Mittwoch, 1. Juli 2020

Vor 75 Jahren: elektrifizierte Strecke Eglisau-Koblenz eingeweiht

Fast 69 Jahre lang, vom 1. August 1876 bis zum 30. Juni 1945, waren qualmende Dampflokomotiven auf der Strecke Eglisau–Koblenz ein vertrautes Bild für die Weiacher Dorfbevölkerung. 

Die Mitglieder des Weiacher Frauenvereins, die 1910 auf die Habsburg (vgl. WeiachBlog Nr. 1530) und 1912 nach Kemptthal reisten (Weiacher Geschichte(n) Nr. 66), taten das noch mit Kohlekraft. Auch den Zug, der im Herbst 1944 von US-Kampfflugzeugen angegriffen wurde, zog noch eine Dampflokomotive (Weiacher Geschichte(n) Nr. 41).

Mit dem 1. Juli 1945, also wenige Wochen nach dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs (8. Mai), änderte das Bild des Triebfahrzeugs radikal. Mit dem heutigen Tag ist es nun 75 Jahre her, seit die Strecke dem elektrifizierten Betrieb übergeben worden ist. 

Die am Abschnitt zwischen Winterthur und Bülach liegenden Gemeinden der ehemaligen Nordostbahn-Strecke mussten noch zwei weitere Wochen auf die Einweihung warten: bis am 15. Juli. Die Strecke zwischen Bülach und Eglisau war bereits 1928 mit elektrischen Oberleitungen ausgerüstet worden.

Diese Umrüstung hätte ohne den Zweiten Weltkrieg wohl nicht so schnell stattgefunden. Sie war Teil des kriegsbedingt beschlossenen Elektrifizierungsprogramms für Bahnstrecken. Aber auch danach  gab es noch einige Jahre Dampfloks im Zürcher Unterland. Die Wehntalbahn (Strecke Oberglatt–Niederweningen) wurde erst am 28. Mai 1960 elektrifiziert.


Die damals «Elektrifikation» genannte Umstellung wurde auch von den Weiachern gebührend gefeiert. Das obenstehende Bild im Privatbesitz von Hanni Rutschmann-Griesser zeigt den festlichen Empfang des ersten mit Strom fahrenden Zuges am Bahnhof Weiach-Kaiserstuhl am 1. Juli 1945.

Im Bild vorne links mit Hut: Lehrer Walter Zollinger, der Verfasser der ersten im Druck erschienenen Weiacher Ortsgeschichte. Die Kinder auf diesem Foto (mutmasslich aus Weiach, Kaiserstuhl und Fisibach) sind heute um die 80 Jahre alt.

Quellen

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