Donnerstag, 27. Juni 2024

Die Vier-Kantone-Rundfahrt vor 75 Jahren

Von Zürich über Schindellegi und die Menzinger Höhe an den Zugersee. Dann quer durch den Aargau über Lenzburg, die Staffelegg, den Bözberg und die Stadt Baden wieder an den Ausgangspunkt zurück. Das sind ein paar Stichworte zur Rennstrecke der Vier-Kantone-Rundfahrt 1949, am gestrigen Datum vor 75 Jahren.

Der 621 m hohe Staffelegg-Pass zwischen Aarau und dem Fricktal war nur eine der Stellen, an denen der grosse Sieger des Tages, Ferdinand Kübler (1919-2016), genannt Ferdy National, einer der bekanntesten Schweizer Velorennfahrer aller Zeiten, seine «Glanzform» (O-Ton NZZ) nach Belieben ausspielen konnte. Er war der grosse Dominator bei den 35 gestarteten Professionals: Platz 1 mit fast zweieinhalb Minuten Vorsprung nach 231 Kilometern, zurückgelegt in 6 Stunden 6 Minuten und 40 Sekunden. D.h. 37.8 Stundenkilometer im Schnitt.

Für Amateure im Zweiten Weltkrieg geschaffen

Die Vier-Kantone-Rundfahrt wurde von 1941 bis 1972 durchgeführt. In der Zeitung Die Tat vom Montag, 27. Juni 1949 wird der Rennbericht mit folgendem Abschnitt eingeleitet:

«In den ersten Jahren des zweiten Weltkrieges aus der Taufe gehoben, hat sich das vom Velo- und Moto-Club Industriequartier Zürich geschaffene Rennen, die Vier-Kantone-Rundfahrt, innert einem knappen Jahrzehnt zu einem der bedeutendsten Ueberlandstraßenrennen des schweizerischen Radsportes entwickelt. Die diesjährige Auflage stand allerdings vorerst unter keinem besonders glücklichen Stern, denn ursprünglich wollte man die Ankunft, des Rennens mit einem Bahnrennen auf der offenen Rennbahn Oerlikon verbinden wie in den Vorjahren. Da platzten die Fußballer mit ihrem Länderspiel gegen Luxemburg dazwischen, und die wohlvorbereitete Organisation mußte vollständig umgeorgelt werden. Gleichwohl ließen sich die Männer um OK-Präsident Gusti Schmid nicht verdrießen und nahmen willig die Mehrarbeit auf sich. Die sportliche Ausbeute hat ihnen recht gegeben. Dagegen hätten auf der Zielstrecke am Sihlquai noch bedeutend mehr Zuschauer Platz gehabt. — Die Koordinierung der zürcherischen Sportanlässe scheint ein frommer Wunsch zu bleiben. — An der Organisation war einmal mehr nichts auszusetzen; nicht umsonst hatten sich gegen tausend Rennfahrer in allen Kategorien eingefunden. Die Industrieler verdienen das Vertrauen der Aktiven.»

Die Rollen der Weiacher

Gleich zwei Weiacher sind in diesem Artikel erwähnt: P. Grießer und Gusti Schmid. Der in Weiach aufgewachsene Fahrer Paul Grießer (*1930), der sich im Wehntal niederliess und von dort per Velo nach Oerlikon zur Arbeit fuhr. Und OK-Präsident Schmid höchstselbst (ohne Benennung seines Weiacher Bürgerrechts), der von derselben Tat 1971 anerkennend als «der grösste Velofritze Zürichs» bezeichnet wurde.

Grießer startete bei den Junioren im 2. Feld. In dieser Kategorie mussten 150 km zurückgelegt werden. Nach 4 Stunden 7 Minuten und 20 Sekunden musste er sich einzig einem Stadtzürcher namens Ruckstuhl geschlagen geben. Platz 2 also mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 36.4 km/h. Eine Topplatzierung in seiner Altersgruppe.

Quellen und Literatur

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