste, war das nicht mehr möglich. Die Lehrer mussten sich sonstwo im Dorf eine Wohnung suchen.

Um geeignete Lehrkräfte besser von einem Umzug nach Weiach überzeugen zu können, ging die Primarschulgemeinde neue Wege, wie dem Kapitel «Schulwesen» in der Jahreschronik 1965 von Walter Zollinger zu entnehmen ist:

«Am 20. Januar, anlässlich der Budgetversammlung, wurden noch die beiden nachfolgenden Kaufverträge genehmigt und die dazu nötigen Kredite bewilligt:
  • mit Josef Bütler z. "Wiesental" über 795 m2 Wiesen im Riemli für Fr. 14'500.-- 
  • und Arnold Nauer, Landwirt Kellen über 358 m2 Baumgarten im Riemli für Fr. 8'000.--,
in beiden Fällen samt den zu übernehmenden Fertigungskosten und Steuern. Diese beiden Landparzellen sind als Baugrund für ein bald zu errichtendes "Lehrerwohnhaus" vorgesehen.»

Man sieht: Damals konnte eine Exekutive nicht einfach für sechsstellige Beträge Land kaufen, so wie heute der Gemeinderat (vgl. WeiachBlog Nr. 1532). Aber auch die Primarschulpflege hat heute wesentliche grössere Kompetenzen: 50'000 CHF gemäss Art. 21 Ziff. 7 der Gemeindeordnung 2010 der Primarschule Weiach.

Landpreise auch inflationsbereinigt nur ein Drittel der heutigen

Berechnet man aus obigem Chronikeintrag die Quadratmeterpreise, so kommt man auf:

18.24 CHF/m2 für das grössere Wiesengrundstück
22.35 CHF/m2 für das kleinere Bungert-Grundstück

Umgerechnet mit dem Historischen Lohnindex HLI wären das heute ca. CHF 100-125. Und selbst nach dem BIP-Index käme man lediglich auf max. CHF 185 (s. www.swistoval.ch).

Berücksichtigen muss man allerdings, dass es sich hier um noch unerschlossenes Bauland handelt. Trotzdem: Nimmt man die real erzielbaren Werte von heute (CHF 300 und 400 im Durchschnitt, vgl. die Daten des kantonalen Statistikamts), dann sind da schon signifikante Steigerungen zu verzeichnen, die nicht auf die Teuerung, sondern wohl allein auf den Sogeffekt der Metropolitanregion Zürich zurückzuführen sind.

Je stadtnäher desto teurer

Ein anderer Effekt ist aber immer noch festzustellen. Je näher an der Stadt eine Gemeinde liegt, desto höher steigen die Baulandpreise.

Das zeigen die Zahlen aus einer Studie, die 1962 in der Fachzeitschrift Geographica Helvetica erschienen ist, ganz deutlich. Die sogenannte «lokale Differenzierung der Bodenpreise» für die Gemeinden Dielsdorf und Opfikon-Glattbrugg zeigt Tabelle 7. Angegeben werden: «Geläufige Bodenpreise in verschiedenen Zonen der Gemeinde, in Franken». Dass die Angabe pro Quadratmeter erfolgt, erwähnt der Autor nicht explizit.

Dielsdorf
Bauland im Dorf:  1946/47: CHF 4-8; 1955/56: CHF 10-15; 1960: CHF 20-39
Kulturland außerhalb Bauzone: 1946/47: CHF 1-1.5; 1955/56: um 1.5 CHF; 1960: CHF 2-4

Opfikon-Glattbrugg
Wohnzone Glattbrugg: 1940/45: 9-15; 1950: 11-22; 1954/55: 25-40; 1957: 50; 1959/60: 50-103
Rein landwirtschaftl. Land:  1940/45: 0.7-1; 1950: 0.9-1.2; 1954/55: 1.3-8; 1957: 10; 1959/60: 9-20

Bemerkenswert ist der scharfe Preisanstieg beim Kulturland in Opfikon-Glattbrugg ab Mitte der 50er-Jahre. Die Preisentwicklung in Dielsdorf ist dagegen geradezu moderat.

Und: im ländlichen Bezirkshauptort sind die Baulandpreise ebenfalls noch im Rahmen derjenigen in Weiach, aber doch klar höher.

Heute dürften die Median-Quadratmeterpreise für Bauland in Dielsdorf bei rund 800 CHF liegen. Und in Opfikon-Glattbrugg bei mindestens 1400 CHF. In Weiach dagegen nur bei 400 CHF.

Quellen und Literatur

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