Sonntag, 7. Juli 2024

Kantonale Raumplaner waren gegen Fernsehumsetzer Fasnachtflue

Seit einem halben Jahrhundert steht es nun an der Fasnachtflue, das Wahrzeichen des Fernseh- und Mobilkommunikations-Zeitalters.

Dieser Mast, der anfangs primär den Füllsender Hohentengen getragen hat (vgl. WeiachBlog Nr. 1973), dürfte die höchste von Menschenhand errichtete bauliche Struktur auf Weiacher Gemeindegebiet sein. Sie ragt höher auf als die Gebäude der Weiacher Kies AG (rund 30 Meter) und selbst höher als die Kirchturmspitze (rund 34 Meter, vgl. WeiachBlog Nr. 1261).

Das muss man zumindest aus einem Ende Januar 1973 verfassten Brief des kantonalen Raumplanungsamts an die Kreistelefondirektion der PTT schliessen:

Damals hatte der unterzeichnete Fachkoordinator dieser Amtsstelle noch eine sechsstellige Telefonnummer (01 / 32 96 11) und bezüglich des geplanten Bauwerks eine ähnlich dezidierte Haltung wie weiland Hans Rutschmann, langjähriger Präsident der Ortsmuseumskommission: Diese Baute verschandelt das Ortsbild!

Gemeinde Weiach, Fernsehumsetzer Hohentengen

«Sehr geehrte Herren,

Mit Schreiben vom 8. Januar 1973 haben Sie uns die Unterlagen des Fernsehumsetzers in Weiach zur Orientierung zugestellt. Gemäss den eingereichten Plänen soll der 45 m hohe Kabinenmast auf den Koordinaten 675'520/267'925, nordöstlich des Dorfes Weiach erstellt werden.

Da der Fernsehumsetzer am Waldrand des sehr exponierten Südwesthanges oberhalb Weiach das Orts- sowie insbesondere das Landschaftsbild sehr beeinträchtigt, können wir dem Standort für den Kabinenmast nicht zustimmen. Wir bitten Sie deshalb, einen Standort an einer weniger exponierten Stelle zu wählen.»

Kopien dieses Schreibens gingen an den Gemeinderat Weiach, das kantonalzürcherische Oberforstamt, sowie das «Eidg. Luftamt, Inselstr. 30, 3003 Bern».

Erfolglose Eingabe

Von diesem letzteren Adressaten, woher obiges Schreiben letztlich ins Bundesarchiv gelangt ist, sind keine Demarchen bei der PTT bekannt, jedenfalls keine, die schriftlichen Niederschlag und Eingang ins Dossier gefunden hätten.

Und so wurde der landschaftsbildbeeinträchtigende Mast dann halt trotzdem gebaut. Der heutige Standort liegt nur 20 Meter nordwestlich der angegebenen Koordinaten. 

Ob er wirklich 45 Meter hoch aufragt und wie hoch sich die Kirchturmspitze tatsächlich über das Terrain erhebt, dafür müsste man sich einmal mit trigonometrischen Methoden hinter die Angelegenheit klemmen.

Quelle und Literatur

  • Eidgenössische Forstdirektion. Natur- und Heimatschutz. Begutachtungen, Stellungnahmen. Weitere Bauten und Anlagen. PTT - Bauten und Anlagen. Einzelne Projekte. Weiach. Aktenzeichen 746.21.
    Schweizerisches Bundesarchiv. Ablieferung 2001/00151, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Bern) (1900-1995). Signatur: CH-BAR E3270C#2001/151#3960*
  • Brandenberger, U.: Die Höhe des Kirchturms zu Weiach. WeiachBlog Nr. 1261, 9. Januar 2016.
  • Brandenberger, U.: Deutscher Fernsehumsetzer an der Fasnachtflue. WeiachBlog Nr. 1973, 21. August 2023.

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