Im Strassenverzeichnis der Gemeinde Weiach, Stand 2. Juni 2009, ist der «Schulweg» als kommunale Strasse mit der Nummer 550 aufgeführt. Offiziell führt er von der Stadlerstrasse (Höhe Einmündung Oberdorfstrasse) in einer Länge von etwa 140 Metern südwestwärts – am Lindenweg vorbei – bis zu der Stelle, wo er am Kreuzungspunkt auf die Herzogengasse, den Gartenweg und den Leiacherweg trifft.
Nur die ersten 50 m dürfen befahren werden, für den Rest gilt ein Fahrverbot für Motorwagen,
Motorräder und Motorfahrräder (SSV Anhang 2, Ziff. 2.14). Auf beiden Seiten versperrt ein Pfosten die Durchfahrt. Dieses Stück bildet den Ostteil der Parzelle 231 (Westteil = Herzogengasse):
Ein ganzer Zoo an öffentlichen Bauten
Am beschriebenen Weg liegen – alle auf der Parzelle 1432 – die folgenden kommunalen Gebäude:
- Schulweg 2 (das Alte Schulhaus von 1836)
- Schulweg 2a (Dritte Etappe; anthrazitfarbene Container von 2024)
- Schulweg 4 (das Mehrzweckgebäude von 1976, oberer Eingang; Gemeindesaal, Heizzentrale und Feuerwehrlokal tragen die Adresse Stadlerstrasse 10)
- Schulweg 6 (das bordeauxrote Schulhaus von 1976)
Ein nur inoffizielles Stück des Schulwegs zweigt nach rund 30 m von der Herzogengasse nach Osten ab. Diese Sackgasse zwischen Tartanbahn und der Böschung, auf dem seit 2014 der Kindergarten steht, trägt keine Bezeichnung. Über diese Stichstrasse sind erreichbar:
- Schulweg 8 (ehemals «Kellerhäuschen» am Schulweg selber; heute Kindergarten Farbtupf)
- Schulweg 10 (Weisse Schul-Container, 1. Etappe)
- Schulweg 12 (Weisse Schul-Container, 2. Etappe; Zugang auf Seite Stadlerstrasse 10)
Schulstrasse oder Schulweg?
Am 7. April 1992 erliess der Gemeinderat eine «Verordnung über die Strassenbezeichnung und die Hausnumerierung sowie das Aufstellen amtlicher
Signale». Eine Sonderkommission überarbeitete daraufhin das Strassenverzeichnis. Etablierte Namen wurden überprüft und bisher noch namenlose Strassen und Wege neu benannt.
In den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach vom Juli 1992, S. 4, wurde der Schulweg noch als «Schulstrasse» bezeichnet. Durch wen, wann und weshalb daraus dann ein Weg gemacht wurde, ist dem Verfasser dieser Zeilen noch nicht bekannt.
Als der Weg zur Strasse wurde
Seit einigen Monaten ist hingegen die Frage geklärt, wann diese auf der Siegfriedkarte 1:25'000 von 1930 noch als Fussweg eingezeichnete Verbindung zur fahrbaren Strasse ausgebaut wurde. Die Schuld daran trägt der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit dem Polenfeldzug am 1. September 1939.
Ausschnitt aus: Topographischer Atlas, Bl. 26 (Siegfriedkarte, 1930)
Bereits einige Tage zuvor hatte der Bundesrat die Grenztruppen mobilisiert, die mit der Sperrung der Strassenachsen begannen und sich dann an den Bau und Ausbau von Geländeverstärkungen und Bunkern machten.
Da die Zugänge zur Chälen, zum Büel und über die Stadlerstrasse nach Süden nun mit Panzerhindernissen verbarrikadiert waren, stellte dies nicht nur die Weiacher Landwirte, sondern auch die Truppe vor gewisse logistische Probleme.
Kompanie III/269 beim Strassenbau
Einen konkreten Befehl von höherer Ebene konnte der Verfasser zwar noch nicht ausfindig machen, jedoch einen Eintrag im Kommandanten-Tagebuch der Gz. Füs. Kp. III/269. Diese Einheit hatte ihren ersten Aktivdiensttag am 29. August und notierte unter dem Durchschlag des Tagesbefehls No. 27 vom Sonntag, 24. September 1939 u.a.: «Straßenbaute vom Schulhaus gegen Sägerei Bösinger begonnen zur Verkehrsumleitung.»
Verlängert man den Schulweg imaginär Richtung Südwesten, dann trifft man auf die Alte Sagi (Bachserstrasse 20), die damals von der Familie Bösiger betrieben wurde. Das -n- hat der Tagebuchführer hinzuerfunden. Ähnlich wie er auch aus dem Weiacher Pfarrer Kilchsperger einen «Kilchsberger» gemacht hat (vgl. den Eintrag gleich oberhalb):
Ob die Arbeiten an der neuen Fahrverbindung zwischen dem Schulhaus und der Liegenschaft Herzogengasse 10 nach fünf Tagen bereits beendet waren, wird im Tagebuch III/269 nicht berichtet.
Unter dem Tagesbefehl No. 31 vom Donnerstag, 28.9.39 findet man lediglich den handschriftlichen Eintrag: «Zug Wehrli arbeitet noch in die Vollmondnacht hinein um die Festung Weiach in Form verlassen zu können.»
Quellen
- Topographischer Atlas der Schweiz (TA), Bl. 26; Siegfriedkarte 1930 1:25'000
- Tagebücher der Gz Füs Kp III/269, Bd 1, 1939. Signatur: BAR-CH E5790#1000/948#1873*
- ARV Kt. ZH, Plan der Amtlichen Vermessung. https://maps.zh.ch




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