Freitag, 20. September 2024

Auswandern nach Chile? Gemeinde Weiach zahlt Kopfprämie!

Im Jahre 2010 hat der Autor dieses Blogs den ersten Hinweis auf eine solche Wanderungsbewegung gefunden. Demnach hat ein Jacob Rüdlinger seine alte Heimat Richtung Südamerika verlassen, wie ein Nachkomme mit einem Eintrag im Besucherbuch der damals noch rund um die Uhr offenen Reformierten Kirche Weiach mitteilte.

In einer kürzlich digitalisierten Ausgabe der Zürcher Oberländer Zeitung «Der Freisinnige» findet man eine indirekte Bestätigung dieses Vorgangs. Und eine Angabe, wann diese Emigrationsbewegung sich abgespielt hat, nämlich in den 1880er-Jahren:

«Aus Weiach gedenken nach dem "Wehnthaler" mehrere Familien nach Chile auszuwandern, und hat die Gemeinde letzten Sonntag beschlossen, jedem der Auswanderer, groß und klein, eine Unterstützung von 50 Fr. mit auf den Weg zu geben

Der Beschluss wurde – wohl anlässlich einer Gemeindeversammlung – am 28. Oktober 1883 gefasst.

Die chilenische Regierung hat sich nach dem Sieg über die Spanier im Jahre 1866 sukzessive an die Binnenkolonisation der Gebiete südlich der Hauptstadt Santiago gemacht. 

Für das in einem blutigen Krieg unter Kontrolle gebrachte Gebiet der Mapuche-Indianer um Temuco herum suchte sie in Europa aktiv nach landwirtschaftlich ausgebildeten Fachkräften. 

So wurden neben vielen Deutschen auch Schweizer Bauern samt Familie angeworben, um das von der Armee erkämpfte Gebiet besser zu sichern und zugleich einen substantiellen Beitrag an die Volkswirtschaft des jungen südamerikanischen Staates zu leisten.

Und die Gemeinde Weiach war natürlich froh, potentiell oder tatsächlich armengenössige Personen in ferne Lande exportieren zu können. Eine Kopfprämie zur Ermunterung erschien wohl als gute Investition. Noch zu eruieren ist, ob die Auswanderer dafür auf alle Zeiten auf das Weiacher Gemeindebürgerrecht (und damit ihren Anteil am Holznutzen) verzichten mussten.

Quelle

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