Originalaufzeichnungen sind in der Regel das A und O der Geschichtsforschung. Man will ja zu den Wurzeln zurück, um herauszufinden, wie es wirklich gewesen ist. So lautet das berühmte Diktum von Ranke in freier Formulierung. Die Wirkung in den Köpfen erzielen aber oft die Exzerpte, Abschriften und die Literatur, in die sie verarbeitet werden, also die sogenannten Rezeptionen.
Manche notierten mehr als sie mussten
Die Rindviehseuche, welche Kaiserstuhl und Weiach Mitte des 18. Jahrhunderts während zehn Monaten im Griff hatte, fiel in die ersten Jahre der Amtszeit von Junker Hartmann Escher. Dieser Weiacher Pfarrer hat sich in vieler Hinsicht anders verhalten als viele seiner Vorgänger und Nachfolger. Er hat weltliche wie geistliche Angelegenheiten beherzt angepackt (vgl. WeiachBlog Nr. 226) und dies auch schriftlich dokumentiert.
Zeugnis darüber legt das älteste erhalten gebliebene Protokoll der Weiacher Kirchenpflege ab, das sog. «Stillstandsaktenbuch» (Signatur: ERKGA Weiach IV.B.6.1), das die Jahre 1754 bis 1837 abdeckt. Eschers Einträge umfassen 45 Seiten bei einer Amtszeit von rund 16 Jahren. Die seines Nachfolgers Pfr. Wiser hingegen gerade einmal 2 Seiten bei über 12 Amtsjahren.
Original, Exzerpt, Abschriften, etc.
Die Aktenlage präsentiert sich für die ortsgeschichtlichen Unterlagen wie folgt:
1. Original Escher
Siehe oben. Verfasser: Pfr. Jkr. Hartmann Escher (1720–1788), amtierend: 1753–1769 [WPZ24, Nr. 78]
2. Exzerpt Wipf (Teil der sog. «Wipf-Akten»)
Verfasser: Pfr. Ernst Wipf (1870 – 1954), amtierend: 1903–1907 [WPZ24, Nr. 91]
Teil der «Materialien zur Ortsgeschichte von Weiach gesammelt von E. Wipf, Pfr.»; ehemals Teil des Pfarrarchivs Weiach, Signatur 1915: PfA Weiach IV.D.1; Signatur 1944: PfA Weiach II.7. Heute in der Sammlung des Ortsmuseums Weiach, ohne Signatur.
Form: 7 Seiten mit Notizen zu den Einträgen Eschers (fol. 1-45 des Stillstandaktenbuch) sowie Wiesers (fol. 46-47 desselben). 21,5x26,8 cm.
3. Abschrift Z des Exzerpts W
Verfasser: Lehrer Walter Zollinger-Funk (1896 – 1986). Nachstehend: WipfZgrIV
«Stillstands-Notizen. Wichtigstes aus den Aufzeichnungen v. Hr. Pfr. E. Wipf.»; Sog. «Schulheft IV», unpag. Seiten, Viehseuche: S. 1-3. Entstehungszeit der Abschrift unbekannt, jedoch mutm. vor 1965.
4. Rezeptionen R
R1 Jahreschronik 1964
Verfasser: Walter Zollinger-Funk. Nachstehend: GCh64
Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1964. Signatur: G-Ch Weiach 1964; Viehseuche: S. 1-2 (Einleitung). Dieses Typoskript wurde laut Verfasser im September 1965 abgeschlossen.
«Anlässlich eines Altersnachmittages im "Sternen" berichtete ich den anwesenden Altersgenossen von ein paar intressanten Begebenheiten, wie Brandfälle, Unwetter, Krankheiten etc. aus früheren Zeiten. So auch von einer Seuchenepidemie, die vor mehr als 200 Jahren schon das Rindvieh unseres Dorfes heimsuchte. Die diesbezüglichen Eintragungen im sog. "Stillstandsaktenbuch" jener Zeit sollen hier, chronologisch geordnet, wiedergegeben werden:» Es folgen die Einträge (s. unten Text-Synopse).
Wie immer bei solchen Vorträgen muss angemerkt werden, dass wir natürlich nicht wissen, welche Details der Vortragende verwendet und welche er ausgelassen hat.
R2 Blaues Büechli 1972
Verfasser: Walter Zollinger-Funk. Nachstehend: Zoll72
In der ersten dem Druck übergebenen Monographie zur Geschichte der Gemeinde Weiach hat Zollinger 1972 auf den S. 35-36 die bereits im Herbst 1965 in die Jahreschronik gelegten Angaben verwertet. Und zwar selektiv, wie man bei genauer Analyse erkennt. Der Autor legt sich auch auf eine Interpretation fest, wohl unter dem Eindruck der Ende 1965 grassierenden Viehseuche (vgl. WeiachBlog Nr. 1252 u. 1253):
«Auch die Maul- und Klauenseuche trat schon früh auf. Anno 1754/55 herrschte im Dorf ein wahrer Seuchenzug. Hier die Notizen darüber:»
Der Einstufung als MKS hätten allerdings bereits Fachleute im 19. Jahrhundert widersprochen (Wirth 1826 und Meyer 1862), wie man dem Archiv für Thierheilkunde entnehmen kann (s. letzten Abschnitt).
R2a Ortsmonografie 2018-2025
Verfasser: Ulrich Brandenberger. Nachstehend: Bra25
Text-Synopse
1754, Sept. 1. d. Pfr. frägt nach einer Viehseuche ze K’stuhl: sie ist schon im Dorf, aber niemand tut etwas. [WipfZgrIV]
1. September: Der Pfarrer frägt nach einer Viehseuche ze Kaiserstuhl: sie ist schon im Dorf, aber niemand tut etwas. [GCh64, S.1]
1754, 1. September: Der Pfarrer frägt nach einer Viehseuche ze Keiserstuel; sie ist aber schon im Dorf, niemand tut etwas. [Zoll72]
1. September Der Pfarrer [Hartmann Escher] frägt nach einer Viehseuche ze Keiserstuel; sie ist aber schon im Dorf, niemand tut etwas. [Bra25]
Nov. 24., 26. Auf Antrag des Pfr. wird d. Gemeindevieharzt bestellt, ein Dörflinger aus Unteralpfen (Schwarzwald). [WipfZgrIV] Hinweis: im Exzerpt Wipf: «Nov 24/26/30.»
24. Novbr. Auf Antrag des Pfarrers wird ein Gemeindevieharzt bestellt - ein Dörflinger aus Unteralpfen im Schwarzwald. [GCh64, S.1]
24. November: Auf Antrag des Pfarrers wird ein Gemeindevieharzt bestellt, ein Dörflinger aus Unteralpfen im Schwarzwald. [Zoll72]
24. November Auf Antrag des Pfarrers wird ein Gemeindevieharzt bestellt, ein Dörflinger aus Unteralpfen im Schwarzwald. [Seit 1975 Teil der Gemeinde Albbruck] [Bra25]
Nov. 30. Gemeindeversammlg. Vortrag d. Pfr. wegen der Massregeln gegen die Seuchen. [WipfZgrIV]
30. Novbr. Gemeindeversammlung. Vortrag des Pfarrers wegen der Massregeln gegen die Seuchen. [GCh64, S.1]
Dieser Eintrag fehlt in Zoll72 und folglich auch im davon abgeleiteten Bra25.
Dez. 2. Pfr. verlangt regelmässige Visitationen der Ställe durch den Vieharzt. [WipfZgrIV]
2. Dezember Der Pfarrer verlangt regelmässige Visitationen der Ställe durch den Vieharzt. [GCh64, S.1]
Dieser Eintrag fehlt in Zoll72 und folglich auch im davon abgeleiteten Bra25.
Dez. 3. Gemeinde deswegen. Lohn des Arztes 1 fl. für die kranke Kuh. [WipfZgrIV]
3. Dezember Gemeindeversammlung deswegen, Lohn des Arztes 1 fl für die kranke Kuh. [GCh64, S.1]
3. Dezember: Gemeindeversammlung wegen Lohn desselben; 1 fl für die kranke Kuh. [Zoll72]
3. Dezember Gemeindeversammlung wegen Lohn desselben; 1 fl für die kranke Kuh. [Bra25]
1755, Jan. 5. Seuche nimmt zu. Abordnung des Sanitätsrates kommt, Dörflinger gewinnt ihr Vertrauen. [WipfZgrIV]
5. Januar Seuche nimmt zu, Abordnung des Sanitätsrates kommt, Dörflinger gewinnt ihr Vertrauen. [GCh64, S.1]
1755, 5. Januar: Seuche nimmt zu; Abordnung des Sanitätsrates kommt (das ist die obrigkeitliche Kommission <für Wohlfahrtspflege und Sanitätsmandate>, auch Epidemie- und Seuchenpolizei aus Zürich) [Anm-43: Dr. Franz Züsli, Beiträge zur Geschichte der Polizei-Organisation der Republik Zürich.]. Dörflinger gewinnt ihr Vertrauen. [Zoll72]
5. Januar Seuche nimmt zu; Abordnung des Sanitätsrates kommt [das ist die obrigkeitliche Kommission «für Wohlfahrtspflege und Sanitätsmandate», die Epidemie- und Seuchenpolizei aus Zürich]. [Anm-166] Dörflinger gewinnt ihr Vertrauen. [Bra25] [Anm-166: Züsli-Niscosi, F.: Beiträge zur Geschichte der Polizei-Organisation der Republik Zürich. Zürich 1967.]
Jan. 21. Gemeinde. Vermahnung der Saumseligen. [WipfZgrIV]
21. Jänner Gemeindeversammlung, Vermahnung der Saumseligen. [GCh64, S.1]
Dieser Eintrag fehlt in Zoll72 und folglich auch im davon abgeleiteten Bra25.
Jan. 26. 2 Stillständer wollen den Vieharzt nicht in ihren Stall lassen, müssen aber. [WipfZgrIV]
26. Jänner Zwei Stillständer wollen den Vieharzt nicht in ihren Stall lassen, müssen aber. [GCh64, S.1]
26. Januar: Zwei Stillständer wollen den Vieharzt nicht in ihren Stall lassen, müssen aber! [Zoll72]
26. Januar Zwei Stillständer [Kirchenpfleger, d.h. Behördenmitglieder!] wollen den Vieharzt nicht in ihren Stall lassen, müssen aber! [Bra25]
Febr. 2. Schreiben des San.rates, man solle dem Vieharzt einen hiesigen in die Lehre geben um 4 Ducaten. – Der Dorfmeyer muss vor d. Sanitätsrat, z. Gehorsam ermahnt. [WipfZgrIV]
2. Februar Schreiben des Sanitätsrates, man solle dem Vieharzt einen hiesigen in die Lehre geben um 4 Ducaten. Der Dorfmeyer muss vom Sanitätsrat zum Gehorsam ermahnt werden. [GCh64, S.1]
2. Februar: Schreiben des Sanitätsrates, man solle dem Vieharzt einen hiesigen in die Lehre geben, um 4 Ducaten. [Zoll72]
2. Februar Schreiben des Sanitätsrates, man solle dem Vieharzt einen hiesigen in die Lehre geben, um 4 Ducaten. [Bra25]
Bemerkenswert ist hier, dass Zollinger den Umstand der offenen Renitenz samt Zitierung eines dörflichen Amtsträgers vor die Aufsichtsbehörde in der gedruckten Ortsmonographie unterschlagen hat!
Febr. 16. Der hiesige Vieharzt besitzt nun die Wissenschaft; der Meister erhält 5 Ducaten & wird entlassen. [WipfZgrIV]
16. Februar Der hiesige Vieharzt besitzt nun die "Wissenschaft"; der Meister erhält 5 Ducaten und wird entlassen. [GCh64, S.2]
16. Februar: Der hiesige Vieharzt (Rudolf Willy) besitzt nun die «Wissenschaft»; der Meister erhält 5 Ducaten und wird entlassen. (So rasch wird wohl nicht grad wieder einer Vieharzt!) [Zoll72]
16. Februar Der hiesige Vieharzt [Rudolf Willy] besitzt nun die «Wissenschaft»; der Meister erhält 5 Ducaten und wird entlassen. [Bra25]
März 2. Stillstand: m. fleissigem Visitieren der Ställe fortfahren. Gmde. Verbot, Vieh zu den Brunnen ze führen
& auf allgem. Weiden zu weiden. Vogt Bersinger renitent. [WipfZgrIV]
2. März Stillstand beschliesst: mit fleissigem Visitieren der Ställe fortfahren. Gemeindeversammlung: Verbot, Vieh zu den Brunnen ze führen und auf allgemeinen Weiden zu weiden. Vogt Bersinger renitent. [GCh64, S.2]
2. März: Verbot der Gemeindeversammlung, das Vieh zu den Brunnen zu führen und auf allgemeinen Weiden zu weiden. [Zoll72]
2. März Verbot der Gemeindeversammlung, das Vieh zu den Brunnen zu führen und auf allgemeinen Weiden zu weiden. [Bra25]
Erneut hat Zollinger hier die Renitenz eines weiteren dörflichen Amtsträgers nicht in die Monographie übernommen. Diesmal handelte es sich gar um den Ranghöchsten (heute entsprechend dem Gemeindepräsidenten), der sich offenbar um einen Entscheid der Gemeindeversammlung foutieren wollte! Auch der Beschluss des Stillstandes (Kirchenpflege unter Leitung von Pfr. Escher) fehlt in der gedruckten Ausgabe.
Apr. 6. Wiederholung der Mahnung, Bäche & Brunnen. Brunnen b. Pfarrhaus nicht bewilligt. [WipfZgrIV]
6. April Wiederholung der Mahnung wegen tränken an Brunnen und Bächen; auch Brunnen beim Pfarrhaus nicht bewilligt. [GCh64, S.2]
Dieser Eintrag fehlt in Zoll72 und folglich auch im davon abgeleiteten Bra25.
Apr. 20. Gmde: Nochmals verboten, Vieh zu weiden bei Gefängnisstrafe Renitenter! [WipfZgrIV]
20. April Gemeindeversammlung: Nochmals verboten, Vieh zu weiden, bei Gefängnisstrafe Renitenter. [GCh64, S.2]
20. April: Wiederholung des Verbotes bey Gefängnisstrafe für die Renitenten. [Zoll72]
20. April Wiederholung des Verbotes bey Gefängnisstrafe für die Renitenten. [Bra25]
Es ist anzunehmen, dass sich erneut einige Gemeindeeinwohner nicht an das Weideverbot gehalten haben, sonst hätte die Gemeindeversammlung nicht zu einer derartigen Sanktion greifen müssen.
Apr. 24. Bittschreiben des Pfr. für die geschädigte Gemeinde; die gnädigen Herren geben 300 fl. – Rodel
der Unterstützungen 5 - 24 fl. [WipfZgrIV]
24. April Bittschreiben des Pfarrers für die geschädigte Gemeinde; die gnädigen Herren geben 300 fl. [GCh64, S.2]
24. April: Bittschreiben des Pfarrers für die geschädigte Gemeinde; die <gnädigen Herren> (zu Zürich) geben 300 fl. [Zoll72]
24. April Bittschreiben des Pfarrers für die geschädigte Gemeinde; die gnädigen Herren [zu Zürich] geben 300 fl. [Bra25]
Mai Verteilung des Geldes durch den Pfr., jedem geheim. [WipfZgrIV]
im Mai Verteilung des Geldes durch den Pfarrer (jedem geheim). [GCh64, S.2]
Mai 1755: Rodel der Unterstützungen, 5 bis 24 fl. pro Vieheinheit. Verteilen des Geldes durch Pfarrer, jedem geheim(!). [Zoll72]
Mai Rodel der Unterstützungen, 5 bis 24 fl. pro Vieheinheit. Verteilen des Geldes durch den Pfarrer, jedem geheim [!]. [Bra25]
Juli 6. (16?) noch eine Kuh gefallen & entschädigt mit 14 Pfd. [d.h. 7 fl.] [WipfZgrIV]
6. Juli Noch eine Kuh gefallen und entschädigt mit 14 pfund. [GCh64, S.2]
6. Juli: Noch eine Kuh gefallen, entschädigt mit 14 Pfund. [Zoll72]
6. Juli Noch eine Kuh gefallen, entschädigt mit 14 Pfund. [Bra25]
Zollingers Fazit
Im gedruckten Werk Zoll72 fehlt, abgesehen von der Behauptung, es habe sich um die Maul&Klauen-Seuche (MKS) gehandelt, jede Interpretation der Ereignisse. In der als Typoskript der Zentralbibliothek Zürich eingelieferten und dort für 25 Jahre unter Verschluss gehaltenen Jahreschronik GCh64 hingegen zieht Zollinger dieses Fazit:
«Auffallend ist wohl an diesem Bericht, dass sich fast ausschliesslich der Pfarrer dieser Seuche annehmen musste; offenbar zeigte sich die polit. Behörde dieser gegenüber ziemlich teilnahmslos, was ja auch die lange Dauer von gut 3/4 Jahr erklären mag. Auch dass ein Vieharzt aus dem Schwarzwald herzugezogen werden musste, mutet eigentümlich an, ebenso dass dann "ein hiesiger" innert 14 Tagen die "Wissenschaft" nun "besitzt"!»
Renitenz selbst hoher lokaler Amtsträger
Den eigentlich interessanten Eklat lässt Zollinger – wie oben schon erwähnt – völlig unter den Tisch fallen. Er besteht in der Widersetzlichkeit des Dorfweibels, der offenbar vor dem Sanitätsrat antreten musste und danach sogar noch derjenigen des Weiacher Untervogt Bersinger. Erwähnung finden in Zollingers für die Bücherregale der Weiacherinnen und Weiacher bestimmtem Werk lediglich die zwei Stillständer, die den Schwarzwälder Viehdoktor nicht in ihren Stall lassen wollten.
Sofern es sich bei diesen Stillständern nicht um den Dorfweibel und/oder den Untervogt (also um Personalunion) gehandelt hat, wären dies somit vier Fälle, in denen Angehörige der Dorfaristokratie sich mehr oder weniger offen anschickten, gegen die Auffassungen und Anordnungen von Pfarrer, Sanitätsrat und Gemeindeversammlung zu verstossen! Interessant wäre zu erfahren, was ihre Beweggründe waren. Lediglich mangelndes Vertrauen in Dörflinger oder begründete eigene Auffassungen?
Wie dieser Machtkampf genau ausgesehen hat und wie er ausgegangen ist, sowie weitere Details dieses Seuchenzuges sind allenfalls noch dem Original Pfr. Eschers (Stillstandaktenbuch) bzw. dem Protokoll des Sanitätsrates, Bd. 6, 1751-1760, Signatur: StAZH B III 240, zu entnehmen.
Wenn nicht MKS, was war es dann?
Weiter oben habe ich angedeutet, dass Wirth 1826 und Meyer 1862 bereits eine andere Deutung dieser Krankheit publiziert haben.
Wirth bezeichnete sie noch als «Lungensucht», was aber der Name für eine Tuberkulose wäre. Vgl. Wirth, C.: Geschichte der Seuchen der Hausthiere, welche im achtzehnten Jahrhunderte und bis auf die neueste Zeit im Canton Zürich geherrscht haben. In: Archiv für Thierheilkunde, Bd. 3 (1826) Heft 3, S. 274-275.
Laut Meyer handelte es sich jedoch um die «Lungenseuche des Rindviehs, Pleuro-Pneumonia exsudatoria contagiosa». Vgl. Meyer, J.: Zur Geschichte der Lungenseuche im Kanton Zürich. In: Archiv für Thierheilkunde Bd. 23 (1862), S. 172.
Die Infektiöse Pleuropneumonie der Rinder (CBPP) ist eine hochansteckende bakterielle Krankheit, die in der Schweiz seit 1895 ausgerottet ist und in Südeuropa sporadisch auftritt, bei Rindvieh und Wasserbüffel insbesondere in Sub-Sahara-Afrika jedoch noch endemisch ist und immer wieder ausbricht, vgl. das FAO Animal Health Manual N° 13.
Quellen und Literatur
- Original Escher: Escher, H. et. al.: Protokoll Kirchenpflege Weiach. «Stillstandsaktenbuch» 1754-1837. Signatur: ERKGA Weiach IV.B.6.1.
- Blaues Büechli 1972: Zollinger, W.: Weiach 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. 1. Aufl. 1972; 2. Aufl. 1984. https://weiachergeschichten.ch/zollinger-home
- Ortsmonografie 2018-2025: Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Überarbeitete bzw. erweiterte Auflagen von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». 3. Aufl. 2003; 4. Aufl. 2004-2016; 5. Aufl. 2017; 6. Aufl. 2018-2025. https://weiachergeschichten.ch/GeschUnterlaenderDorfes
- WPZ24: Weiacher Pfarrerzählung (WPZ). Kombinierte Liste nach allen Quellen (Ab 1520, d.h. inklusive Kaplane nach katholischem Ritus vor der Reformation). Stand am 7. Dezember 2024.
[Veröffentlicht am 13. Juli 2025 um 05:31 MESZ]
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