Weil Weiach damals noch ein Bauerndorf war (und noch nicht - wie heute - so tat, wie wenn), hatte diese meldepflichtige Tierseuche grosse Auswirkungen auf das Leben im Zürcher Unterland. Dies kann man gleich drei Abschnitten in der Jahreschronik 1965 von Walter Zollinger entnehmen.
Im Abschnitt «Landwirtschaft» wird berichtet, wie sich die Angelegenheit entwickelte und was die Veterinäre anordneten:
«Eine unangenehme Ueberraschung für unsere Bauern war es, als man mitte Dezember den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche, die sich bisher meist auf die Westschweiz und das Bernbiet beschränkt hatte, nun in Otelfingen, Regensberg und Niederweningen, also Dörfern unsres Bezirkes selbst, feststellte. Sofort wurden die üblichen Abwehrmassnahmen seitens des kantonalen Veterinäramtes, wie der örtlichen Gesundheitskommission erlassen (siehe Anhang). Im Dorf selber wurden sofort vor allen Bauernhäusern und öffentlichen Gebäuden sog. "Seuchenteppiche" mit getränktem Sägemehl gelegt und am 18.12. sämtliches Klauenvieh geimpft. Aber die heimliche Angst schwebte trotzdem über allen Bauernhöfen. Und dies grad auf die kommenden Weihnachts-Feiertage hin!» (G-Ch Weiach 1965, S. 11)
Die Abschnitte «Schulwesen» und «Dorfmusik» zeigen die Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben auf - weit über die eigentlichen Landwirtschaftsbetriebe hinaus:
«Der heurige Schulsylvester, wie übrigens auch der "richtige" Sylvester, verliefen äusserst ruhig, weil der Seuchenmassnahmen wegen das Herumziehen im Dorf behördlich untersagt war. Es ging auch so; im Schulzimmer durfte ja ungezwungen gefeiert werden.» (G-Ch Weiach 1965, S. 15)
«An der kirchl. Sylvesterfeier allerdings konnte unser Korps diesmal nicht, wie sonst üblich, mithelfen; es hatte lange vorher seine Proben einstellen müssen, weil Herr Wyss, der Dirigent von Bassersdorf, wegen ausgebrochener Maul- und Klauenseuche (nicht bei sich selber!!), aber im Stalle eines Angehörigen, bei dem er wohnt, "Hausarrest" bekommen hatte. Pech sowas!» (G-Ch Weiach 1965, S. 18)
Da die Landwirtschaftsbetriebe zur damaligen Zeit noch viel häufiger mitten in den Siedlungen standen und daher viel engerer Kontakt zwischen den mit der Tierbetreuung befassten Personen und der restlichen Bevölkerung stattfand, waren auch die Auswirkungen gravierender.
Heute bekommt die Bevölkerung ausserhalb des «cordon sanitaire» um einen Landwirtschaftsbetrieb herum (allenfalls immer noch Hausarrest für den Landwirt und seine Familie!) sowie bezüglich der Massnahmen für das mit der Seuchenbekämpfung befasste veterinärmedizinische Personal nicht mehr viel davon mit.
Für ein genaueres Bild, was heute bei einem massiven Auftreten einer Tierseuche wie der Maul- und Klauenseuche passieren würde, wird auf das im Rahmen der «Nationalen Gefährdungsanalyse» (http://www.risk-ch.ch) erarbeitete «Gefährdungsdossier Tierseuche» verwiesen (Bundesamt für Bevölkerungsschutz, 30. Juni 2015).
Quelle
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1965 – S. 11, 15 u. 18. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1965].
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