Eines der herausragendsten Kennzeichen der modernen Zeit auf unserem Gemeindegebiet ist der Antennenmast an der Fasnachtflue.
Hans Rutschmann-Griesser hat ihn auf seinen Bildern konsequent ausgeblendet. Mit einer Ausnahme: auf ausdrücklichen Wunsch ist er auf der 2003 entstandenen, nach den tatsächlichen Verhältnissen verfertigten Zeichnung verewigt, die das Titelblatt der Monografie zur Ortsgeschichte in der Tradition Zollingers ziert (vgl. die entsprechende Themenseite auf weiachergeschichten.ch).
In der nordwestlichen Ecke des Waldes, der hier noch zum Gebiet Fasnachtflue gehört (vgl. die Flurnamenkarte 1958 von Boesch), steht er nun – seit mittlerweile bald einem halben Jahrhundert. Dass der Mast mit dem in luftiger Höhe rund um den Turm tonnenförmig angebrachten Technikraum von den heutigen Telekommunikationsfirmen in ihren Mobilfunkausbaugesuchen den Flurnamen Betzenacher angeheftet bekommen hat, ist wieder einmal einer dieser Betriebsunfälle der Namensgebung durch Ortsfremde, die sich in diesem Fall am Namen der darunter an der Büechlihaustrasse liegenden Wiese vergriffen haben.
«(pd) Im Sinne eines mit der Bundesrepublik Deutschland abgeschlossenen Abkommens über das Errichten und Betreiben von Radio- und Fernsehanlagen in Grenzgebieten, sind zwischen den schweizerischen PTT-Betrieben und der Deutschen Bundespost Verhandlungen über den Bau von Fernsehumsetzern geführt worden. Vorerst sind drei kleine Fernsehumsetzer in den Gemeinden Mammern, Weiach und Laufenburg AG geplant, um die rechtsrheinischen Orte Oehningen, Hohentengen und Laufenburg/Baden mit den drei deutschen Fernsehprogrammen zu versorgen. Die Schweiz bekam durch das genannte Abkommen ebenfalls das Recht, Sender im deutschen Grenzgebiet zu erstellen und zu betreiben. Mit Oesterreich, Italien und Frankreich bestehen ähnliche Uebereinkommen.»
Im Gegensatz zu längerwelligen Radiosignalen breitet sich das höherfrequente UHF-Signal des Fernsehens viel geradliniger aus. Es biegt sich weniger gut über einen Hügel hinweg und so ergeben sich entlang des Hochrheins beidseits der Grenze eben Abschattungszonen.
Laut der Zeitung Die Tat vom 2. Februar 1974 lief der oberhalb Weiach installierte sogenannte «Füllsender» Hohentengen «zurzeit auf Probebetrieb». Die anderen beiden obgenannten Sender waren bereits im regulären Einsatz.
Schweizer Pendant auf dem Nächstenberg?
Wo das Pendant auf deutscher Seite gestanden hat, das die Weiacher mit dem heimischen Fernsehprogramm versehen hat? Der über 100 Meter hohe Turm auf dem Wannenberg ob Bergöschingen ist es wohl nicht gewesen, denn der wurde erst 1995 gebaut. War er auf dem Nächstenberg, dem Hügel gleich nördlich des Ortskerns des Dorfes Hohentengen? Denn dort steht heute ein Funkmast, über den Richtfunkstrecken in die Schweiz betrieben werden.
Laut der Datenbank des BAKOM, die auf dem Kartendienst map.geo.admin.ch hinterlegt ist, fungiert der Mast auf Fasnachtflue nicht mehr als TV-Umsetzer.
Noch nicht recherchiert ist die Frage, ab wann sich das TV-Signal vom Umsetzer Fasnachtflue verabschiedet hat – und er seither nur noch als Mobilfunkmast verwendet wird. Die Antwort hängt nämlich u.a. davon ab, wann die Hohentengemer zu jedem Haushalt einen Kabelfernsehanschluss verlegt bekommen haben.
Quellen
- Ausländische TV-Umsetzer in Schweizer Grenzgebieten. In: Neue Zürcher Zeitung, Nummer 185, 22. April 1973 – S. 45.
- Dem Rhein entlang entstehen «Füllsender». In: Die Tat, 2. Februar 1974 – S. 11.
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