Freitag, 13. Dezember 2024

Copulatum Anno 1774. Weiacher Hochzeitspaare vor 250 Jahren.

Für das Jahr 1774 findet man zehn Einträge zu Hochzeiten im Weiacher Tauf- und Ehe-Register (StAZH E III 136.2). Die letzte eingetragen unter dem heutigen Datum, dem 13. Dezember, vgl. ganz unten. Vier weitere Einträge mit Weiacher Bezug (einer oder beide Ehepartner aus Weiach) finden sich über die Ehedatenbank des Staatsarchivs in den Büchern zweier Stadtkirchen, des Grossmünsters (3x) bzw. St. Peter (1x).

4. Januar – Baumgartner, Rudolf, Weiach, mit Bombeli, Anna Barbara, Weiach (StAZH E III 136.2, EDB 141).

18. Januar – Rüdlinger, Felix, Weiach, mit Baltisser, Regula, Weiach (StAZH E III 136.2, EDB 142).

Bei diesem beiden Hochzeiten musste Pfr. Johann Heinrich Wiser nichts weiter vermerken, denn da handelte es sich ja um Personen aus der von ihm seit fünf Jahren betreuten Kirchgemeinde. Mitte Februar lag der Fall ganz anders:

15. Februar – Egli, Jakob, Weiach, mit Eggli, Anna, Dachsen (StAZH E III 136.2, EDB 143). 

Der Bräutigam wird als Meister (Mr.) und «Proselytus» bezeichnet. προσήλυτος prosḗlytos, d.h. Hinzugekommener, bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Egli zum reformierten Glauben konvertiert war. Er war wohl ein zugewanderter, ursprünglich römisch-katholischer Handwerksmeister war, vielleicht aus dem Süddeutschen.

Bei der Braut steht im Original laut EDB: «Egli». Das zweite g wurde durch den Genealogen eingefügt, der den Datensatz erfasst hat. Und zwar aufgrund des Umstandes, dass Eggli ein in Dachsen (südlich des Rheinfalls) altverbürgerter Familienname ist.

8. März – Herzog, Rudolf, Weiach, mit Albrecht, Barbara, Stadel (StAZH E III 136.2, EDB 144). 

Hier ist ein einheimischer Gewerbetreibender in den Stand der Ehe getreten: Er wird als «Bek» bezeichnet. Neben dem Namen der Braut notierte der Pfarrer: «Nata 1717 den [Lücke] Aug.». Sie war also schon in ihren Fünfzigern. Es ist anzunehmen, dass auch der Bräutigam schon älter war, denn allzu grosse Altersdifferenz war nur bei der Kombination «Älterer Mann mit junger Frau» wohlgelitten, nicht aber umgekehrt.

18. April – Pfister, Johannes, Bachs, mit Baumgartner, Elisabeth, Weiach (StAZH TAI 1.708; ERKGA St. Peter IV B 39, EDB 10081).

Diese Vermählung ist lediglich im Kirchenbuch der Stadtzürcher Kirche St. Peter (die mit dem riesigen Zifferblatt) zu finden, nicht aber im Bachser oder Weiacher Kirchenbuch. An diesem 18. April 1774, einem Montag, wurden in St. Peter übrigens laut den Einträgen nicht weniger als sieben Paare aus dem ganzen Züribiet in den Stand der Ehe gegeben! Es ist anzunehmen, dass all diese Paare ihre Gründe hatten, sich nicht in der heimischen Kirche das Ja-Wort zu geben. Und sei es, dass die Hochzeitskirche vom Ehegericht bestimmt wurde.

5. Mai – Baumgartner, Hans Heinrich, Weiach, mit Meierhofer, Elisabeth, Weiach (StAZH TAI 1.741 (Teil 1); StadtAZH VIII.C. 7., EDB 2467)   

10. Mai  Baumgartner, Hans Heinrich, Weiach, mit Meier, Elisabeth, Weiach (StAZH E III 136.2, EDB 145); vgl. WeiachBlog Nr. 2097, 10. Mai 2024.

Bei diesen beiden Einträgen handelt es mutmasslich um dasselbe Ehepaar. Welcher Pfarrer sich beim Namen der Braut trumpiert hat, das wäre noch zu eruieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler dem Pfarrer im Stadtzürcher Grossmünster unterlaufen ist, wäre höher, da die beiden für ihn ja Fremde waren. Beim Bräutigam steht im Grossmünster-Eintrag der Vermerk «Cop. f. h. 6.», was wohl «Copulatum fuit hora sexta» bedeutet, also eine schlichte Zeremonie am frühen Morgen zwischen 6 und 7 ohne Gottesdienst. Fünf Tage später notierte auch der Weiacher Pfarrer die eheliche Verbindung in sein eigenes Kirchenbuch.

7. Juli  Baumgartner, Felix, Weiach, mit Schneider, Anna, Rorbas (StAZH E III 136.2, EDB 146).

Hier hat der Weiacher Pfarrer notiert, der Bräutigam sei ein «viduus», also verwitwet. Bei der Braut, die ja nun in seine Gemeinde zog, vermerkte Pfr. Wiser (wie schon bei Barbara Albrecht aus Stadel) das Geburtsdatum: «nata 1739, 15. 8bris» (15. Oktober). Anna war zu diesem Zeitpunkt somit 34 Jahre alt.

26. Juli – Bersinger, Matthias, Weiach, mit Engelhard, Verena, Neerach (StAZH E III 136.2, EDB 147).

Der Juli 1774 war in Sachen Heiraten in Weiacher Kirche offensichtlich der Monat der Witwer. Auch bei diesem Bräutigam steht der laut Datenbank der Zusatzvermerk «viduus». Bei Verena das Geburtsdatum: «nata 1729, 13. 9bris» (13. November); ergo 44-jährig.

13. September – Trüllinger, Abraham, Weiach, mit Meierhofer, Maria, Weiach (StAZH E III 136.2, EDB 148)

Keine Bemerkungen des Weiacher Pfarrers nötig, da (wie im Januar) eine rein gemeindeinterne Angelegenheit und regulär in der eigenen Kirche abgewickelt.

10. Oktober  Hauser, Heinrich, Stadel, mit Bersinger, Verena, Weiach (StAZH TAI 1.741 (Teil 1); StadtAZH VIII.C. 7., EDB 2586 sowie E III 114.2, EDB 369).

Schon die zweite Ehe mit Weiacher Beteiligung, die in diesem Jahr im Grossmünster geschlossen wurde. Zusatzvermerk: «Cop. f. h. 7.», also ebenfalls frühmorgens ohne Zeremoniell. Auch dieser 10. Oktober war übrigens ein Montag. Im Band VIII.C.7 des Grossmünsters wird der Name der Frau als «Bertschinger» verschrieben. Und im Stadler Ehebuch fehlt die Angabe, dass die Braut aus Weiach stammt.

24. Oktober  Baumgartner, Heinrich, Weiach, mit Weidmann, Anna, Mulflen (Bachs) (StAZH TAI 1.741 (Teil 1); StadtAZH VIII.C. 7., EDB 2594) und 26. Oktober: (StAZH E III 136.2, EDB 149)

Exakt zwei Wochen später, montags, wieder mit Vermerk «Cop. f. h. 7.», erfolgt im (oder beim?) Grossmünster die dritte Trauung dieses Jahres mit Weiacher Beteiligung. Bei der Braut ist das Geburtsdatum («nata 1738, 6. Mz.») notiert, sowie der Umstand, dass sie «gravida», d.h. schwanger war.

13. Dezember – Willi, Heinrich, Weiach, mit Heller, Verena, Wil (StAZH E III 136.2, EDB 150).

Als letzte Trauung des Jahres 1774 liess sich ein Weiacher Amtsträger, der Weibel Heinrich Willi, mit einer sehr jungen Frau aus dem Rafzerfeld trauen. Bei ihr vermerkte unser Pfarrer nicht das Geburts-, sondern das Taufdatum: «[bapt.] 1755, 28. Junii».

[Veröffentlicht am 16. September 2025 um 04:37 MESZ]

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