«Zu der Herrschaft und Obervogtey Kaiserstuhl gehöret auch mit denen niederen Gerichten das Dorf Weyach, eine viertel Stund von der Stadt in einer schönen Ebne, und der zürichischen Hoheit des neuen Amts gelegen, welches gänzlichen der reformirten Religion ist.»
Das Unbehagen, das aus diesen Worten spricht, ist verständlich, denn mit der Ausübung der seit 1295 im Besitz des Fürstbischofs stehenden niederen Gerichtsbarkeit war es bei dieser zürcherischen Grenzgemeinde so eine Sache.
Die reformierten Weyacher und ihre Gnädigen Herren zu Zürich taten nämlich alles, um die bischöflichen Rechte immer wieder von Neuem in Frage zu stellen. Nicht grundsätzlich zwar und auch nicht aktiv, dafür umso eher indem man da und dort mehr als nur ein Auge zudrückte. Viel mehr als das Verfassen von Protestnoten blieb der fürstbischöflichen Verwaltung in Meersburg am Bodensee nicht übrig.
Memorabilia vs. Enchiridion
Interessant ist es deshalb zu lesen, wie Weyach in den «Memorabilia Tigurina», dem ausschliesslich Stadt und Landschaft Zürich gewidmeten Lexikon aus dem 18. Jahrhundert beschrieben wird:
«Ein Dorff und Pfarr in der Ober-Vogtey Neu-Amt, eine viertel Stund ob Kayserstuhl gelegen. Darvon die Collatur der Stadt Zürich gehört. Erster Pfarrer daselbst ware, Nicolaus Ländern, An. 1540. Dermahlen, Rudolff Wolff, An. 1707. Conf. Tit. Kirchen-Gebäu, ad. An. 1707»
Kurz und knapp ist er, dieser Eintrag, der übrigens erst in der 3. Auflage von 1742 erstmals erscheint (in der ersten Auflage von 1704 und der zweiten von 1711 sucht man einen Eintrag zu Weyach vergebens).
Wichtig war offensichtlich, dass die Pfarreinsatzrechte an diesem Eckpunkt des zürcherischen Herrschaftsgebiets dem Rat der Stadt Zürich gehörten - kein Wunder, denn einen eigenen Weiacher Pfarrer gab es erst seit 1540 (d.h. nach der Reformation). Die selbstständige Pfarrei Weiach war sogar erst 1591 gegründet worden.
Ein Stachel im Fleisch der Verwaltung des Fürstbistums.
Quelle
- Weyach im 18. Jahrhundert – alte Lexika erzählen (Teil 2). Weiacher Geschichte(n) 6. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Mai 2000 – S. 43.
[Veröffentlicht am 15.2.2007]
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