Dasjenige der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich hat der WeiachBlogger dieses Jahr gespannt erwartet. Denn angekündigt war, dass aus Anlass des 175-jährigen Bestehens der Gesellschaft ein Buch mit einem architektonischen Beispiel aus jeder Gemeinde des Kantons herausgegeben werde.
So pilgerte der Blogger am 2. Januar kurz nach 10 Uhr in die Zentralbibliothek am Zähringerplatz und erstand gegen Bareinzahlung seines Mitgliederbeitrags einen dicken, in blau gehaltenen Band. Ohne grosszügige Druckkostenzuschüsse wäre die Produktion nicht möglich gewesen, das steht fest.
Lagerhalle, 1969-1999
Schon der Titel «Vom Grabhügel zur Ökosiedlung» zeigt, welche Spanne von Bauwerken zu einer Besprechung gekommen ist.
Für Weiach ist es nicht etwa die 300-jährige Pfarrkirche im Bühl, auch nicht eines der alten Bauernhäuser. Nein, ausgewählt wurde ein Bau, der für Weiach aus heutiger Stadtzürcher Sicht typisch ist: eine Lagerhalle auf dem Areal der Weiacher Kies AG im Hard.
Genau genommen gibt es die imposante 30 Meter hohe Halle gar nicht mehr. Sie wurde nach 30 Jahren Ende Dezember 1999 buchstäblich vom Winde verweht. Eine besonders wuchtige Böe des Sturms «Lothar» riss das Dach (80 m lang, 40 m breit) aus allen Verankerungen und warf es kopfüber in den östlich angrenzenden Wald.
Deshalb kam die Eigentümerin unverhofft zu einer neuen Halle, die an derselben Stelle errichtet wurde und neu auch Teile der Verpackungsanlage beherbergt.
«Albert Meiershofer»?
Der Artikel über die Lagerhalle zu Weiach wurde von Sebastian Brändli, einem der Herausgeber der «Zürcher Bau-Geschichten», verfasst. Der promovierte Historiker ist im Berufsleben «Amtschef des Hochschulamts des Kantons Zürich» und im Ehrenamt der gegenwärtige Präsident der Antiquarischen Gesellschaft.
Sein Beitrag entstand nicht im luftleeren Raum. Über die besagte Lagerhalle gibt es schon mindestens zwei Vorläuferpublikationen, die Brändli inspiriert haben dürften - beide erschienen im Werk Verlag (vgl. Quellen und Literatur). Weiter hat er einen Zeitungsbericht des Zürcher Unterländers über das spektakuläre Ende der Halle als Opfer Lothars verwendet und zitiert.
Auch die älteste im Druck weit verbreitete Monografie Walter Zollingers zur Geschichte von Weiach (erschienen 1972) hat in Brändlis Beitrag ihren Niederschlag gefunden: Mit Zollingers Trauer über den durch den Kiesabbau noch beschleunigten Rückgang der Landwirtschaft.
Alles in allem ist der Beitrag durchaus gelungen, sowohl was die Themenwahl wie auch die Darstellung anbelangt. Etwas getrübt wird das Bild durch die falsche Schreibung des Namens von Albert Meierhofer-Nauer, des Hauptpromotoren unseres Kieswerks.
Den Familiennamen «Meiershofer» gibt es schlicht nicht. Überlegte Brändli da gerade an «Meyers Lexikon» herum? Dort ist Weiach genauso wenig mit einem eigenen Eintrag vertreten, wie es je ein «s» in einem der häufigsten Familiennamen des Dorfes gegeben hat.
Quellen und Literatur
- Offene Lagerhalle für Feinsand in Weiach ZH. Konstruktion Häring und Co. AG, Pratteln. In: Werk 58:10 (1971: Okt) - S. 656-657.
- 540 Offene Lagerhalle für Feinsand der Weiacher Kies AG 1969, Weiach.
Häring&Co., Pratteln. In: Schweizer Architekturführer 1920-1990. Band 1 - Nordost- und Zentralschweiz - S. 133. Werk Verlag; Zürich 1992 [ZBZ LS 70 DUR 530:1]. - Brändli, S.: Lagerhalle (Weiach, 1969). In: Vom Grabhügel zur Ökosiedlung. Zürcher Bau-Geschichten. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 74 (171. Neujahrsblatt) - S. 330-331.
1 Kommentar:
Auch die beiden Regionalzeitungen des Unterlands haben das neue Buch der Antiquarischen Gesellschaft nicht verpasst.
Für die Rezension haben sie sich allerdings wesentlich mehr Zeit gelassen als WeiachBlog:
Spaltenstein, A.: In Stein gefasste Zürcher Geschichte. In: Neues Bülacher Tagblatt, 27. Januar 2007
Zürcher, P.: Gebäude als ein Spiegel der Gesellschaft. Unterland - Das Jubiläumsbuch der Antiquarischen Gesellschaft Zürich enthält Baugeschichten vom Altertum bis in die Moderne. In: Zürcher Unterländer, 15. Februar 2007 - S. 3.
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